iPad Pro und M4-Chip: So beginnt Apple (endlich) die KI-Aufholjagd

6 Min Lesezeit 6 min 6 Kommentare 6
No Ad to show

Moment mal, Apple M4? Ja, richtig! Apple hat diese Woche bei seiner Vorstellung der neuen iPad-Modelle mal ganz nebenbei eine neue Generation seiner eigenen Chipsätze aus dem Hut gezaubert und damit offenbar auch einige treue Apple-Fans auf die Palme gebracht. Immerhin laufen jetzt unter anderem die neuen MacBooks mit einem älteren Chip. Es war dennoch die richtige Entscheidung – gerade im Hinblick auf die Entwicklerkonferenz WWDC, die mit Spannung erwartet wird. 

Wie oft ist es mir schon so gegangen: Soll ich mir jetzt ein neues MacBook kaufen oder besser noch die drei oder vier Monate warten, bis Apple (wahrscheinlich) eine neue Rechnergeneration vorstellt?! Würde ich mich nicht ärgern, wenn dann die neuen Geräte vielleicht nicht nur besser aussehen, sondern am Ende gar an deutliches Mehr an Leistung im Gepäck hätten? Die Antwort ist einfach: Ja, ich würde mich ärgern. 

No Ad to show

Um dieses Dilemma aufzulösen: Meistens hat meine Ungeduld gesiegt und ich habe mir einen neuen Rechner zugelegt. Nur um mich dann eben ein paar Monate später insgeheim doch zu ärgern und mich mit der alten Fussball-Weisheit “Nach dem Kauf ist vor dem Kauf” zu beruhigen. 

Warum? Apple bringt neuen Apple-M4-Chip nach nur einem halben Jahr

Wer sich in den letzten, aber auch in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten ein neues MacBook mit M3-Chip zugelegt hat, weiß schon heute, dass sein neuer Apple-Rechner theoretisch Besseres haben könnte. Apple hat nämlich wahrlich Ungewöhnliches vollbracht und mehr oder weniger völlig überraschend den M4-Chip angekündigt. Dabei hatte Apple erst im Oktober 2023 den M3 zusammen mit einigen neuen MacBooks und iMacs vorgestellt. Es überrascht also schon, dass nun ausgerechnet die neuen iPad Pros als Erste mit dem neuen SoC ausgestattet werden. 

Apple hat zwei neue iPad Air, zwei neue iPad Pro, den Pencil Pro und weitere spannende Produkte vorgestellt / © Apple, watchara tongnoi/Adobe Stock

Der neue M4-Chip ist tatsächlich deutlich leistungsfähiger als sein Vorgänger. Er wird mit einem verbesserten Verfahren ebenfalls im 3nm-Verfahren gefertigt. Neben Produktivitätssteigerungen verspricht die neue Herstellungsmethode deutlich schnellere und vor allem energieeffizientere Kerne. 

No Ad to show

Die Gerüchteküche brodelt: Apple will auf der WWDC jede Menge KI zeigen

Viel wichtiger sind aus meiner Sicht aber ein paar andere Dinge, die durchaus mit der Einführung des M4 zu tun haben könnten: Apple hat in den letzten Monaten in Sachen “künstlicher Intelligenz” im Vergleich zur Konkurrenz schrecklich viele Federn lassen müssen. Ganz egal, ob es Meta, Amazon, Google oder vor allem Microsoft mit ChatGPT sind – Apple kann in Sachen KI sehr viel weniger glänzen als die Konkurrenz. 

Wer regelmäßig mit Siri auf Deutsch spricht, weiß, dass man an dieser Stelle höchstens von künstlich, aber auf keinen Fall von Intelligenz sprechen darf. Das hat zuletzt wohl nicht nur die Aktionäre des Konzerns, sondern wohl auch das Top-Management sehr nervös gemacht. Der Börsenkurs gab Ende des vergangenen Jahres von knapp 200 Euro auf 160 Euro nach. Und im Vergleich zu Microsoft ist Apple mittlerweile rund 300 Milliarden US-Dollar weniger wert. Offenbar traut die Börse der Microsoft-Strategie einiges zu.

Apple ist also im Zugzwang und hat sich von Zukunftsprojekten wie dem Apple-Auto nach über 10 Jahren verabschiedet. Die freigewordenen Ressourcen wolle man auf Projekte rund um die künstlichen Intelligenz setzen. 

Zurück zum M4 und der Apple-Entwicklerkonferenz WWDC. Die Gerüchteküche sagt schon seit Monaten voraus, dass Apple seine Betriebssysteme, wie iOS, macOS, iPadOS & Co. in diesem Jahr so grundlegend ändern dürfte, wie es bisher noch nie geschehen ist. Im Fokus soll dabei vor allem künstliche Intelligenz stehen. 

No Ad to show

Der M4-Chip ist für rechenintensive Aufgaben ausgelegt

Apple erhöht beim M4 die Speicherbandbreite um 20 Prozent. Lag diese beim M3-Chip noch bei 100 GByte/s, können beim M4 Daten schon mit 120 GByte/s ausgetauscht werden. Das ist nicht nur für grafikintensive Arbeiten und Spiele wichtig, sondern eben auch für Berechnungen bei Anwendungen mit künstlicher Intelligenz.

Die sogenannte NPU (Neural Processing Unit), die für KI-Berechnungen auf dem Chip zuständig ist, wurde ebenfalls überarbeitet und soll bis 38 Billionen Berechnungen pro Sekunde schaffen. Nur mal um diese schwer vorstellbare Zahl in einen Kontext zu setzen: Würde man 38 Billionen 1-Euro-Münzen aufeinanderstapeln, ergäbe sich ein Turm von 88,54 Millionen Kilometern. Das ist etwa die Hälfte des Abstandes von hier bis zu unserer Sonne. 

Und noch etwas, was Apple beim iPad Pro und dem M4 gestern angekündigt hat: Das Wärme-Management hat sich aufgrund von baulichen Veränderungen beim iPad und des energieeffizienteren Chips deutlich verbessert. Damit hält der Akku nicht nur länger, sondern die Rechner werden deutlich effektiver. 

Ist das iPad also Apples erster Streich für den großen KI-Rundumschlag in wenigen Wochen? Ich würde sagen, ja. Das Unternehmen aus Cupertino bereitet damit seine Tablets optimal auf die neuen Betriebssysteme und Möglichkeiten vor, die wir bald sehen werden. Natürlich gibt es auch noch die Theorie, Apple würde eilig die vierte Generation des eigenen Chipsatzes vorschieben, um die Konkurrenz wieder etwas schlechter aussehen zu lassen. Der Chip-Riese Qualcomm hat nämlich mit seinem Chipsatz Snapdragon X Elite (der übrigens von ehemaligen Apple-Leuten designed wurde) in Sachen Performance Apple und dem Apple M3 durchaus etwas den Rang abgelaufen. Der Snapdragon X Elite bekommt unfassbare 45 Billionen TOPS hin und ist damit auf dem Papier der absolute Spitzenreiter. 

No Ad to show
Qualcomm stellte ein dünnes und leichtes Referenzdesign für einen Snapdragon X Elite Laptop vor. / © Qualcomm

Waren die Benchmark-Ergebnisse des Snapdragon X Elite Schuld?

Natürlich muss es Apple geschmerzt haben, dass ausgerechnet Ex-Mitarbeiter den Stunt hinbekommen haben, einen ARM-Chip für Microsoft Windows zu entwickeln, der den eigenen Entwicklungen mindestens ebenbürtig ist. Aber lässt sich ein Konzern wie Apple wirklich nur wegen ein paar schnöder Zahlen dazu hinreißen, jegliche Kundenorientierung über Bord zu werfen, nur um dann wieder die Nase auf dem Papier vorne zu haben?

Wohl eher nicht. Wir reden über das Unternehmen, das Jahre gewartet hat, bis man selber ein VR-Headset auf den Markt gebracht hat. Apple weiß, dass seine Kunden die Produkte wegen des Gesamterlebnisses kaufen – und nicht, weil man vielleicht auf dem Papier den schnellsten Chip unter der Haube hat. 

Viel mehr Sorgen macht man sich in Cupertino wohl eher darüber, dass Siri im Vergleich zu Alexa wie eine mittelmäßige Grundschülerin wirkt, die sich gerade in einem Intelligenzwettkampf mit einer Gymnasiastin messen muss. Oder darüber, dass Microsoft eine robuste Beteiligung am KI-Primus OpenAI hält. Und viel wichtiger noch, dass OpenAI mit Apples ehemaligem Chef-Designer Jony Ive an einem KI-Smartphone bastelt.

Denn das sind die echten Gefahren, die Konsumenten von der Marke wegbewegen können. Apples Nimbus ist die Fähigkeit Produkte zu bauen, die Menschen dabei helfen viel produktiver werden zu lassen. Hier wird künstliche Intelligenz alles verändern. Und hier muss Apple abliefern, will man nicht in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. 

No Ad to show

Apple weiß spätestens seit der Einführung von ChatGPT, dass die Uhr gegen sie läuft, bringt man nicht in Sachen künstlicher Intelligenz ein Produkt, das mindestens ebenbürtig ist. Der M4-Chip ist alleine wegen seiner unglaublichen Performance bei der NPU und seines mangelnden Energiehungers perfekt für portable Geräte, die lange Zeit ohne Strom auskommen müssen. 

Hätte Apple die iPads ohne M4-Chip herausgebracht, wären womöglich viele neue Funktionen gar nicht, oder nur mit deutlich schlechteren Batterielaufzeiten möglich gewesen. 

Ich freue mich auf die WWDC! Dann werden wir sehen, wie Apple seine Weichen stellt. 

nextpit erhält bei Einkäufen über die markierten Links eine Kommission. Dies hat keinen Einfluss auf die redaktionellen Inhalte, und für Euch entstehen dabei keine Kosten. Mehr darüber, wie wir Geld verdienen, erfahrt Ihr auf unserer Transparenzseite.
No Ad to show
>
No Ad to show
MEHR ANZEIGEN

Kommentare

Kommentare

Beim Laden der Kommentare ist ein Fehler aufgetreten.

No Ad to show