Die stetige Veränderung des Handyspiel-Markts
Die französische Videospielagentur will errechnet haben, dass 2019 für Handyspiele 25 Prozent mehr ausgegeben wurde als für alle anderen Spiele zusammen. Dies entspräche einem weltweiten Umsatz von 86 Milliarden US-Dollar. Diese Zahl soll in diesem Jahr noch überschritten werden. Ob Call of Duty oder Mario Kart Tour, viele Videospiel-Firmen sind erfolgreich von Konsolen auf Smartphones umgestiegen und werden heutzutage gerne auf Smart- und iPhones gezockt.
Arcade-Spiele für Mobiltelefone heben sich dabei besonders von der Masse ab, da sie alleine bereits 47 Prozent der gesamten Downloads von Handyspielen ausmachen. Diese Kategorie tut sich jedoch bislang schwer bei der Monetarisierung, zumal sie ganz unterschiedliche Kategorien beinhaltet; dazu zählen Spiele wie Candy Crush aber auch etliche Shooter. Google und Apple könnten Arcade dank monatlicher Abos aus dem Sumpf der In-App-Käufe und Lootboxen herausziehen.
Das System hinter dem Abonnement
Den “Abo-Krieg“ startete Apple 2019. Das Unternehmen brachte am 19. September mit Apple Arcade sein erstes Videospiel-Abonnement für Geräte mit iOS, iPadOS, tvOS und macOS auf den Markt. Der Service stellt mehr als hundert exklusive, teils originale Spiele für das iPhone, iPad, Mac und Apple TV zur Verfügung. Der Kostenpunkt beläuft sich auf 4,99 Euro im Monat, kann aber im ersten Monat kostenlos getestet werden. Die angebotenen Spiele sind allesamt offline nutzbar. Ihr könnt den Plattform-Zugang per Apple Family Share mit bis zu sechs Mitgliedern teilen. Hierzu sagte Phil Schiller (Senior Vice President of World Wide Marketing von Apple), im September:
Wir freuen uns sehr darauf, Apple Arcade im App Store einzuführen. Es bietet eine handverlesene Auswahl von mehr als 100 exklusiven neuen Spielen von einigen der innovativsten Spieleentwickler der Welt und ist eine perfekte Ergänzung zum umfangreichen Spielekatalog des App Stores.
Google ließ logischerweise nicht lange auf eine Antwort warten und brachte nicht einmal eine Woche später (am 23. September) seinen Google Play Pass auf den amerikanischen Markt. Ähnlich wie bei Apple Arcade können Nutzer nun also auch im Google Play Store auf hunderte von Apps und Spielen zugreifen. Der Preis beläuft sich dabei auf 4,99 Dollar im Monat. Dafür entfallen Werbung und In-App-Käufe. Zusätzlich zu den Spielen bietet Google aber auch noch weitere Lifesyle-Anwendungen an und hat einen Play-Katalog. Genauso wie bei Apple Arcade könnt Ihr auch Euer Google Play Pass Konto mit Familienmitgliedern teilen. Eigentlich sollte dieser Dienst im vergangenen Jahr bereits international eingeführt worden sein. Bisher beschränkt sich das Angebot aber weiterhin auf den US-Markt.
Die Spiele geben den Ausschlag
In seiner Mitteilung erklärte Google, dass Kunden auf 350 Spiele und Apps zugreifen können. Dabei wird die Datenbank jeden Monat mit neuen Produkten aktualisiert, während das Abonnement selbst Android-Spiele aus einigen Jahren aufgenommen hat. Die Zahl kann daher auch wesentlich größer sein. Zu den Spielen gehören beispielsweise Stardew Valley, Terraria oder Limbo. Der größte Unterschied zu Apple Arcade liegt aber darin, dass Google auch Premium-Apps wie wie AccuWather einschließt. Google beschränkt das Play-Abo also nicht auf Spiele.
In beiden Fällen verschwinden zwei oft als lästig empfundene Elemente aus Apps und Spielen: Werbung und In-App-Käufe innerhalb der Apps. In beiden Angeboten wollen die Marktbetreiber kontrollieren, dass App-Entwickler ihre Anwendungen für Abo-Kunden entsprechend säubern. Ein Grund mehr für uns, das Angebot ausgiebig zu testen.
Der Google Play Pass kann auf dem Smartphone, Laptop und dem Tablet genutzt werden. Dafür braucht Ihr allerdings zwei Dinge: Play Store Version 16.6.25 und Android-Version 4.4 oder höher. Auf seiner Website gab Google an, dass Spieleentwickler in dieses Angebot eingebunden wurden; heißt neue und entsprechend angepasste Spiele-Versionen existieren. Zu den verfügbaren Spielen zählen sowohl Spiele wie 80 Days, Lumino City, Titan Quest, Star Wars: Kotor und Risiko, als auch Kinder-Games wie Elmo Loves 123 und klassische Apps wie Kustom Widget Maker (KWGT).
Ein weiterer Unterschied liegt in der Umsetzung der unterschiedlichen Abos. Google richtet sich an Bestandskunden, die dank Abo preiswerteren Zugang zu Premium-Inhalten bekommen. Apple hingegen fokussiert sich auf neuen, exklusiven Gaming-Content. Genau diese Exklusivität ist auch Kern der Marketing-Strategie für diesen Dienst.
Apple arbeitet dafür mit renommierten Game-Studios wie Konami zusammen. Das spiegelt sich dann in der Qualität und der Grafik-Pracht der ersten Apple-Arcade-Titel wider. Einige Titel stehen so manchem Nintendo- oder Xbox-Spiel kaum in etwas nach. Abstriche müssen wir allenfalls bei den Eingabemethoden hinnehmen; am Smartphone spielt es sich eben nicht so komfortabel wie am Großbildschirm mit Gamepad oder mit Maus und Tastatur.
Apple bietet mit Arcade den Entwicklern dieser Welt eine neue Spiele-Plattform, und durch das Abo-Modell eine neue Form der Vermarktung. So manchen Titel würde es nicht gegeben, hätten die Cupertiner das Projekt nicht gestartet.
Wie bei Google müsst Ihr auch bei Apple für das Abo monatlich rund fünf Euro zahlen. Danach erhaltet Ihr sofort Zugang zu Vollversionen sämtlicher Spiele und müsst Euch nicht mehr über Werbung oder In-App-Käufe kümmern. Ihr ladet Apple-Arcade-Spiele wie üblich aus dem Apple Store herunter, braucht also keinen separaten Marktplatz für den Abo-Dienst aufzusuchen.
Apple-Arcade-Spiele könnt Ihr zum Teil auch mit Gamepades wie etwa dem PlayStation-DualSock-4-Controller nutzen. Auf der Plattform werden Euch neue Action-, Abenteuer- und Puzzelspiele zur Verfügung gestellt. Hierzu gehören unter anderem Gamelofts Ballistic Baseball, Devolvers Exit the Gungeon oder Spiele von Ubisoft wie Rayman-Mini. Selbst das Spiel von Cartoon Network „Steve Universe: Unleash the Light“ kann gezockt werden.
Vorläufiges Fazit
Natürlich könnte ich Euch jetzt sagen, welches Angebot ich besser finde. Letztendlich ist das aber ein subjektives empfinden und sollte von jedem selbst beurteilt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass wir die Einführung von Google Play Pass in Europa noch abwarten müssen, bevor wir dessen Vor- und Nachteile selbst bewerten können. Schon jetzt könnt Ihr das kostenlose Ein-Monats-Angebot von Apple Arcade ausprobieren und Euch ein Bild machen.
In jedem Fall wird ein Abonnement vom Smartphone-Games Euer Konsumverhalten verändern. Vor allem Gelegenheitsspieler profitieren, da die oft lästigen Werbe-Einblendungen und Aufforderungen zum In-App-Kauf mit dem Abo-Modell entfallen.
Andrerseits gerät man durch ein Abo in Rechtfertigungsdruck und spielt nur, damit sich die investierten 4,99 Euro gelohnt haben. Die Hoffnung besteht, dass die neue Form der Monetarisierung sich positiv auf die Qualität der Spiele auswirkt und Spiele-Entwickler leidige Modelle wie Loot-Boxen oder Pay-to-Win-Systeme endlich abschaffen.
Apple Arcade oder Google Play Pass? Welches Abonnement wäre Euer Favorit? Würdet Ihr eines der beiden Angebote ausprobieren?
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