Variable Blende im Xiaomi 13 Ultra: Mehr als nur Schnickschnack
Braucht ein Smartphone wirklich eine variable Blende – oder ist das bei den winzigen Objektiven Quatsch und bloß die neueste Marketing-Sau, die durchs Dorf getrieben wird? NextPit hat das Xiaomi 13 Ultra bereits getestet und erklärt Euch, wieso die variable Iris-Blende im Xiaomi 13 Ultra mit seinem 1-Zoll-Sensor wirklich sinnvoll ist.
- Weiterlesen: So schlägt sich das Xiaomi 13 Ultra im ersten Test
Was macht eine Blende überhaupt?
Die variable Blende im Objektiv verkleinert die Linse vom Rand her und verringert so den effektiv fürs Licht genutzten Durchmesser der Linse. Dadurch kommt einerseits weniger Licht ins Objektiv, andererseits werden aber jene äußeren Bereiche des Optik abgeschirmt, in denen das Licht besonders stark gebrochen wird, siehe nachfolgende Grafik.
Bricht die Optik das Licht sehr stark, hat das zwei wichtige Effekte: Einerseits wird die Schärfentiefe der resultierenden Fotos geringer. Und andererseits wird die Abbildungsleistung des Objektivs besser.
Der Einfluss der Blende auf die Schärfentiefe
Alles Licht, das von einem bestimmten Objekt auf die Linse der Kamera trifft, wird konusförmig auf den dahinterliegenden Sensor geworfen und bildet dort einen Kreis – den sogenannten Zerstreuungskreis. Ist ein solcher Kreis größer als ein Pixel, ist dieser unscharf.
Je stärker die Brechung am Rand des Objektivs, desto stumpfer werden diese Licht-Konusse; und desto präziser muss der Fokuspunkt stimmen, damit die Sensorebene genau dort liegt, wo die Spitze des Konus kleiner ist als ein einzelner Pixel. Also: Große beziehungsweise offene Blende bedeutet geringe Schärfentiefe.
Der Einfluss der Blende auf die Schärfe
Der zweite, nicht minder wichtige Einfluss der Blende besteht in der Abbildungsleistung des Objektivs. Am Objektivrand wird das Licht stärker gebrochen. Nun ist der Brechungsindex von der Wellenlänge des Lichts abhängig, und daher wird bei starker Brechung auch kurzwelliges und langwelliges Licht unterschiedlich stark gebrochen. Den Effekt kennt Ihr von Regenbögen und Prismas.
In der Fotografie sorgt dieser Effekt für sogenannte chromatische Aberrationen. Diese bezeichnen meist grüne oder violette Farbsäume an Übergängen mit hohen Helligkeitsunterschieden. Mit aufwändigen Korrekturlinsen oder Software-Tricks werden diese optischen Artefakte meist abgemindert. Einfacher geht's aber über die optische Blende.
Besonders extrem lichtstarke Objektive profitieren von einer variablen Blende, da hier das Licht an den großen Linsenrändern stärker gebrochen werden muss als bei weniger lichtstarken Optiken. Tagsüber kann die Blende den Linsenrand also zugunsten einer besseren Abbildungsqualität abdecken. Nachts dagegen sammelt ein komplett offenes Objektiv mehr Licht.
Feines Detail: Iris-Blende statt "nur" Blende
Die Android-Veteranen mögen sich erinnern: Eine variable Blende gab's einst auch im Samsung Galaxy S9 (zum dedizierten Kamera-Test). Damals wurde das Objektiv jedoch durch zwei kleine Schablonen rundherum verkleinert, die einfach zwischen Sensor und Frontlinse geschoben wurden. Ebenso funktioniert die Blende auch beim Xiaomi 13 Ultra.
Das Huawei Mate 50 Pro (zum Test) dagegen hat etwa eine echte Irisblende und ermöglicht somit nicht nur zwei Einstellungen (offen und geschlossen), sondern insgesamt vier Einstellungen. Meiner Meinung nach ergeben aber tatsächlich nur zwei wohl gewählte Blendeneinstellungen Sinn in Smartphones – ein maximal geöffneter Wert und ein Wert, der möglichst nah an der sogenannten "kritischen Blende" der Optik liegt. Die kritische Blende ist nämlich jener Wert, bei dem ein Kamerasystem die bestmögliche Abbildungsleistung bietet.
- Weiterlesen: F1.7 oder F2.2 – was nutzt die Blende im Smartphone?
Unterm Strich hat für mich Xiaomi beim 13 Ultra einen sinnvollen Weg gefunden, um die Bildqualität bei verschiedenen Lichtverhältnissen zu optimieren. Und das beste: Im Standardbetrieb läuft das alles automatisch. Wer möchte, kann aber auch händisch zwischen F1.9 und F4.0 umschalten.
"Braucht ein Smartphone wirklich eine variable Blende"
Bei den immer größeren Sensoren in Smartphones: definitiv ja!
Was es aber nicht braucht, sind solche Blenden mit 10 Stufen. Das ist Unsinn in einem Smartphone. Selbst die riesigen Blenden sind auf Kleinbild ein Äquivalent von etwa f6.3. Und es ist ziemlicher Unsinn da noch zusätzliche Stufen einzubauen. DSLRs haben auch kein f6.5 oder sonst was. F6.3 und dann F7.1. Das reicht.
Finde es gut, dass das langsam wieder kommt. Kann immer noch kein bisschen nachvollziehen, wieso Samsung das damals abgesägt hat. Bei den winzigen Sensoren damals war es nutzlos und dann, als es beim S20 Ultra Sinn gemacht hätte, schafft man es ab.
Hatte mein Nokia n95 auch. Das Galaxy s9 auch. Beim s9 gefiel mir das aber bei Nacht schlechter als mit dem s7. Mich hat die Funktion damals nicht umgehauen, im Gegenteil mit Automatik sorgte schon der Mond für eine Überbelichtung, ich fand es in diesem Fall zu extrem.
Muss man auch mit umgehen können, entscheidet das Xiaomi denn im Automatik Modus gut welche Blende es fährt oder gelingt diese nur manuell eingestellt etwas?
Das technische Grundwissen war mir zwar bekannt - ich fotografiere auch nachts mit kritischer Blende - vom Stativ - aber wie es Xiaomi und andere Hersteller konkret handhaben war mir außer der Variablen Blende bei Samsung Galaxy S10 (das ich selbst besitze) nicht bekannt.
Ich finde den Artikel informativ. Mir gefällt er.
Das s10 hat keine Variable Blende, das s9 hatte eine, ich fand es im Fall s9 nicht gut und scheinbar hat Samsung sich da auch nach dem einen Versuch auch gleich wieder von verabschiedet.
Das S10 hatte die auch. Samsung hat das erst beim S20 (Ultra) wieder abgesägt. Idiotischerweise.
Mein eigenes S10 hatte sie immer und sie hat sich auch nicht selbst beseitigt.