... work in progress
Beispiele gibt es viele, eines der jüngsten lieferte uns Apple mit iOS 15 angekündigt. Zum Release des iPhone 13 Pro mussten Kund:innen allerdings noch auf die coolen Features verzichten.
Fälle wie diesen gibt es in letzter Zeit häufiger, wenn auch in unterschiedlicher Form. Beim Galaxy S21 Ultra zum Beispiel, das die Option erhalten sollte, Fotos mit allen Kameras im RAW-Format aufzunehmen. Aufnahmen im RAW-Format waren vorher nur mit der Hauptkamera möglich und schränkte den Funktionsumfang für RAW-Fotos deutlich ein. Zumindest hat Samsung dieses Feature zum Release nicht weit und breit angekündigt.
Ein weiteres Beispiel dieses Jahres war die LOG-Format-Aufnahme des Oppo Find X3 Pro. Auch dieses Flaggschiff wurde im März ohne die angekündigte Funktion veröffentlicht, die dann später nachgereicht wurde. Dasselbe geschah mit dem LG V30. Bei beiden Modellen haben sowohl Oppo als auch LG die notwendigen Dateien für das Feature erst Monate nach dem Verkaufsstart zur Verfügung gestellt.
"Demnächst"
Als ich die Redakteur:innen von NextPit nach anderen Beispielen für versprochene Funktionen fragte, die zum Zeitpunkt der Markteinführung nicht verfügbar waren, stellte sich heraus, dass einige auch Monate oder Jahre nach der Markteinführung des Produkts noch immer nicht genutzt werden können:
- Fitnessarmbänder, deren Eigenschaften vom Abonnement, der Region oder der Zulassung abhängen
- Die vollautonome Lenkung von Tesla (Autopilot SAE Stufe 5);
- VRR(variable Bildwiederholfrequenz) und ALLM (Auto-Low-Latency-Modus) auf einigen Sony "Ready for PlayStation 5"-Fernsehern.
- Die schreckliche Performance vieler Videospiele zum Verkaufsstart, die erst Monate nach dem Release durch Patches flüssig laufen (Cyberpunk 2077, Grand Theft Auto: The Trilogy oder auch No Man's Sky)
Wachsender Trend
Diese Praxis nimmt solche Ausmaße an, dass sie sogar einen Namen hat: Bananenprinzip! Damit wird darauf angespielt, dass die Früchte gepflückt werden, bevor sie überhaupt reif sind. Der Begriff beschreibt Situationen, in denen Funktionen (einschließlich der Hardware) mit dem bereits auf dem Markt befindlichen Produkt getestet werden, wie im Fall des Autopiloten von Tesla, der sich noch in der Entwicklung befindet.
Dies wird oft als Ausrede dafür benutzt, nicht die notwendige Zeit in die Entwicklung und Prüfung zu investieren. Und in manchen Fällen können später entdeckte Probleme Fehler und Inkompatibilitäten aufzeigen, die sich nicht durch ein einfaches Firmware-Update beheben lassen. So geschehen in diesem Jahr bei (teuren) Receivern für Heimkinos, die mit einem Teil der HDMI 2.1-Spezifikation nicht kompatibel waren.
Im Gegenteil, Faktoren wie die regelmäßigen Markteinführungszyklen von Produkten – das iPhone im September, die Galaxy-S-Reihe in der ersten Jahreshälfte, das Galaxy Fold / Flip im August – setzen die Produktentwicklungsteams unter Druck.
Auf der anderen Seite zwingt der Druck des Marktes mit Preissenkungen kurz nach der Markteinführung die Unternehmen dazu, den Umsatz in der profitabelsten Zeit für jedes Produkt zu maximieren, in der Regel in der Vorverkaufszeit.
Das erklärt eventuell, warum Apple – mit seinem treuen Publikum im Rücken – mit dem ProRES-Codec eine noch nicht einsatzbereite Funktion ankündigen konnte, die bei der Ankündigung des iPhone 13 Pro kein voraussichtliches Veröffentlichungsdatum hatte. Das markeneigene Videoformat hatte keine Chance, früher von einem Konkurrenten implementiert zu werden. Es hätte durchaus später mit der Veröffentlichung von iOS 15.1 hervorgehoben werden können, wie es das Unternehmen mit der App-Tracking-Transparenz bei der Veröffentlichung von iOS 14.5 tat.
Sony verfolgt einen ganz ähnlichen Ansatz: Auf seinen Android-Smart-TVs kündigten die Japaner eine Funktion an, die erst 19 Monate nach ihrer Vorstellung zur Verfügung gestellt wurde. Diese Strategie diente dazu, Käufer von PS5- und "Xbox Series X|S"-Konsolen anzulocken. Die konnten die im März 2020 versprochenen Funktionen erst im Oktober 2021 (fast ein Jahr nach der Markteinführung der Geräte) nutzen.
Beta-Anmeldung
Wie kann man Unternehmen von dieser Strategie abbringen? Die Lösung besteht darin, so viele Menschen wie möglich davon abzuhalten, Produkte im Vorverkauf zu kaufen. Und kauft nur Gadgets, die tatsächlich angeboten werden – und nicht nur versprochen.
An diesem Punkt helfen Produktbewertungen wie die des NextPit-Teams zu klären, was tatsächlich funktioniert und was nur Marketing ist. Versprochene Funktionen können durchaus gestrichen werden, wie es beispielsweise bei Android-Versionen bereits geschehen ist.
In Fällen, in denen das Unternehmen einfach nicht hält, was es verspricht, wird empfohlen, sich an Verbraucherschutzorganisationen zu wenden. So könnt Ihr versuchen, das investierte Geld zurückzuerhalten. Zieht dann bitte Eure Lehren daraus und haltet künftig nicht wieder als Versuchskaninchen her.
Kommentare
Kommentare
Beim Laden der Kommentare ist ein Fehler aufgetreten.