Samsung Gear VR mit Controller im Test: Gear VR wird endlich spielefähig
Die neue Samsung Gear VR hat einen Controller. Kommt die Plattform jetzt so richtig in Schwung? Steht der Durchbruch der virtuellen Realität bevor? Soweit ist es noch nicht, denn die Technik braucht noch ein paar Verbesserungen. Aber es gibt gute Ansätze. Das zeigt auch unser Test.
Pro
- Controller
- Oculus Store
Contra
- Nur für Samsung-Smartphones
- Konstruktion der Schutzklappe
Samsung Gear VR mit Controller: Preis und Verfügbarkeit
In der Box ist neben der Gear VR der neue Game-Controller zu finden. Der benötigt zwei AAA-Batterien, die sich in der Verpackung befinden.
Die Gear VR mit Controller kostet 129 Euro, der Controller alleine soll künftig 39 Euro kosten - ein Releasetermin ist für den Controller noch nicht bekannt.
Samsung Gear VR mit Controller: Besonderheiten
Samsung Gear VR mit Controller: Software / Installation / Unterstützte Geräte
Um die neue Gear VR zu verwenden, benötigt Ihr ein kompatibles Smartphone. Das ist nur beim Galaxy S8 / S8+, S7 / S7 Edge, S6 / S6 Edge / S6 Edge+ und dem Note 5 der Fall. Für unseren Test kamen ein S7 und ein S8 zum Einsatz.
Eine Besonderheit der Gear VR ist, dass sie nicht nur eine schlichte VR-Brille ist. Vielmehr verfügt sie über Beschleunigungs- und Lagesensoren. Deswegen braucht die Gear VR auch einen Anschluss an das Smartphone. Weil aber bei den Smartphones USB C oder MicroUSB zum Einsatz kommt, hat Samsung ein austauschbares Teil vorgesehen, das je nach Smartphone gewechselt werden muss.
Die Installation der nötigen Oculus-Software erfolgt, wenn das Smartphone das erste Mal in die Gear VR gesteckt wird. Ihr müsst es dann noch einmal entfernen und über 100 MByte Oculus-Apps herunterladen, darunter Systemtreiber und den Oculus Store. Ohne den geht nichts: Nur hier erhaltet Ihr Zugriff auf Gear-VR-kompatible Apps und Spiele.
Jetzt muss noch der Controller mit dem Smartphone gekoppelt werden. Dies erfolgt via Bluetooth und ist über einen Assistenten in der Oculus-Software schnell erledigt. Im Fall einer Gear VR musste ich den Controller zunächst kalibrieren. Bei einer zweiten war das nicht nötig.
Gear VR im Betrieb
Los geht’s.
Auffällig ist der gute Tragekomfort der insgesamt gut verarbeiteten Gear VR. Das Textilpolster ist angenehm weich und wechselbar. Inklusive Smartphone wiegt die Gear VR etwas mehr als 500 Gramm, was aber auch bei etwas längeren VR-Sessions nicht unangenehm auffällt. Zu Beginn lässt sich die Schärfe der Anzeige mit einem kleinen Rädchen an der Gear VR anpassen. Wichtig ist, sowohl Display als auch die Linsen vor jeder VR-Session zu reinigen.
Mangels Abdeckung an den Rändern des Smartphones scheint ein bisschen Licht in die Augenkammer, was dem VR-Erlebnis zuweilen wenig zuträglich ist. Auch von hinten kann etwas Licht eindringen - hiergegen hilft es immerhin, das Kopfband etwas straffer zu ziehen.
Übermäßige Grafikqualität sollte niemand von der aktuellen Gear-VR-Generation erwarten: Wegen der starken Vergrößerung ist die Subpixelmatrix des Smartphone-Displays zu sehen - überall ist der sogenannte Fliegengittereffekt wahrnehmbar. Das ist auch bei teuren VR-Systemen wie der Vive der Fall, dort allerdings nicht ganz so deutlich. Für einen völlig einnehmenden Bildeindruck müsste die Pixeldichte erheblich höher sein. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt aber für mobile Grafikchips utopisch.
Samsung Gear VR mit Controller im Gaming-Check
Für diesen Test habe ich mich in mehrere VR-Spiele und -Apps gestürzt. Aus historischen Gründen geht es für mich los mit Hitman GO in der VR-Edition. In meinem Test vor rund einem Jahr bemängelte ich, dass die Steuerung mit dem Touchpad an der VR-Brille sehr nervig ist. Nun gibt es ja den Controller, wird also alles besser? Klare Antwort: Ja. Zwar ist die VR-Version von Hitman GO nicht für den Controller ausgelegt, aber jetzt richte ich meinen Blick auf das gewünschte Feld, drücke die Triggertaste und schon zieht mein Agent 47 ein Feld weiter. Viel komfortabler.
Manche Spiele sind bereits für den Controller angepasst - zum Beispiel Wands. Dieses Spiel entführt in ein fiktives London der 1880er-Jahre, in dem Zauberer gegeneinander kämpfen. Dank des Controllers ist die Steuerung sehr intuitiv. Denn der Controller ist im Sichtfeld zu sehen und es ist möglich, damit zu zielen. Im Vergleich zum Controller für die Daydream View von Google hat sich Samsung außerdem einige Verbesserungen ausgedacht: Die Form passt sich der natürlichen Handhaltung an und die Triggertaste ist für viele Spiele sinnvoll. Außerdem liegen Home- und Zurücktaste nebeneinander, was sie leichter erreichbar macht.
Der Controller kann jedoch nicht die genaue Position im Raum erkennen - auch nicht in Relation zum Gear-VR-Headset. Dafür müsste es ein vollständiges Tracking geben, das nur bei teuren System wie der Vive anzutreffen ist. Somit kommt es vor, dass der Controller während eines Spiels neu justiert werden muss - das geht jederzeit mit einem langen Druck auf die Hometaste.
Land's End ist ein Spiel, das auch ganz ohne den Controller funktioniert. Die Macher von Monument Valley haben hier ein Spielvorgelegt, dass die Möglichkeiten von VR konzeptionell erkunden soll. Die Grafik ist top, und die Landschaft ist überwältigend. Sogar Höheneffekte kann das Spiel nachstellen: An einer Klippe geht es 50 Meter nach unten - beängstigend.
Über den Oculus Store sind rund 600 Gear-VR-Apps erhältlich. Einige sind kostenlos, gerade Spiele sind aber oft kostenpflichtig. Neben Spielen gibt es auch Apps wie Netflix oder Paint VR. Darüberhinaus gibt es Möglichkeiten, 360-Grad-Inhalte anzusehen. Einerseits über spezielle Apps (zum Beispiel das auch für Daydream erhältliche Filmchen Invasion) oder aber über Facebook und andere Dienste.
Netflix-Abonnenten können sich so ins VR-Kino setzen. Auch hier kommt allerdings die mangelhafte Detailschärfe der Anzeige zum Vorschein: Zwar erscheinen die Filme und Serien groß wie im Kino auf der virtuellen Leinwand, an Full-HD-Qualität kommen sie aber nicht heran.
Paint VR wiederum erlaubt es, mit einem virtuellen Pinsel zu zeichnen. Die wesentliche Einschränkung ist aber, dass die Gear-VR-Plattform keine Rauminformationen kennt. Ihr malt also immer in einer Kugel um Euch herum und müsst mit den Pfeiltasten des Controllers Eure Position verändern, um dreidimensionale Kunstwerke zu erschaffen. Ich habe mal versucht, ein Android-Männchen zu malen:
Gear VR: Es kommt auf die Erwartungen an
Eines ist klar: Es kommt auf die Erwartungen an, ob die Gear VR eine interessante VR-Plattform ist oder nicht. Wer einen völlig realitätsnahen Eindruck erwartet, wird von aktuellen VR-Plattformen eher enttäuscht. Auch PC-basierte Plattformen zeigen die VR-Umgebung nicht perfekt an. Trotz dieser Einschränkung ist das Erlebnis mit der Gear VR durchaus beeindruckend: Wenn plötzlich ein Hai vor einem auftaucht oder es neben einem 50 Meter in die Tiefe geht, dann zählt nicht mehr die Detailauflösung, sondern das Erlebnis im Moment. Die Gear VR schafft es locker, immer wieder diese Wow-Momente zu erzeugen.
Gear VR: Alt vs. Neu
Zum Galaxy S7 und S7 Edge gab es vergangenes Jahr für Vorbesteller eine kostenlose Gear VR als Zugabe. Hierbei handelte es sich um das Modell R322, die neue trägt die Nummer R324. Ist ein Upgrade auf die neue Version sinnvoll?
Die neue Gear VR hat einen entscheidenden Konstruktionsmangel: Der Linsenschutz ließ sich beim alten Modell immer draufsetzen. Bei der neuen Gear VR hingegen muss die VR-Brille für die großen Samsung-Smartphones eingestellt sein. Wer also ein S7 oder S8 verwendet, muss nach jeder Session die Brille umstellen, damit der Linsenschutz drauf passt.
Schön ist das etwas weitere Sichtfeld: Statt 96 Grad sind es jetzt 101 Grad. Einen wirklich großen Unterschied macht das nicht, aber für VR-Junkies eine gute Sache.
Wer eine Gear VR hat, die Samsung zusammen mit dem Note 7 auf den Markt brachte, kommt um ein Upgrade herum: Alle technischen Neuerungen stecken schon in dieser Gear VR mit der Bezeichnung R323, einzig der Controller fehlt noch. Diesen wird es aber bald einzeln zu kaufen geben.
Samsung Gear VR mit Controller: Performance
Ganz gleich ob mit dem Galaxy S7 oder dem Galaxy S8: Die Performance war stets einwandfrei. Beide Smartphones sind ohne Weiteres in der Lage, die Grafik der getesteten Spiele ruckelfrei auf das Display zu zaubern. Der VR-Effekt, also die lebensgroße Wahrnehmung der Umgebung ist deutlich und beeindruckend. Weil in der Gear VR spezialisierte Sensoren eingebaut sind, ist auch die Latenz zwischen Bewegung und Bild sehr kurz - zu Verzögerungen kam es nicht.
Abschließendes Urteil
Der Gear-VR-Controller macht den Unterschied: Schon nach wenigen Sekunden möchte ich ihn nicht mehr missen. Endlich kein nerviges Gefummel mehr am Touchpad, stattdessen gibt es eine komfortable Bedienung mit einem Controller, der sogar in der virtuellen Umgebung zu sehen ist (sofern die App das hergibt). Haptisch und in puncto Verarbeitung ist der Gear-VR-Controller seinem Daydream-Pendant überlegen.
Warum hat Samsung die Plattform Gear VR nicht gleich mit diesem Controller an den Start gebracht? Schwer zu sagen, jetzt ist er jedenfalls da und er weiß zu gefallen.
Allen Einschränkungen bei mobiler VR zum Trotz ist die Gear-VR-Plattform inzwischen recht ausgereift. Noch gibt es vielleicht nicht die Killer-Anwendung für VR im Allgemeinen. Aber die Plattform entwickelt sich und verfügt mittlerweile über eine Menge beeindruckender Apps. Besitzer eines unterstützten Samsung-Smartphones mit Interesse an VR können mit dieser neuen Gear VR inklusive Controller) einen guten Einstieg wagen. Ein Upgrade von der alten Gear VR ist nicht sonderlich sinnvoll, bestenfalls für VR-Junkies ist das erwägenswert. Empfehlenswert ist aber selbst für Teilzeit-VR-User der Controller, der sich auch mit der alten Gear VR nutzen lässt.
Im Segment der mobilen VR-Plattformen dürfte es dieses Jahr zum Kampf zwischen Daydream und Gear VR kommen. Samsung hat vorgelegt und einen großen Minuspunkt ausgemerzt. Daydream könnte schon zur Google I/O ein Update erhalten. Aktuell hat Samsung aber die Nase vorn.
Habe mal ein S7 mit VR bei einem Freund getestet und war positiv überrascht über das Ergebnis!
Die Qualität der Brille und die VR-Erfahrung war ziemlich gut, wenn man den günstigen Preis der Brille bedenkt 😎📱
Die neue Gear VR ist zwar eine gute Sache, aber einen Kauf ist es mir nicht wert, wenn man das vorherige Modell schon besitzt.
Passt in diese, die beim Note 7 dabei war (R323) auch das Samsung S8 Plus? denke wohl eher ned, also muss wohl ein Upgrade sein, oder?
Hi Daniel. Ja das passt zum Glück gerade so und die neueste Gear VR ist genau die gleiche wie die blau schwarze vom Note 7. Ich habe mir nur den Controller bestellt und es klappt alles perfekt 😍😍😍😍
Schon Nett