Hätten nur ein paar Menschen mehr für das Pixel 6 Pro in unserem Kamera-Blindtest abgestimmt, hätte Google Apple geschlagen! Das Ergebnis, bei dem niemand außer Stefan wusste, welches Bild zu welchem Handy gehörte, war so knapp, dass wir uns die beiden Smartphones noch einmal genauer anschauen wollten. Hierfür bin ich mit dem Pixel 6 Pro und dem iPhone 13 Pro auf Fototour gegangen und habe verschiedene Szenarien ausprobiert.
Da Laborwerte gerne einmal fernab der Realität sind, habe ich mich für diesen Fotovergleich für ein praxisnahes Vorgehen entschieden. Ich bin durch Berlin spaziert und habe mir Motive gesucht, die ich gerne von den Kameras der beiden Handys aufgenommen sehen wollte. Dabei gliedert sich mein Test in folgende Abschnitte:
Inhaltsverzeichnis:
Jeweils könnt Ihr Euch die Bilder in diesem Artikel per Klick in voller Auflösung ansehen. Meinen persönlichen Eindruck werde ich jeweils in einem Absatz erläutern, um diesen Vergleich nicht allzu sehr in die Länge zu ziehen. Das heißt natürlich nicht, dass Ihr nicht in den Kommentaren über die Bilder sprechen dürft! Also teilt mir und anderen Leser:innen Eure Präferenzen und Vorlieben mit!
Technischer Vergleich
Wie in meinem letzten "Kamera-Kampf" muss ich eine kleine Nerd-Sektion anbringen, die wir später zur Klärung einiger Unterschiede bei den Ergebnissen benötigen. Denn natürlich kommen in den Smartphones unterschiedliche Kameras zum Einsatz. Wie genau diese sich unterscheiden, seht Ihr in der nachfolgenden Tabelle:
Ein ganz schöner Datenhaufen, der sich aber in wenigen Worten zusammenfassen lässt. Google verfolgte im letzten Jahr noch eine ähnliche Strategie wie Apple. Denn im iPhone 13 Pro gibt es sehr große Sensoren mit wenigen Megapixeln und lichtstarken Objektiven. Das sollte vor allem bei Nachtaufnahmen für weniger Rauschen sorgen, da mehr Licht auf einen einzelnen Pixel fällt.
Google hingegen vertraut im Jahr 2021 auf mehr Megapixel, setzt dabei aber ebenfalls große Sensoren ein. Die Pixelgrößen sind dabei zwar kleiner, der Software-Riese macht sich aber Pixel-Binning zunutze, um die Informationen mehrerer Pixel zusammenzurechnen. Auffällig ist zudem, dass Apple auf Sensor-Shift-Stabilisierung setzt. Eine Bildstabilisierung, bei der sich also der Sensor und nicht das Objektiv bewegt. Da Sensoren ein wenig leichter sind, können Bewegungen schneller ausgeglichen werden. Technisch die bessere Lösung.
Sehr vielversprechend ist Googles Periskop-Teleobjektiv. Dieses bietet eine optische Brennweite von 104 Millimetern, dazu kommt dank 48-Megapixel-Sensor mehr Spielraum für verlustfreie, digitale Vergrößerung. Ob wir das auch bei den späteren Bildern bemerken?
Aufnahmen bei Tag
Starten wir mit den Aufnahmen bei Tag. Hier können Smartphones und Kameras in der Regel das meiste aus ihren Pixeln herausholen. Allerdings gibt es mit HDR-Aufnahmen und Porträt-Features auch Herausforderungen, die wir gleich auch sehen werden.
Foto bei Lampenlicht
Bei der ersten Aufnahme können wir direkt ein paar spannende Unterschiede sehen. Zuallererst: Beide Fotos weisen einen hohen Detailgrad auf, die Belichtung finde ich bei beiden Fotos in Ordnung. Apple bildet die Szenerie ein wenig natürlicher ab und erlaubt dem Foto mehr Schatten. Hier setzt Google schon voll und ganz auf HDR und holt aus dem dunklen Flur mehr Details raus. Farblich neigt Google mehr ins Blaue, Apple ist hingegen ein wenig wärmer.
HDR im Sonnenlicht
Dieser Eindruck bestätigt sich im nächsten Foto. Google stellt die Szenerie blauer dar, Apple ein wenig wärmer. Das iPhone zeigt allerdings jetzt, dass auch viel Dynamikumfang im Sensor steckt. Zwar sind die dunklen Bereiche noch ein wenig dunkler, das Schild auf der Eingangstür zum NextPit-Bürogebäude ist aber jeweils gut zu erkennen. Was Google allerdings deutlich besser macht: Das kleine Stück Himmel oben in den Fenstern sieht deutlich natürlicher aus als Apples Aquamarin.
Zoom von Ultraweitwinkel bis Digi-Tele
Bei Änderung der Brennweiten überzeugt mich ins gesamt das Pixel 6 Pro mehr. Kein Wunder, da es sowohl mehr Megapixel als auch eine längere Brennweite beim Tele hat. Im Ultraweitwinkel ist die Aufnahme des iPhone 13 Pro kontrastreicher, doch gerade in höheren Zoomstufen behält das Pixel 6 Pro mehr Details bei. Google zeigt eindrucksvoll, wie viel Leistung im Telebereich vorhanden ist, wenn Ihr den 20-fach-Zoom anschaut. Selbst beim Vergrößern sind Details zu erkennen, die man mit dem bloßen Auge nicht erkannt hätte.
HDR bei direktem Gegenlicht
Das nächste Foto ist mit der Sonne als direktem Gegenlicht entstanden. Challenge ist hier natürlich, die Details der Blätter noch irgendwie abzubilden. Zusätzlich bekommt Ihr hier einen ersten Eindruck des Porträtmodus der beiden Smartphones. Beide digitalen Bokehs schauen natürlich aus, mir gefällt das iPhone 13 Pro aber insgesamt besser. Das Foto ist kontrastreicher und der Hintergrund noch ein wenig unschärfer.
Anpassung der Farbtemperatur
Sowohl in der Kamera-App von Google als auch mit Apples "Fotografischen Stilen" könnt Ihr die Farbtemperatur Eurer Bilder anpassen. Und hier sehen wir sehr gut, warum Apple sein Feature nicht als "Filter" bezeichnet. Denn während Google die Anpassung der Farbtemperatur auf das ganze Bild anwendet, wirken sich die Änderungen bei Apple in einigen Bereichen mehr und in einigen weniger stark aus.
Porträtaufnahmen bei Selfies und der Hauptkamera
Googles große Schwäche bei Porträtaufnahmen ist nach wie vor, dass der Bildausschnitt beim Umschalten verkleinert wird. Dadurch sieht das Selfie der Hauptkamera beim 6 Pro gezoomter aus als beim iPhone 13 Pro. Die Unscharfzeichnung ist beim Pixel 6 zwar ein wenig präziser – ich habe extra eine Haarsträhne raushängen lassen –, der herausfordernde Hintergrund sie bei Apple aber einfach schöner aus. Sehr schön finde ich, dass beide Smartphones den Hautton gut hinbekommen.
Aufnahmen bei Nacht
Ein paar Stunden später ging es mit beiden Smartphones noch einmal nach draußen. Hier habe ich viel vom iPhone 13 Pro erwartet, da das Handy nicht nur größere Sensoren nutzt, sondern im Kamera-Blindtest in dieser Kategorie viele Erfolge erzielen konnte.
Das erste Foto im Nachtmodus bestätigt wieder einmal, wie unterschiedlich die Smartphones arbeiten. Google wärmer, Apple kälter und davon abgesehen sind die Bilder sich ziemlich ähnlich. Details wie die Türklinke oder die Blätter auf dem Boden sind gut zu erkennen. Apple scheint mir aber ein wenig kontrastreicher zu sein, denn beispielsweise sind die winzigen Schatten auf den Wänden besser zu erkennen.
Dieser stärkere Kontrast in den Details, auch Mikrokontrast genannt, wird dem iPhone 13 Pro im nächsten Nachtfoto ein bisschen zum Verhängnis. Denn das Bild sieht künstlicher aus als beim Pixel. Das wird vor allem rechts an an den Autoscheiben oder unten am Kopfsteinpflaster deutlich. Dafür überblendet das Pixel die Türklingel links ein wenig.
Beim Zoomen im Nachtmodus legt das Pixel mit einem insgesamt helleren Ergebnis vor. Das Handy nutzt dabei die Lichtquelle, die wir auf dem Foto nicht sehen und lässt die Wand des Innenhofs hell erleuchten. Das iPhone 13 Pro hingegen lässt die Szenerie natürlicher wirken, denn dunkle Bereiche bleiben auch wirklich dunkel. Dazu hat Google meiner Meinung nach die Farben verhauen. So gelb wie auf dem Foto war das Haus nämlich nicht.
Google gibt einfach gerne an bei der Aufhellung seiner Fotos, das war schon bei der Einführung des Nachtmodus im Pixel 3 so. Ist es in Situationen wirklich stockduster, ist das auch wirklich eindrucksvoll. Mit bloßem Auge konnte ich das Laub auf dem Boden nicht mehr erkennen, beim Pixel ist es klar und deutlich, wo Blätter liegen. Das schafft Apple auch und behält sich hier aber einen natürlicheren Look vor. Das Motiv, also die Holzstatue, ist jeweils gut zu erkennen. Google macht mit seinem Gelbstich vom vorigen Bild weiter.
Auch Nachts muss ich mein Gesicht natürlich in die Kamera halten und hier bildete das iPhone 13 Pro meine Hautfarbe realistischer ab. Und das, obwohl Google hier eigenen Angaben nach viel Zeit und Gehirnschmalz investiert hat. Das Problem ist auch hier der generelle Gelbstich, den Google produziert. Die Schärfe ist für die Lichtverhältnisse bei beiden Selfies echt gut.
Ein letztes Nachtfoto noch – dann war's mir zu kalt! Das Pixel 6 Pro ist hier zum ersten Mal dunkler, als das iPhone. Dafür bietet es trotz Pixelmatsch bei höchster Zoomstufe die besseren Details. Apple hellt die Umgebung mehr auf und zeigt uns auch, wie es oberhalb der Kugel des Berliner Fernsehturms aussieht.
Sonderfunktionen
Bei den Sonderfunktionen schlagen Google und Apple verschiedene Richtungen ein. Denn wie Ihr bei der Vorstellung des neuen iPhones sicher mitbekommen habt, liegt Apples Fokus im Jahr 2021 auf Videos. Daher gibt es den Kinomodus, den wir Euch im verlinkten Artikel genauer vorstellen. Auch der ProRes-Codec machte zur Einführung des Smartphones Schlagzeilen. Als neues Foto-Feature führte Apple die "Fotografischen Stile" ein, die wir oben schon ein wenig erkundet haben.
Google bietet bei Fotos deutlich mehr Features: Es gibt einen neuen "Magischen Radierer", einen Modus für Bewegungsunschärfen, eine Option für Langzeitbelichtungen und endlich könnt Ihr die Farbtemperatur der Fotos verändern. Oben habe ich Euch jeweils ein Beispiel der Handys herausgesucht. Viel weiter wollen wir darauf aber nicht eingehen.
Fazit
Schauen wir am Ende dieses Artikels auf alle Bilder, stellen wir folgendes fest: Das Google Pixel 6 neigt bei vielen Fotos dazu, Motive und die Umgebung gelblich oder wärmer darzustellen. Das iPhone 13 Pro hingegen entscheidet sich in den meisten Situationen – sofern Ihr die "Fotografischen Stile" deaktiviert habt – für einen kühleren Look. Hier vermute ich den Grund, dass sich im Kamera-Blindtest mehr Menschen für das iPhone entschieden haben.
Denn abgesehen von dieser Interpretation der Farbgebung, die sich noch in der Kamera-App leicht korrigieren lässt, gibt es nur wenig Unterschiede zwischen den beiden Handys. In den meisten Situationen sind die Fotos scharf, weisen wenig Artefakte bei der Nachbearbeitung auf und die Belichtung stimmt bei vielen Fotos auch. Dabei ist es meist Google, die versuchen, aus dunkeln Fotos noch ein wenig mehr herauszuholen. Wieder entscheidet sich Apple für einen natürlicheren Look, während Google die Software spielen lässt.
Auf zwei Unterschiede bin ich in diesem Text bewusst nicht oder nur kaum eingegangen: Auf Preis und die Videofunktionen. Das Pixel 6 Pro kostet in der UVP 899 Euro, während Ihr für das iPhone 13 Pro mindestens 1.149 Euro zahlen müsst. Apple misst sich also mit einer Kamera, die 250 Euro günstiger ist.
Bei den Videofunktionen bietet Apple allerdings mehr: Es gibt den Kinomodus, Unterstützung des ProRes-Codecs und die Ultraweitwinkelkamera kann wie die Hauptkamera in 4K bei 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Hier schaltet das Pixel 6 Pro trotz hoher Auflösung auf Full-HD um, wie ich beim Test herausfinden konnte. Ist Euch das den Aufpreis wert?
Wer ist Euer Favorit bei der Fotografie im Jahr 2021? Seid Ihr eher Pro Pixel 6 oder Pro iPhone 13? Teilt es mir in den Kommentaren mit!
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