Oppo Enco Free im Test: Leichter Ohrknopf mit wenig Tiefgang
Oppo erobert nicht nur mit Smartphones den deutschen Markt, sondern will gleich ein ganzes Ökosystem inklusive Zubehör etablieren. Dazu gehören trendgemäß natürlich auch True-Wireless-Kopfhörer. Das Flaggschiff-Modell heißt Enco Free und orientiert sich – wie viele andere auch – an den AirPods von Apple. Trotzdem weicht Oppo mit einem hybriden Ansatz vom Standard ab. Geht die Idee auf?
Pro
- Lautstärke an Ohren verstellbar
- Klare Höhen und Mitten
- Viel Akkureserve fürs Geld
- Kompaktes Design
Contra
- Praktisch kein Tiefbass
- Keine Geräuschabschirmung
- Einstellungen nur mit Oppo ColorOS
Oppo Enco Free: Preis und Verfügbarkeit
Die Oppo Enco Free sind in einer weißen und einer schwarzen Farbvariante seit Mai 2020 in Deutschland erhältlich. Als Preis empfiehlt Oppo den Händlern rund 130 Euro. Bisher folgen praktisch alle Anbieter diesem Vorschlag. Bei Amazon sind die Kopfhörer oft deutlich günstiger. Im August 2020 bewegt sich der Preis beider Modelle unter 100 Euro:
Oppo Enco Free: Design und Verarbeitung
Einfach ins Ohr hängen und ab geht die Musik – Apple hat mit den AirPods den Earbud-Konstruktionsansatz der True-Wireless-Kopfhörer populär gemacht. Das schirmt den Gehörgang zwar nicht gut gegen Äußengeräusche ab. Aber immerhin könnt Ihr die Kopfhörer schnell in Betrieb nehmen, ohne sie langwierig im Ohr befestigen zu müssen.
Im Vergleich dazu wagt Oppo mit den Enco Free einen abweichenden Ansatz. Es handelt sich um einen Design-Hybrid aus Earbuds und In-Ears. Dabei kommt das Gehäuse wie bei den AirPods ohne hervorstehenden Lautsprecher aus. Anders als bei Apple mündet die Lautsprecheröffnung aber in einen schmalen Silikonaufsatz, der für einen etwas festeren Sitz im Ohr sorgt. Reicht Euch der vorinstallierte Aufsatz in Größe S nicht, um den Gehörgang zu verschließen, wechselt Ihr ihn gegen bis zu zwei größere Alternativen aus.
Trotz der zusätzlichen Komponente sind die Enco Free sehr kompakt und leicht. Sie sind kaum zu spüren und wiegen nur vier Gramm pro Ohrhörer. Dieses geringe Gewicht ist umso bemerkenswerter, weil Oppo noch Dichtungen ergänzt hat, die die Oppo Enco Free gemäß dem Standard IPX4 gegen das Eindringen von Spritzwasser schützen.
Auch das rechteckige Ladecase hält Oppo schlank. Es passt prima in eine Hemdtasche und bringt mit eingesetzten Ohrhörern nur 48 Gramm auf die Waage.
Oppo Enco Free: die Bedienung
Das Ladecase neben ein Smartphone halten, den Deckel öffnen – schon findet das Mobiltelefon die Kopfhörer und Ihr könnt sie im Bluetooth-Menü koppeln. Das geht mit jedem Android-Smartphone und iPhone. Verwendet Ihr ein aktuelles Oppo-Smartphone, braucht Ihr dazu nicht die Systemeinstellungen öffnen. Stattdessen blendet sich ein Kopplungsmenü auf dem Startbildschirm ein.
Ein Oppo-Smartphone ist auch dann von Vorteil, wenn Ihr die Touch-Bedienung an den Ohrhörern nach Euren Vorlieben mit anderen Funktionen belegen wollt. Das geht nämlich nur in Oppos Benutzeroberfläche ColorOS. Es gibt keine App, die das auch auf anderen Android-Smartphones oder iPhones ermöglicht.
Doch schon direkt aus dem Karton ist die Touch-Oberfläche auf den Stegen der Oppo Enco Free mit sinnvollen Funktionen belegt. Je nach Kontext sorgt ein Doppeldruck dafür, dass Ihr einen Anruf annehmt oder beendet oder einen Titel startet und pausiert. Das Entfernen eines Ohrhörers pausiert die Musik ebenfalls. Oppo hat nämlich Sensoren für die Trageerkennung eingebaut. Berührt und haltet Ihr die Touch-Oberfläche, aktiviert Ihr den jeweiligen Sprachassistenten. Das hat im Test mit Siri und Google Assistant prima geklappt.
Die Touch-Oberfläche akzeptiert auch Wischgesten. Wischt Ihr beim rechten Ohrhörer nach oben oder unten, wechselt Ihr zum nächsten oder vorherigen Titel. Besonders cool: Ein Wisch nach oben oder unten beim linken Ohrhörer ändert die Lautstärke. Dies direkt an der Fernbedienung des Ohrhörers vornehmen zu können, hat Seltenheitswert. Meist müsst Ihr zu diesem Zweck zum Smartphone oder zur damit gekoppelten Smartwatch greifen.
So klingen die Oppo Enco Free
In sein Vorzeigemodell hat Oppo allerlei Technik eingebaut, die auf dem Papier für einen guten Klang steht. Dazu gehört vor allem ein Lautsprecher mit großem Durchmesser von 13,4 Millimeter. Er soll für eine besonders natürliche Tonwiedergabe mit hohem Dynamikumfang sorgen. In der Tat gefallen die Oppo Enco Free durch sehr klare und verzerrungsfreie Höhen, selbst bei hohen Lautstärken. Bevorzugt Ihr Musik, bei der der Gesang im Vordergrund steht, freut Ihr Euch über das mittenbetont abgestimmte Klangprofil.
Völlig ab geht den Oppo Enco Free aber jeglicher Tiefbass. Bassorientierte Musik zu hören, hat im Test alles andere als Freude bereitet. Etwas kraftvoller könnten die Oppo Enco Free sicherlich klingen, wenn die Silikonaufsätze weiter in den Gehörgang reichten. Aber Oppo hat sich nun mal gegen eine In-Ears-Konstruktion entschieden. Ein schlapper Bass ist der Preis dafür.
Als weiterer Nachteil entpuppt sich in der Praxis die fehlende passive Geräuschabschirmung. Ich höre viele Umgebungsgeräusche, erhöhe daher notgedrungen die Lautstärke – und nerve dann damit meine Sitznachbarin, die ich versehentlich mitbeschalle.
Eine aktive Geräuschunterdrückung, bei der Gegenschall für Ruhe sorgt, wäre bei einer derartig luftigen Konstruktion nicht sinnvoll. Deshalb hat Oppo verständlicherweise drauf verzichtet. Preislich wäre es drin gewesen. Huawei und Honor kriegen in den Modellen Freebuds 3i und Magic Earbuds ANC sogar für 20 bis 30 Euro weniger hin.
Oppo Enco Free: Akku
Eine Spielzeit von bis zu fünf Stunden mit einer Akkuladung geht für derart kompakte Ohrhörer in Ordnung. Das ist zwar nicht gerade viel, aber zum Glück auch nicht so dramatisch wenig wie bei den genannten Modellen von Honor und Huawei. Hingegen richtig viel Reserve packt Oppo in das kompakte Ladecase.
Für 20 Stunden weitere Spielzeit reicht dessen integrierter 410-mAh-Akku. Wie viel Power noch im Case steckt, zeigt Euch eine LED auf der Außenfront mittels eines Ampelfarbencodes an. Was dagegen der 31-mAh-Akku der Ohrhörer hergibt, erfahrt Ihr weder optisch noch durch ein akustisches Feedback.
Abschließendes Urteil
Die Oppo Enco Free gefallen durch ein kompaktes Ohrhörerdesign und Ladecase. Die Bedienung ist komfortabel, insbesondere dank integrierter Lautstärkeregelung. Der Spritzwasserschutz ist ein weiterer Pluspunkt.
Die leicht zu befestigenden Ohrhörer bieten passablen Klang, wenn Ihr Musik und Podcasts eher nebenbei hört. Möchtet Ihr stattdessen tief in die Musik eintauchen und Eure Umgebung ausblenden, seid Ihr mit dem Modell nicht gut aufgehoben.
Fans bassorientierter Musik lassen auf jeden Fall die Finger von den Oppo Enco Free. Das hybride Design als Mix aus Earbuds und In-Ears geht nicht auf. Die Silikonaufsätze schirmen den Gehörgang nicht gut genug ab, um Außengeräusche zu eliminieren und gehen gleichzeitig nicht weit genug ins Ohr, um tiefe Frequenzen druckvoll zu transportieren.
Insgesamt sind die Oppo Enco Free keine schlechten True-Wireless-Kopfhörer. Doch angesichts dessen, dass Oppo sich als Premium-Hersteller positionieren will, enttäuscht das Modell meine Erwartungen und bietet zu wenig fürs Geld.
Hallo Liebes Nextpit Team
Könnt Ihr eventuell mal die OPPO Enco Air testen?