Samsung stellt seinen neuen Exynos 2100 vor
Soeben ist das virtuelle Event zur Präsentation des neuen Exynos 2100 über die Bühne gegangen. Es ist eine Premiere, dass Samsung seinem SoC so viel Aufmerksamkeit einräumt, was drauf hoffen lässt, dass die Koreaner dieses Mal mehr zu bieten haben als beim Exynos 990. Wir erinnern uns: Unter anderem in Europa kam das Galaxy S20 mit besagtem Exynos 990 in den Handel, während USA und weitere Länder mit dem Qualcomm Snapdragon 865 bedacht wurden.
Samsung versichert stets, dass man darauf achte, dass die SoCs möglichst ähnlich stark sind, aber die Menge an Kritik, die aufbrandete, sollte dem Unternehmen verdeutlicht haben, dass sehr viele Nutzer mit der Leistung des hauseigenen Prozessors unzufrieden waren. Lange Zeit hat sich Samsung diesbezüglich gerechtfertigt und relativiert, aber in der Folge hat man wohl die Erkenntnis gewonnen, dass man die Fans tatsächlich enttäuscht hat.
Wie sonst ist zu erklären, dass Samsung im Vorfeld seines Exynos-Events eigens einen Teaser-Clip durchs Netz hauen, indem sie explizit auf das Feedback der enttäuschten Samsung-Anhänger eingehen und Besserung geloben? Hier ist das Video:
It's almost here. Stay tuned for the #ExynosOn. #Exynos_is_back https://t.co/bEfaV2qxWv pic.twitter.com/kqJGxNy4MN
— Samsung Exynos (@SamsungExynos) January 12, 2021
Aber allein die Tatsache, dass der Smartphone-Riese für einen neuen Exynos eigens eine Online-Präsentation produziert, lässt bereits darauf schließen, wie ernst es dem Unternehmen dieses Mal ist. Lasst uns mal flott auf die Fakten schauen:
Exynos 2100: Samsung lässt die Muskeln spielen
Nachdem vorher schon eifrig spekuliert – und geleakt wurde, wissen wir jetzt endgültig, womit wir es zu tun haben beim Exynos 2100.Ebenso wie Qualcomm beim Snapdragon 888 setzt Samsung beim Exynos 2100 auf eine Kombination aus einem Cortex X1 High-Performance-Kern sowie drei Cortex-A78- und vier Cortex-A55-Kernen. Der X1 taktet mit 2,9 GHz sogar ein klein wenig höher als im Snapdragon, die anderen sieben Kerne takten mit 2,8 beziehungsweise 2,2 GHz.
Erstmals in einem Mobilprozessor Samsungs wird ein 5G-Modem integriert sein. Ebenfalls eine Premiere stellt die Tatsache dar, dass hier im 5-Nanometer (nm)-Extrem-Ultraviolett (EUV)-Prozess gefertigt wird. Daraus resultiert ein bis zu 20 Prozent geringerer Stromverbrauch und eine um 10 Prozent höhere Gesamtleistung als beim 7nm-Vorgänger.
Samsung spricht davon, dass beim Exynos 2100 die Single-Core-Performance um 19 Prozent gegenüber dem Vorgänger verbessert wurde, die Multi-Core-Performance sogar um 33 Prozent. Das System unterstützt HDR10+-Displays mit bis zu 4K-Auflösung und unterstützt zudem 8K-TV-Out. Für die Grafik ist die Mali G78 MP144 GPU zuständig, die Grafikleistung soll bis zu 46 Prozent besser sein.
Auch bei der künstlichen Intelligenz legt man deutlich zu, denn die dreikernige NPU soll laut Samsung 26 Billionen Operationen pro Sekunde berechnen, beim Vorgänger waren es "nur" 15 Billionen. Was die Kamera angeht, so werden Auflösungen bis zu 200 Megapixeln unterstützt und bis zu sechs Kamerasensoren, vier davon gleichzeitig.
Snapdragon vs. Exynos: Dieser Schuss muss sitzen, Samsung!
Und es ist auch höchste Zeit, dass Samsung das Prozessor-Game nicht nur ernstnimmt, sondern auch entsprechend abliefert. Wenn wir uns kritisch zu einigen SoCs der Vergangenheit äußern, dann ist das natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau. Manchmal vergisst man vielleicht, dass Samsung nicht nur der größte Smartphone-Hersteller der Welt ist, sondern auch einer der wichtigsten und größten Chip-Hersteller weltweit. Es sind also unbestritten gute Prozessoren, die die Koreaner produzieren.
Aber "gut" bedeutet eben nicht automatisch, dass man mit dem Marktführer mithalten kann und bei Prozessoren für Flaggschiff-Smartphones muss sich eben auch Samsung eingestehen, dass man da bislang zumeist nicht gegen Qualcomms Snapdragon bestehen konnte. Als im letzten Jahr im Galaxy Note 20 anstelle des Snapdragon 865 ein Exynos 990 verbaut wurde, war nicht nur unser Antoine entsetzt.
Manchmal ist es mit Samsung wirklich zum Haare raufen, auch wenn das von jemandem mit meiner Haarpracht vermutlich merkwürdig klingt. Samsung ist in so vielen Belangen schlicht Weltklasse, da gibt es nichts dran zu rütteln. Aber dann machen sie manchmal eben auch Dinge, bei denen man sich an den Kopf packen möchte.
Mir persönlich geht es zum Beispiel immer so, wenn ich von Samsung einen Service aufgebrummt bekomme, den ich nicht nutzen will. Ein eigenes System für mobiles Bezahlen, ein eigener Musikdienst, ein eigener Messenger: Samsung hat schon einiges durch und vieles davon hat nicht lange überlebt. Auch beim Begriff "Bixby" dürfte es bei Euch klingeln. Es ist die eine Sache zu glauben, dass man für sein Ökosystem einen eigenen Sprachassistenten braucht. Diesem aber einen eigenen Hardware-Button zu spendieren, den man zudem viel zu lange nicht frei belegen konnte – das ist dann eben so ein Moment, wo Samsung einfach wieder mal drüber ist.
Ich erwähne das alles deswegen, weil es auch beim Prozessor ähnlich scheint. Samsung soll seine Produktion ja nicht einstampfen, denn für viele Smartphones sind die Chipsätze perfekt, egal ob aus eigenem Haus oder Handsets anderer Hersteller. Aber in der Premiumklasse benimmt sich Samsung immer wieder wie ein bockiges Kind. Man möchte hier mit dem besten SoC mithalten oder ihn gar übertrumpfen, basta! Der Ansatz ist legitim, aber nur schwer vermittelbar, wenn man an diesem Vorhaben wiederholt scheitert.
Deswegen glaube ich jetzt, dass der Exynos 2100 so ziemlich die letzte Kugel ist, die Samsung noch im Revolver hat, um dieses martialische Bild einmal zu bemühen. Nach dem Exynos 990 muss Samsung seiner Spitzen-Hardware in diesem Jahr ein SoC bieten, das mindestens auf Augenhöhe mit dem Snapdragon 888 ist. Sollte das nicht der Fall sein, werden nicht nur die Kritiker aus dem letzten Jahr wieder auf der Matte stehen, sondern noch jede Menge lautstarke Freunde mitbringen.
Grund zur Hoffnung
Mag sein, dass Samsung hier im Beitrag zwischendurch ein bisschen zu schlecht weggekommen ist an dem Tag, an dem man ein durchaus spannendes System vorgestellt hat, aber so soll es gar nicht rüberkommen. Immerhin gibt es bereits geleakte Benchmark-Tests, die durchaus erahnen lassen, dass Samsung da endlich wieder ein Volltreffer in Sachen Performance gelungen sein könnte. Dem Leak zufolge würde nämlich der Exynos 2100 nicht nur mit dem stärksten Qualcomm-SoC mithalten, sondern ihn sogar hinter sich lassen.
Klar, das sagt erst mal noch nicht viel aus und dieses Duell wird erst dann wirklich entschieden, wenn wir nicht über künstlich hergestellte Testumgebungen reden, sondern von echten Praxis-Tests. Aber bis dahin präsentiert sich der Exynos 2100 immerhin schon mal sehr angriffslustig und auch die eben während des Events genannten Verbesserungen gegenüber der Vorgängergeneration lassen ja auf Großes hoffen.
Exynos? Snapdragon? Spielt das überhaupt eine Rolle?
In diesem Sinne möchte ich abschließend auch an Euch, an die NextPit-Community, appellieren: Wartet noch ab mit der Schimpferei, sollte sich in Kürze herausstellen, dass im kommenden Flaggschiff-Phone der Koreaner wieder mal der falsche Prozessor in den falschen Regionen angeboten wird. Lasst uns erst einmal die Praxis-Tests abwarten und schauen, wie sich der Exynos 2100 tatsächlich bewährt.
Und mal ein wenig provokant in die Runde gefragt: Was glaubt Ihr eigentlich, wie viele Menschen sich tatsächlich Gedanken machen über den im Smartphone verbauten Prozessor? Wir diskutieren hier eifrig, hauen uns verbal sogar manchmal die Köpfe ein und bewerfen uns gegenseitig mit Argumenten. Aber wie sieht das außerhalb dieser Geek-Blase aus? Persönlich denke ich, dass es die Leute da draußen zumeist herzlich wenig interessiert. Wenn ich im Bekanntenkreis herumfrage, können die mir nicht einmal sagen, welche Android-Version zum Einsatz kommt.
Möglich also, dass wir diese Vergleiche ein wenig zu hoch hängen und ein Weltklasse-Smartphone ein Weltklasse-Smartphone bleibt, auch wenn irgendein Benchmark-Test mäßig ausfällt. Aber da ich ja noch neu bin hier in der NextPit-Community, würde ich diese Fragen einfach mal an euch weitergeben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie ihr diesbezüglich tickt: Glaubt ihr, dass der Exynos 2100 tatsächlich besser performen wird als der Snapdragon 888? Und denkt ihr, dass das tatsächlich für viele Smartphone-Käufer ein elementares Kriterium darstellt? Nehmt gern an der Umfrage teil und schreibt es uns bitte in die Comments.
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