1000 Meter pauschal: NRW kippt die Abstandsregeln für Windkraft
Die Abstandsregelungen für Windkraftanlagen zu Wohngebieten sind seit vielen Jahren ein Streitthema. Jetzt kommt aus Sicht der Befürworter der Stromerzeugung aus Wind Bewegung in die Sache: In Nordrhein-Westfalen soll die 1000-Meter-Regel in dieser Woche fallen.
Bisher gilt: Beim Bau von Windkraftanlagen muss mindestens eine Entfernung von tausend Metern zum nächsten Wohnhaus eingehalten werden. Das verhindert insbesondere in Regionen mit starker Zersiedelung des ländlichen Raums - also wenn ein engmaschiges Netz an kleineren Dörfern, Siedlungen und Hofstellen besteht - den Ausbau der Windkraftnutzung spürbar.
In Nordrhein-Westfalen haben nun allerdings die Regierungsfraktionen von CDU und Grünen eine Änderung des Baugesetzes in den Landtag eingebracht, mit der die pauschale 1000-Meter-Regel abgeschafft wird. Am Donnerstag soll final über die Novellierung abgestimmt werden und es gilt als sicher, dass die Vorlage die parlamentarische Mehrheit bekommt, berichtet Der Spiegel. Das soll es dann deutlich leichter machen, Standorte für die mindestens 1000 neuen Windkraftanlagen zu finden, die in dem Bundesland bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode entstehen sollen.
Pauschale Abstandsregelungen wurden in der Vergangenheit meist mit Argumenten durchgesetzt, die wissenschaftlichen Prüfungen nicht standhalten konnten. Ein Beispiel hierfür ist der Mythos von den Gefahren des Infraschalls, der von solchen Anlagen ausgehen soll. Dieser stützt sich teils noch immer auf amtliche Publikationen, in denen nachweislich gravierende Rechenfehler enthalten waren, die inzwischen längst korrigiert wurden.
Weiterhin sichere Abstände
Gegen die Abschaffung der pauschalen Abstandsregeln wird nun immer wieder Panikmache betrieben, wonach dann damit zu rechnen sei, dass plötzlich Windkraftanlagen direkt neben ein Wohnhaus gestellt würden. Auch dies ist schlicht falsch. Denn auch so bleibt es dabei, dass sichere Abstände einzuhalten sind. Wie groß diese ausfallen müssen, regelt allerdings das Bundes-Immissionsschutzgesetz, bei dem von den realen Lärmentwicklungen ausgegangen wird.
Mit der Gesetzesänderung und den Planungen für einen beschleunigten Windkraftausbau reagiert das Land Nordrhein-Westfalen auch auf die Tatsache, dass die Verfügbarkeit preiswerter Energie aus regenerativen Quellen einen wichtigen wirtschaftlichen Standortvorteil darstellt. Insbesondere die großen Industrieregionen des Bundeslandes haben einen steigenden Bedarf an einer entsprechenden Energieversorgung.
Zusammenfassung
- In Nordrhein-Westfalen soll 1000-Meter-Regel abgeschafft werden
- Regierungsfraktionen von CDU und Grünen brachten Änderung ein
- Einfachere Standortsuche für neue Windkraftanlagen
- Mythos von Infraschallgefahren durch Windkraftanlagen widerlegt
- Sicherheitsabstände weiterhin durch Bundes-Immissionsschutzgesetz geregelt
Naja Fakt ist, dass unsere Regierung in den letzten Jahren jede Art von günstiger Stromerzeugung aus dem Verkehr gezogen hat. Das heißt: Preise steigen, Netze werden instabiler, Speicher sind schwer zu überblicken und ihr Füllstand extrem ahängig von äußeren Einflüssen wie Sonne, Wind und Co.
Günstiger wird Strom erst wieder, wenn sich regenerative Energiequellen so weit wie möglich ausbreiten und die Fertigungsprozesse durch die Masse schlanker und günstiger werden.
Ich bin ein großer Fan von regenerativen Energien, aber man muss dennoch darauf achten, dass die Bevölkerung nicht beeinträchtigt wird. Platz gibt es doch genug und ich finde auch nicht, dass die Aufwertung der Optik durch moderne Anlagen wirklich verschandelt wird. Schließlich verschandeln wir ja dann offenbar auch jeden anderen Landstrich mit unseren Häusern, Hotels, usw.
Die wichtigsten Faktoren für mich sind: Lärmbelästigung, Sichtbeeinträchtigung (durch Schattenwurf). Hier braucht es einfach Feingefühl. Und nicht zu wenig.
Der größte Nachteil der erneuerbaren ist eine deutlich schlechter zu kalkulierende Netzlast. Wann speisen Wind, Wasser und Sonne ein, wo wird die Energie gebraucht und wie kann sie dort möglichst schnell zur Verfügung gestellt werden. Was ist, wenn alle erneuerbaren auf Hochtouren laufen? Halten die Netze das aus? Und was ist, wenn eines Tages wirklich 80% der Menschen und Unternehmen auf elektrifizierte Fortbewegung setzen?
Herr A läd sein Fahrad auf und Herr B sein Elektrofahrzeug, die Öfffentlichen Verkehrsbetriebe nachts gleich ihre ganze Busflotte und das Logistik-Unternehmen die gesamte Lieferwagenflotte.
Erinnert mich ein wenig an ALF, wo durch die gleichzeitge Verwendung von Föhnen der Planet explodierte. Naja, so weit wird es nicht kommen. Aber man muss eben Wege finden, die Einspeisigung und Abgabe an Verbraucher effizient zu timen.
Viele Energieversorger denken schon heute, dass die Energieversorgung in wenigen Jahren dezentral wird. Also jeder seinen Strom erzeugt und den Überschuss in die Netze einspeist. Eine große Herausforderung für Energie-Unternehmen, denn dann kommt es nicht mehr darauf an, Energie zu erzeugen, sondern neue Geschäftsfelder zu erschließen: Netze, Speicher, Energiedienstleistungen, Effizienz-Produkte, etc.
Das Problem ist doch im Grunde genommen immer dasselbe: Die Abwägung zwischen dem allgemeinen und dem individuellen Interesse, sprich: des Privathaushaltes, der dann - aus Sicht des Einzelnen zwar nachvollziehbar, aber eben nicht selten wenig bis gar nicht zielführend - quer schießt.
Windenergie? Feine und saubere Sache, klingt nach Zukunft, bin ich dafür - nur eben nicht vor meiner Haustür. Photovoltaik? Prima, gibt es nichts gegen einzuwenden. Außer gegen die Blendwirkung, wenn sie vor meinem Garten errichtet wird. Und eventuelle Überlaufbecken erst! Der Ortsbahnhof wird wieder in Betrieb genommen, sogar mit neuem Bahnsteig? Super, Zugfahren ist besser für die Umwelt, und wir waren jetzt ja auch jahrzehntelang vom Schienennetz getrennt. Aber nachts die Beleuchtung, und das Quietschen der Bremsen...
Diese Liste ließe sich schier endlos fortsetzen. Aber im Grunde des Herzens besteht natürlich der Konsens: Wider den Klimawandel! Aber es dürfen gerne erst einmal andere damit beginnen.
Gegen die Windkraft ist natürlich nicht viel zu sagen, außer dass es eben die Landschaft verschandelt, was aber in Zeiten wie diesen zweitrangig sein muss. Ist ja nicht hässlicher, als wenn alles mit Einkaufszentren und Firmenkontainern zubetoniert wird. Allerdings kann man durch ein zu nahe aufgestelltes Windrad schon in den Wahnsinn getrieben werden, speziell wenn sich die Rotorblätter zwischen Terrasse und Sonnenuntergang fröhlich dahin bewegen und Schatten werfen.
Da gewöhnt man sich dran. Hier in Berlin kannst du auch nichts dergleichen genießen, ohne dass irgendwelche Touris oder Party People grundsätzlich dazwischen grätschen. Museumsbesuch am Wochenende? Vergiss es.
Es gibt hier eine Miniaturnachbildung eines Dreimasters, war damals ein Geschenk des britischen Königs zu Kaiserzeiten. Da passen vielleicht 10 Leute oder so drauf. Das Ding fährt zwischenzeitlich auf den hiesigen Seen herum, ist aber meist im geschlossenen Bootshaus.
Nach 12 Jahren (!) habe ich das Ding letztes Wochenende erstmalig schippern sehen, stelle mich an die einzige freie Sichtachse des Kladower Hafens - und dann fährt mir ein Party-Hausboot mit lauter Hertha-Dödeln auf Sauftour an Bord direkt vor die Optik! Dann doch lieber Windrad bei Sonnenuntergang.
Das ist ja oft das Problem, dass man am Lande denkt, man hätte einen Anspruch auf unverbaute Natur und absolute Ruhe. Lärm gibt's in der Stadt, aber bitte hier doch nicht. Wir müssen aber alle ein wenig von unseren Ansprüchen aufgeben, sonst funktioniert es nicht.
Ich habe vor einiger Zeit eine Doku über die "Schlagschatten" von solchen Windrädern gesehen, und von den Betroffenen haben sich die wenigsten daran gewöhnt. Hell - Dunkel - Hell - Dunkel und das über Stunden immer wenn die Sonne scheint. Um dem Wahnsinn zu entkommen haben etliche ihre Immobilie verkauft, und zwar weit unter dem Wert, den sie vor dem Windradbau hatten. Dazu eine Lärmbelästigung, die zwar durch die Emmissionschutzregelungen gedeckelt ist, aber eben auch nicht vorher war, und Wohn- und Geldwert einer Immobilie mindert. Da sind dann zusätzlich tote Vögel und Fledermäuse im Garten geradezu Peanuts. Ich denke, da wird es noch etliche Prozesse drum geben, und höhere Gerichte, so ab dem Landesverfassungsgericht könnten auch noch die ganze Gesetzesänderung kippen. Zwar ist das St. Floriansdenken durchaus verbreitet, aber dass umgekehrt wenige zugunsten der Allgemeinheit über Gebühr belastet werden, und ihre Immobilien dadurch deutlich an Wert verlieren, finde ich auch nicht richtig. Und sollten Gerichte zugunsten solcher Betroffenen entscheiden, so hätte ich größtes Verständnis dafür, denn in einem Rechtsstaat haben Individuen eben nicht nur Pflichten gegenüber Staat und Allgemeinheit, sondern auch Rechte, und wenn die so geschützt würden, wäre ja kaum etwas dagegen einzuwenden.
Die Ablehnung schlägt ins Gegenteil um, wenn (betroffene) Anwohner am Windpark lukrativ beteiligt sind. Urplötzlich gibt es dann keinerlei Beeinträchtigungen durch Schattenwurf oder Infraschall.
Tote Vögel oder Fledermäuse konnte ich nie entdecken. Im Gegenteil: das vorgeschriebene, neu zu erstellende Klein-Biotop (u.a. vorgeschriebene Mindeststückzahl diverser Flora - zuvor Brachland) im direkten Umkreis der Windanlage erfreut(e) sich an zahlreichem Getier, welches davor dort nie zu sehen war.
Das, oder andere Formen der Entschädigung sind natürlich ein gangbarer Weg. Die Beeinträchtigung bleibt zwar, aber die Beteiligung macht sie erträglicher, und für den Wertverlust einer Immobilie wäre sie auch ein Ausgleich. Das mit den Vögeln und Fledermäusen war eine Übertreibung von mir. Selbst wenn sie in die Flügel eines Windrades geraten, dürften sie kaum mehrere hundert Meter weit geschleudert werden, die ja immer noch Abstand herrscht. Dass die Windräder allerdings generell zur Gefahr für bestimmte Vögel und Fledermäuse werden können, wird immer wieder diskutiert.
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/windenergie/index.html
In Deutschland standen zum Ende des Jahres 2022 insgesamt 28.443 Onshore-Windenergieanlagen.
Unter den Opfern von Windkraftanlagen befinden sich insgesamt überproportional häufig Greifvögel und Möwen. Als besonders problematisch erscheinen in Deutschland die seit Erhebungsbeginn 1989 hohen Fundzahlen von Seeadlern (13) und Rotmilanen (41).
Quelle: Nabu
0,0004570545 Seeadler pro Windrad, 0,0014414795 Rotmilane pro Windrad. Ja, überproportional sehr problematisch!
Bestandsangaben des Rotmilans für Deutschland über die vergangenen 15 Jahre, und damit dem maßgeblichen Zeitraum für den Ausbau der Windenergie, zeigen eine deutliche Zunahme der Zahl der Brutpaare um 40 % auf inzwischen 12'000 – 18'000.
Quelle: Nabu
Ein Rotmilan kann eine am Boden laufende Maus aus einer Höhe von drei Kilometern erkennen. Aber kein Windrad aus 100 Meter Abstand? Das kann ich sogar aus 10km Entfernung erkennen.
Es sind dramatische Zahlen: In der Beauford See in Alaska und im Nordwesten Kanadas sind die Eisbären seit Beginn des Jahrhunderts um rund 40 Prozent zurückgegangen. 2004 wurden noch 1.500 Eisbären gezählt. Zuletzt waren es nur noch 900, wie die Fachzeitschrift Ecological Applications berichtet
Quelle: WWF
Anhand solcher und ähnlicher Fakten ist der Nutzen von Windrädern für den Klima- und Naturschutz extrem fraglich. Kohlekraftwerke retten die Welt!
(Für alle Fälle: der letzte Absatz ist ironisch gemeint)
Wenn ich mir die Landkarte so ansehe, dann denke ich, ist es einfach nicht notwendig, Windräder so knapp an Behausungen zu bauen. Damit erübrigt sich auch der Rest.
Welche Landkarte hast Du angeguckt?
Viele Landstriche eignen sich nicht, um Windenergie wirtschaftlich herzustellen. Da fehlt es z.B. schlicht an Wind oder der nötigen Infrastruktur (Stromtrassen, nicht zu weit entfernt mit den nötigen freien Kapazitäten). Naturschutzgebiete, bebaute Flächen, Verkehrswege (die allein machen z.B. 5% der Fläche Deutschlands aus) oder physikalisch notwendige Abstände zwischen Windrädern (sogenannte "Verschattung") reduzieren mögliche Standorte enorm. Es ist sehr schwer, die nötigen 2% Fläche zu erhalten.
Wer dies nicht (an)erkennt, hat absolut keine Ahnung oder leugnet die Realität.
Aber nenne mir die Landkarte und Du kannst mich eventuell vom Gegenteil überzeugen.
Tut mit leid, dass du das so siehst. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und Wind haben wir in 100 Metern Höhe mehr als genug und dafür auch ausreichend Flachland.
dwd.de/DWD/klima/beratung/windkarten/D_0_80.jpg
Wo ein Wille ist, mag ein Weg sein. Aber nicht unbedingt auch (genügend) Wind (neben anderen höchst wichtigen Dingen).
Alles, was auf dieser Karte grün ist, ist für Windenergie wertlos. Und da gibt es viel grün!
Tut mir leid, aber Dein frommer Wunsch ändert nicht die Realität.
Und nein: in 100m Höhe ist leider nicht immer mehr als genug und schon gar nicht überall Wind, der sich wirtschaftlich nutzen lässt. Topographie (z.B. Tallage) und/oder Bewaldung haben auch starken Einfluss, neben vielen anderen Faktoren.
Ich war selbst an einem Windpark beteiligt - im mittleren Farbskala-Bereich. Es hat sich gerechnet. Reich geworden bin ich nicht und gehe nach wie vor 40 Stunden und mehr die Woche arbeiten.
Nicht jedes Jahr ist gleich gut (oder gleich schlecht). Das ist alles sehr volatil. 2 schlechte Jahre - und die Finanzierung gerät arg ins Wanken. Banken warten nicht auf Wind, sie warten auf Kohle. Aber das zeitlich sehr begrenzt.
Wenn es nur so einfach wäre, wie Du hier darstellst. Kindlich naive Fantasie hast Du. Immerhin. Keine Ahnung auch. Und davon jede Menge.
Das groesste Problem ist, dass globale Einigkeit und Zusammenarbeit fehlt. Das wird auch immer so bleiben.
Es koennte wirklich einfach sein.
Und irgendwann direkt auf dem Hausdach ;-)
Würde ich ja gut finden, wenn das irgendwann auch im Kleinen sehr effektiv funktioniert.
Das geht schon:
https://www.klein-windkraftanlagen.com/allgemein/private-windkraftanlage-fur-das-eigenheim-erfolgreich-umsetzen/
Ob es sich rechnet, ist eine andere Frage.
Die Dinger kenne ich natürlich. Aber die produzieren noch nicht so viel Strom und sind sehr laut. Diese Windtulpen sind da schon besser – aber leider viel zu teuer und zu schwer.
Wie wäre es mit einer Baseball-Cap mit Propeller und USB-C-Anschluss, die als Powerbank das Smartphone laden kann? Knaller, sollte ich patentieren lassen. 😁
Manchmal reicht auch ein Eisbeutel. Je nachdem was man damit erreichen will. :-)))