Ich habe meine Handykamera benutzt, um das Bild im Inneren besser abzubilden. So konnte ich Rückschlüsse auf das Alter und die soziale Stellung der Person ziehen. Als Journalistin mit Zugang zu moderner Technologie bin ich zuversichtlich, dass ich diese Person identifizieren könnte. Eine solche Untersuchung allein zu dem Zweck durchzuführen, diesen Artikel zu illustrieren und die Bedeutung unserer Daten hervorzuheben, wäre jedoch grenzwertig aufdringlich.
Versteht mich bitte nicht falsch: Ich schätze investigativen Journalismus sehr und würde mich unter anderen Umständen gerne in ihn vertiefen. Da ich diese Anekdote jedoch nur zur Veranschaulichung meiner Geschichte über den Datenschutz verwende, möchte ich Euch bitten, Eurem Urteil zu vertrauen und meine Erkenntnisse sorgfältig zu prüfen.
Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich würde darauf wetten, dass die Person auf dem Foto keine Bedenken bezüglich ihrer Privatsphäre hatte, als das Bild aufgenommen wurde. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich jemals vorstellen konnte, dass dieser View-Master mit ihrem Bild im Jahr 2024 den Weg zu einer Journalistin in Berlin findete, geschweige denn in einem Artikel über digitale Gesundheitsdaten auftaucht.
Stimmt es, dass der Händler, der dieses Gerät verkauft, die Zustimmung der auf dem Foto abgebildeten Person eingeholt hat, um es zu verbreiten? Da ich für den View-Master bezahlt habe, habe ich jetzt Rechte an dem Bild dieser Person? Ist uns wirklich klar, welchen Wert die Daten haben, die wir heute über uns selbst generieren, und welchen Wert sie in Zukunft haben werden?
Diese Fragen schwirren mir im Kopf herum, seit ich dieses Gerät gekauft habe. Jetzt, wo ich mich darauf konzentriere, Geräte wie Smartwatches, Brustgurte und sogar Peloton-Laufbänder zu testen, frage ich mich, ob wir wirklich bereit sind, unsere wertvollsten Informationen mit Unternehmen zu teilen: unsere Gesundheitsdaten.
Zunächst einmal bin ich kein Spezialist auf dem Gebiet des Datenschutzes und der Sicherheit. Deshalb habe ich mich an mein Netzwerk gewandt, und von Fachleuten, die direkt in der Wellness- und Gesundheitsbranche arbeiten, Einblicke erhalten. Außerdem ist dies kein Versuch, irgendjemanden über die Bedeutung des Datenschutzes aufzuklären – ehrlich gesagt, je tiefer ich in das Thema eintauche, desto weniger verstehe ich ja selbst.
Ich glaube jedoch, dass es wichtig ist, die Informationen, die wir von uns selbst produzieren, zu verstehen und zu wissen, wie sie eingesetzt werden können, um uns zu nutzen oder zu schaden. Deshalb möchte ich Euch einige Best Practices vorstellen, mit denen Ihr sicherstellen könnt, dass Ihr Eure Gesundheitsdaten schützt und gleichzeitig nützliche Daten über Euch selbst sammelt.
Um die nextpit-Community für den Datenschutz und die Sicherheit von Gesundheitsdaten zu sensibilisieren, habe ich zwei Spezialist:innen eine einfache Frage gestellt: Könntet Ihr den Menschen nur einen Ratschlag zum Schutz ihrer Gesundheitsdaten geben, wie würde dieser lauten?Ich sprach mit Martha Dörfler, einer Entwicklerin und Betreuerin des Berliner Drip Collective, das bei seiner Open-Source-App zur Überwachung des Menstruationszyklus Drip den Datenschutz in den Vordergrund stellt, und mit Vincent Chartier, einem Ingenieur für Cybersicherheit bei Withings, einem Unternehmen, dem ich vertraue, wenn es um meine persönlichen Daten geht.
Tipp Nr. 1: Fallt nicht auf das "Nimm es oder lass es"-Modell herein
Vielleicht habt Ihr es schon bemerkt, aber viele Unternehmen versuchen, uns, die Nutzer:innen, für unsere Daten verantwortlich zu machen, aber heutzutage schützen die Datenschutzgesetze die Menschen an den meisten Orten.
Die Leserschaft von nextpit kommt zum Beispiel hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union, zwei großen Märkten, in denen der Datenschutz im Gesundheitswesen ernst genommen wird. In den USA wird der Schutz von Gesundheitsdaten durch den HIPAA (Health Insurance Portability and Accountability Act) geregelt, in der EU durch die GDPR (General Data Protection Regulation), zu Deutsch: Allgemeine Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Außerdem müssen internationale Unternehmen, die US- oder EU-Bürger:innen bedienen, die lokalen Gesetze befolgen. Das bedeutet, dass auch Menschen in Regionen wie Lateinamerika, Indien und China von diesen Datenschutzbestimmungen profitieren.
Was ich betonen möchte, ist, dass Ihr nichts akzeptieren solltet, was sich übergriffig anfühlt, um einen Dienst zu nutzen. Vergesst die Vorstellung, dass hier "take it or leave it" gelten darf. Macht stattdessen von Eurem Recht Gebrauch, Eure persönlichen Daten zu schützen: Meldet Probleme, äußert Beschwerden und drängt die Unternehmen, ihre Richtlinien zu ändern. Denkt daran, dass Rechte nur bestehen, wenn wir sie bei Bedarf geltend machen.
Aber wo soll man anfangen? Ein guter Ausgangspunkt, um den aktuellen Stand der Datenschutzproblematik zu verstehen, war für mich die Beschäftigung mit der Organisation"None of Your Business" (NOYB). Die von Max Schrems gegründete Organisation NOYB sorgt dafür, dass Unternehmen die Vorschriften zum Schutz Eurer persönlichen Daten im Internet einhalten. Sie wenden clevere Strategien an und arbeiten mit verschiedenen Gruppen zusammen, um Eure Privatsphäre zu schützen, vor allem in Europa.
In den Vereinigten Staaten gibt es keine Organisation, die mit NOYB vergleichbar ist, was die Sichtbarkeit und den spezifischen Fokus angeht. Organisationen wie die Electronic Frontier Foundation (EFF) und die American Civil Liberties Union (ACLU) erfüllen jedoch ähnliche Aufgaben. Sie setzen sich für die Rechte der Privatsphäre ein und führen rechtliche Schritte zur Verteidigung dieser Rechte durch.
Tipp #2: Seid nicht faul, lest die Datenschutzbestimmungen
Laut Vincent Chartier, dem Cybersicherheitsspezialisten von Withings, ist das Wichtigste, was Ihr tun könnt, die Datenschutzrichtlinien eines Dienstes zu lesen, bevor Ihr ihn nutzt:
Wenn Ihr die Datenschutzrichtlinien zu kompliziert findet, um sie zu verstehen, sollte Euch das Zweifel an den Datenschutzpraktiken des Unternehmens geben.
Ja, Ihr solltet die Datenschutzrichtlinien komplett durchlesen. Vincent hat jedoch einige Schlüsselfragen genannt, auf die Ihr Euch beim Lesen der Datenschutzrichtlinien konzentrieren solltet, um potenzielle Warnhinweise zu erkennen und zu verstehen, wie Eure Daten verwaltet und geschützt werden. Hier ist eine kleine Lesehilfe für Euch, auf was zu achten ist:
- Wie sammelt das Unternehmen Eure Daten und gibt sie weiter?
- Zu welchen Zwecken?
- Wer verwaltet die Daten eigentlich?
Lasst mich das für Euch anhand von zwei Beispielen näher erläutern.
Beispiel 1: Die Einwilligung verstehen
Meta und sein Geschäftsmodell: Kürzlich hat Meta in der EU das "Pay or Okay"-System eingeführt, um der Datenschutzgrundverordnung zu entsprechen. Jetzt will das Unternehmen den Nutzer:innen die Wahl lassen: Entweder sie erlauben Meta, ihre Online-Daten für geschäftliche Zwecke zu nutzen, oder sie zahlen, um ihre Daten privat zu halten. Diese neue und bemerkenswerte Option könnte das Online-Datenschutzmanagement verändern und wirft Fragen über dessen Fairness auf. Metas Entscheidung könnte andere Unternehmen dazu veranlassen, den Online-Datenschutz zu einer kostenpflichtigen Dienstleistung zu machen.
Meta manipuliert ganz offensichtlich das Konzept der Zustimmung. Laut Vincent ist es wichtig, das Konzept der Zustimmung zu verstehen, vor allem, wenn es um Datenschutz und -sicherheit geht:
Eine Einwilligung gibt es nur, wenn sie eindeutig ist. Ihr könnt sie frei geben und seid aufgeklärt, d.h. Ihr wisst genau, was hinter dieser Einwilligung steht, welcher Prozess dahinter steckt.
Wir verlagern den Fokus von einem breiteren Überblick über den Datenschutz auf Gesundheitsdaten: Mit der fortschreitenden Digitalisierung von Gesundheitsdaten, der Nutzung von Wearables und Fitness-Apps und der Integration von Technologien in das Gesundheitswesen ist die Sicherung unserer persönlichen Gesundheitsdaten zu einem der wichtigsten Anliegen geworden. Laut dem IDC Data Age Report werden etwa 30 % des weltweiten Datenvolumens von der Gesundheitsbranche generiert, und die jährliche Wachstumsrate liegt bei 36 Prozent.
Dieser Wandel hin zu digitalen Gesundheitsakten und technologiebasierten Instrumenten zur Gesundheitsüberwachung hat die Gesundheitsversorgung zweifellos effizienter und zugänglicher gemacht. Wir können jetzt Gesundheitskennzahlen tracken, von überall aus auf Krankenakten zugreifen und effektiver mit medizinischen Fachkräften interagieren. Wenn ich zum Beispiel beim Frauenarzt bin, kann ich den Verlauf meines Menstruationszyklus ganz einfach aus der Health-App meines iPhones als PDF-Dokument exportieren, damit der Arzt ihn in Sekundenschnelle auswerten kann.
Diese Bequemlichkeit verpflichtet Technologieunternehmen, Gesundheitsdienstleister und Patienten jedoch auch dazu, wichtige Gesundheitsdaten zu schützen. Gesundheitsdaten sind unglaublich persönlich und sensibel und enthalten Details, die wir vielleicht nicht einmal mit denjenigen teilen, die uns am nächsten stehen. Sollten diese Daten in die falschen Hände geraten, kann dies zu Datenschutzverletzungen, Identitätsdiebstahl und Diskriminierung bei der Beschäftigung oder Versicherung führen.
Deshalb ist die Einwilligung das A und O. Das bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass unsere Daten nur mit unserem ausdrücklichen Einverständnis weitergegeben und verwendet werden!
Im digitalen Zeitalter ist das Konzept der Einwilligung zu einem Eckpfeiler des Datenschutzes und der Privatsphäre geworden. Nach der Datenschutzgrundverordnung ist die Einwilligung nicht nur eine Formalität, sondern eine wichtige und komplexe Anforderung, die darauf abzielt, dem Einzelnen die Kontrolle über seine persönlichen Daten zu geben.
Die Einwilligung muss frei, spezifisch, informiert und eindeutig sein, d.h. der Einzelne muss sich aktiv für die Verarbeitung seiner Daten entscheiden. Mit diesem Ansatz soll jede Unklarheit beseitigt und sichergestellt werden, dass die Zustimmung eine eindeutige Handlung ist, die nicht aus Schweigen, angekreuzten Kästchen (Opt-out) oder Inaktivität abgeleitet werden kann.
Darüber hinaus betont die DSGVO, dass Einzelpersonen das Recht haben, ihre Zustimmung genauso einfach zu widerrufen, wie sie sie gegeben haben, und stärkt damit den Grundsatz, dass die Zustimmung keine einmalige Mitteilung ist, sondern eine ständige Entscheidung.
Diese Veränderung legt nicht nur mehr Macht in die Hände des Einzelnen und macht die Einwilligung zu einer echten Entscheidung, sondern fordert von den Unternehmen auch transparente und nutzerfreundliche Praktiken, die einen bedeutenden Schritt nach vorne in Sachen Datenschutz darstellen.
Das bedeutet, dass Unternehmen nicht einfach eine Reihe von Optionen in einem langen Absatz präsentieren können, der die Gründe für die Datenerhebung, -weitergabe und -speicherung erklärt (oder nicht erklärt). Sie müssen sie in Optionen unterteilen, die leicht zu lesen und zu verstehen sind und einfache "Ja"- oder "Nein"-Antworten erfordern.
Wie Vincent Cartier betont, neigen die Unternehmen an diesem Punkt jedoch dazu, die Grenzen auszureizen. Um künftige Albträume zu vermeiden, empfiehlt er, den Hintergrund eines Unternehmens zu erforschen, um das sogenannte berechtigte Interesse zu verstehen – zum Beispiel, dass das Geschäftsmodell Werbung ist:
Die Einwilligung hat einige komplizierte Rechtsgrundlagen, vor allem, wenn wir über die so genannten berechtigten Interessen sprechen. Das berechtigte Interesse ist eine weitere Rechtsgrundlage, die es Unternehmen erlaubt, Daten zu verarbeiten, ohne eine Einwilligung einzuholen. Das ist ein schwieriger Weg, weil er die Notwendigkeit einer Einwilligung umgeht. [...] Leider nutzen Unternehmen dies oft aus, weil sie angesichts der großen Zahl der beteiligten Unternehmen kaum mit Widerstand der Aufsichtsbehörden zu rechnen haben. Um digital sicher zu sein, ist es daher wichtig, Probleme wie den Missbrauch des berechtigten Interesses zu verstehen und geschickt damit umzugehen. Es scheint ziemlich unfair zu sein, wenn Unternehmen meine Daten auf der Grundlage eines berechtigten Interesses weitergeben.
Beispiel 2: Verstehen, wo die Inhalte verarbeitet werden
Überlegt Euch, welche Regeln für Eure Daten gelten: Ihr nutzt vielleicht einen Dienst eines deutschen Unternehmens, aber die Daten werden vielleicht von einem US-Unternehmen gespeichert, zum Beispiel von AWS, dem führenden Cloud-Anbieter von Amazon. Doch wer hostet die Daten eigentlich?
Die Speicherung in der Cloud erlebt gerade ihren Höhepunkt. Der IDC Data Age Report sagt voraus, dass im Jahr 2025 49 Prozent der weltweit gespeicherten Daten in öffentlichen Cloud-Umgebungen – Google Cloud Platform, Amazon Web Services oder Microsoft Azure – liegen werden.
Vincent erklärt: "Im Kern geht es beim Cloud Computing darum, Programme auf dem Computer eines anderen auszuführen, was sofort Fragen der Kontrolle und Sicherheit aufwirft." Es ist also klar, warum es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Einhaltung der europäischen Vorschriften, insbesondere der Datenschutzgrundverordnung, bei diesen Diensten gibt. Versteht mich nicht falsch, auch in den USA gibt es die gleichen Probleme mit europäischen Cloud-Anbietern, aber da diese Unternehmen einen geringeren Marktanteil haben, werden sie oft nicht mit der gleichen Sorge betrachtet.
Wie der Cybersicherheitsexperte von Withings betont, "bringt die Dominanz amerikanischer Unternehmen auf dem Cloud-Markt rechtliche und datenschutzrechtliche Bedenken mit sich." Die US-Gesetze, wie z. B. der Cloud Act, erlauben es den amerikanischen Behörden, auf die von diesen Unternehmen gespeicherten Daten zuzugreifen, unabhängig davon, wo sich die Daten befinden. Dies steht in direktem Widerspruch zu den Grundsätzen der DSGVO.
Aber wie könnt Ihr Euch mit euren Gesundheitsdaten in all diesen Fällen zurechtfinden?
Im Bereich der Sicherheit von Gesundheitsdaten spielen technologische Maßnahmen eine entscheidende Rolle, um Nutzerdaten vor unbefugtem Zugriff, Datenschutzverletzungen und Cyber-Bedrohungen zu schützen. Das Schlüsselwort ist hier "geräteinterne Verarbeitung".
Wenn wir sagen, dass Gesundheitsdaten "auf dem Gerät" verarbeitet werden, bedeutet das, dass alles von der Erfassung bis zur Analyse Eurer Gesundheitsdaten direkt auf Eurem Device, wie einer Smartwatch oder einem Smartphone, geschieht. Das ist etwas anderes, als wenn die Daten an einen weit entfernten Server oder in eine Cloud geschickt werden, um dort verarbeitet zu werden. Diese Methode hat den großen Vorteil, dass Eure Gesundheitsdaten privat und sicher bleiben, denn die Informationen bleiben bei Euch und verringern das Risiko, dass sie in die falschen Hände geraten oder falsch gehandhabt werden.
Neben dem Schutz der Privatsphäre kann die Verarbeitung von Gesundheitsdaten auf dem Gerät auch dazu führen, dass alles schneller und reibungsloser funktioniert, insbesondere bei Apps, die aktuelle Gesundheitsdaten benötigen, um korrekt zu funktionieren. Das ist auch praktisch, wenn Ihr außerhalb der Reichweite eines guten Internetanschlusses seid, denn so können diese Apps problemlos weiterlaufen.
Und da die Daten nicht über das Netz hin- und hergeschickt werden müssen, kann das bedeuten, dass der Akku deines Geräts länger hält. Erledigt Ihr all diese Aufgaben direkt auf dem Gerät, muss es allerdings etwas leistungsfähiger sein, um diese Aufgaben zu bewältigen, was in manchen Fällen ein Nachteil sein kann.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Datensicherheit nicht vernachlässigt werden darf, da sonst die Privatsphäre leidet.
Tipp #3: Achtet auf die Gesetze in Eurer Region
Bei der Entwicklung einer Menstruationszyklus-App betont Martha Dörfler, wie wichtig es ist, die Inhalte zu verstehen, die Ihr über Euch selbst erstellt, und – was noch wichtiger ist – wie diese Inhalte von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen genutzt werden können und werden. Deshalb glaubt sie, dass der Schlüssel zum Schutz Eurer Gesundheitsdaten vor allem darin liegt, die Gesetze in Eurer Region zu kennen.
Das hängt stark vom Bedrohungsmodell der jeweiligen Person ab. Wenn Ihr zum Beispiel in einem Land wohnt, in dem Abtreibung hochgradig illegal ist, müsst Ihr verschiedene Alternativen für die Erhebung und Speicherung eurer Daten in Betracht ziehen.
Wie Ihr sehen könnt, gehen die Auswirkungen über die Gesetze zum Schutz eurer Privatsphäre hinaus. Die Erstellung von Informationen zu Eurer Gesundheit könnte auch gegen schwerwiegendere Gesetze verstoßen. Das betrifft nicht nur die Abtreibung, die in einigen US-Bundesstaaten legal ist, in anderen aber nicht, sondern auch die Verwendung illegaler Substanzen im Zusammenhang mit Gesundheit und Fitness.
Beispiel 3: Daten erheben heißt Fakten schaffen
Die Polizei testet Frauen auf Abtreibungsdrogen: Im Jahr 2023 berichtete der Sender Tortoise Media, dass die britische Polizei Frauen nach unerklärlichen Fehlgeburten auf Abtreibungsmedikamente überprüft und Informationen aus Perioden-Tracking-Apps abfragt. Das heißt, je nachdem, wo Ihr lebt, könnte sogar etwas so Einfaches wie die Aufzeichnung eures Menstruationszyklus gegen Euch verwendet werden.
Wie eingangs erwähnt, unterscheiden sich die Datenschutzbestimmungen zwischen Europa und den USA. In Europa herrscht ein großes Misstrauen gegenüber Unternehmen, während die Amerikaner vor allem über die Einmischung der Regierung in ihre Privatsphäre besorgt sind. Wie Martha betont, sollte das, was Ihr teilt, auch von eurer Kultur und der Region abhängen, in der Ihr Euch befindet.
In den Vereinigten Staaten ist der HIPAA ein grundlegendes Gesetz zur Sicherheit von Gesundheitsdaten, das strenge Datenschutz- und Sicherheitsstandards für geschützte Gesundheitsinformationen (PHI) festlegt. Dies betrifft Gesundheitsdienstleister, Technologieunternehmen wie Apple und Google und die Nutzer:innen. Die Einhaltung der Vorschriften ist für jedes Unternehmen, das mit PHI, einschließlich Gesundheitsdaten und Rechnungsinformationen, arbeitet, von entscheidender Bedeutung.
Für Tech-Unternehmen, die in den Gesundheitssektor einsteigen – über Wearables, Apps oder Datenmanagement – ist die Einhaltung des HIPAA für den Umgang mit den Gesundheitsdaten der US-Bürger:innen entscheidend. Dies erfordert den Schutz der Privatsphäre der Nutzer:innen und die Sicherstellung der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der Patientendaten in allen Phasen der Datenverarbeitung.
Apple zum Beispiel hat sich mit seiner Health-App, der Apple Watch und anderen gesundheitsbezogenen Technologien und Diensten intensiv mit dem Thema Gesundheit beschäftigt. Dasselbe gilt für Google mit Health Connect, der Google Pixel Watch und Fitbit. Bei der Entwicklung dieser Produkte und Dienste stehen der Datenschutz und die Datensicherheit im Mittelpunkt, wobei oft die Verpflichtung zum Schutz der Privatsphäre der Nutzer:innen betont wird, was den Zielen des HIPAA entspricht.
Wenn die Produkte und Dienste von Apple oder Google PHI verarbeiten, müssen sie die HIPAA-Vorschriften einhalten, um diese sensiblen Daten vor Verstößen und unberechtigtem Zugriff zu schützen. Für europäische Bürgerinnen und Bürger gelten dieselben Anforderungen, allerdings in Verbindung mit der DSGVO.
Was ist, wenn Ihr nicht unter HIPAA oder die DSGVO fallt? Um zu verstehen, wie Eure Daten bei Euch gehandhabt werden, empfehle ich Euch, die Morrison Foerster Privacy Library zu nutzen. Dieses umfassende Tool bietet Zugang zu Datenschutzgesetzen, Verordnungen, Berichten, multilateralen Abkommen und Details von Regierungsbehörden für über 150 Länder weltweit.
Warum sollte mich das interessieren?
Nach dem Datenschutzgesetz in meinem Heimatland, das unter die DSGVO fällt, gibt es keine Hierarchie der Arten von Gesundheitsinhalten. Der Schutz von Gesundheitsdaten wird jedoch sehr ernst genommen, da es sich um sehr private Daten handelt. Schließlich hat die EU diese Regeln eingeführt, um unsere intimsten Daten zu schützen.
Da ich anfange, mich sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich ernsthaft mit digitaler Gesundheit auseinanderzusetzen, hat meine Sorge über die Generierung von Daten über mich selbst – und auf einer anderen Ebene über die Frage, ob andere das Gleiche tun oder nicht – einen Höhepunkt erreicht, der mich dazu inspiriert hat, diesen Artikel zu schreiben.
Ich möchte auf meine Gesundheitsdaten zugreifen und sie verstehen, um bessere Entscheidungen im Leben treffen zu können, aber ich möchte meine Daten privat halten. Ich möchte nicht, dass meine Daten für Werbung, Produktsegmentierung, das Training von KI wie LLMs oder für Cyberangriffe verwendet werden. Das sind meine Rechte, und ich glaube, sie sollten auch Eure sein.
Die gute Nachricht ist, dass die meisten Unternehmen in der Gesundheits- und Wellnessbranche, vor allem die, die wir bei nextpit besprechen, den Datenschutz verstehen und die gesetzlichen Standards einhalten. Wenn es zu Versäumnissen kommt, werden diese Unternehmen von den Datenschutzorganisationen zur Rechenschaft gezogen.
Drip zum Beispiel ist eine Open-Source-App, bei der der Datenschutz ein zentraler Bestandteil der Philosophie ist, wie aus den Datenschutzrichtlinien hervorgeht. Unternehmen wie Withings wählen ihre Partner sorgfältig aus, um sicherzustellen, dass die Datenverarbeitung den europäischen Gesetzen entspricht.
In den USA konzentrieren sich Unternehmen wie Apple auf die Verarbeitung von Daten auf dem Gerät, eine Praxis, die auch von Google übernommen wurde, obwohl ihre Geschäftsmodelle einige Komplexitäten mit sich bringen. Marken wie Amazfit verarbeiten die Daten ebenfalls auf dem Gerät und stellen ihre Datenserver in Deutschland auf, um den Datenschutz zu verbessern.
Nicht zuletzt beginnt der Schutz unserer Gesundheitsdaten vor Missbrauch damit, dass wir ihren Wert verstehen und verantwortungsbewusst auswählen, mit wem wir sie teilen. Es ist wichtig, dass wir Unternehmen für den Umgang mit unseren Daten zur Rechenschaft ziehen. Andernfalls könnten unsere Informationen auf dem riesigen globalen Datenmarkt verloren gehen – eine Situation, die niemand will und die an etwas so Harmloses wie den Kauf eines View-Masters erinnert.
Kommentare
Kommentare
Beim Laden der Kommentare ist ein Fehler aufgetreten.