Ein Buch in 15 Minuten lesen: Die App Blinkist im Test

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Ich bin quasi süchtig nach Infos, die meinen Horizont stetig erweitern. Bei mir zuhasue liegen regelmäßig bis zu drei Bücher herum, die ich alle gleichzeitig lese. Ob im Bett, auf der Couch oder dem stillen Örtchen – Ich kann mich nicht auf ein Buch festlegen. Vor allem bei Sachbüchern zu den unterschiedlichsten Themen. Ob berufsbedingt für die Selbst-Optimierung oder Branchen-Wissen oder aus privatem Interesse für die persönliche Weiterentwicklung – es gibt viel zu viel Literatur, die ich am liebsten mit einem Wimpernschlag in mich aufsaugen würde. Die App Blinkist will mir genau das ermöglichen. Die App für iOS und Android bietet zahlreiche aktuelle und klassische Sachbücher an, die zwar nicht mit einem Augenschaufschlag, aber innerhalb von rund 15 Minuten ausgelesen werden können. Ich habe die App getestet. 

Mehr als 3.000 Titel aus 27 Kategorien wie Psychologie, Marketing, Beruf & Karriere, Achtsamkeit und Sex und Liebe haben die Gründer von Blinkist zu einem 15-Minuten-Lese-Abenteuer aufbereitet. Dabei soll jeder Titel, der über die App entweder gelesen oder als Audio abgespielt wird, die Kernaussagen des Buches vermitteln. Die Kernaussagen eines Buches nennt der App-Hersteller “Blinks”, also "Blinzeln". Ich habe die App für Euch getestet und anhand eines Buches, das ich in der Vergangenheit komplett gelesen habe, herausgefunden, wie wertvoll die Kerninfos in Blinkist wirklich sind. 

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Ich muss zugeben, dass ich sehr skeptisch an die Blinkist-App herangegangen bin. Ich bin ein Bücherwurm und entspanne beim Lesen. Ich genieße die Reise zu neuen Erkenntnissen und es ist mir dabei sehr wichtig, den Weg zur Kernaussage eines Buches zu verstehen und zu verinnerlichen. Ich habe zunächst gedacht, dass mir dieser Weg in der App auf jeden Fall fehlen würde. Gleichzeitig gibt es Bücher in meinem Leben, die ich gar nicht schnell genug durchgehen kann, teilweise sogar uninteressante Kapitel überspringe, um zügig zur Kern-These zu gelangen. Blinkist ist für mich sozusagen eine Medaille mit zwei Seiten, denn der Genuss des Lesens, des Ausblendens der Umwelt und Eselsohren auf interessanten Buchseiten bleiben aus. 

Stattdessen eignet man sich schnell Thesen an, saugt Wissen auf, und bei Bedarf kann man das Buch immer noch in der Vollversion erwerben. Mit diesen Gedanken habe ich die App installiert und ein Sieben-Tage-Probe-Abo abgeschlossen. 

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Blinkist: So teuer ist die Buch-Flatrate

Die Aufmachung der App ist sehr ansprechend und erinnert an Streaming-Apps wie Kindle oder Audible. Besonders gelungen finde ich die Tatsache, dass Bücher auch als Audio-Version bereitstehen und von angenehmen weiblichen und männlichen Stimmen vertont wurden. So können die Blinks bei der Hausarbeit oder im Auto konsumiert werden. Wer die App erstmals installiert und nutzt, hat die Möglichkeit ein 7-Tage-Probeabo abzuschließen. Danach staffeln sich die Kosten wie folgt: 

  • Blinkist Premium 1 Monat: 12,99 Euro
  • Blinkist Premium 3 Monate: 25,99 Euro
  • Blinkist Premium 1 Jahr: 79,99 Euro

Das Jahresmodell finde ich persönlich am attraktivsten. Rund 6,66 Euro pro Monat sind angesichts der tausenden verfügbaren Titel eine gute Investition. Der Monatszugang lohnt sich für diejenigen unter Euch, die ziemlich genau eingrenzen können, welche Titel in welchen Kategorien interessant sind. In vier Wochen kann man einige Blinks konsumieren und sein Wissen erweitern. 

Die App ist optisch sehr ansprechend aufbereitet. Man kann durch die Kategorien scrollen und beliebte oder neue Titel filtern. Ich war anfangs etwas überfordert und wusste nicht, wo ich überhaupt anfangen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass das Wissen der ganzen Menschheit in einer App in meinen Händen liegt. Diese Überforderung hat sich auch nach drei Tagen und dem Konsum von vier Blinkist-Büchern nicht gelegt. Trotz Zusammenfassung kann es einem irgendwie gar nicht schnell genug gehen. Doch bringt dieses rasante Tempo und der Zugriff auf zahlreiche Kategorien und noch mehr Buch-Titel eigentlich was? 

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Die App Blinkist kommt sehr übersichtlich daher. / © Screenshot / AndroidPIT

Um herauszufinden, wie wertvoll die Zusammenfassungen von Blinkist sind, habe ich mir ein Buch ausgesucht, das ich selbst schon gelesen habe: “Sorge dich nicht, lebe!” Von Dale Carnegie. Der Lebensratgeber umfasst in der Buch-Fassung stolze 416 Seiten. Da wundert es kaum, dass die Blinkist-Version mit 18 Minuten statt 15 Minuten Lese- oder Hörzeit angegeben ist. Der Lebenshilfe-Klassiker stellt nach etlichen Beispielen aus dem echten Leben, kurze Einführungen in die Psychologie und sich teilweise wiederholenden Ausführungen zur Sorge der Menschheit drei Kernthesen auf. Der Weg dorthin ist im Buch sehr gut nachvollziehbar, obgleich man beim Lesen des Öfteren versucht ist, Seiten und Geschichten zu überspringen. 

In der Blinkist-App erscheinen die Thesen nach zwei zusammengefassten Fall-Beispielen aus dem Buch bereits auf der dritten Seite. Die Herleitung kommt hier einigermaßen zu kurz, die drei Thesen wirken irgendwie unausgereift. Nachdem die Hauptlösung für Probleme und Sorgen dargelegt wurde, finden sich in der Blinkist-Version des Buches weitere Tipps des Autors, die im Buch lang und breit begründet werden und auch nur so schlüssig sind und die Fähigkeit haben, den Leser, der ja gerade Lebenshilfe benötigt, zu einer Veränderung zu bewegen. 

Aussagen wie “Denke positiv”, “Sei Dankbar” oder “Beneide andere nicht”, sind schon im Alltag nicht sehr hilfreich, wenn die spirituelle Freundin mit ihren “Hippie-Tipps” um die Ecke kommt. Dass jedoch viel Substanz hinter den Thesen steckt, geht in der Blinkist-App unter. Zudem ist es die Wiederholung und das Verstehen auf geistiger Ebene dieser Glaubenssätze, die einen Lebensratgeber erst richtig wertvoll machen. Und hier sehe ich einen großen Nutzen der App. Meine Fachbücher sind voll mit Eselsohren, markiertem Text, eingekreisten Passagen, die ich immer wieder durchlese, um eine innere Veränderung zu erzielen. Dank Blinkist fällt das Blättern und Erinnern völlig weg, da die App-Version eines Buches die Kernthemen in optimaler Sprache und leicht verständlich für mich zusammenfasst. 

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Für tiefgründige Psycho-Literatur eignet sich Blinkist meiner Meinung nach nur für Menschen, die das Buch bereits gelesen und den Inhalt auffrischen wollen. Oder für Menschen, die erst die Kernaussagen eines Buches verstehen möchten, etwa um herauszufinden, ob sie Neues erfahren können, um dann das Buch zu kaufen. 

Die App macht Lust auf mehr

Natürlich verführt Blinkist Leseratten wie mich dazu, so viele Bücher wie nur möglich am Stück zu lesen. Ich wollte herausfinden, wie wertvoll das neue Wissen ist, das mir die App vermitteln kann. Dafür habe ich mir ein Buch aus dem Bereich "Karriere" ausgesucht, das ich noch nicht kenne: "Die positive Kraft des Zweifelns – Unsicherheit als Erfolgsfaktor" von Emanuel Koch, klingt fantastisch, oder? Wer zweifelt manchmal nicht an seinen Fähigkeiten und möchte trotzdem erfolgreich sein? Der Titel richtet sich laut Blinkist an: 

  • Zweifler, die an ihren Zweifeln verzweifeln
  • Selbstsichere MacherInnen und Entscheider, die sich öfter wegen ihrer festen Überzeugungen verrennen
  • Alle, die nicht sicher sind, ob sie diese Blinks lesen sollten

Die kurze Zusammenfassung des Buches packte mich sofort und ich habe losgelegt. Laut Zeitangabe sollte das Buch innerhalb von 12 Minuten gelesen sein. Die Angabe kam hin, das Thema war interessant und verständlich aufbereitet. Ich habe innerhalb kürzester Zeit viel über die Entstehung, den Nutzen und die Nachteile von Zweifeln gelernt. Warum das Zweifeln die Menschheit vorantreibt, aber ein Individuum zerstören kann. Am Ende gab es Tipps, wie man seine Zweifel richtig deutet und sie als Waffe für große Erfolge verwenden kann. Die Blinks haben das getan, was sie sollten: Die Kernaussagen des Buches zusammengefasst. Mein erster Impuls war, das Buch bei Amazon zu bestellen und vollständig zu lesen. Blinkist eignet sich daher enorm für Kaufentscheidungen bei Fachliteratur und Sachbüchern. Für mich als Leseratte heißt das leider auch: Ich würde wohl künftig noch mehr Geld für Literatur ausgeben und zusammen mit den Kosten für die App wäre das unverantwortlich. Ich habe das Gefühl, dass es aber genau diese Tatsache ist, die Blinkist den Zugriff auf etliche Bücher erlaubt, da Autor und Verlag auf jeden Fall von den App-Nutzern profitieren, die am Ende mehr wissen wollen.

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Blinkist: Vor- und Nachteile

Pro

  • Anzahl der Titel
  • Regelmäßige Neuerscheinungen
  • Übersichtliche Bedienung der App
  • Text und Audio verfügbar

 

Contra

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  • Leichte Überforderung aufgrund der Auswahl
  • Intensive Herleitung von Thesen fehlt
  • Keine Markierungen im Text möglich
  • Verführt zum Kauf von Büchern
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