Von Android kopiert: Geht Apple mit iOS 14 den richtigen Weg?

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Die iOS-Benutzererfahrung war schon immer das große Verkaufsargument von Apple. So sehr, dass die Anhänger Apple sogar den Hardware-Lag des iPhones gegenüber der Android-Konkurrenz verzeihen. Aber das am Montag vorgestellte iOS 14 ist Android sehr nahe. Riskiert Apple, seinen größten Charme zu verlieren?

Der Vergleich zwischen iOS 14 und Android am Rande von Apples WWDC 2020 ist in dieser Woche zum Running Gag geworden. Die Widgets, Apple Translate, das den Google Übersetzer emuliert, die App-Clips, die von Instant Apps inspiriert sind, oder das Update von Apple Maps, das den Funktionen von Google Maps ähnelt ...

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Ich glaube, alle haben es begriffen, und wir haben genug von den spöttischen Witzen über iOS 14 in sozialen Netzwerken. Aber über das "Android hat es bereits" hinaus, hat diese Annäherung zwischen den beiden Betriebssystemen nichts Negatives für die Anwender. Es ist sogar eine gute Sache; ein bisschen mehr Offenheit zwischen zwei Systemen, zwei Dogmen.

Aber wenn man sich in die Lage von Apple versetzt, ist eine Annäherung von iOS zu Android, was die Funktionen betrifft, nicht unbedingt die beste Idee. Offensichtlich ist es normal und ermutigend zu sehen, wie iOS neue Funktionen einbindet, besonders wenn sie sich bereits durch ihre Android-Pendants bewährt haben.

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Auf der anderen Seite: Wie können wir den Preis des iPhones, die kommerzielle Strategie von Apple und die Exklusivität seiner Benutzererfahrung rechtfertigen, wenn es letztendlich mit dem Android-Angebot identisch sein wird?

Apple "kopiert" Android: die Verpflichtung, es besser zu machen

Apple kopiert oder ist von Android inspiriert, na und? Ich habe seit mehreren Jahren kein iPhone mehr benutzt. Aber ich weiß, dass ich mich auf die angekündigten Neuerungen für iOS 14 nur freuen konnte. Es spielt keine Rolle, wer als Erster ein bestimmtes Feature auf den Markt bringt – schließlich zählt, dass jeder mit seinem System zufrieden ist.

Es ist mir egal, dass Huawei einer der ersten Hersteller war, die einen Dreifach-Fotosensor auf dem P20 Pro angeboten hatten. Das "Abgucken", ob bei der Software oder der Hardware, ist ein natürliches Phänomen des technischen Fortschritts.

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Es ist auch die Folge diverser Marketing-Exzesse, die manchmal zur Verbreitung von Gimmicks führen, die als Innovationen präsentiert werden, weil sie in Mode sind. Es handelt sich bei iOS 14 aber nicht um ein einfaches Copy-and-Paste von Android-Funktionen. Apple hat also die Verpflichtung, es besser zu machen, da man in Cupertino spät dran ist und das Treppchen auf dem hart umkämpften Smartphone-Markt verteidigen muss.

Besser kopiert: Apple optimiert Android-Features für iOS

Und Apple macht mit iOS 14 vieles richtig. Im Gegensatz zu Android-Widgets, die nahezu jede Größe und Form haben können, sind iOS-14-Widgets einheitlicher. Es gibt nur drei verschiedene Größen einstellbar, die unterschiedlich viele Informationen anzeigen.

Mit der Funktion "Intelligenter Stapel" lässt sich eine Überlagerung von Widgets erstellen, die verschoben werden kann und den gleichen Platz einnimmt wie ein einzelnes Widget. Auf diese Weise muss nicht mehr zwischen Seiten geblättert werden, um alle Widgets anzuzeigen, sondern nur noch an einer Stelle.

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iOS 14 verwendet zudem KI, um Widgets im gleichen Stack auf der Grundlage von Zeit, Ort und Benutzeraktivität umzuschalten. iOS zeigt dann zum Beispiel früh morgens ein Nachrichten-Widget und am Ende des Tages eine Zusammenfassung der Aktivitäten an. So intuitiv kann das Android nicht.

Widgets unter iOS 14 und ihre Ähnlichkeit mit denen von Android oder Windows. / © Apple, Screenshot: AndroidPIT

Ein weiteres Beispiel ist die vom Android App Drawer inspirierte App Library. Allerdings verfolgt Apple hier einen anderen Ansatz als Android: Die App Library in iOS 14 gruppiert automatisch verschiedene Arten von Anwendungen in klar identifizierte Ordner.

  • iOS 14: 6 geniale Features, die Apple nicht während der Keynote gezeigt hat

App-Seiten organisieren sich also automatisch. Das Interessanteste ist zudem, dass so viele App-Seiten ausgeblendet werden können, wie man möchte. Streicht man nach rechts, zeigt die App Library die kürzlich hinzugefügten Anwendungen in einem Kasten am oberen Rand an. Kurz gesagt, die Lösung von Apple scheint viel weniger chaotisch als die App-Seiten unter Android.

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Die App Library unter iOS 14 als Äquivalent zum App-Drawer unter Android. / © Apple, Screenshot: AndroidPIT

Kommen wir zur Verpflichtung zurück, besser zu werden, um sich abzuheben. Apple macht das schon seit mehreren Jahren, mit unterschiedlichem Erfolg. Optimierung statt Innovation. Es ist ein Vorgehen, das kritisiert werden kann.

Denn was ist mit den Android-Benutzern, die den Sprung zum iPhone wagen möchten? Wenn die iOS-Benutzererfahrung das ist, was iPhones so attraktiv macht und ihren allgemein höheren Preis für "schlechtere" Hardware rechtfertigt, werden diese Überläufer dann immer noch den gleichen Anreiz haben, auf die andere Seite zu wechseln?

Warum mehr für ein Smartphone bezahlen, wenn die gebotenen Funktionen bereits auf Android existieren, also auf billigeren Modellen? Apple hat natürlich weitere Stärken, die immer als Verkaufsargument für Produkte aufgezählt werden, wie zum Beispiel die unvergleichliche Stärke seines Produktökosystems. Aber ich denke, auf lange Sicht wird die Marke hart arbeiten müssen, um eine neue Abgrenzung zu finden – eine neue "Apple"-Note, die ihre Produkte und Dienstleistungen einzigartig macht.

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