Aprilscherz: Diese realen Tech-Produkte hätten auch ein Scherz sein können

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Es ist der erste April und als Journalist einen Aprilscherz zu machen, ist gar nicht so einfach. Ich werde mir nicht den Spaß machen, Fake News zu schreiben, nur weil es lustig ist. Und meine Kollegen in der Redaktion haben mir strengstens verboten, meine fünfzehnbändige Sammlung von Witzen zu veröffentlichen. Deshalb werde ich mich darauf beschränken, Euch von echten Tech-Produkten zu erzählen, die ernsthaft und ohne jede Ironie vermarktet wurden. Aber sie waren so schlecht, dass man sich wünschte, es wäre ein Scherz. Also ein Aprilscherz oder so etwas.

Aber bevor wir anfangen, ein wenig Selbstironie, um die Tränen der Wut zu entschärfen, die dieser Artikel auf den rosigen Wangen einiger Fanatiker auslösen könnte:

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Viele meiner Artikel hätten auch Aprilscherze sein können. Meine Weihnachtsgeschichten zum Beispiel. Jedes Jahr biete ich Euch kurz vor den Feiertagen eine Fanfiction, die mit Geek-Referenzen vollgestopft ist. Man könnte es für einen Witz halten, aber es ist sehr ernst gemeint. Meine 2.000-Wörter-Abhandlung über die gelbe Farbe des iPhone 14 auch. Auch wenn es mir Spaß gemacht hat sie zu schreiben, ist es doch ziemlich lächerlich so viel Energie in ein so harmloses Thema zu investieren.

Und was ist mit meinem Twitter-Account und seinen zwölf Followern, die sich gegenseitig bekämpfen? Ich werde Euch nicht einmal die Unverschämtheit antun, ihn hier zu verlinken. Nein, wirklich, abonniere es nicht, es lohnt sich eindeutig nicht. Ich twittere alle sechs Monate, und es ist oft lahm, also tut euch das bitte nicht an. Also, wir lachen jetzt, oder?

So, genug auf meine Kosten gelacht, es ist an der Zeit, Apple, Samsung und andere Hersteller, die uns fast zum Lachen gebracht haben, auf die Schippe zu nehmen.

Aprilscherz 1: Die neuesten Flaggschiffe von Huawei

Ich weiß, ich habe dieses Jahr viel auf Huawei eingeprügelt. Das ging so weit, dass ich mir sicher bin, dass ich in China einen negativen sozialen Score habe und von der Presseabteilung auf die schwarze Liste gesetzt wurde.

Kleiner Disclaimer: Huawei hat keine Wahl, seine Smartphones mit oder ohne 5G oder Google-Dienste zu verkaufen. Es ist nicht zwingend ihre Schuld. Aber Huawei hat definitiv die Wahl, seine Smartphones preiswerter zu verkaufen. Schließlich ist man so auch groß geworden. Aber sie tun es einfach nicht. Wennschon, dennschon ist Ihr Motto.

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Aber wir reden hier von Witzen, nicht von Geopolitik! Und gleichzeitig entschuldige ich mich nicht dafür, dass ich fröhlich lache, wenn ich ein Huawei Mate 50 Pro (Test) sehe, das ohne 5G-Modem und ohne Google-Dienste für 1.199 Euro verzweifelt seine Abnehmer sucht.

Generell ein Smartphone für 1.200 Euro zu verkaufen, nenne ich einen Affront. Ob es von Apple, Samsung, Xiaomi oder Huawei kommt, ist dabei komplett egal. Es ist eine Frechheit so viel für ein Smartphone in unserer aktuellen Wirtschaftslage zu verlangen.

Aber die Krönung des Ganzen ist es, wenn Ihr darauf wartet, dass ich mir auf meinem 1.000-Pfennig-Gerät eine Menge Tutorials und Anleitungen für die Nutzung von Google Mail anhören muss.

Huawei ohne Google im Jahr 2023 wird ohne mich auskommen müssen. / © NextPit

Aprilscherz 2: Die Dyson Zone

Bleiben wir beim Thema der komisch überhöhten Preise. Dyson hatte die großartige Idee, einen Kopfhörer mit einem Mundschutz als Luftreiniger auf den Markt zu bringen. Das Ding sieht aus wie ein Cosplay-Element, das man auf der Japan Expo sehen könnte. Es ist ein wenig so, als wäre Bane aus Batman nicht nur ein Neo-Anarchist, sondern auch ein riesiger, trockener Einzeller, sondern auch audiophil.

Der Dyson Zone hat also ein abnehmbarer Schutz für Nase und Mund, der die Luft reinigt, wenn Ihr unterwegs seid. Das Accessoire verwendet Kompressoren und doppellagige Filter, die laut Dyson 99 Prozent der 0,1 Mikron großen Schadstoffpartikel, sowie andere schädliche Gase wie NO2 und SO2 einfangen kann.

Zumindest blamiert Ihr Euch nicht, da Euch niemand mit dem Visier erkennen wird. / © Dyson.

Der Kopfhörer hat außerdem eine Akkulaufzeit von 50 Stunden und unterstützt das gesamte Audiospektrum. Aber 50 Stunden sind, wenn Ihr das nach der unvermeidlichen öffentlichen Demütigung psychologisch durchhaltet, eine verdammt lange Zeit.

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Aber, aber, aber, vergessen wir nicht das Sahnehäubchen auf diesem Schlammkuchen: den Preis. In den USA wird der "Dyson Zone" für stolze 949 US-Dollar verkauft, das sind dann knapp 870 Euro. Natürlich ohne Steuern! Wenn Ihr allerdings nach einer günstigeren oder sogar kostenlosen Möglichkeit sucht, Euch in der Öffentlichkeit zu blamieren, ja dann kenne ich eine Menge davon. Denn ich habe lange gezögert mir einen Helm von Machine56 zu kaufen und mich wie V in CyberPunk 2077 zu kleiden. Es hat keinen Sinn, aber es sieht verdammt gut aus. Hey, was lacht Ihr denn da?

Ohne Scham will ich Euch hier gestehen, dass ich diese Cyberpunk-Helme sind ziemlich stilvoll finde. / © Machine56

Aprilscherz 3: Das Nokia N-Gage und alles, was Nokia in den frühen 2000ern herausgebracht hat.

Nun, hier bin ich ein wenig zwiegespalten. Ich persönlich hätte es sehr begrüßt, wenn das Konzept des Nokia N-Gage funktioniert hätte. Ein Smartphone, das mit einer tragbaren Spielkonsole gepaart ist, scheint für mich ein wahr gewordener Kindheitstraum. Ich war neun Jahre alt, als der N-Gage 2002 auf den Markt kam. Wahrscheinlich wusste ich damals nicht einmal, was ein Mobiltelefon ist. Ich habe also nicht viel Relevanteres über dieses Produkt zu sagen, außer, dass Ihr es auf der Wikipedia-Seite finden könnt.

Aber man muss zugeben, dass die 2000er Jahre für Nokia ein wenig wie die 80er Jahre für einen Kokainabhängigen in Florida waren. Man macht alles, nimmt alles mit und lässt das Geld in Strömen fließen. Und das Schlimmste ist, es hat funktioniert... oder auch nicht. Zwischen dem N-Gage und all den anderen Kryptiden, die der Hersteller mit Formfaktoren hervorbracht hatte, von denen einer bizarrer als der andere war, ging es bei Nokia zu dieser Zeit wirklich um die Wurst.

Wenigstens hatten sie Spaß und haben uns zum Lachen gebracht – manchmal sogar ein wenig zum Träumen.

Aprilscherz 4: iPhone ohne SIM-Port

Nein, das war's! Habt Ihr einen völlig kostenlosen Seitenhieb auf die gigantisch hohen Preise des neuesten iPhone 14 erwartet? Leider nein! Nach einer Weile ist es dann auch langweilig, über die Preise von Apple zu schimpfen. Hier bin ich therapiert. Danke und auf Wiedersehen. Es scheint ohnehin niemanden zu interessieren, wenn man so die Kommentare auf meine Seitenhiebe auf Apples Preispolitik liest. Also macht euch auf den Weg! Und dann erhöhen alle ihre Preise. Samsung ist nicht besser als Apple. Aber wer ist das schon – Huawei ja auch nicht! Das Thema hatten wir aber heute schon.

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Nein, ich wollte Euch auflauern und stattdessen über Apples Entscheidung sprechen, seine neuesten iPhones in den USA ohne SIM-Port zu verkaufen. Diese kleinen Chips, welche von einem kleinen Stück Plastik umgeben sind und die man zuweilen noch zuschneiden muss, damit sie in das Smartphone passen. Eindeutig eine Sache für arme Leute. Habe ich Euch wieder an dieser Stelle getriggert?

Apple steht für Raffinesse. Ein iPhone ist ein Konzentrat aus technologischer Eleganz und Software-Klasse. Es geht also nicht darum, dass ein gewöhnlicher Durchschnittsbürger wie ich versucht eine SIM-Karte hineinzustecken. Außerdem ist der SIM-Port ein universeller Port, den auch alle anderen Hersteller verwenden können. Ja, wo kommen wir denn dahin, frage ich Euch? Universeller Standard – ich glaub’ es hackt. Wie weit soll das denn noch gehen? Wie wäre es mit einem universellen USB-Type-C-Anschluss anstelle von Lightning? Was soll das? Ist die Europäische Kommission am Telefon? Kenne ich nicht.

Das iPhone 14 in Europa hat immer noch einen SIM-Port. / © NextPit

Aprilscherz 5: Das LG Wing

Noch ein Hersteller, der mich nicht leiden kann. LG ist schon seit einigen Jahren nicht mehr auf dem Smartphone-Markt vertreten. Eines seiner letzten Highlights war jedoch das LG Wing.

Dieses Smartphone mit verschiebbaren Bildschirmen hatte die Besonderheit, dass es nach dem "Aufdrehen" die Form eines "T" hatte. Das Konzept war in erster Linie für Content-Ersteller:innen gedacht. Der untere Teil des vertikalen Teils des Smartphones sollte als Griff dienen, um unter anderem seine Vlogs zu filmen.

Wir hatten das LG Wing damals sogar getestet und unser Feedback war recht positiv. Aber dem fertigen Produkt fehlte es an Raffinesse und die langfristige Wartung war angesichts der Situation von LG höchst ungewiss. Wir reden hier nicht von einem Totalausfall, was das LG Wing angeht. Aber bis 2020 hatte der Hersteller "nur" 50.000 Einheiten der ursprünglich geplanten 2 Millionen Geräte verkauft. Gleichzeitig müssen die Marketing-Meetings, in denen ein Smartphone in Form eines Tomahawks verkauft werden sollte, verdammt merkwürdig gewesen sein.

Das LG Wing hat nicht das Ende gefunden, das er verdient hätte. / © NextPit

Bonus-Aprilscherz: Ein Durcheinander von schlechten Produkten

In dieser Bonus-Sektion kann ich ein paar ehrenhafte Erwähnungen durcheinander bringen. Wir beginnen mit dem HTC First, dem "Facebook"-Smartphone aus dem Jahr 2013. Zu dieser Zeit war Facebook bereits ein etwas altmodisches soziales Netzwerk, aber HTC war immer noch ein ziemlich großer Spieler auf dem Android-Markt.

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Wer erinnert sich noch an das Essential One? Es war damals DAS Smartphone für Hipster und Tech-Puristen. Das Smartphone wurde von dem Android-Urvater Andy Rubin entworfen und fiel vor allem durch seinen ungewöhnlichen Formfaktor im Verhältnis 19,5:10 auf. Das Design aus Titan und Keramik, mit einer der ersten Aussparungen am oberen Rand des Bildschirms, war für Technikfans ein echter Hingucker.

Das Essential Phone war nicht nur optisch ein echter Leckerbissen. / © NextPit by Irina Efremova

Aber zwischen einem sehr sporadischen Vertrieb, Hardware-Sorgen um den Touchscreen, durchgesickerten Nutzerdaten und einem Gerichtsverfahren wegen Patentverletzung, endete das Abenteuer des Essential Phone 2018 nach 150.000 verkauften Exemplaren (nach Angaben des Herstellers). Kleine Randnotiz: Carl Pei – ehemaliger OnePlus-Mitgründer und aktueller CEO von Nothing, hat mal auf die Rasche alle Patente von Essential aufgekauft.

Doch der nun folgende Aprilscherz der etwas anderen Art, ist eher ein leicht obskurer Hinweis, der natürlich aus Deutschland kommt. Der Hersteller von mp3-Playern, gemeinhin bekannt als TrekStor, beschloss 2007 in aller Stille einen neuen Walkman auf den Markt zu bringen. Bis dahin war alles in Ordnung. Aber dann hatte TrekStor die brillante Idee, seinen mp3-Player "i.Beat blaxx" zu nennen. Da muss ich den Hut vor dem Marketingteam ziehen. Nein, wirklich, das ist eindeutig Kunst.

Der "Juicero", ein Kickstarter-Projekt, das die Wohlhabenden im Sillicon Valley begeisterte und sich als Nespresso für Fruchtsäfte verstand, ist auch noch so ein nennenswertes Ding. Die Tester stellten seinerzeit schnell fest, dass die separat verkauften Saftbeutel die überteuerte Presse, die das Start-up verkaufte, überhaupt nicht brauchten. Es war viel schneller und vor allem viel billiger, die Beutel von Hand auszupressen. Juicero ist zu einem Fallbeispiel für ein überteuertes Produkt geworden, das auf einem von Anfang an fehlerhaftem Konzept basierte, das keinen Bedarf deckte.

Ich hätte auch das Amazon Fire Phone mit seinem "3D"-Bildschirm noch erwähnen können, das dem E-Commerce-Riesen eine Abschreibung von 170 Millionen Dollar eingebracht hat. Aber irgendwann ist auch einmal Schluss. Und dieser Moment ist nun gekommen.

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Das Amazon Fire Phone war ein netter Versuch, der unsagbar heftig floppte. / © NextPit

Ich werde hier aufhören, wenn ich diese Auswahl an vermurksten Tech-Produkten, die ein Aprilscherz hätten sein können, beende. Welche Produkte haben Euch dazu gebracht, an einen Scherz zu glauben? Schreibt es uns in die Kommentare und lasst die anderen mitlachen.

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