iPad Pro 2024 Test: Das dünnste Apple-Produkt aller Zeiten mit dem schnellsten Chip
Das Apple iPad Pro 2024 hat eine Rundumerneuerung bekommen. Herausgekommen ist dabei das dünnste Apple-Produkt – sogar dünner als der iPod nano. Trotzdem gibt es einige Punkte, über wir beim ersten Testen gestolpert sind, an die wir uns erstmal gewöhnen müssen. Welche Punkte das sind, für wen das iPad Pro 2024 geeignet ist und wer besser die Finger davon lassen sollte – all das klären wir in unserem Kurztest.
Es ist rund eineinhalb Jahre her, dass Apple das letzte Mal seine iPad-Pro-Reihe aktualisiert hat. Und obwohl Apple bei der Präsentation sagte, dass die Überarbeitungen in diesem Jahr das größte Refresh war, seit es das iPad gibt, fällt das neue Design auf den allerersten Blick gar nicht auf. Liegt das iPad ausgeschaltet vor einem, merkt man wahrscheinlich gar nicht, an welchen Stellen Apple eigentlich geschraubt hat.
Des Einen Freud, des Anderen Leid: die Frontkamera ist endlich an der richtigen Stelle, ABER…
Dabei sind bei der Überarbeitung des neuen iPad Pros einige bemerkenswerte Änderungen herausgekommen. Eine überfällige – und gleichzeitig wichtige Änderung ist, dass die Frontkamera von der schmalen Seite des Tablets auf die obere und breite Seite gewandert ist. Zuvor waren Telefonkonferenzen mit dem iPad nur aus sehr seltsam anmutenden Blickwinkeln möglich.
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Nun ist die Kamera endlich an die vermeintlich richtige Stelle gerutscht. Man könnte sich fragen, warum Apple sich hier so viel Zeit gelassen hat. Dass es Apple an dieser Stelle nicht gerade eilig hatte, dürfte vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass die Ingenieure dafür das komplette Innenleben des iPads neu designen mussten. Grund dafür ist nämlich, dass sich an der Stelle der Kamera bisher auch die Ladevorrichtung des Apple Pencils befand – und in dieser Form nicht weiter verbaut werden konnte.
In der Konsequenz funktionieren nun auch alle alten Pencils nicht mehr mit den neuen iPads Air und Pro. Umgekehrt funktionieren die neuen Apple Pencil Pro auch nicht mit älteren iPads. Wer also in den Genuss des neuen Menüs kommen will (siehe auch das Video, das wir in diesem Artikel verlinkt haben), das sich mit der neuen Squeeze-Funktion der Apple-Pro-Stifte öffnen lässt, muss zwingend eines der neuen iPads dazukaufen.
Dünner geht nicht – außer es ist schlechter Kantinenkaffee
Wenn die Apple-Ingenieure schon mal beim Innenleben Hand anlegen müssen, haben sie sich auch direkt an das iPad-Chassis herangetraut. Herausgekommen ist ein verdammt dünnes iPad. Apple sagt sogar, dass es das dünnste Apple-Produkt überhaupt ist – sogar noch dünner als der iPod nano.
Das kleine iPad Pro mit 11 Zoll misst dabei nur noch 5,3 Millimeter Dicke und ist dabei ganze 0,6 Millimeter schmaler geworden. Und das große 13 Zoll große iPad ist sogar nur noch 5,1 Millimeter dick. Beziehungsweise dünn.
Aber ist es auch stabil, werdet Ihr Euch fragen? Wir erinnern uns: beim iPhone 6 Plus bog sich das Telefon unter Umständen, hatte man es in der Gesäßtasche. Diese Zeiten sind ein für alle Mal vorbei. Ich habe – zugegebenermaßen nicht mit meiner absolut letzten Kraft – den Knicktest gemacht. Keine Chance hier etwas zu knicken – wobei mir auch keine Situation einfallen will, wo sich ein iPad überhaupt versehentlich biegen könnte.
Das iPad Pro ist natürlich nicht nur dünner, sondern auch etwa einen großen Schokoladenriegel leichter geworden. Gerade beim längeren Halten fällt dies sprichwörtlich ins Gewicht. Es fühlt sich im Vergleich zu den alten iPads deutlich angenehmer an, will man das Tablet beispielsweise für einen Film länger in der Hand halten.
Doppelt gemoppelt leuchtet besser: das iPad Pro hat zwei Displays auf einmal
Ein OLED-Display ist gut. Zwei OLED-Displays sind besser. Aber keine Sorge: es ging Apple nicht um das Prinzip “Egal! Hauptsache mehr!”, sondern wenn dann eher um “viel hilft viel”. Zum ersten Mal verbaut Apple in einem iPad ein OLED-Panel und setzt dabei auf zwei exakt aufeinander liegenden Displays. “Tandem-OLED” nennt Apple diese Technologie, die vor allem für einen helleren Bildschirm sorgen sollen. Damit sollen die iPad-Pro-Panele etwa doppelt so hell leuchten, wie ein einfaches OLED. Nur der Vollständigkeit halber: Seine neuen Displays nennt Apple übrigens Ultra Retina XDR.
Das Ultra Retina XDR wertet das iPad Pro deutlich auf. Es hat eine wunderbare Farbwiedergabe, die Farbtöne sind kräftig und satt und das Schwarz ist im Vergleich zu LCDs wirklich schwarz. Natürlich unterstützt das Display auch Promotion – eine dynamische Bildwiederholrate bis zu 120 Hertz.
Wenn ich das iPad-Pro-Display mit meinem Studio Display, auf dem ich gerade diesen Kurztest verfasse, vergleiche, dann sind die Unterschiede gar nicht mehr so groß. Bis auf die Bildschirmgröße, natürlich.
Apple M4: Das iPad Pro ist aktuell der wahrscheinlich schnellste PC
Wie ich schon bei den Displays geschrieben habe: Viel hilft viel. Während ich dies beim Tandem-Display uneingeschränkt teilen würde, sieht dies beim Chip etwas anders aus. Apple hat sich in diesem Jahr für einen durchaus ungewöhnlichen Move entschieden und während der iPad-Präsentation auch direkt einen neuen Chipsatz vorgestellt. Eigentlich hatte Apple erst im Oktober 2023 den M3 vorgestellt und hatte mit der frühen Einführung des Chips durchaus für eine Überraschung gesorgt.
Der Grund für die Einführung des neuen Chipsatzes dürfte mehrere Gründe haben: Erstens wird der M4 mit einer verbesserten 3-nm-Technologie produziert, die mehr Ausbeute pro Wafer zulässt. Damit sinken die Produktionskosten. Zweitens ist der M4 deutlich performanter und die WWDC mit vielen neuen Funktionen steht vor der Türe. Gerade im Bereich KI erwarten wir von Apple eine regelrechte Aufholjagd, die unter Umständen auch Rechenleistung für On-Device-Operationen notwendig machen könnte. Und Drittens hat das neue Tandem-Display ebenfalls besondere Anforderungen an den verantwortlichen Chip, so dass sich Apple wohl für dieses ungewöhnliche Vorgehen entschieden haben dürfte.
Die Frage aber bleibt: Wer genau braucht eine solche Rechenleistung in einem Tablet, die uns der M4 bietet? Es wird sicher Profis geben, die viel mit Videoschnitt oder Musikproduktion zu tun haben und auch mal im Zug oder schnell mal unterwegs ein paar Dinge an ihrem Projekt ändern wollen. Auf den ersten Blick wirkt das iPad Pro aber in jedem Falle übertrieben vor Kraft strotzend.
Aber Hand auf’s Herz. Besser so, als umgekehrt. Zumal der M4 auch mit einem großen Mehr an Energieeffizienz um die Ecke kommt und laut Angaben von Apple bis 50% weniger Strom über den Tag verbrauchen soll. Damit dürfte am Ende das Tablet auch länger ohne zusätzlichen Strom auskommen.
Dinge, auf die Ihr zukünftig verzichten müsst
Eigentlich wollte ich diese Überschrift gar nicht so negativ schreiben. Persönlich kann ich die Entscheidung Apples, auf einige Dinge zukünftig zu verzichten, nicht nur gut verstehen, sondern gar gutheißen.
Zum Einen wäre da das Kameramodul des iPad Pro, das sich zwar optisch nicht verändert hat, aber dennoch kleiner geworden ist. Apple verzichtet in diesem Jahr auf die Ultraweitwinkelkamera. Übrig bleibt noch die 12 Megapixel große Weitwinkelkamera. Ich gehe mal davon aus, dass Apple analysiert und festgestellt hat, dass wirklich niemand mit dem iPad wirklich fotografiert.
Dafür arbeitet der Truetone-Blitz nun auch adaptiv und soll dabei helfen, mit dem iPad besser Dokumente einzuscannen.
Zum Anderen ist bei den 5G-Modellen der SIM-Karten-Slot verschwunden. Ich will ehrlich sein: ich liebe eSIM. Nichts ist einfacher, schneller und spart so viel Nerven in diesem Zusammenhang. Für Leute, die aber mal ins Ausland wollen oder einen der Provider haben, die noch keine eSIMs anbieten, könnte das Auspacken des neuen iPad Pros ein trauriger Nachmittag werden.
Und noch was fehlt: Apple verzichtet neuerdings auf die bekannten Apple-Aufkleber – ein Fakt, mit dem wahrscheinlich noch viele Leute klarkommen werden. Immerhin könnt Ihr Euch solche auf Wunsch noch im Apple Store kostenlos abgreifen. Allerdings fehlt nun auch das Netzteil. Stattdessen liegt nur ein USB-C-Kabel bei. Ich will an dieser Stelle unterstreichen, dass ich dies explizit gutheiße und unterstütze – immerhin kann ich die unbenutzten USB-C-Netzteile bei mir zuhause nicht mehr zählen. Wem es aber nicht so geht wie mir, könnte auch erstmal große Augen machen.
Neues Zubehör kann mehr und fühlt sich besser an
Meine Überschrift stimmt nicht ganz beziehungsweise ist nicht ganz präzise. Denn der neue Apple Pencil Pro unterscheidet sich optisch nicht von seinem Vorgänger. Dafür wartet er jetzt mit haptischem Feedback auf, wenn man ihn zusammendrückt und öffnet dabei unter anderem in der Notes-App ein neues Menü, in dem man schnell Stifte, Farben und weitere Dinge auswählen kann. Außerdem gibt es einen neuen Sensor, der auch feststellen kann, wenn man den Pencil dreht. Damit lassen sich eine Reihe netter neuer Funktionen darstellen.
Das neue Magic Keyboard hat sich optisch auch nicht so sehr verändert. Der Knick, der das Tablet “schweben” lässt, setzt früher an und lässt das iPad Pro etwas gerade stehen. Was sich wirklich cool anfühlt, ist das neue Aluminium-Gehäuse. Das gibt es leider nur innen. Von außen ist es leider noch mit Kunststoff umhüllt. Das Touch-Panel bietet nun außerdem ebenfalls haptisches Feedback. Alles in Allem bekommt man beim Arbeiten mit dem iPad Pro immer mehr echtes “MacBook”-Feeling.
Preislich liegen die Apple Pencil Pro bei 149 Euro. Das Magic Keyboard kostet 349 Euro für 11 Zoll und 399 Euro für 13 Zoll große iPads.
Fazit: Völlig übertrieben für mich. Aber leider so geil.
Ich will ehrlich sein. Mir wird es wohl nie gelingen, die komplette Power aus dem M4-Chip herauszuholen. Obwohl ich heute das iPad hier via Thunderbolt (das geht nur mit der Pro-Version) an mein Studio Display angeschlossen habe und so fast so wie mit einem Mac arbeiten konnte, ist die Power, die mir das iPad Pro bietet fast schon Perlen vor die Säue.
Das meine ich übrigens im allerbesten Sinne. Denn es ist natürlich schon ein beruhigendes Gefühl, dass ich weiß, ich könnte mit dem iPad Pro auch durchaus komplizierten und rechenintensiven Videoschnitt durchführen. Fakt ist aber, dass ich am Ende an meinem festen Arbeitsplatz lieber mit meinem stationären Mac arbeite.
Und trotzdem bin ich seit mehreren Jahren auf Reisen fast ausschließlich mit einem iPad Pro unterwegs. Das Tablet ist beim Reisen einem Laptop in so vielen Sachen überlegen: ich mache es auf und es ist bereit! Die Internetverbindung steht, ich kann via Tastatur tippen oder mit meinen Fingern navigieren. Es hat eine beeindruckende Batterielaufzeit und bietet mir die Möglichkeit mich komplett auf das zu fokussieren, was ich gerade tue.
Und hier sind wir schon da angelangt, was die Achillesferse des iPad Pros ist. Es kostet vollausgestattet wie ein vollwertiger Rechner und bringt auch dessen Leistung. Aber das oftmals sperrig wirkende iPadOS dürfte vielen Menschen die Freude am täglichen Arbeiten nehmen. Bitte versteht mich hier nicht falsch. Mit einem iPad Pro kann man quasi all das tun, was man mit einem Mac sonst auch machen kann. Es fühlt sich leider nur nicht ganz so bequem an.
Und so bleibt mir am Ende das Resümee, dass das iPad Pro sich wie ein MacBook anlässt, aber beim Arbeiten für die meisten Menschen nicht so anfühlen dürfte. Das ist zwar eine Frage der Gewohnheit. Denn würdet Ihr allerdings meine Tochter Mia fragen, würde sie das Gegenteil behaupten. Seit vier Jahren ist das iPad Pro ihr einziger Rechner, mit dem sie alles für Schule und Abitur tut. Sie vermisst nichts und ich verstehe sie. Andere werden aber nicht auf einen stationären Rechner oder ein Laptop verzichten können. Dafür ist iPadOS leider einfach nicht gemacht.
Trotzdem hat mich das iPad Pro in diesem Jahr so sehr abgeholt, wie schon lange nicht mehr. Es ist so angenehm leicht und dünn geworden und vor allem das neue Display macht einen riesigen Unterschied.
Was solltest Du Dir jetzt also kaufen, wenn Du Dir ein Apple-Tablet kaufen willst? Wenn Du ein Tablet für Klo, Couch und Bett, sowie für einfache Arbeiten suchst, dann empfehle ich Dir das normale iPad. Willst Du ein leistungsstarkes iPad, das quasi eine verlängerte, mobile Werkbank Deines normalen Arbeitsplatzes auf Reisen ist, dann ist das iPad Air perfekt. Und wenn Du Fotograf, Content Creator oder Videograf bist – dann ist das iPad Pro das Richtig.
- Hier der Test zum Apple iPad Air 2024
Nur: am Ende fühlt sich das iPad Pro leider wirklich so geil an, dass ich persönlich am Ende nicht den Kopf, sondern den Bauch hätte entscheiden lassen.
Wenn Ihr mich also irgendwann unterwegs im Zug antrefft: Wundert Euch nicht, dass dann ein iPad Pro vor mir steht.
Ein wirklich tolles Gerät.
Zum Glück ist da der hohe Anschaffungspreis, der mich davon abhält, das Teil zu kaufen und mich zu besinnen, dass mein iPad Pro 2022 es noch viele Jahre tun wird und das auch muss.
Ich denke, dass man zum dünnen 13-Zoll iPad Pro das Magic Keyboard unbedingt dazukaufen sollte. Leider verhindert da iPad-OS (absichtlich) die Verwendung als vollwertiger Laptop und ist ein weiterer Grund für mich, es nicht zu kaufen. Hier geht Apples Strategie für mich nicht auf. Denn wenn ich schon 4-stelliges Geld nach Cupertino schaufeln will, dann will ich im Gegenzug das Macbook einsparen können.
Wenn die Akkulaufzeit trotz der geringen Dicke toll ist, sehe ich keine Nachteile durch die von Apple gemachten Abstriche. Die Kamera verwende ich kaum und wenn, dann nur zum Scannen. Der fehlende Simkarten-Slot ist für mich kein Nachteil. Es gibt nichts besseres und praktischeres als die eSIM. Ich habe 2 eSimkarten im selben Tarif mit derselben Telefonnummer, das ist ideal für die gleichzeitige Verwendung für Tablet und Smartphone, und es ist mittels QR-Code wahnsinnig einfach, den Tarif kurz mal auf ein anderes Gerät zu transmittieren. Physische Simkarten sind (analog zur Klinkenbuchse und sonstigen Kabelverbindungen) nicht wirklich zukunftsweisend, auch wenn sie (noch) ein paar Vorteile bieten.
Du hast da auf jeden Fall einen Punkt