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Myvu Imiki im ausführlichen Hands-on: Gar nicht mal so gut

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© nextpit

Die MYVU Imiki will im Alltag eine Erweiterung der Realität für ihre Träger:innen sein. Die gut verarbeitete Brille trägt sich sehr angenehm, bietet aber funktionell noch deutliche Schwächen. Woran es noch hakt, erfahrt Ihr hier in unserem Kurztest.

 

 

 

 

 

Myvu Imiki

Pro

  • AR-Brille reichert die Realität mit Informationen an
  • Guter Tragekomfort

Contra

  • Navigation mit vielen Fehlern
  • Begrenzte Anzahl von Diensten
  • Displays sorgt für Lichtbrechungen im Sichtfeld
  • Nicht für Sehbeeinträchtigte geeignet
  • Zu teuer
Myvu Imiki: Alle Angebote

Preis und Verfügbarkeit der Myvu Imiki

An smarte Armbänder und Uhren haben wir uns längst gewöhnt, smarte Brillen sind (noch) nicht so selbstverständlich. Aber Geräte wie die Myvu Imiki wollen genau das ändern. Die Marke Myvu gehört zu Meizu, einem chinesischen Konzern, der zumindest im Heimatland sehr erfolgreich Smartphones verkauft.

Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 599,99 Euro. An Farben stehen Euch „Sky Blue“, „Space Black“ und „Sand Gold“ zur Verfügung. Die im letzten Jahr bei der IFA in Berlin gezeigte Brille ist auch in Deutschland zu kaufen, aber ja – mit diesem Preisschild entschieden zu teuer.

Design: Leichter als eine normale Brille

Ja, beim ersten Hinsehen erinnert die Imiki an die Brillen, die Meta und Ray-Ban zusammen veröffentlichen, wie beispielsweise die Ray-Ban Meta Headliner (Test). Optisch haben wir es fast mit einer herkömmlichen, nicht-smarten Brille zu tun. Lediglich die etwas dickeren Bügel verraten, dass hier jede Menge Technik drinsteckt. 

Die Brille mit einer Bügellänge von 15 cm bei einem Gewicht von 43 g sitzt wirklich gut und lässt sich durch das geringe Gewicht auch über längere Zeiträume angenehm tragen. 

Myvu Imiki Gehäuse
Die Myvu Imiki ist wirklich beeindruckend leicht. Hier ist das blaue Modell zu sehen – und Ihr erkennt auch das Display in den Gläsern. / © nextpit

Bei aller Ähnlichkeit zu Ray-Ban-Brillen will die Imiki Euch allerdings mehr Technik bieten. Sie will Eure smarte, auch KI-gestützte Assistentin sein, die Euch unterwegs immer mit den notwendigen Informationen versorgt. Zu diesem Zweck befindet sich in den Gläsern je ein Display, das vom Brillenrand durch grüne Lichtquellen versorgt wird. 

Leider sind diese Display in den Gläsern sehr gut zu erkennen – sowohl von außen, als auch von innen für die Träger:innen. Ich hab den Eindruck, dass das Bild ein kleines bisschen unscharf ist und immer wieder stört einfallendes Licht, das sich am Display bricht und für Reflexionen sorgt. Ärgerlicherweise passiert das nicht nur dann, wenn auf den Display-Flächen Content angezeigt wird, sondern auch dann, wenn die Panels gerade mal nicht aktiv sind. 

MYVU Imiki auch im Sonnenschein leuchtstark

Generell solltet Ihr auch bei der Darstellung auf diesen Displays nicht zu viel erwarten. Im kräftigen, leuchtenden Grün bekommt Ihr in relativ schlichter Form Schrift und Symbole angezeigt. Der limitierte Bildausschnitt entspricht in der Größe etwa einer Handfläche am ausgestreckten Arm. Durch das kräftige Leuchten der Schrift könnt Ihr mit der Brille, die ohne getönte Gläser auskommen muss, auch in einer hellen Umgebung alles bestens ablesen.

Myvu Imiki Displayqualität
Bild durch die Brille: Das Display der Myvu Imiki zeigt Inhalte in Grün an. / © nextpit

Wer aktuell bei dieser Brille zuschlägt, muss allerdings eh gute Augen haben: Korrekturgläser gibt es derzeit nämlich nicht. Myvu hat aber bereits angekündigt, demnächst auch eine Version mit speziellen Gläsern mit Antireflektionsbeschichtung anzubieten – und ja, künftig sollen auch Gläser mit Sehstärke möglich sein.

Einrichtung, Funktionalität und Software

Man merkt der Meizu-Tochter durchaus an, dass das Gadget seine Wurzeln eigentlich bei Smartphones hat. Funktionell versucht die Myvu Imiki nämlich ebenso eine Erweiterung Eures Handys zu sein, wie wir es von Fitnesstrackern und Smartwatches kennen. Allerdings klappt das längst noch nicht so gut wie bei Wearables, die Ihr am Handgelenk spazieren tragt. Die Funktionen sind noch nicht so schön für die Brille optimiert und zudem krankt die ganze Geschichte auch daran, dass die verfügbaren Dienste und Apps noch sehr überschaubar sind.

Die Einrichtung per Bluetooth geht aber flott und unkompliziert von der Hand. Die benötigte App findet Ihr sowohl bei Google als auch bei Apple im Store. Bedienen könnt Ihr die smarte Brille u.a. durch die Touch-Fläche, die sich auf dem rechten Brillenbügel befindet. Meiner Meinung nach reagiert die Brille etwas zu langsam auf die Eingaben, immerhin aber präzise. Alternativ funktioniert auch die Eingabe per Sprache oder über die App.

Myvu Imiki Steuerung
Dank des dünnen Streifens lässt sich der berührungsempfindliche Bereich zur Steuerung der Myvu Imiki blind gut ertasten. / © nextpit

Überschaubarer Funktionsumfang

Der Startbildschirm, der Euch präsentiert wird, lässt Euch ein paar Basics – Schritte, Akkustand, Temperatur und der Button fürs App-Menü – auswählen. Insgesamt präsentiert sich das Angebot der Funktionen eher spärlich. Dazu kommt, dass die verfügbaren Optionen wie das Aufrufen eines Musikplayers sind zudem limitiert. So könnt Ihr zwar den vorinstallierten Musikplayer des Handy-Herstellers nutzen (nur für den Fall, dass Ihr den Player Eures Smartphones überhaupt jemals genutzt habt), aber nicht Dritthersteller wie Spotify oder Apple Musik auswählen.

Aber vielleicht wollt Ihr auch gar keine Musik über die Brille hören. Weder die im Bügel integrierten Speaker noch die Knochenschallwandler liefern zufriedenstellend ab: Es fehlt an Lautstärke, der Sound ist nicht sehr breit aufgestellt und Höhen sowie Tiefen sind auch nicht besonders ausgeprägt.

Übersetzer kann nicht vorlesen, KI-Assistent kann kein Deutsch

Das noch nicht ganz ausgereifte Konzept zieht sich weiter durch die Funktionen, beispielsweise bei der Tranlsate-Funktion. Die KI-Assistenz namens Aicy ist zwar nicht auf den Kopf gefallen, der deutschen Sprache aber vorläufig nur mäßig mächtig. Zumindest in der App ist das Meiste in unsere Sprache übersetzt worden, auf der Brille allerdings seid Ihr auf englische Sprache angewiesen. Die Übersetzungsfunktion unterstützt immerhin auch die deutsche Sprache und macht das auch richtig gut. 

Myvu Imiki
Die Myvu Imiki verpassen Eurem Gegenüber Live-Untertitel. Das ist echt beeindruckend. / © nextpit

Im Zusammenspiel mit Eurem Smartphone könnt Ihr Euch so beispielsweise Filme im Original anschauen und Euch die übersetzten deutschen Texte als Untertitel auf dem Display anzeigen lassen. Allerdings gibt es auch nur diese optischen Übersetzungen – übersetzte Texte, die Euch per Sprache erreichen, gibt es also hier noch nicht. 

Sowohl bei den herkömmlichen Funktionen als auch der KI-Assistenz stolpert Ihr über die fehlende Übersetzung in unsere Sprache. Aber hey, immerhin könnt Ihr Euch Textdateien (ausschließlich im Format .txt) aufs Display laden, sodass die Brille als Teleprompter funktionieren kann. Dadurch, dass Ihr vom Bildausschnitt und der Display-Größe eingeschränkt seid, haut das für komplexere Texte natürlich nicht hin. Aber für die Einkaufsliste, kurze Notizen oder ähnliche Späße reicht es allemal. 

Straßen, die es nicht gibt

Auch bei der Navigation zeigt sich wieder einmal, dass Myvu zwar einige pfiffige Ideen angedacht hat, in der Praxis aber dann nicht immer auf hohem Niveau liefern kann. Die Navigation bricht gerne mal ab bzw. verliert die Verbindung und kann Euren Standort und das gewählte Ziel dann erst nach einer Aktualisierung wieder anzeigen.

Weiter liefert die App echt schräge Fehler: Links und Rechts wird mitunter verwechselt und hin und wieder erkennt die Brille nicht rechtzeitig, dass Ihr Euren Zielort gerade erreicht hat. Letzteres führt dazu, dass Ihr zwar in die richtige Straße geführt werdet – aber dann direkt auch wieder heraus. Ebenfalls unschön: Der Navi ist auch bei Namen nicht besonders sattelfest, sodass Euch der Name einer Brücke auch mal als Straßenname angezeigt werden kann. 

Somit ist die Anwendung nur für diejenigen nutzbar, die einigermaßen ortskundig sind – also genau die Personen, die vermutlich eh auf einen Navi-Service verzichten können.

 

Akkulaufzeit der Myvu Imiki: Könnte länger sein

Wir haben jetzt leider schon ein paar Punkte abgehakt, die Euch bei der alltäglichen Nutzung der smarten Meizu-Brille in die Quere kommen können. Leider setzt sich diese Liste mit der Akkulaufzeit fort, denn allein 60 Minuten Musikhören knabbern Euch ein Drittel des Akkus weg. Ähnliches gilt für die Navigation – gut also, dass die eh technisch kaum nutzbar ist. 

Schon nach etwa einer Stunde unterwegs zeigte der Akku noch einen Füllstand von 55 Prozent an, was Euren Bewegungsradius mit der Brille natürlich empfindlich einschränkt. Längere Touren, egal ob bei einer Wanderung oder einer Radtour/Autofahrt, könnt Ihr also auch getrost vergessen.

 

Fazit zur MYVU Imiki

Sollte man Euch zu diesem Zeitpunkt empfehlen, die Myvu Imiki zu kaufen? Sorry, aber klares Nein!

Wir bekommen immer wieder eine Idee davon, welchen Mehrwert solche smarten Brillen haben können. Wir bekommen im Alltag immer wieder unsere Realität so mit Content angereichert, dass ein Nutzen entstehen kann. Leider fehlt es Meizu dabei noch am notwendigen Feinschliff. Manche Funktionen sind einfach noch fehlerhaft, manchmal nervt auch die fehlende Übersetzung bzw. der krude Deutsch-Englisch-Mix.

Da stellt sich die Frage, was eine wirklich gut verarbeitete, nicht hässliche Brille mit durchaus hohem Tragekomfort uns bringt, wenn die Software halt – Stand jetzt – eine mittelschwere Katastrophe ist? Es bleibt da lediglich zu hoffen, dass der Hersteller das durch künftige Software-Updates einigermaßen bereinigt bekommt. Nichtsdestotrotz bleibt dann noch die hohe UVP von knapp 600 Euro. Das ist einfach für eine smarte Brille mit eingeschränktem sowie fehlerhaftem Funktionsumfang deutlich zu viel. 

Mag sein, dass die Myvu-Brillen das künftig besser machen, eine Kaufempfehlung für dieses Modell können wir dennoch nicht aussprechen.

 

Zu den Kommentaren (3)
Matthias Wellendorf

Matthias Wellendorf
Freier Redakteur

Als freier Redakteur schreibe ich bei inside digital News-Beiträge und beschäftige mich darüber hinaus vorwiegend mit Notebooks aller Art in Tests und Ratgebern.

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3 Kommentare
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  • 25
    Franz Hartmann vor 1 Tag Link zum Kommentar

    "Der Navi ist auch bei Namen nicht besonders sattelfest, sodass Euch der Name einer Brücke auch mal als Straßenname angezeigt werden kann."

    Das Navi, nicht Der Navi.


  • 25
    Franz Hartmann vor 1 Tag Link zum Kommentar

    "hin und wieder erkennt die Brille nicht rechtzeitig, dass Ihr Euren Zielort gerade erreicht hat."

    habt nicht hat.


  • Gianluca Di Maggio 58
    Gianluca Di Maggio vor 2 Tagen Link zum Kommentar

    Sieht für den Preis leider echt billig aus und die absolut unbrauchbare Akkulaufzeit gibt dem ganzen den Rest..

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