Warum Android 12 alles ist, was ich von einem Betriebssystem erwarte

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Was kann man von einem Handy-Betriebssystem erwarten? Die Antwort auf diese Frage ist sicher individuell, aber für mich sind es drei zentrale Dinge: Geschwindigkeit, Konsistenz und Zuverlässigkeit. Android hat diese Anforderungen lange Zeit nicht erfüllt. In einem ersten Test zu Android 12 erfahrt Ihr aber, warum sich das schlagartig geändert hat!

Zunächst muss ich Euch aber darüber aufklären, dass das hier kein wirklicher ausführlicher Testbericht zur Beta-Version von Android 12 ist. Das wäre nicht fair, da ich die neuen Funktionen des Betriebssystems nicht in einer instabilen Version bewerten möchte. Außerdem sind einige Funktionen, die Google während der Google I/O 2021 ankündigte, noch gar nicht in der Public-Beta enthalten. 

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Nicht die Möglichkeit zu haben, alle Funktionen zu nutzen, war einer der Gründe, warum ich diesen Beitrag verschoben habe. Ihr wisst sicher, dass die Public-Beta schon einige Zeit verfügbar ist! Aber eine der Funktionen, auf die ich mich am meisten gefreut habe, war das Privacy-Panel. Und das wurde erst jetzt in der Beta-Version Android 12 2.1 veröffentlicht.

Android 12 bringt an vielen Stellen Änderungen beim Design mit. / © NextPit

Dieser Artikel soll Euch in ein paar Kapiteln zeigen, warum Android in Version 12 zu einer neuen Reife gelangt ist. Kurz gesagt: Android 12 ist endlich alles, was ich von einem Betriebssystem erwarte!

Performance: 22 % Optimierung der wichtigsten Systemdienste

Eine der ersten Apps, für die Google den Rollout der neuen Splash-Screen-Animationen gestartet hat, war Google Drive. Damit wurde die Nutzererfahrung beim Öffnen der App auf dem Handy nahtloser ins Betriebssystem integriert. Außerdem, so die Idee von Google, soll diese Aktion im neuen Betriebssystem auch schneller sein.

Nicht nur ist das Arbeitstempo höher, auch die Akkulaufzeit will Google optimiert haben. / © NextPit

Dave Burke, Googles Vice President of Engineering, sagte, dass das Team bei Android 12 "signifikante und tiefe Investitionen in die Leistung" getätigt habe. Dies war möglich, indem die CPU-Last für die Hauptdienste des Systems um 22 % reduziert wurde. Darüber hinaus haben wir eine effizientere Nutzung der Leistung von Android durch die Reduzierung der Nutzung großer Rechenkerne durch den Systemserver um 15 %. Mit anderen Worten: Zusätzlich zu einem schnelleren Telefon steigt auch die Effizienz der Energieverwaltung. Kurz gesagt: Android 12 ist stromsparender!

Und es ist wichtig zu erwähnen, dass dies nicht nur für High-End-Handys gilt, da jedes Smartphone mit Android 12 ein flüssigeres Erlebnis bieten soll. Was, seien wir mal ehrlich, wirklich wichtig ist für ein System, das auf so unterschiedlichen Kategorien von Smartphones läuft.

Die Steuerung für WLAN, Bluetooth und Co. sind nun deutlich besser erreichbar. / © NextPit

Wie ich bereits erwähnt habe, verwende ich die Beta-Version von Android 12, die in Bezug auf die Leistung noch nicht zu beurteilen ist. Ich glaube jedoch, dass die Animationen und Übergänge in einem Betriebssystem dazu dienen, das Nutzererlebnis angenehmer und flüssiger zu gestalten.

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In diesem Sinne hat Google übrigens einige Verbesserungen hinsichtlich der Startzeit von Anwendungen vorgenommen, so dass das System Zeit hat, eine App zu laden, bevor die Benachrichtigung die Benachrichtigungsleiste des Smartphones erreicht.

Ermöglicht wurde dies durch die Einführung von "Trampolin-Benachrichtigungen", die die Latenz von Apps reduzieren, die aus einer Benachrichtigung heraus gestartet werden. Mit anderen Worten: Wenn Ihr in einer Benachrichtigung auf eine Aktionsschaltfläche tippt ("Anzeigen" oder "Antworten"), ist die Zeit bis zur Weiterleitung zum jeweiligen Bildschirm in der App in Android 12 kürzer. Laut Google hat diese Änderung dazu geführt, dass die Google Fotos-App 34 % schneller geladen wird als beispielsweise in Android 11.

Nach wie vor könnt Ihr das Menü für die Schnelleinstellungen anpassen. / © NextPit

TL;DR: Generell gilt: Wann immer ein Betriebssystem auf den Markt kommt, ist das Ziel natürlich, schneller zu sein als sein Vorgänger. In diesem Sinne bringt Android 12 sowohl für die Entwicklergemeinde als auch für diejenigen, die Android-Telefone benutzen, bedeutende Veränderungen mit sich. Denn es optimiert die User-Experience, indem es die Ladezeit von Diensten verringert, die CPU-Zeit um 22 % reduziert und trotzdem eine größere Leistungsautonomie für die Hardware bietet egal ob bei geringer oder höherer Leistung.

Design: Material You als Systemintegration

Lange Zeit hat das Entwicklerteam von Android sich bedeckt gehalten, wenn es um die Benutzeroberfläche (UI) des Betriebssystems ging. Einerseits gab dies Googles Partnerherstellern wie beispielsweise Samsung Zeit, die Android mit OneUI neu gestalten konnten und so das Erlebnis mit ihrer UI einzigartig machten.

Allerdings hat sich das sogenannte "Stock-Android", das beispielsweise auf den eigenen Pixel-Geräten zum Einsatz kommt, mit der neuen Design-Richtlinie Material You stark verändert. Von den Systemeinstellungen bis zum Hintergrundbild des Smartphones finden wir jetzt mehr Farben, Formen und Funktionen vor.

So ändert sich beim Wechsel des Hintergrundbildes standardmäßig die Helligkeit des gesamten Systems, indem Farben aus dem Hintergrund gezogen werden, um mehr oder weniger Kontrast zu bieten. Außerdem bekommen die in der Benachrichtigungsleiste verfügbaren Schnellverknüpfungen mehr Platz auf dem Bildschirm, um ein intuitiveres visuelles Erlebnis zu bieten. Beispielsweise, wenn Ihr nur schnell den Flugzeugmodus während eines Fluges aktivieren wollt.

Kleine, minimalistische Icons haben einer konsistenteren Erfahrung mit den Funktionen des Smartphones Platz gemacht. Das Gleiche gilt für die Verknüpfung zum Herunterfahren und Neustarten des Geräts sowie für das Layout der Taste zum Erhöhen und Verringern der Lautstärke. Alles ist größer und sieht, selbst für einen Minimalisten wie mich, besser aus.

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Das Gleiche gilt für Benachrichtigungen, die den größeren Kontrast nutzen, den die Systemfarben bieten. Dadurch wird die Unterscheidung zwischen dem Betreff der Benachrichtigung und der Anwendung, die Aufmerksamkeit verlangt, viel einfacher.

Auch der Lautstärkeregler kommt im neuen Design. / © NextPit

Und diese Systemintegration ist nicht nur visueller Natur, denn die einhändige Bedienung des Telefons – lange als systemeigene Funktion erwartet – kann von jedem Bildschirm aus mit nur einer Geste in der Navigationsleiste aktiviert werden. Und das Beste daran ist, dass Ihr das auf eine intuitive, einfache und funktionale Weise tun könnt.

Widgets versprechen auch, dass Euer Smartphone mehr mit Eurem Alltag übereinstimmt. Lange Zeit blieb Android in der Komfortzone der Herstelleroberflächen oder war von der Kreativität der Entwickler abhängig. Mit Android 12 übernimmt Google jedoch Verantwortung und hat diese Funktion nach langer Zeit endlich mal überarbeitet.

Die Widgets in Android 12 setzen auf Individualisierung, da sie verschiedene Formen und Farben anbieten, damit Ihr die passendste finden könnt. Darüber hinaus passen sich die Funktionen endlich dem täglichen Leben der Menschen an, wie zum Beispiel das Widget für Unterhaltungen (Messengers).

Google stellt nun weitere Widgets zur Verfügung, die ein wenig besser ins System integriert sind. / © NextPit + Android Developers

Ich persönlich bin kein Fan davon, WhatsApp ständig zu öffnen, zumal die App darauf besteht, anderen mitzuteilen, wann ich online bin. So kann ein Widget, das mir einen Bereich für meine wichtigsten Unterhaltungen bietet, sogar die Art und Weise verändern, wie ich mit bestimmten Diensten auf dem Handy interagiere.

TL;DR: Vom Sperrbildschirm des Telefons über das Hintergrundbild bis hin zu den Schnellverknüpfungen für den Zugriff auf die Informationen, die Euch wirklich wichtig sind: Android 12 hat mit Material You einen echt großen Qualitätssprung gemacht. Neue Formen, Farbphilosophien und Funktionen in "Einhand"-Reichweite haben das OS intuitiver und damit besser gemacht. Zum ersten Mal seit vielen Jahren scheint es mir, dass das Android-Entwicklungsteam beschlossen hat, einfache aber wichtige Änderungen einzuführen.

Sicherheit: Mehr Kontrolle über die Ressourcen Eures Telefons

Lange Zeit konnte ich mit den Unzulänglichkeiten von Android leben, da ich immer einen Weg gefunden habe, den Mangel an Funktionen und den Mangel an Sicherheit und Datenschutz in Googles Ökosystem zu umgehen. Doch die Luft wurde dünner und recht schnell nach dem Kauf eines iPhone 11 Pro Max – zu diesem Zeitpunkt nahmen all die Fragen zum Datenschutz in der gesellschaftlichen Debatte Gestalt an – spürte ich noch mehr die Distanz zwischen iOS und Android.

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Nun, das war zumindest bis zur Google I/O 2021 so!

Das Privacy Dashboard ist eine der besten Funktionen des neuen Betriebssystems. / © NextPit

Während der Zeit, in der ich die Preview-Version von Android 12 für Entwickler verwendet habe, war das Privacy-Dashboard noch Teil der Gerüchteküche. Das Gleiche gilt für Benachrichtigungen über die Nutzung von Hardwareressourcen durch Apps und das Popup-Fenster für die Standortberechtigung. Allerdings sind diese drei Funktionen in der Android 12 Beta 2.1 verfügbar und ich muss sagen, dass das Google-Team trotz der Verzögerung dieser Lieferung den Nagel auf den Kopf getroffen hat!

Auf einen Blick seht Ihr, welche App welchen Dienst wie lange genutzt hat. / © NextPit

Ich möchte aber nicht übertreiben, da eine genaue Verwaltung für Berechtigungen und die Kontrolle der Datenfreigabe in Android-Overlays und anderen Betriebssystem immer normaler geworden sind. Ich bin sogar dazu übergegangen, die Standortberechtigung für die meisten Apps unter Android zu deaktivieren. Außerdem wurden Apps und Dienste, die viele Berechtigungen benötigten, um auf die Ressourcen meines Telefons zuzugreifen, bereits innerhalb weniger Minuten nach dem Herunterladen gelöscht. Das ist für mich so relevant, dass meine Einstellung zu den meisten Diensten wirklich negativ geworden ist.

Das Android 12 Privacy Dashboard bietet Euch hier eine richtig gute Hilfestellung. Denn es stellt Informationen zur Nutzung mobiler Ressourcen nach App, Dienst und Zugriffszeit zusammen. Ein wenig erinnerte mich das Ganze an Digital-Detoxing, nur eben nicht auf Sucht-Ebene, sondern auf der Ebene digitaler Selbstbestimmung. Denn es wird nicht angezeigt, wie lange eine App geöffnet war, sondern wie lange sie auf Kamera, Mikro und Co. Zugriff hatte.

Na endlich: Google zeigt nun, wann Mikrofon und Kamera genutz twerden./ © NextPit

Darüber hinaus könnt Ihr von diesem Dashboard aus schnell Berechtigungen löschen und überprüfen, welche Apps verdächtiges Verhalten gezeigt haben. Das gibt den Leuten genug Daten, um zu beurteilen, ob sie eine App auf ihrem Telefon installiert lassen wollen oder nicht.

In Verbindung mit dem Privacy-Dashboard liefert Google zudem endlich ein Feature, das schon fast lächerlich simpel ist. Dabei waren Apple (und davor Xiaomi) Google lange weit voraus: die Visualisierung, wann bestimmte Hardware verwendet wird. Wenn also eine App im Hintergrund das Mikrofon des Handys aktiviert, wisst Ihr unter Android 12 sofort Bescheid.

Ihr könnt Euch in Android 12 entscheiden, ob Ihr einen groben oder einen genauen Standort freigeben wollt. / © NextPit

Nicht zuletzt ist Android 12 transparenter, was die Verwendung Eurer Standortinformationen angeht. Wenn nun eine App Zugriff auf diese Informationen benötigt, wird in einem Dialogfeld der Unterschied zwischen genauer Position und ungefährer Position angezeigt. Mit anderen Worten: Ihr müsst der Wallpaper-App von Google nicht Euren genauen Standort mitteilen, damit das Wallpaper weiß, ob es Nacht oder Tag ist. Sondern zukünftig nur, dass Ihr Euch in der Region São Paulo befindet. Praktisch!

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TL;DR: Android 12 ist deutlich transparenter dabei zu zeigen, welche Hardware von installierten Apps verwendet wird. Es wird auch besser erklärt, wie bestimmte Dienste diese Hardwarekomponenten nutzen können, und wir haben einen Überblick darüber, was im Vorder- und Hintergrund vom Privacy-Dashboard passiert. Die Folge davon ist ein größeres Vertrauen in das Android-System.

Fazit: Warum ist Android 12 alles, was ich von einem Betriebssystem erwarte?

Für manche Menschen ist Android das beste Betriebssystem der Welt, für andere ist es iOS. Manche bevorzugen die UI von Samsung, manche die von Xiaomi und manche die von Asus. Vor drei Jahren habe ich mich für die Google Pixel-Telefone entschieden. Nach dem Pixel 3 bin ich auf das Pixel 5 umgestiegen und ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl. Auf der anderen Seite habe ich ein iPhone 11 Pro Max, das meine Wertschätzung für mobile Betriebssysteme auf ein neues Level gehoben hat.

  • Ihr wollt Android 12 selbst testen? Diese Smartphones bekommen das neue Betriebssystem

Sogenanntes reines Android – oder "Stock-Android" – war schon immer sehr praktisch und funktional. Ohne viele native (oder zum Nachdenken anregende) Anpassungsmöglichkeiten. Das hat sich mit Android 12 geändert! Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass Google sein Betriebssystem eigenständiger gestaltet und (warum auch nicht) weniger darauf bedacht ist, bessere Optionen als seine Marktpartner anzubieten.

Meiner Meinung nach schrumpft dadurch die Lücke zwischen iOS und Android. Auch wenn die Verantwortung dafür sowohl bei Apple als auch Google liegt.

Noch einmal: Was kann man von einem mobilen Betriebssystem erwarten? Geschwindigkeit, Konsistenz und Zuverlässigkeit. Und all das bietet Android 12 für mich!

Jetzt seid Ihr dran: Bietet Android 12 alles, was Ihr von einem Betriebssystem erwartet? Ich bin wirklich neugierig auf Eure Meinung zur neuesten Version von Android.

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