Dangbei Neo im Test: Beamer Superstar?
Im Netz wird der Dangbei Neo als neuer Superstar unter den Kompakt-Beamern gefeiert. Der DLP-Projektor kommt dabei mit etlichen smarten Features, hochwertigen Lautsprechern sowie mit Autofokus und Auto-Trapezkorrektur. Aber überzeugt der Dangbei Neo im Alltag? Genau das klären wir im NextPit-Test.
Pro
- Gute Bildqualität mit Auto-Arretierung
- Überraschend guter Sound
- Leiser Betrieb
- Hohe Anschlussvielfalt
Contra
- Wichtige Streaming-Dienste fehlen
- Kein optischer Zoom
- Kein integrierter Akku
- Kein 3,5-mm-Klinkenausgang
Kurzfazit & Kaufen
Zu seiner UVP von knapp 750 Euro ist der Dangbei Neo ein fähiger, aber zu teurer DLP-Beamer. Dabei überzeugt er mit einer sehr guten Bildqualität, einem soliden Klang und einer flüssigen Performance. Neben der Netflix-Zertifizierung sowie Apps für Prime, YouTube und einige weitere Anbieter fehlen aber wichtige Dienste für das Videostreaming. Hinzu kommen weitere Patzer wie die fehlende Möglichkeit, den Beamer auf Tischen anzuwinkeln, die bei einem derart teuren Beamer nicht vorkommen sollten.
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Design & Verarbeitung
Ein kleiner grauer Kasten, nach viel mehr sieht der Dangbei Neo nicht aus. Allerdings ist der DLP-Beamer mit Maßen 20 x 15,7 x 10 cm und einem Gewicht von unter 2 kg erfreulich kompakt. Die Anschlussvielfalt ist für einen Kompakt-Beamer ordentlich, am besten funktioniert's beim Neo aber über WLAN und Bluetooth. Lautsprecher sind im kleinen Gehäuse ebenfalls integriert.
Gefällt:
- Kompaktes Gehäuse
- Überraschend leise im Betrieb
- Solide Anschlussvielfalt
Gefällt nicht:
- Keine Bedienmöglichkeit direkt am Beamer
- Standfüße nicht höhenverstellbar
Der Dangbei Neo ist ein besonders unauffälliger Beamer und wirkt auf den ersten Blick ein wenig zu schlicht. So verzichtet der Hersteller auf einen manuellen Fokusring sowie auf einen Zoom-Schieber – stattdessen gibt es einen einzigen Knopf an der Oberseite. Mit diesem könnt Ihr den Beamer an- und ausschalten, alle weiteren Funktionen steuert Ihr über die beiliegende Fernbedienung oder über Euer Smart-Home.
Im Vergleich zu anderen Kompakt-Beamern mit DLP-Technologie wie dem Samsung Freestyle (zum Test) oder dem Anker Capsule Max ist der Dangbei Neo recht groß.
Für einen Kompakt-Beamer ist der Neo mit Maßen von 20 x 15,7 x 10 cm zwar nicht gerade klein, er passt aber für Filmabende bei Freunden noch immer in den Rucksack. Dass der Neo etwa 2 kg wiegt, ist bei der Nutzung auf Tischen sehr sinnvoll. Denn hier neigen viele Kompakt-Beamer dazu, vom Gewicht angeschlossener Kabel verrückt zu werden. Dangbei sorgt mit dem höheren Gewicht und rutschfesten Gummifüßen dafür, dass Projektor und Videobild an Ort und Stelle bleiben.
Kritik gibt es allerdings dafür, dass Dangbei keine ausfahrbaren Standfüße verbaut. Zwar könnt Ihr die Gummifüße einige Millimeter herausschrauben, dann fallen sie allerdings heraus. Zum Neigen des Beamers reicht das auf keinen Fall. Alternativ befindet sich an der Unterseite des Beamers allerdings ein herkömmliches Stativgewinde – ich habe den Beamer im Wohnzimmer daher meist auf einem Kamerastativ verwendet.
Die Verarbeitung des Dangbei Neo geht insgesamt in Ordnung. Zu einem Preis von 750 Euro ist der Beamer zwar solide zusammengeschraubt, Metallelemente oder schützendes Gummi gibt es aber allerdings nicht. Selbiges gilt für die Fernbedienung, die allerdings über sehr solide Druckpunkte verfügt. Darüber hinaus funktioniert sie zuverlässig, egal in welche Richtung Ihr sie bei der Bedienung haltet.
Die Tastenbelegung ist ebenfalls sinnvoll und gut aufgebaut – bis auf den recht prominent platzierten Fokus-Knopf. Diesen benötigt man im Betrieb doch recht selten, zumal der Beamer bei jeder Bewegung wieder neu fokussiert.
Bildqualität und Auto-Arretierung
Der Dangbei Neo löst Videoinhalte maximal in Full-HD auf. Maximal sind laut Herstellerangaben 120 Zoll drin, hier sind allerdings schon allmählich einzelne Bildpunkte zu erkennen. Die Lebensdauer des Projektors soll bis zu 30.000 Stunden betragen, für HDR10 ist der integrierte DLP-Projektor ebenfalls zertifiziert. Besonders clever: Dangbei verbaut Sensoren, mit denen sich der Beamer ganz von selbst einstellen kann.
Gefällt:
- Sehr gute Bildqualität, selbst in der Dämmerung
- Zuverlässige Auto-Arretierung
- Lange Lebensdauer von 30.000 Stunden
Gefällt nicht:
- Löst maximal in 1.920 x 1.080 Pixeln auf
- Kein optischer Zoom ...
- ... und Digitalzoom geht auf Kosten der Auflösung
Für Aufregen hat der Dangbei Neo im Netz aufgrund seiner Netflix-Zertifizierung trotz DLP-Technologie gesorgt. In der Praxis bedeutet das Vorteile wie eine lange Lebensdauer von 30.000 Stunden im kleinen Gehäuse – als Nachteil müsst Ihr allerdings auf einen optischen Zoom verzichten. Keine Seltenheit bei DLP-Projektoren, die Dangbei zumindest per Digitalzoom ausgleicht. In den Einstellungen könnt Ihr das Bild somit verkleinern, die Qualität nimmt dabei allerdings ein wenig ab. Denn im Grunde genommen verkleinert Ihr nur das Videofenster, folglich wird dieses auf weniger Pixeln angezeigt.
Was der Dangbei Neo allerdings vollkommen automatisch macht, ist die Arretierung des Videobildes. Hierfür platziert Dangbei an der Vorderseite unter anderem einen ToF-Sensor, wie er auch in vielen Kamera-Smartphones zum Einsatz kommt. Per Knopfdruck misst der Beamer, in welchem Winkel er auf eine Wand ausgerichtet ist, setzt den richtigen (Auto)fokus und wendet automatisch eine Trapezkorrektur an. Das funktionierte im Test tadellos und binnen weniger Sekunden. Hier punktet der Dangbei Neo, zumal das Bild selbst in schrägen Winkeln kaum unscharfe Stellen aufweist.
Ebenso überzeugend ist das gezeigte Videobild, das mit 540 ISO-Lumen überraschend hell ist. Zwar eignet sich der Projektor dadurch nicht ganz zur Nutzung bei Tageslicht, für die Dämmerung oder leicht abgedunkelte Räume reicht die Helligkeit allerdings aus. In komplett dunklen Räumen sieht das Bild dann aber doch am besten aus – und überzeugt mit satten Farben, hohen Kontrasten und einer guten Schärfe trotz der mit 1.080p nicht ganz optimalen Auflösung.
Mit vielen Einstellungsmöglichkeiten könnt Ihr das Bild dann noch an Eure Vorlieben anpassen. Dabei seht Ihr immer eine Vorschau bevor Ihr Euch für das Einstellen einer Option entscheidet. Insgesamt punktet der Dangbei Neo trotz Full-HD-Auflösung besonders bei der Bildqualität. Beim Filmeschauen in den Abendstunden glänzt das Gerät – und sorgte selbst in meiner kritischen Film-Freundesgruppe für Begeisterung.
Smarte Funktionen & Performance
Dangbei verzichtet beim Neo auf den Einsatz von Android – und baut die Software des Beamers auf Linux auf. Das führt zu einer sehr flüssigen Performance, sorgt allerdings für einige Einschränkungen bei den gebotenen Apps. Denn anders als bei vielen Konkurrenten könnt Ihr nicht auf den Google Play Store zurückgreifen.
Gefällt:
- Sehr flüssige Performance
- Netflix, Amazon Prime und YouTube vorinstalliert
- Hohe Anschlussvielfalt (kabelgebunden und Wireless)
Gefällt nicht:
- Kein Zugriff auf Google Play Store
- Wichtige Apps fehlen (Spotify, DAZN, Sky und weitere)
- Nicht AirPlay-kompatibel
Nach dem Auspacken kommt das Einrichten – und hier zeigt sich der Dangbei Neo überraschend simpel. Im Grunde genommen verbindet Ihr nur Euer WLAN-Netzwerk und könnt dann die ersten Inhalte streamen. Der Grund, warum das anders als bei der Konkurrenz ist: Dangbei vertraut auf Linux und setzt kein Anlegen eines Accounts vor der ersten Nutzung voraus. Dafür müsst Ihr Euch bei Netflix, Amazon Prime & Co. jeweils separat einloggen.
Netflix, YouTube und Amazon Prime sind dabei sowohl vorinstalliert als auch als eigene Knöpfe auf der Fernbedienung vorhanden. Wollt Ihr einen anderen Videostreamingdienst nutzen, steht Euch der "Netrange" genannte App-Store zur Verfügung. Dieser wirkt auf den ersten Blick üppig bestückt, offenbart bei genauerem Hinschauen aber einige Schwächen. Deutsche Nutzer, die mitunter gerne Fußball schauen, werden beispielsweise DAZN und das einst als Sky bekannte "Wow" vermissen. Als Mediatheken stehen Euch zudem nur die Angebote der ARD zur Verfügung. Die Aufnahme von PLEX für das Streamen von Videoinhalten innerhalb Eures Netzwerkes ist zwar nett, haut insgesamt aber auch nicht viel raus. Mehr Infos zu den verfügbaren Apps gibt's auf der Homepage von Netrange.
Hier fällt der Dangbei Neo im Vergleich zu anderen Plattformen also recht stark zurück. Allerdings bietet er Euch dann wiederum die Möglichkeit, externe Hardware kabelgebunden oder kabellos zu verbinden. Notebooks lassen sich dabei per HDMI anschließen, wahlweise gibt es zwei USB-Anschlüsse für externe Speichermedien oder Peripherie wie Mäuse und Tastaturen. Für die feste Installation könnt Ihr sogar auf kabelgebundenes Internet zurückgreifen und Euer Heimkino-System über S/PDIF anklemmen.
Darüber hinaus verbaut Dangbei Bluetooth samt eigenem Bluetooth-Speaker-Modus und WiFi 802.11 a/b/g/n/ac, das sowohl mit 2,4 Ghz als auch mit 5 Ghz funktioniert. Wer jetzt schon sein iPad zückt und Apple-TV-Plus streamen will, den muss ich enttäuschen: Leider vertraut Dangbei für Screen-Mirroring und für das Streamen auf die Android-App "Screencast". Unter iOS soll eine App namens "HomeCast" weiterhelfen, diese konnte ich aber weder auf dem Mac noch auf dem iPhone finden.
Ihr merkt: Bei den Schnittstellen war ich im Test sehr zwiegespalten: Einerseits ist es grandios, endlich einen kleinen Beamer mit vielen Anschlüssen zu haben, andererseits vermisst man die Vorteile anderer Betriebssysteme, die auf smarten Beamern vorinstalliert sind.
Lautsprecher
Im Dangbei Neo sitzen zwei Speaker mit jeweils 6 W – und das sorgt im Heimkino für einen überraschend guten Klang. Obwohl das kein Übermaß an Leistung bedeutet, klingt der Neo wie ein solider Bluetooth-Speaker. Und das selbst dann, wenn er auf einem Stativ im Raum keinen wirklichen Kontakt zur Umgebung hat. Ausgezeichnet ist der Neo zudem für Dolby Digital und Dolby Digital Plus.
Gefällt:
- Überraschend guter Klang der beiden 6-W-Speaker
- Zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten für das Klangbild
- Bluetooth-Speaker-Modus
Gefällt nicht:
- Kein 3,5-mm-Klinkenausgang
- Beide Speaker auf einer Gehäuseseite
Wie schon bei der Bildqualität überrascht der Dangbei Neo beim ersten Ausprobieren mit einem soliden Klang. Angesichts der mit 6 W nicht übermäßig leistungsstarken Speaker sind Stimmen wirklich gut verständlich, und Musik kommt mit dem nötigen Bass. Wie genau sich Bass und Höhen (Dangbei nennt das "Verdreifachen" als falsche Übersetzung des englischen Treble) mischen, lässt sich über wenige Knopfdrücke per Schnellmenü einstellen.
Dangbei zertifiziert seinen Neo sowohl mit Dolby Digital als auch mit Dolby Digital Plus. Surround-Sound dürft Ihr beim Filmeschauen aber nicht erwarten. Viel weniger sogar, denn Dangbei platziert beide Speaker an einer Gehäuseseite, wodurch selbst ein Stereo-Effekt nur sehr spärlich wahrnehmbar ist.
Wollt Ihr den Dangbei Neo an externe Lautsprecher klemmen, funktioniert das kabelgebunden leider nur per S/PDIF. Ein 3,5-mm-Klinkenanschluss fehlt dem Gerät bedauerlicherweise. Alternativ könnt Ihr Kopfhörer und Speaker auch per Bluetooth verbinden – die Latenzen sind hier aber zum Filmeschauen eher weniger geeignet. Andersherum lässt sich der Neo übrigens als Bluetooth-Speaker verwenden. Ein praktisches Feature, das ich aufgrund des soliden Sounds im Test gerne genutzt habe.
Akku & Stormversorgung
Über einen integrierten Akku verfügt der Dangbei Neo nicht. Stattdessen müsst Ihr ihn immer mit einem externen Netzteil stromgebunden betreiben.
Fazit
Wie bereits erwähnt, wird der Dangbei Neo im Netz mit viel Lob überschüttet. Und tatsächlich, der Beamer bietet ein ordentliches Bild, bleibt dabei trotz der kompakten Größe überraschend leise und holt aus seinen beiden 6-Watt-Speakern viel Klangspaß heraus. Allerdings findet man auch einige Macken, wenn man sich länger mit dem Dangbei Neo beschäftigt.
Denn hierzulande fehlen sehr viele deutsche Streaming-Partner, obwohl die gebotenen Apps von einem Unternehmen in München kuratiert werden. Hier hätte Android TV als Alternative zu einer proprietären Linux-Distribution dem Beamer sehr sehr gut getan. Gleichzeitig gibt es kuriose Versäumnisse wie der fehlende 3,5-mm-Klinkeanschluss und die fehlende Möglichkeit, den Beamer ohne weitere Hilfsmittel auf Tischen anzuschrägen.
Angesichts des mit 750 Euro doch recht hohen Preises ist der Neo zwar ein spannender, kompakter Smart-Beamer – Ihr solltet Euch aber unbedingt auch nach Alternativen für Eure Bedürfnisse umschauen. Denn zu diesem Preis gibt es leistungsstarke Alternativen mit optischem Zoom, zusätzlichen Anschlussmöglichkeiten und smarten Betriebssystemen, die auch tatsächlich mit den benötigten Apps kompatibel sind.
Zu guter Letzt: Wie beim Samsung Freestyle erschließt sich mir das Konzept eines portablen und flexiblen Beamers ohne integrierte Batterie im Test nicht ganz. Oder was meint Ihr?