Google Assistant: Wird Googles Web-Suche zum intelligenten Chatbot?
Ob in der Google-App, im Wohnzimmer mit Google Home oder in der neuen Messenger-App Allo: Der Google Assistant ist das Highlight der I/O-Keynote. Immerhin transformiert Google damit sein eigenes Erfolgsprodukt, die Web-Suche.
Wie massiv diese Veränderung ist, macht Google selbst deutlich: Während der Präsentation des Google Assistant verzichtete man weitestgehend darauf, konkrete Plattformen zu nennen. Die Demonstrationen liefen teilweise in eigenständigen Animationen, die in der Google-App, einer eigenständigen Assistenten-App oder aber auch in einer Messaging-App vorstellbar wären. Im Zentrum steht die mobile Nutzung von intelligenten Tools, die mit Hilfe von Maschinenlern-Algorithmen den Nutzern Informationen zutragen oder Dienstleistungen abnehmen. Der Ansatz, die Google-Suche interaktiver und menschlicher zu gestalten, ist reizvoll und erscheint gerade auf mobiler Hardware sinnvoll.
Allo: Googles Messenger Nummer ... Wer hat mitgezählt?
Da ist es schon keine Überraschung mehr, dass Google mit Allo eine dazugehörige Messaging-App präsentierte. Hier gibt es einen Kanal zu Google Assistant, aber wirklich zum Tragen kommt der Assistent dadurch, dass er auch in reguläre Chats eingreift und Vorschläge unterbreiten kann. Smart Replies wirken dagegen eher wie eine Spielerei, immerhin dürften die recht eindimensionalen und unpersönlichen Antworten schnell durchschaut sein. Über einen eigenständigen Kanal können User Google immerhin als Chatbot verwenden.
Ein bisschen wankelmütig wirkt das aber dann doch: Erst stellt Google Spaces vor, dann mit Allo einen weiteren Messenger nach Hangouts, Google Talk und diversen anderen Apps und schließlich noch eine Video-Telefonie-App, die zwar mit einem besonderen Feature punkten kann, sonst aber keinen Mehrwert zu anderen Angeboten liefert. Zwar hat dieses Herumstochern von Google seinen Charme, aber eine geradlinige Strategie wäre besser an den Mann oder die Frau zu bringen. Allo gibt es übrigens schon im Play Store - allerdings handelt es sich um eine andere Messaging-App.
Im Wohnzimmer hat künftig Google Home das Sagen und auch hier ist der Assistant verfügbar. Spätestens jetzt zeigt sich: Google Assistant ist eine konsequente Weiterentwicklung von Google Now, nicht einmal an der Aktivierungsphrase "Ok Google" hat sich etwas geändert. Google Assistant erscheint schlauer und leistungsfähiger zu sein als das schon etwas ältere Google Now. Eine große Invasion in die Privatsphäre der Nutzer wird aber trotz Always-Listening-Funktionen wohl ausbleiben: Im Smartphone-Zeitalter sind eh die meisten Daten außerhalb der Kontrolle der Nutzer.
Ist Google Assistant zu defensiv konzipiert?
Ein Blick zu den anderen Großen im Internet dürfte Google hingegen nicht so recht schmecken. Denn vielleicht ist der Google Assistant zu defensiv konzipiert: Einerseits verwässern zu viele Eintrittspunkte das ganze Erlebnis. Zum anderen erscheinen Facebooks Pläne mit Messenger- oder WhatsApp-Service-Bots präziser durchdacht. Ein Chatkanal für einen Zweck, wogegen Google Assistant zwar allgegenwärtig ist, aber kaum Ordnung in das Termin- und Informationschaos bringt. Kurioserweise demonstriert Google das in einem Video, denn der Vater hatte offenbar einen wichtigen Termin mit seinem Sohn vergessen. Er kann zwar noch rechtzeitig reagieren und alle lachen, aber das ist ja auch wiederum das Werbe-Video.
Die Technologie hinter dem Google Assistant ist beeindruckend. Google wird künftig seine Produkte um intelligente Funktionen erweitern. Ob dabei die Kunden wirklich profitieren, wird aber nur von Fall zu Fall zu entscheiden sein. Der Ansatz, die klassische Web-Suche zu verändern, erscheint mir plausibel. Aber die gezeigten Funktionen von Allo überzeugen mich nicht so recht, denn Smart Replies widerstreben mir doch sehr. Ich stelle mir das so vor: Wenn ich ein nettes Bild verschicke, möchte ich doch eine persönliche Antwort erhalten, nicht einen vorgefertigten Textschnipsel. Spätestens nach der dritten mehr oder minder nichts sagenden Antwort bin ich doch vergrätzt und verzichte auf weitere Kontaktversuche.
Was ist Eure Meinung zu Google Assistant und Google Home? Allgegenwärtiges Überwachungs- und Spionage-Tool oder harmlose Hilfe für überforderte Termin-Sammler? Probiert Ihr Allo und Duo aus? Diskutiert mit in den Kommentaren.
Dieser Text ist ein Kommentar, der die Meinung eines Redakteurs wiedergibt und nicht immer die Gedanken der gesamten Redaktion abbildet. Kommentare können kritische, mahnende oder humorvolle Anmerkungen sein.
Wollt ihr einen eigenen kleinen WhatsApp ChatBot kreieren? Holt euch die Android App "AutoResponder for WhatsApp" (ROOT) :D
Finde die Ideen super. Mich wundert nur, dass Google plötzlich eine Art Siri auf den Markt bringen will, wo doch die ganze Zeit betont werden wurde, dass es nicht der Gedanke von Google sei, Gespräche mit einem Voice Assistent zu führen.
Wer beantwortet denn bis jetzt die Fragen an Google Now? Frau Google persönlich? Ist das nicht auch ein Chatbot?
Gestern sci-fi, heute Realität, morgen Alltag.
Die technischen Möglichkeiten sind da und werden immer vielfältiger. Was daraus gemacht wird, entscheiden die Entwickler (und die Politik).
Chatbot? Ist das Mithören fremder Gespräche nach Deutschem Recht nicht verboten?
Es hört in dem Sinne ja keiner mit.
Schon lustig, dass sich manche Leute scheinbar vorstellen, als würde da ein dickbäuchiger Beamter vor nem Schaltkasten sitzen und alle Gespräche mithören und aufzeichnen.
Da steckt das Wort "Bot" drin. Ich kenne bisher nur böse Bots. Weshalb sollte der "Chatbot" ein durchweg guter Bot sein?
Wir reden hier von der Googel IO! Da stellt Google seine Visionen, Ideen und Werkzeuge den Entwicklern vor, damit diese Entwickler damit Produkte kreieren. Allo, Duo, Google Home sind da nur die Showcases dafür. Deshalb sind die Produkte teilweise noch nicht verfügbar und weit von technischer Reife. Ob sich das durchsetzen wird, speziell auch in der von Google vorgestellten Form, wird sich zeigen.
Was mich immer wundert: Google ist so riesig und beschäftigt so viele fähige Menschen aber irgendwie wirkt es immer, als würde der Konzern etwas planlos im Nebel stochern. Immer wieder werden neue Produkte auf den Markt geworfen, aber gute frühere Ansätze oder ältere Produkte werden nicht weiterentwickelt oder in andere Sprachen übersetzt: Die Calender-App gibt es immer noch nicht fürs iPad, Gmail kann im Deutschen immer noch keine Termine im Fließtext erkennen, Google Now kann viele Befehle auf Deutsch auch noch nicht verstehen, der Web-Calender hat kein Material Design, ... Wieso bringt man nicht erst etwas vernünftig zu Ende, bevor man etwas Neues anfängt, das dann wieder nicht richtig fertig wird?
So gute Ideen und doch alle irgendwie undurchdacht, wird leider wieder alles gegen die Wand gefahren, wer was anderes behauptet, lügt.
Genau, jeder mit anderer Meinung ist ein Lügner.
*Kopfschüttel und weggeh