Wenn der Antoine von vor zwei Jahren mich hier schreiben sehen würde, würde er mir einen Lufttritt mit den Füßen in den Nacken verpassen. Zuerst habe ich mich von Gaming-Smartphones verabschiedet. Ich habe sie für nutzlos erklärt, weil sie vom Katalog der verfügbaren Handyspiele nicht ausreichend genutzt werden, da sie nicht so viel Leistung benötigen, um vernünftig zu laufen.
Dann trällerte ich ein Loblied auf Apple und das iPhone 15 Pro/Max, weil es meiner Meinung nach der Idee vom Smartphone als echter tragbarer Spielkonsole neues Leben einhauchte. Kurzum, so viele Meinungen, die dem Dogma, dem ich einst anhing, widersprachen.
Und als ich mit dem Samsung Galaxy S24 Ultra das Flaggschiff der Galaxy-S24-Reihe testete, schmeckten Android-Spiele einfach nicht mehr so gut.
Das iPhone 15 Pro Max hat mich wirklich mit dem Spielen auf Smartphones versöhnt. Während meines letzten Urlaubs hatte ich mehr Lust, Resident Evil 4 auf meinem iPhone zu spielen, als It takes two auf der Switch mit meiner Schwester oder irgendein anderes reines Handyspiel wie Call of Duty: Mobile.
Während meines Tests des Galaxy S24 Ultra langweilte mich das Angebot an Spielen im Google Play Store königlich. Und genau aus diesem Grund kann ich mir nicht vorstellen, mein iPhone im Alltag aufzugeben und wieder auf ein Android-Smartphone zu wechseln.
Auch wenn mein Standpunkt extrem nischig ist, glaube ich, dass es ein echtes Problem mit der Art und Weise gibt, wie wir Videospiele auf unseren Smartphones im Allgemeinen betrachten.
Mobile Games wollen uns langweilen, nicht unterhalten
Wenn ich von Android-Spielen oder dem Gaming auf Android spreche, das mich nicht mehr interessiert, ist das etwas verkürzt. Tatsächlich spreche ich von Android- UND iOS-Spielen im Gegensatz zu "echten" Videospielen wie Resident Evil Village, Resident Evil 4, Death Stranding oder demnächst Assassin's Creed Mirage, die auf dem iPhone 15 Pro/Max verfügbar sind.
Ich weiß, dass das sehr elitär klingt. Ich bin nicht der Meinung, dass ein Indie-Spiel oder jedes andere Spiel, das nicht ein Budget von mehreren hundert Millionen Euro hat, kein richtiges Spiel ist. Es gibt eine ganze Reihe von Handyspielen, die in meinen Augen echte Spiele sind. Oceanhorn 1 und 2, Genshin Impact, Streets of Rage 4 oder Company of Heroes zum Beispiel.
Aber ich mache einen Unterschied zwischen diesen Spielen und Spielen wie Call of Duty: Mobile, Fortnite, Subway Surfers, PUBG oder Candy Crush. Ich weiß, dass das eine sehr persönliche und subjektive Interpretation ist, aber meiner Meinung nach haben diese Art von Handyspielen die unangenehme Tendenz, nur eine Falle für Mikrotransaktionen zu sein.
Mein Problem mit dieser Art von Spielen ist, dass sie Euch nicht unterhalten wollen. Sie wollen Euch langweilen. Sie basieren in der Regel auf ein und derselben Gameplay-Schleife. Und die einzige Möglichkeit, aus dieser Wiederholungsschleife auszubrechen und die Erfahrung aufzufrischen, besteht darin, zur Kasse zu gehen.
Nehmen wir als Beispiel Call of Duty: Mobile. Dieses Spiel wurde Ende 2019 veröffentlicht, also vor fast fünf Jahren. Ich habe es zwei Jahre lang mit fast religiöser Hingabe gespielt, hatte eine Gruppe von Kumpels, einen eigenen Discord-Server usw. Ich spiele es seit einigen Jahren nicht mehr, aber ich installiere es immer noch auf jedem Smartphone, das ich teste. Und jedes Mal ist das Ergebnis dasselbe: Das Spiel hat sich kaum verändert.
Es ist wirklich auffällig, dass die Maps im Battle-Royale-Modus genau dieselben sind wie vor einigen Jahren. Abgesehen von einigen Maps im Mehrspielermodus sind die einzigen Neuerungen die, die Ihr mit dem kostenpflichtigen Season-Pass freischalten könnt. Es handelt sich dabei um Skins für Waffen, Charaktere, kurz gesagt, um kosmetische Elemente oder Anpassungsmöglichkeiten.
Dieses System der finanziellen Ausbeutung beruht auf Erpressung mit Unterhaltung. Wenn ich nicht für Mikrotransaktionen bezahle, werde ich mich langweilen, da das Spiel sehr repetitiv ist. Wenn ich meine Erfahrung aufpeppen und etwas Neues erleben möchte, muss ich einen In-App-Kauf tätigen.
Dieser Trend betrifft auch immer mehr "echte" Spiele, selbst außerhalb des mobilen Ökosystems (Assassin's Creed für Konsolen und PC macht das Farmen von Zutaten sehr mühsam und verkauft Euch Abkürzungen über den Store). Aber es ist viel systematischer bei Android- und iOS-Spielen zu beobachten. Aber vor allem bei Android eigentlich seit dem Coup von Apple mit seinen iPhone 15 Pro.
Dank Apple hab ich wieder Lust, auf meinem Smartphone zu spielen
Ich habe meine Einstellung zu Handyspielen ausführlich dargelegt. Ich werde – hoffentlich weniger ausführlich – meine Nutzung von mobilem Gaming definieren. Fakt ist, dass das Smartphone die weltweit meistgenutzte Plattform zum Spielen von Videospielen ist.
Meiner Meinung nach spielen die meisten Smartphone-Spieler:innen jedoch nicht aus denselben Gründen oder auf dieselbe Art und Weise, wie sie es am PC oder an einer Konsole tun würden.
Wenn man auf dem Smartphone spielt, dann meiner Meinung nach vor allem, um sich die Zeit zu vertreiben. Man ist in den Verkehrsmitteln unterwegs, sitzt im Wartezimmer, auf dem Heimweg von der Arbeit, oder lümmelt sich im Bett herum. Kurz gesagt, man spielt auf seinem Smartphone, weil man nichts anderes zu tun hat. Man ist nicht in das Spiel investiert, sondern spielt es fast reflexartig oder aus Versehen, so wie man auf der Toilette den Text auf einem Deo-Spray liest.
Ich persönlich stelle mir das Spielen auf dem Handy nicht so vor. Ich möchte Spiele spielen können, in die ich mich hineinversetzen kann. Spiele, die eine interessante Geschichte, Tiefe im Gameplay oder eine Fortschrittskurve haben.
Und so naiv es auch klingen mag: Deshalb hat mich das iPhone 15 Pro Max mit dem mobilen Gaming versöhnt. Während meines letzten Urlaubs habe ich mehr Resident Evil 4 auf dem iPhone gespielt als auf meiner Switch oder Xbox. Ich wollte es spielen, nicht nur um mir die Zeit zu vertreiben, nein, ich war aufrichtig unterhalten und in das Spiel investiert.
Und ich hätte es sicher nicht auf einem anderen Medium gespielt, weil das Angebot auf PC und Konsole so übersättigt ist. Aber auf dem Smartphone herrscht Mangel. Das kleinste "echte" Spiel mit auch nur einem Hauch von Tiefe ist eine so seltene Perle, dass ich mich darauf stürze.
Leider gibt es diese Art von Spielen noch viel zu selten, sowohl auf iOS als auch auf Android. Aber im Gegensatz zu den Android-Herstellern versucht Apple ein wenig, die Dinge in Bewegung zu bringen.
Ich muss mein Privileg "checken"
Ich bin mir bewusst, dass meine Meinung nicht repräsentativ, sondern wie mein Nutzungsverhalten eher sehr nischig ist. Im Moment ist das mobile Gaming-Erlebnis, das mich an Apple so fasziniert, noch sehr schwer zugänglich.
Man muss mindestens ein iPhone 15 Pro (Test) besitzen, ein Smartphone, das 1.199 Euro kostet. Dann muss man die Spiele kaufen, die nicht gerade billig sind. Resident Evil Village kostet 15,99 Euro. Resident Evil 4 kostet 29,99 Euro. Death Stranding, das neueste AAA-Spiel im App-Store, hat mich 22,99 Euro gekostet.
Und abgesehen von allen finanziellen Erwägungen gibt es insgesamt nur eine winzige Handvoll Spiele, die meinem Gebrauch und meinen Wünschen in Bezug auf das Spielen entsprechen. Ich gebe zu, dass es sich für die meisten Leute nicht lohnt, ein iPhone für über 1.000 Euro zu kaufen, um drei Spiele zu spielen, die jeweils um die 30 Euro kosten.
Zumal alle Spiele, die ich gerade erwähnt habe, Handyportierungen (oder Apple-Portierungen) von Spielen sind, die bereits für Konsolen und PCs erhältlich sind. Dieser letzte Punkt wirft auch eine weitere interessante Frage auf.
Muss ich auf meinem Smartphone die gleichen Spiele spielen können wie auf meiner Konsole oder meinem PC? Kann das Smartphone nicht einfach nur eine weitere Plattform sein, auf der andere Spiele existieren können, die man auf eine andere Art und Weise spielt?
Meiner Meinung nach können diese beiden Logiken nebeneinander bestehen. Wichtig ist, dass man die Wahl hat. Ich persönlich bin bereit, zwischen 20 und 30 Euro für ein Handyspiel zu bezahlen, das so nah wie möglich an ein Konsolenspiel herankommt. Das wäre immer noch weniger Geld als das, was ich für Mikrotransaktionen bei Call of Duty: Mobile ausgegeben habe.
Fazit
Nein, Apple hat mich nicht wirklich davon abgehalten, Spiele auf einem Android-Smartphone zu spielen. Apple hat mir das Spielen von reinen Handyspielen auf einem Smartphone aber verleidet. Diese repetitiven, mit Mikrotransaktionen vollgestopften Spiele, die ich oben definiert habe.
Aber bei Apple habe ich mehr und mehr die Wahl. Ich kann mich dafür entscheiden, mehr Premium-Spiele mit etwas mehr Tiefe zu spielen. Bei Android warte ich immer noch darauf, dass Samsung oder jemand anderes etwas Gleichwertiges anbietet. Das ist im Moment nicht der Fall. De facto spiele ich also lieber auf einem iPhone als auf einem Android-Smartphone.
Und ich glaube wirklich, dass ich nicht der Einzige bin, der sich in dieser Situation befindet. Die Android-Hersteller und die Herausgeber/Entwickler von Android-Spielen müssen sich dessen bewusst sein.
Denn warum sollte man uns sonst mit Raytracing, Snapdragon-Benchmarks und zig Gigabyte RAM zuballern, wie es Samsung und die anderen Android-Hersteller tun? Die Hardware ist da, die Lust zu spielen ist da. Mir fehlen nur noch die Spiele und ich werde das Samsung Galaxy S24 Ultra – oder jedes andere Android-Smartphone – gerne an meinen Backbone-One-Controller anschließen, um zu spielen. In der Zwischenzeit muss ich auf meinem iPhone 15 Pro Max Pakete in Death Stranding ausliefern.
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