Faltbare Smartphones: Die Zeit der Klapp-Handys ist gekommen!

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Galaxy Z Flip 5 oder Motorola Razr 40 Ultra – faltbare Klapp-Handys starteten 2023 eine kleine Revolution. Sie sind relevanter, leistungsstärker, schöner und interessanter denn je. Aber wie haben sie das geschafft? Und wie können sie sich noch weiterentwickeln? In diesem Artikel schließe ich meine Wetten auf die Zukunft der faltbaren Smartphones ab.

Vor ein paar Monaten veröffentlichte ich meinen Meinungsbeitrag mit der wilden These, dass 2023 das Jahr der Klapphandy wird. Ich war nie ein Fan riesiger Smartphones und als das Royole FlexPai auf den Markt kam, fand ich es schade, dass das Konzept des faltbaren Smartphones missbraucht wurde, lediglich ein noch größeres Gerät in der Hand halten zu müssen. Ich fand mich schließlich damit ab – bis Samsung sein Galaxy Z Flip herausbrachte! Nostalgie oder einfach nur eine Ahnung? Ich fand das Format von Klapp-Handys mit faltbaren Displays immer relevant.

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Samsung hat dieses Format mehrere Jahre lang vernachlässigt und die Veröffentlichung des Oppo Find N2 gaib mir dann so viel Hoffnung, dass ich glaube, dass dieses Format die Zukunft der faltbaren Smartphones ist. Sechs Monate nach diesem ersten Artikel ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und ich erkläre Euch, warum ich glaube, dass 2023 tatsächlich das Jahr der faltbaren Klapp-Handys ist.

Die Hersteller haben (fast) alle die Vorteile des Klapp-Formfaktors erkannt

Das Problem mit faltbaren Klapp-Smartphones war, dass sie nichts weiter als Kompaktheit mitbrachten. Aber wie in meinem vorherigen Artikel erwähnt, ändert sich das gerade mit dem Bewusstsein der Hersteller, diesen Formfaktor funktionaler gestalten zu müssen.

Die Revolution leitete das Razr 2022 (Test) ein, gefolgt vom Find N2 Flip (Test) und vor allem dem Razr 40 Ultra (Test), das wirklich repräsentiert, wie ein faltbares Klapp-Smartphone sein sollte. Es hat tatsächlich alle Probleme seiner Vorgänger gelöst, beginnend mit der wichtigsten Baustelle, dem Nutzen des Cover-Displays.

Mit seinem 3,6-Zoll-Display kann das Razr 40 Ultra für alles verwendet werden, ohne dass es aufgeklappt werden muss. Das liegt vor allem daran, dass das externe Display es ermöglicht, echte Apps und nicht nur Widgets zu starten.

Das Motorola Razr 40 Ultra ist das beste faltbare Klapp-Smartphone und andere Hersteller sollten sich davon inspirieren lassen. / © nextpit

Doch obwohl das Razr 40 Ultra einen großen Schritt nach vorn darstellt und es schaffte, Kompaktheit und Funktionalität zu vereinen, ist es bis heute das einzige, dem das gelungen ist. Das Galaxy Z Flip 5 (Test) und auch Oppos Find N2 Flip sind noch nicht auf dem gleichen Niveau und waren bei der Verbesserung der User-Experience einfach nicht konsequent genug.

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Trotz aller Bemühungen ist die Wahrheit, dass Motorola als Hersteller in Europa nicht groß genug ist, um andere dazu zu bringen, dem Beispiel des Razr 40 Ultra zu folgen. Die einzigen Hersteller, die in der großen Android-Welt dazu in der Lage sind, sind derzeit Samsung und Xiaomi.

Aber Samsung schafft es noch nicht, wie man am Cover-Display des Galaxy Z Flip 5 sieht, das sich noch auf die Verwendung von Widgets beschränkt. Und Xiaomi bietet das faltbare Klapp-Handy selbst in China noch nicht an.

Die Hersteller müssen auch bei Dingen wie der Falte in der Mitte des Displays, der Qualität der Kamera oder dem schnellen Aufladen deutliche Verbesserungen vornehmen.

Das Galaxy Z Flip 6 sollte zum Beispiel das gleiche Kameramodul bekommen wie das S24 Ultra oder das Z Fold 6. Sobald die Hersteller wirklich verstehen, dass es der Schlüssel zu ihrem Erfolg ist, diese Klapp-Smartphones funktionaler zu machen, werden sich deren Verwandte im Brieftaschenformat Sorgen machen müssen.

Größer und funktionaler: Das Klappdisplay bietet im Jahr 2023 viel mehr Möglichkeiten. Aber noch fehlt irgendetwas. / © nextpit / © nextpit

Faltbare Klapp-Smartphones werden den Smartphone-Markt ankurbeln, aber ...

Während 2023 laut einem Bericht von Counterpoint das schlechteste Jahr für den Smartphone-Markt seit zehn Jahren werden dürfte, belegt ein anderer Bericht von Counterpoint, dass die Verkaufszahlen von faltbaren Smartphones in diesem Jahr anziehen.

Wenn die Nutzer:innen sich nicht zwischen den Formaten unterscheiden, sondern nur auf das faltbare Format im Allgemeinen beschränken, werden sie sich fraglos für ein faltbares Klapp-Smartphone entscheiden. Allein schon deswegen, weil es das billigste Format ist und es logisch ist, dass die Menschen gerade in diesen Zeiten den günstigsten Preis anstreben. In diesem Fall werden faltbare Klapp-Smartphones die meistverkauften Smartphones sein, und das Tor zur Welt der Foldables generell weit aufstoßen.

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Geht es den Smartphone-Käufer:innen weniger um den Preis und mehr um User-Experience, bleiben die Klapp-Handys möglicherweise eher auf der Strecke – auch, wenn das bedeutet, dafür tiefer in die Tasche zu greifen.

Als Beweis dafür verwendet Samsung ein ganz anderes Marketing fürs Galaxy Z Fold 5 und Z Flip 5. Wie das Video unten zeigt, wird das Galaxy Z Fold 5 als "zentraler Hub für Produktivität und Multimedia" vermarktet. Das Z Flip 5 wird mit den Argumenten der "Pocketability", d. h. des coolen und trendigen Smartphones, das man einfach in die Tasche stecken kann, verkauft.  Weiteres Argument nach dieser Werbung ist die "Self Expression", also der Fokus auf Selfies und aufs Design.

Es gibt also zumindest aus Richtung Samsungs keine Anzeichen dafür, dass sich die faltbaren Klapp-Handys durchsetzen werden, da die Wahl der Menschen eher auf der gewünschten Experience denn auf dem Preis beruht.

Können die faltbaren Klapp-Smartphones künftig also auch diejenigen abholen, deren Fokus auf der User-Experience liegt? Das wird sich in den nächsten Monaten/Jahren zeigen.

Das erste wirklich erschwingliche faltbare Device wird ein "Flip" und kein "Fold" sein – und das aus gutem Grund

Wie mein Kollege Antoine in seinem Artikel zum Thema erklärt, sind faltbare Smartphones derzeit noch sehr teuer. Aber wenn es einen Punkt gibt, bei dem faltbare Klapp-Smartphones dem Wallet-Format einen Schritt voraus zu sein scheinen, dann ist es das Potenzial zur Kostensenkung.

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Sehen wir uns die zuletzt erschienenen faltbaren Smartphones im Brieftaschenformat an, scheint dieses Format nicht mehr weiterzukommen. Unser Vergleich von Galaxy Z Fold 5 und Z Fold 4 zeigt zum Beispiel, dass Samsung keine nennenswerten Verbesserungen vornahm, sodass sich Samsung bei der Präsentation auf Details wie die Scharniere stürzte. Auch Honor scheint in dieser Situation zu sein, denn das Hauptargument für das Magic V2 (Test) ist seine dünne Bauweise.

Diese Modelle scheinen auch dazu verdammt zu sein, nur High-End-Smartphones zu sein. Nehmen wir zum Beispiel das Galaxy Z Fold 5 (Test). Mit seinem dreifachen Kameramodul auf der Rückseite, den zwei Selfie-Cams und der Auflösung seiner Displays kann es sich Samsung nicht leisten, dort ein Mittelklasse-SoC wie den Snapdragon 7+ Gen 2 oder einen kleinen 3000-mAh-Akku unterzubringen.

Die Experience der klassischen Foldables, die sehr gute Produktivitätsfähigkeiten und Multimedia vereinen, zwingt sie dazu, ein High-End-Datenblatt anbieten zu müssen.

Das Honor Magic V2 ist superdünn! / © nextpit

Bei faltbaren Klapp-Handys ist das nicht der Fall, da sie den Herstellern mehr Möglichkeiten bieten, technische Zugeständnisse zu machen. Im Grunde ist ein solches Klapp-Handy aufgeklappt immer noch ein normales Smartphone. Die Hersteller können es sich daher leisten, Zugeständnisse zu machen, die für sie weniger einschränkend und für die Nutzer:innen leichter akzeptabel sind.

Motorola hat dies zum Beispiel mit seinem Razr 40 geschafft, das trotz des kleineren Cover-Displays oder des Mittelklasse-SoCs überzeugt.

Wenn Samsung ein Galaxy Z Fold 6 ohne Cover-Display herausbringt, ist klar, dass das Format seinen Sinn verliert. Es wäre so, als würde man sein großes Tablet zum Fotografieren oder sogar zum Telefonieren verwenden.

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Umgekehrt könnte das Galaxy Z Flip 6 auch ohne Cover-Display funktionieren, weil hier noch mit der Kompaktheit gepunktet wird. Ich gebe selbst zu, dass das nicht ideal wäre, aber wer weiß? Vielleicht wären die Kaufinteressierten bereit, diesen Kompromiss einzugehen, wenn dadurch der Preis signifikant gesenkt würde. Auf jeden Fall wäre es technisch machbar, beim Fold 6 ist das eben nicht der Fall.

Der Spielraum für Experimente ist bei faltbaren Klapp-Smartphones viel größer als bei herkömmlichen faltbaren Smartphones. Entscheidungen wie Plastik- anstelle von Glas-Rückseiten könnten uns Modelle bringen, die viel erschwinglicher sind.

Die Hersteller haben also die Wahl, mehr oder weniger zu machen und gleichzeitig die Bedürfnisse einer breiten Palette von Kunden zu befriedigen, die immer mehr bereit sind, dieses Format zu entdecken.

Stellt Euch ein Samsung Galaxy Z Fold 5 ohne Cover-Display vor, das würde keinen Sinn ergeben. Ein Galaxy Z Flip 5 hingegen ... / © nextpit

Fazit

Abschließend sei gesagt, dass 2023 auf jeden Fall als das Jahr in Erinnerung bleiben wird, in dem die Klapp-Handys mit faltbaren Displays wirklich abgehoben sind und bewiesen, wie relevant sie künftig sein könnten. Das Format kurbelt das Marktwachstum an und treibt die Hersteller dazu, Ihr bislang vernachlässigtes Potenzial zu erforschen, wenn man das so sagen will.

Es ist jedoch noch ein weiter Weg zu gehen, und Clamshell-Spec-Sheets müssen noch beweisen, dass sie im Vergleich zu den technischen Daten der klassischen Foldables Ihr Geld ebenfalls wert sind. Als Fan des Formats denke ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das Z Flip vor dem Z Fold zum Star des Galaxy Unpacked wird.

In der Zwischenzeit gibt die Tatsache, dass die aktuellen Modelle es geschafft haben, Kompaktheit und Funktionalität zu vereinen, Hoffnung für die Zukunft dieses Formats.

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Wie schätzt Ihr meine Meinung zu diesem Formfaktor ein? Werdet Ihr auch endlich zur Vernunft kommen und zum "Klapp-ismus" konvertieren?

Ihr wollt noch mehr? Weitere Informationen findet Ihr in unserer Auswahl der besten faltbaren Smartphones 2023 und in unserem Vergleich zwischen dem Samsung Galaxy Z Flip 4 und dem Galaxy Z Flip 5.

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