Diese Woche teste ich das Huawei Mate 50 Pro, das neueste Flaggschiff des chinesischen Herstellers, der ab 2019 zum Excommunicado (siehe John Wick) des Android-Smartphone-Kartells erklärt wurde. Ich werde Euch nicht noch einmal eine Geschichtsstunde geben, denn Ihr kennt sicherlich alle die Probleme zwischen Huawei und den USA, die dazu führten, dass die Smartphones von Huawei nicht mehr von Google Mobile Services unterstützt werden.
Letztes Jahr, nachdem ich das Huawei P50 Pro getestet hatte, habe ich dem Hersteller und seinen Fans zugestanden, dass Huawei ohne Google im Jahr 2022 funktionieren könnte. Aber schon damals habe ich mich gefragt, warum zum Teufel man sich mit einer so unausgegorenen Benutzererfahrung herumärgern sollte. Und das, obwohl sie nur teilweise funktional ist!
Dieses Jahr bin ich weniger großzügig und 2023 ist Huawei ohne Google für mich ein No-Go, wie man so schön sagt.
Es funktioniert immer noch gut, also eigentlich immer noch schlecht.
"Aber Antoine, du redest wie immer Unsinn. Habt Ihr es nicht satt, wegen nichts zu meckern? Man kann alle Google-Apps benutzen - ALLE!- wenn man ein bisschen bastelt."
Also erstens: Nein. Das ist nicht wahr. Zweitens: Ich weiß, wie das läuft. Und es ist wahr, man kann basteln. Und es stimmt, man kann Google Maps, Gmail, Google Drive und viele andere Mainstream-Anwendungen wie WhatsApp, Netflix, Youtube usw. nutzen. Die "DRM Info"-App zeigt sogar an, dass das Huawei Mate 50 Pro, über Widevine L1 DRM verfügt, um SVOD-Inhalte (Subscription-Video-on-Demand) in HD zu schauen. Ich konnte jedoch auf meinem Testgerät nur Netflix in SD, anstelle der versprochenen HD-Auflösung schauen. Finale Ergebnisse folgen in meinem finalen Test des Huawei Mate 50 Pro.
Doch im Grunde ist es "eigentlich ganz einfach". Ihr braucht nur drei Apps: Petal Search, Aurora Store und GSpace.
Petal Search
Die erste und am wenigsten effiziente Anwendung ist Petal Search. Es ist eine native Huawei-App, die als Suchmaschine oder eher als APK-Aggregator dient, um die meisten Apps zu installieren, die in der AppGallery nicht zu finden sind.
Nur dass viele APKs entweder nicht auf dem Smartphone installiert sind oder nach der Installation nicht gestartet werden können, weil die Authentifizierung über Euer Google-Konto mangels GMS nicht funktioniert.
Aurora Store
Die zweite Möglichkeit ist der Aurora Store. Dieser alternative App-Store ermöglicht es Euch, Apps und Spiele wie im Google Play Store herunterzuladen und zu installieren. Einige funktionieren sehr gut, andere sehr schlecht. Das war in meinem Fall besonders bei den Handyspielen der Fall. Weder Apex Legends noch Call of Duty Mobile funktionierten. Die Apps schlossen sich kurz nach dem Start von selbst.
GSpace
An dieser Stelle kommt die dritte und eigentlich einzige Lösung ins Spiel: GSpace. Diese App schafft eine Art virtuellen Raum, in dem sich Euer Huawei-Smartphone wie ein normales Android-Smartphone mit GMS verhält. Ihr könnt Apps über den Play Store installieren, als ob Donald Trump niemals seine Finger im Spiel hatte.
Nur könnt Ihr nicht alle Apps aus diesem Bereich hinzufügen. Aber Ihr könnt einige Apps, die bereits auf Eurem Smartphone installiert sind, klonen und sie in GSpace integrieren. Und diese Funktion ist es, die GSpace so nützlich macht. Es ist sogar unentbehrlich. Im Grunde bestand meine "magische" Lösung darin, alle Apps die ich wollte, aus dem Aurora Store herunterzuladen und sie dann in GSpace zu klonen.
Uber, Uber Eats, meine Banking-App N26, Apex Legends Mobile, ja alle Apps die ich über den Aurora Store heruntergeladen hatte und die nicht funktionierten, flutschten dann perfekt in GSpace. Manchmal, zum Beispiel bei Slack, funktionierte die Authentifizierung über mein Google-Konto normal, während sie mich bei der Anwendung blockierte, wenn sie außerhalb von GSpace gestartet wurde.
Aber auch hier ist GSpace kein Allheilmittel.
Das Reich der Mitte gibt es nicht mehr
Ja, GSpace ist eine tolle App, mit der Huawei-Nutzer viele der vom Hersteller vernachlässigten Lücken schließen können. Aber auch hier handelt es sich um eine unvollkommene Lösung.
Es ist immer noch nicht möglich, Google Wallet für kontaktloses Bezahlen zu verwenden. Und ich weiß, dass es eine Alternative namens Curve gibt, die von vielen Huaweianern in den Foren empfohlen wird. Aber wenn Ihr mit Eurer Smartwatch bezahlen wollt, könnt Ihr es einfach nicht.
Das ist alles in allem ganz schön viel, oder? Und selbst wenn Ihr ein Profi in Sachen Hacking seid, ein Nerd 3.0 oder es einfach liebt sinnlos Eure kostbare Zeit zu verbrennen, indem Ihr jede Schicht Eurer Benutzererfahrung aufpeppt, frage ich Euch: WARUM DAS ALLES? !!!!
Wirklich, ich bin kein Troll. Ich möchte niemanden bevormunden und mich auch nicht über diejenigen unter euch lustig machen, die ein Huawei-Smartphone benutzen. Aber wenn man alle oben genannten Punkte berücksichtigt, wie kann man dann das Angebot von Huawei zum jetzigen Zeitpunkt rechtfertigen?
Vielleicht ist für jemanden, dem die Software-Erfahrung egal ist und der sich vor allem für die Hardware interessiert, das hervorragende technische Datenblatt der Huawei-Flaggschiffe ausreichend. Für einen Fotografen, der sich nur für das Fotomodul interessiert, ist vielleicht ein reduzierter Teil der Google-Dienste genug. Oder vielleicht begnügt Ihr Euch mit dem Huawei P30 Pro, einem der besten Smartphones seiner Zeit (2019), das immer noch gut aussieht und die Google Mobile Services vorinstalliert und ab Werk an Bord hat.
Aber hier rede ich davon, dass Ihr Euch 2023 ein neues Huawei-Smartphone ohne Google-Dienste kaufen sollt. Ich persönlich könnte mir das auf lange Sicht nicht vorstellen. Und ich finde, dass Tester und andere Tech-Journalisten ihre Verantwortung übernehmen sollten und Huawei mit seinem haltlosen Status quo konfrontieren.
Huawei ohne Google im Jahr 2023 funktioniert, aber nur humpelnd. Und ich renne lieber mit meinem Nothing Phone (1) weit von hier weg.
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