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HDR+ in allen Apps: Die Pixel-2-Kamera zwingt zu Dynamik

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© nextpit by Irina Efremova

Android Oreo 8.1 bedeutet ein großes Update für die Pixel-2-Kamera. Der für Bildverarbeitung und Machine Learning verantwortliche Signalprozessor Pixel Visual Core wird endlich aktiviert. Fotos sämtlicher Kamera-Apps werden dann darauf mit HDR+ nachbearbeitet. Was nach einer massiven Verbesserung klingt, kann aber auch Verwirrung stiften.

Pixel-2-Besitzer dürfen sich im Dezember über bessere Fotos freuen: Googles Kontrastoptimierung HDR+ wird dann auch für Fotos in WhatsApp, Instagram oder Facebook verwendet. Endlich können auch Alternativen zur vorinstallierten Kamera-App den vollen Dynamikumfang der Kamera ausschöpfen. Das Problem: Offenbar wird das Feature in den meisten Szenarien zum Zwang.

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Der Bugdroid tüftelt an der Kamera des Pixel 2. / © NextPit

Der Visual Core gilt als eine der Überraschungs-Neuigkeiten der neue Pixel-Geräte. Parallel zu Qualcomms Hexagon-ISP, Huaweis NPU und anderen Signalprozessoren der Branche tüftelte Google heimlich an einem eigenen Chip. Das Ärgerliche: Die Software für den Chip war nicht zum Release des Pixel 2/XL fertig.

Jetzt reicht Google den Treiber per Update nach und Nutzer der zweiten Developer Preview von Android 8.1 können den Visual Core in den Entwickleroptionen für Fotos aktivieren. Da er für Geschwindigkeitsverbesserungen bei der Bildverarbeitung sorgen soll, aktiviert Google prompt HDR+ für alle Fotos, die Ihr mit dem Pixel 2/XL ab Android 8.1 schießt.

HDR+ wird in allen Apps aktiviert, "die das Camera-API nutzen". Gemeint ist damit das altertümliche Camera-API, das eigentlich im Jahr 2014 durch das komplexere, aber professionelle Camera2-API überflüssig gemacht wurde. Doch noch immer wird es von etlichen Apps verwendet. Der darin enthaltene Befehl Camera.takePicture() macht dann unweigerlich ein HDR+-Foto.

Moderne Kamera-Apps sehen alt aus

Die Ironie hierbei: Kamera-Apps, die mit dem moderneren Camera2-API mit umfangreichen manuellen Optionen für professionellere Aufnahmen entwickelt wurden, profitieren nicht sofort. Um dort Hardware-HDR+ des Pixel 2 zu verwenden, müssten die Entwickler das API-Target auf Level 26 (Android 8.0) anheben, mit dem sie derzeit 0,3 Prozent aller Geräte erreichen. Dies geht aus einer älteren Meldung der XDA-Developers hervor.

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Das "HDR+ für alle" wird im Bild unten rechts erkennbar: Farben und Details profitieren. / © NextPit

Im Schnelltest konnten wir nach einiger Tüftelei feststellen, dass HDR+ in Open Camera (Camera2-API deaktiviert, HDR aktiviert) eingesetzt werden konnte. Details und Farbe sind deutlich besser als in der herkömmlichen Implementierung. Aber die Wartezeit zum Resultat ist auffällig lang. Warum das so ist?

So, wie wir die Testbilder geschossen haben, bekam Open Camera vom Pixel Visual Core mehrere HDR+-aufbereitete JPGs, die die App dann zu einem HDR-Bild verarbeitet hat; es war so zu sagen geschachteltes HDR. Wir fragten Open-Camera-Autor Mark Harman bereits, ob der HDR+-Zwang aus seiner Sicht sinnvoll ist. Eine Antwort seitens des Entwicklers dieser App steht noch aus und wird nachgereicht.

Die Implementierung erscheint wohlgemeint aber irreführend

Besonders aus Nutzersicht ist dies dann besonders verwirrend. Denn es macht derzeit den Anschein, das ab Android 8.1 Oreo sämtliche mit dem Pixel 2/XL geschossenen Fotos automatisch und ohne Kenntnis des Nutzers HDR+-Fotos sein werden. In WhatsApp, Telegram und Instagram sorgt das für bessere Resultate.

In einer Drittanbieter-Kamera-App wie Open Camera hingegen bedeutet dies, dass der HDR-Button neu programmiert werden muss. Eine mögliche Lösung wäre, dass beim Pixel 2/XL standardmäßig das Camera2-API verwendet und bei aktiviertem HDR dann die alte Methode Camera.takePicture() aufruft. Nur durch dieses Schnittstellen-Hopping schafft man noch den Spagat zwischen Nutzerkontrolle und effizientem Hardware-HDR+.

Der Test startet mit der Developer Preview 2

Google versichert in seinem Entwickler-Blog: "Falls Ihre App die Camera-APIs verwendet und Sie ein Pixel 2 haben, können Sie eine frühe Version des Pixel Visual Core ab der Developer Preview 2 testen." Man muss die Funktion aber zuerst in den Entwickleroptionen unter Camera HAL HDR+ aktivieren, wie man in den separat publizierten Release-Notes zur letzten Preview von Android 8.1 erfährt. Der Schritt entfällt voraussichtlich, wenn im Dezember die finale Version von Android 8.1 veröffentlicht wird. Und dann wird der Nutzer das Zwangs-HDR+ voraussichtlich nicht mehr abschalten können.

Was haltet Ihr von Googles HDR-Initiative? Ist es ein wichtiger Schritt für verbesserte Smartphone-Fotos oder findet Ihr, dass die Pixel-Nutzer nun noch mehr bevormundet werden, wie sie ihre Bilder zu schießen haben?

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Zu den Kommentaren (3)
Eric Ferrari-Herrmann

Eric Ferrari-Herrmann
Senior Editor

Eric ist seit 2014 bei AndroidPIT. Seine alte Tech-Leidenschaft wird allmählich unterwandert von der Liebe zu mehr Nachhaltigkeit, Privatsphäre und dem Wunsch nach einer Zukunft für alle.

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3 Kommentare
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  • Sebastian Rieger 9
    Sebastian Rieger 28.11.2017 Link zum Kommentar

    Für die Entwickler ist es natürlich etwas umständlich, aber ich glaube nicht daß sich ein Nutzer beschweren wird, wenn sein Handy plötzlich bessere Bilder macht!

    Die camera API ist wie erwähnt schon seit 2014 deprecated und sollte somit auch keine Verwendung mehr finden! Wie gesagt, Arbeit für Entwickler aber gut für die Nutzer!

    Gelöschter AccountOliver W.


    • Thorsten 37
      Thorsten 29.11.2017 Link zum Kommentar

      Anscheinend wird die API noch deutlich häufiger verwendet, als man annehmen sollte.

      Sebastian Rieger


    • 22
      Gelöschter Account 05.12.2017 Link zum Kommentar

      Die ursprüngliche Camera Api nutzt auf noch kaum jemand. Die Camera2 Api wurde soweit ich weis mit API Level 21 (Lollipop 5.0) eingeführt. Meines wissens nach ist sie inzwischen die meistgenutzte API, da ja inzwischen die meisten Geräte Level >=21 haben.
      @Androidpit Wie viele Nutzer darüber erreicht werden ist wurscht. Die targetSdkVersion ändert absolut nichts an der Rückwärtskompatibilität der Applikation. Wichtig dafür ist compileSdkVersion, diese beeinflusst welche Geräte APIs die Anwendung nutzen kann und welche nicht.
      Daher kann es den Anwendern egal sein, welche targetSdkVersion die App hat, die sie gerade benutzen.

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