Ich habe Resident Evil Village auf dem iPhone 15 Pro Max durchgespielt. Ich war direkt beeindruckt von der Grafikqualität und der Leistung des Apple-Smartphones. Es ist meiner Meinung nach das beste mobile Spielerlebnis, das derzeit auf möglich ist. Ich werde Euch meine subjektive, aber ehrliche Meinung in diesem Artikel offenbaren, um Euch zu erklären, warum es sich hierbei um einen großen Schritt in der Entwicklung von "echtem" Gaming auf Smartphones handelt.
Dies ist also kein Testbericht des Spiels Resident Evil Village auf dem iPhone 15 Pro Max (Test zum Gerät). Das Spiel ist schon vor über zwei Jahren für Konsolen und PC erschienen, wodurch Ihr sicherlich ausführliche Tests im Netz finden könnt. In diesem Artikel geht es vielmehr darum, das iPhone als praktikable Option für das mobile Spielen von Triple-A-Spielen zu untersuchen.
So habe ich Resident Evil Village auf dem iPhone 15 Pro Max gespielt
Bevor ich mich aufrege, ein bisschen Kontext: Das Menü des Spiels bietet eine Tonne Grafikeinstellungen, wie man sie von Konsolen oder PCs kennt. Es ist so gut wie alles anpassbar.
Allerdings bietet das iPhone weder Anti-Aliasing- noch Shadow-Depth-Einstellungen. Stattdessen findet Ihr verschiedene Voreinstellungen, die bereits für das iPhone optimiert sind – selbst müsst Ihr also keine Hand anlegen.
Ich habe mich für die Voreinstellung "Empfohlen" entschieden, die die Grafikoptionen automatisch an den verfügbaren Speicher anpasst. Meine Auflösung betrug 2.340 x 1.080 Pixel, meine FPS-Rate war variabel und das sogenannte MetalFX-Upscaling war auf "Qualität" eingestellt.
Im Menü des Spiels findet Ihr zudem eine Anzeige, die Euch verrät, wie viel RAM das Spiel maximal ausnutzen kann. Bei meinem Playthrough war ich bei 3,78681 GB von 5,86332 GB möglichem Arbeitsspeicher. Ja, das iPhone 15 Pro Max hat mehr als 6 GB RAM, ich weiß! Aber das ist einfach die maximale Menge RAM, die das iPhone für dieses Spiel bereitstellt.
Das Game spielte ich fast ausschließlich mit einem drahtlosen Backbone-One-Controller in der Playstation-Edition (den ich gerne ausführlicher testen würde, wenn Ihr darauf Lust habt). Da Horrorgames bei mir (leider) einfach zu gut wirken, habe ich zeitweise auch über die iOS-App meiner Schwester auf Twitch gestreamt. Ich brauchte dringend Gesellschaft, um nicht meine ganze Männlichkeit zu verlieren und mich beim ersten Jump Scare unter meiner Bettdecke zu verstecken.
- Auch interessant: iPhone 15 (Plus) und iPhone 15 Pro (Max) im Vergleich
Ein tragbares Gaming-Erlebnis, das seinesgleichen sucht
Kommen wir aber endlich zum Kern des Themas. Eine PS5 aus der Ferne, eine PS4 (Pro) aus der Nähe. So würde ich meine Erfahrung mit Resident Evil Village auf dem iPhone 15 Pro Max in Bezug auf Grafik und Leistung zusammenfassen.
Insgesamt finde ich es ziemlich verrückt, dass das Spiel so gut läuft. Es sieht besser aus als eine Portierung auf die Nintendo Switch und läuft flüssiger. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass Resident Evil Village ein Next-Gen-Spiel auf einem vergleichsweise winzigen Bildschirm ist.
Wenn wir genauer hinschauen, lässt sich schnell erkennen, dass die Grafik nicht der Leistung einer PS5 oder eines 1.500-Euro-Gaming-PCs entspricht, sondern eher einer PS4 gleicht. Wie bei jedem Spiel auf so gut wie jeder Gaming-Plattform gibt es auch hier ein paar hässliche Texturen, die an hyperkomprimierten JPEGs erinnern.
Ich hatte auch einige Abstürze am Anfang, als ich an den Grafikoptionen herumgeschraubt habe. Das Erzwingen von 120 FPS mit der Performance-basierten Voreinstellung brachte das Spiel immer wieder zum Absturz. Ich habe auch versucht, alle Optionen auf Maximum zu stellen. Die RAM-Zählung zeigte 16 GB/ 5,86332 GB an und das Spiel stürzte auf wundersame Weise nicht ab, allerdings wäre jeder Stop-Motion-Film spannender gewesen, denn es lief mit satten 3 Bildern pro Sekunde.
Abgesehen davon sieht das Spiel aber auch auf einem Mittelweg immer noch verdammt gut aus. Vor allem mit dem kleinen 6,7-Zoll-Bildschirm des iPhone 15 Pro Max, der mehr Fehler verzeiht als ein großes Panel, und trotz der eher mäßigen Grafikqualität meiner Voreinstellungen.
Bei mir lief das Spiel ziemlich flüssig, aber es war nicht bei konstanten 60 FPS, sondern schwankte zwischen 40 und 60 FPS. In Gebieten mit sehr dichten Hintergründen waren auch punktuelle Einbrüche der Framerate auf bis zu 30 FPS spürbar. Die Benchmark-Software, die ich zur Messung der FPS verwenden wollte, unterstützt iOS 17 noch nicht. Wenn das der Fall ist, werde ich diesen Artikel eventuell noch einmal aktualisieren.
In der Zwischenzeit könnt Ihr Euch dieses YouTube-Video ansehen, in dem zu sehen ist, wie das iPhone 15 Pro Max in einer 20-minütigen Sitzung eine durchschnittliche Framerate von 49 FPS halten konnte, ohne zu überhitzen oder ein Thermal-Bridging zu verursachen.
Gerade visuell ist Resident Evil Village auf iOS immer noch ein Schlag ins Gesicht. Manche Lichteffekte sind einfach so gut, dass mir die Spucke wegbleibt, und der Detailgrad ist im Vergleich zu reinen Handyspielen unvergleichlich. Einige Filmsequenzen wurden mit der Engine des Spiels und nicht mit vorgefertigten Renderings erstellt, was wiederum unglaublich schön und immersiv wirkt.
Von Anfang an war ich auch von den Effekten des Schnees begeistert, der fällt und sich mit dem Wind bewegt.
Das Gameplay mit dem Controller ist perfekt angepasst und ich musste keine Tastenbelegung vornehmen. Die Steuerung über den Touchscreen funktioniert, obwohl sie im Vergleich zum Controller nicht unbedingt ergonomisch ist und sich eher für Menschen mit sehr gelenkigen Fingern eignet.
Kurz gesagt, ich habe zum ersten Mal ein Handyspiel gespielt, das die Leistung, zu der mein Smartphone fähig ist, voll ausnutzt. Was Apple anbietet, ist kein Premium-Handyspiel. Es ist ein Premium-Konsolenspiel auf dem Handy. Und das macht den Unterschied.
Ein unvollkommenes mobiles Spielerlebnis
Das ist der Moment, in dem ich mich dazu zwinge, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Wie ich bereits gesagt habe, ist dies meiner Meinung nach das beste mobile Spielerlebnis – es ist allerdings noch lange nicht perfekt.
Ich werde mit den weniger wichtigen negativen Punkten beginnen, bevor ich mich dem eigentlichen Problem (Apples Zielgruppe) zuwende.
Da wäre zum Beispiel die Akkulaufzeit, die von ressourcenintensiven Spielen wie Resident Evil Village regelrecht ausgesaugt wird. Wie ich in meinem Test des iPhone 15 Pro Max erklärt habe, habe ich mit einer vollen Ladung etwas mehr als 3 Stunden durchgehalten, bevor die verbleibende Akkuleistung auf 20 % gesunken ist.
Natürlich gibt es jede Menge MagSafe-Zubehör, um die Lebensdauer des iPhones zu verlängern. Aber wenn Ihr nicht vorhabt, während eines Langstreckenflugs einen Videospielmarathon zu absolvieren, werden die drei Stunden Akkulaufzeit für die meisten Spieler und Spielerinnen mehr als genug sein. Und seien wir mal ehrlich: Die meisten "Gamer" wollen eine mobile Konsole nicht, um im Auto oder auf Reisen zu spielen, sondern hauptsächlich, um im Bett oder auf der Toilette keine Langeweile mehr zu verspüren.
Die Frage der kompatiblen Spiele ist ebenfalls schwierig. Zum einen, weil es noch nicht viele Titel gibt. Neben Resident Evil Village wird das Resident Evil 4 Remake am 20. Dezember erscheinen, Death Stranding wird voraussichtlich im Januar 2024 veröffentlicht, und Assassin's Creed Mirage soll noch später folgen.
Zugegeben, bei diesen Spielen handelt es sich immer noch um Portierungen, und so kostet es die Entwickler viel Zeit und Geld, ihre Spiele an die Apple-Plattform anzupassen. Aber auch hier gilt: Ich mache mir keine Sorgen. Die Spiele werden nicht nur auf das iPhone portiert, sondern für alle Apple-Produkte, die mindestens einen M1-Chip haben. Ein potenzieller Nutzerpool, der mehr große Entwickler und Herausgeber dazu bewegen sollte, diesen Schritt zu wagen.
Das eigentliche Problem des Spielkatalogs sind die Preise. Das Remake von RE 4 soll satte 70 Euro kosten. Death Stranding wird etwa 50 Euro kosten. Wer ist bereit, so viel Geld auszugeben, wenn die Konsolen- und PC-Versionen gleich teuer oder sogar billiger sind?
Mein iPhone kann HD-Konsolenspiele ausführen, gut und schön, aber wofür?
Bevor Ihr diese Frage für Euch beantwortet, solltet Ihr Euch fragen: Wer will Konsolenspiele auf einem iPhone spielen? ICH!!! Aber nicht, weil ich Videospiele für mich die einzige Serotoninquelle und das einzige Mittel zur sozialen Interaktion sind.
Ich denke einfach, dass Smartphones eben nicht nur für Gacha-Games, Multiplayer-Spiele mit Mikrotransaktionen und ein paar Indie-Perlen ausgelegt sind. Ja, die Leute spielen hauptsächlich Spiele, die keine Triple-A-Spiele sind. Ja, Handyspieler sind sehr geneigt, das Bankkonto ihrer Eltern zu plündern, um virtuelle Währungen zu kaufen.
Aber für mich ist das eher eine Standardentscheidung als ein echtes Kaufverhalten. Ich persönlich habe jahrelang Call of Duty Mobile gespielt. Von 2019 bis 2021 war es mein Hauptspiel, plattformübergreifend. Und ich habe Hunderte von Euro für In-App-Käufe ausgegeben.
Aber ich habe diese Käufe getätigt, um mein Spielerlebnis aufzufrischen. Call of Duty Mobile hat sich in den vier Jahren seines Bestehens kaum weiterentwickelt. Die Maps des Battle-Royale-Modus sind immer noch die gleichen. Die Entwickler haben keinen Anreiz, das Spiel zu verbessern, da sie sich mit den bestehenden Mikrotransaktionen eine goldene Nase verdienen.
Was sie meiner Meinung nach nicht verstehen, ist, dass die Leute keine Skins kaufen, weil sie das Spiel mögen. Das Spiel hat sich seit Jahren nicht verändert. Sie spielen es gerne und mit der Dauer wird es nun mal langweilig. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass es keine brauchbaren Alternativen gibt, denn in jedem anderen Game ist es das Gleiche. Also kaufen die Gamer eine neue Waffe oder ein neues Outfit, um "etwas Abwechslung" zu haben.
Die Geißel der Mikrotransaktionen ist nicht nur ein Symptom einer kranken mobilen Gaming-Industrie, sondern auch ein klarer Indikator dafür, dass Smartphone-Spieler:innen mehr wollen. Ich mag mich irren, aber ich bin davon überzeugt, dass es einen Markt für Triple-A-Spiele gibt, die für 40 bis 60 Euro verkauft werden. Spiele, die ein echtes Konsolenerlebnis bieten, anstatt sich wiederholende Gameplay-Schleifen, die einen dazu verleiten, zur Kasse zu gehen, um sich etwas weniger im Kreis zu drehen.
Einer der größten technologischen Sprünge für Handygames
Als das iPhone 15 Pro im September vorgestellt wurde und ich die verschiedenen Spiele gesehen habe, die nativ auf dem Smartphone laufen können, habe ich bereits darauf gewettet, dass Apple das mobile Gaming auf den Kopf stellt.
Mein Playthrough von Resident Evil Village auf dem iPhone 15 Pro Max hat mich in dieser Annahme bestärkt. Kein Spiel auf irgendeinem anderen Smartphone kommt einer konsolenähnlichen Erfahrung so nahe. Und es ist das erste Mal, dass ich gesehen habe, dass ein "mobiles" Spiel die Leistungsgrenzen eines Smartphones, insbesondere eines iPhones, erreicht.
Das ist für mich das Verrückte. Ich kann bis jetzt noch nicht glauben, dass Apple keine tragbare Konsole für 3.000 Euro herausgebracht hat, die es als einzige ermöglicht, Konsolen- und PC-Spiele auf einem Apple-Produkt zu spielen.
Es ist erstaunlich, dass Apple einen der größten technologischen Sprünge der letzten Jahre im Bereich des mobilen Gamings gemacht hat, und dies nur eine von vielen Möglichkeiten ist, wie Ihr Euer iPhone 15 Pro (Max) nutzen könnt.
Ich hätte mich auch auf Vergleiche mit dem Steamdeck, dem Lenovo Legion Go (Test) oder der Nintendo Switch einlassen können. Aber ich werde ausgeschimpft, wenn ich diesen Artikel nicht bald schließe. Und vor allem geht es in diesem Artikel nicht darum, Euch das iPhone 15 Pro als Alternative oder Ersatz für tragbare Konsolen zu verkaufen. Es ist nur eine weitere Option, eine weitere tragbare Konsole unter vielen, die unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse erfüllt.
Ok, ich höre mit meinem Fanboyismus auf. Ich muss mich mental darauf vorbereiten, am 20. Dezember Resident Evil 4 zu zocken.
Kommentare
Kommentare
Beim Laden der Kommentare ist ein Fehler aufgetreten.