Die Strompreisfalle: Wird die Energiewende erneut zum Kostentreiber?


Wirft man einen Blick auf die deutschen Strompreise der letzten Jahre, so zeigt sich ein unaufhaltsamer Aufwärtstrend. Allein seit 2010 hat sich der Strompreis in Deutschland verdoppelt. Die Versprechen der Regierung, die Energiekosten zu dämpfen, stehen im Kontrast zu den Prognosen einer kürzlich erschienenen Studie. Warum sollte Euch das interessieren? Weil die geschätzten Mehrkosten den Energiepreis in schwindelerregende Höhen treiben könnten – mit weitreichenden Folgen für jeden von Euch.
Planungsfehler bei Erneuerbaren Energien
Die Boston Consulting Group (BCG) hat unter die Lupe genommen, wie die aktuelle Energiewende gestaltet ist. Ihr Hauptkritikpunkt: Deutschland plant zu viel. Genauer gesagt, zu viele erneuerbare Energiequellen, weitaus mehr als notwendig, so die Berater. Diese Anlagen erfordern einen erheblichen Netzausbau, der immense Kosten verursacht. Die Studie prophezeit, dass dies allein Mehrkosten von 215 Milliarden Euro verursachen könnte. Insgesamt könnte sich die Energiewende um 320 Milliarden teurer erweisen, als sie sein müsste. Ein großes Einsparpotenzial, das erhebliche Auswirkungen auf den Strompreis in den kommenden Jahren haben wird. Dabei geht es nicht nur um den Bau neuer Anlagen.
Flexibilisierung des Strommarktes als Chance
Die Flexibilisierung des Strommarktes könnte einen bedeutenden Unterschied machen. Dynamische Tarife und smarte Steuerung großer Verbraucher wie Wärmepumpen oder E-Autos zeigen ein enormes Einsparpotenzial. Bis zu 50 Milliarden Euro können hier auf der Strecke bleiben, wenn diese Maßnahmen nicht umfangreich umgesetzt werden. Zudem sieht die BCG Chancen im Zubau von verlässlich planbaren Kraftwerken wie neuen Gaskraftwerken, die unabhängig von den schwankenden Erträgen erneuerbarer Quellen stetig Energie liefern könnten. Auch hierfür könnten 50 Milliarden eingespart werden.
Der kritische Blick auf grüne Technologien – falsche Hoffnungen auf grünen Wasserstoff
Grüner Wasserstoff mag in aller Munde sein, doch die BCG warnt vor zu hohen Erwartungen. Der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur verspricht hohe Kosten, während kurzfristige Einsparungen ausbleiben. In der aktuellen Planung des Wasserstoffkernnetzes stecken bereits geplante Investitionen von 24 Milliarden Euro, die die KfW bereitgestellt hat. Langfristig zahlen das jedoch die Nutzer des zukünftigen Wasserstoffnetzes, über die diese Anfangsinvestitionen langfristig abgeschrieben werden. Das wäre nicht weiter dramatisch – wenn der grüne Wasserstoff günstig verfügbar wäre. Doch genau das zweifelt die Untersuchung der Experten an.
Der Schatten der Vergangenheit: Atomkraft-Aus trieb Strompreis
Der Ausstieg aus der Atomkraft ab 2011 wird in der Studie ebenfalls beleuchtet. Die alten Atommeiler produzierten günstigen Baseloadstrom, der nun teuer ersetzt werden muss. Das lag daran, dass die Kernkraftwerke zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschrieben waren. Eine schnelle Rückkehr zur Atomkraft liegt trotz mancher Spekulationen jedoch in weiter Ferne. Die Bauzeit neuer Kraftwerke und vergleichsweise hohe Kosten machen diesen Weg unattraktiv. Die BCG schätzt, dass der Strom eines solchen neuen Atomkraftwerks sogar 50 Prozent teurer als aktuelle Börsenstrompreise ausfallen würde. Doch die Wiederaufnahme kürzlich abgeschalteter Anlagen bleibt eine hypothetische Möglichkeit, wenn auch mit Unsicherheiten behaftet.
Es zeigt sich deutlich: Die Gestaltung der Energielandschaft ist eine Gratwanderung. Unzureichende Planung und fehlende Flexibilität bergen die Gefahr, dass die Energiekosten weiterhin steigen. Die Auswirkungen sind umfassend und treffen am Ende alle in der Gesellschaft. Es bleibt spannend zu beobachten, wie die angekündigten Maßnahmen umgesetzt werden und ob sie den erhofften Entlastungseffekt bringen.