Video-Bokeh im Vergleich: Welches Handy bietet den besseren Kino-Look?

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Wer mit seinem Smartphone gerne Videos aufnimmt, fühlt sich im Jahr 2022 wie die Made im Speck! Denn Handyhersteller lassen sich immer mehr Funktionen einfallen, um Handyvideos einen professionellen Look zu verleihen. Allen voran: Video-Bokeh, das den Hintergrund in Videos unscharf zeichnet. Aber welcher Hersteller hat bei der Technologie die Nase vorn? Wir lassen Apple, Samsung und Vivo gegeneinander antreten. 

Mit digitalem Video-Bokeh integrieren immer mehr Hersteller ein wirklich spannendes Feature in ihre Kamera-Smartphones. Dabei erkennen die Handys wie im Porträtmodus für Fotos, was Ihr im Vordergrund zeigen wollt. Der Hintergrund wird dabei unscharf gezeichnet, was den Aufnahmen einen professionellen Look verleiht. Mich hat die Qualität von Apples Kinomodus im Test des iPhone 13 mini im Februar echt umgehauen!

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Vivo hingegen begeisterte mich während der Vorstellung des X80 Pro mit der Simulation von Zeiss-Objektiven in seinem neuen Flaggschiff. Und auch Samsung bieten mit seinen Porträtvideos eine Möglichkeit, den Hintergrund in Videos unscharf zu zeichnen. Da das S22 Ultra im Test echt gut abschnitt, habe ich mir das Flaggschiff für diesen Vergleich geschnappt. Daher möchte ich herausfinden: Wer simuliert den professionellen Kino-Look am besten? Und wer macht daraus das beste und nützlichste Feature?

Was ist Bokeh und was will man damit?

Das Wort "Bokeh" stammt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie "unscharf, verschwommen" – und genau darum geht es auch. Bokeh beschreibt die natürliche Hintergrundunschärfe eines Objektivs. Diese tritt vor allem bei Objektiven mit großer Offenblende in Kombination mit großen Kamerasensoren auf. Da in Kamera-Smartphones in der Regel noch immer sehr kleine Sensoren zum Einsatz kommen, ist die natürliche Hintergrundunschärfe bei den meisten Motiven kaum wahrnehmbar. Stefan geht in seinem Guide zu Blendenangaben in Smartphones noch einmal genauer darauf ein.

Um diesen Unschärfeffekt (rechts) geht es beim Bokeh! / © NextPit

Um Handyfotos und -videos einen professionelleren Look zu verleihen, simulieren Hersteller den Profi-Look mit dem digitalen Einrechnen von starker Hintergrundunschärfe. Das Smartphone erkennt das Motiv über ausgeklügelte Algorithmen, erstellt dann eine Hintergrundmaske und wendet darauf einen Algorithmus zur Unscharfzeichnung an.

Wie gut das funktioniert, das möchte ich in diesem Vergleich herausfinden! Dafür habe ich das iPhone 13 mini, das mich ursprünglich von dem Konzept des digitalen Video-Bokehs überzeugt hat, mit dem Vivo X80 Pro und dem Galaxy S22 Ultra von Samsung verglichen. Vivo hat sich für sein neues Flaggschiff Zeiss ins Boot geholt und das Bokeh verschiedener Zeiss-Objektive simuliert. Samsung bietet die Funktion eher als Randnotiz an und macht überraschend wenig Werbung für seine Porträtvideos.

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Samsung vs. Apple vs. Vivo – Video-Bokeh-Vergleich

So testen wir das digitale Bokeh

Bevor wir mit dem Vergleich beginnen, müssen wir ein paar Regeln festlegen. In diesem Vergleich geht es um die beste Simulation von echter Tiefenunschärfe. Da sich hier auch die Treu vom Weizen trennt, achten wir bei unseren digitalen Kandidaten auf die folgenden Eigenschaften:

  • Verfügbarkeit des digitalen Bokehs
  • Zuverlässigkeit der Vordergrundmaske
  • Qualität der Unschärfe im Hintergrund
  • Handhabung

Verfügbarkeit des digitalen Bokehs

Die drei Smartphones habe ich natürlich ausgewählt, da sie Kinomodi, beziehungsweise Videomodi mit digitalem Bokeh anbieten. Dabei unterscheiden sich die Einstellungen der drei Handys aber ein wenig. 

Apple bietet in seiner iPhone-13-Serie einen Kinomodus an. Dort simulieren die Smartphones einen unscharfen Hintergrund unabhängig vom Motiv. Als Einstellung könnt Ihr die Blendenzahl verändern und per Tippen auswählen, welches Motiv Ihr scharfstellen wollt. Ein Vorteil bei Apple: Der Hersteller speichert die verschiedenen Schärfeebenen im Video, sodass Ihr den Fokus im Nachhinein verändern könnt. Der Kinomodus funktioniert im Mini-Modell nur mit 1.080p bei 30 Bildern pro Sekunde sowie im Weitwinkel und mit der Selfie-Kamera. Bei den Pro-Modellen könnt Ihr in auch in Kombination mit der Telekamera aktivieren.

Das iPhone 13 mini bietet im Vergleich die schwächste Kamera – aber macht das den Kinomodus schlechter? / © NextPit

Samsung zeichnet den Hintergrund in seinem Porträtvideo unscharf. Anders als Apple benötigt Samsung hierfür ein Gesicht oder zumindest einen Umriss, der einem Menschen ähnelt. Die Unschärfe könnt Ihr in sieben Stufen verstellen und mit "Große Kreise" ein anderes Bokeh einstellen. Darüber hinaus gibt es weitere Stilisierungen mit Colorkey und einem Modus, der den Hintergrund mit roten und blauen Linien umzeichnet. Samsungs digitaler Bokeh-Modus löst auch mit 1.080p in 30 Bildern pro Sekunde auf, zusätzlich könnt Ihr aber die 3-fach-Telelinse auswählen.

Das Vivo X80 Pro soll Videos in Kinoqualität liefern. / © Romolo Tavani / Shutterstock.com / Vivo

Bei Vivo könnt Ihr im Videomodus eine Raute antippen und dort auf den "Cinematic"-Modus mit Zeiss-Logo wechseln. Die Auflösung sinkt dabei wie bei Apple und Samsung auf 1.080p, allerdings werden nur 24 Bilder pro Sekunde aufgenommen. Die Stärke der Weichzeichnung lässt sich in 100 Stufen verstellen und Ihr könnt einen 2-fach-Zoom aktivieren. Eine weitere Besonderheit beim X80 Pro: das Handy filmt automatisch im ultrabreiten 21:9-Format.

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Zuverlässigkeit der Vordergrundmaske

Bei Videos ist es besonders schwierig, den Vordergrund digital vom Hintergrund zu trennen. Denn schließlich muss die Maske sich möglichst verzögerungsfrei verändern, wenn sich Menschen vor der Kamera bewegen oder Ihr Euer Smartphone schwenkt. Um die Maske zu vergleichen, habe ich ein paar Screenshots aus unserem Vergleichsvideo herausgezogen.

Anhand dieses Screenshots können wir sehen, wie gut die Handys Vorder- vom Hintergrund trennen. / © NextPit

Bei der Maskierung machen alle drei Smartphones einen ähnlich guten Job. Camila ist bis zu den Haarspitzen scharf, dort gibt es eine scharfe Kante hin zum unscharfen Hintergrund. Das hätte ein Objektiv mit optischem Bokeh auch nicht anders gemacht. Zu bemängeln gibt es aber bei allen drei Handys die Dreidimensionalität der Maske. Denn natürlich ist Camila keine zweidimensionale Platte, sondern ein Mensch mit Ecken und Kanten.

Bedeutet, die Schärfe müsste von ihrer linken Kopfseite langsam hin zu ihrer Sonnenbrille abfallen. Das schaffen die Smartphones nicht und lassen die rechte Seite ihrer Sonnenbrille direkt stark abfallen. Auch feine Haare werden schnell mal unscharf gezeichnet, was sich gut an folgendem Screenshot zeigt:

Feine Haaren werden gerne mal weichgezeichnet. / © NextPit

Im Video sehen wir beim Vivo X80 Pro die meisten Artefakte, wenn sich Motive bewegen oder sich das Smartphone bewegt. Ist ein Motiv im Bild, ist Samsung hier am zuverlässigsten – das iPhone kann die Unscharfzeichnung allerdings auch bei nicht-menschlichen Motiven anwenden. Das zeigt sich am besten direkt am Anfang anhand der Blumen im Büro.

Das iPhone erzeugt einen schönen Unschärfeverlauf, während die anderen beiden Handys mit dem Ranken überfordert sind. / © NextPit

Qualität der Unschärfe im Hintergrund

In Testberichten zu Objektiven wird gerne darüber gefachsimpelt, was ein schönes Bokeh ausmacht. Für diesen Test soll es aber hauptsächlich realistisch und natürlich aussehen. Starten wir wieder mit einem Beispiel:

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Die Unscharfzeichnung im Hintergrund variiert stark. / © NextPit

Für diese Aufnahme habe ich die Unscharfstellung bei allen Handys voll aufgedreht. Hier produziert das iPhone in meinen Augen das beste Ergebnis. Samsungs Hintergrund sieht sehr künstlich aus, während das Vivo vor allem die Taschen und den Rucksack der Personen im Hintergrund vermurkst. Apples Algorithmen für die Weichzeichnung produzieren ein gleichmäßiges Ergebnis, das so auch von einem Objektiv stammen könnte.

Wieder liefert Apple den schönsten Hintergrund. / © NextPit

Beim Foto mit dem Buddha-Kopf zeichnet Apple den Hintergrund am zuverlässigsten scharf. Der Effekt lässt sich bei den zwei anderen Handys kaum wahrnehmen – und das, obwohl sich das S22 Ultra nicht einmal darüber beschwert hat, dass keine Personen im Bild seien. 

Handhabung

Die Handhabung der Kinomodi ist bei den drei Smartphones recht ähnlich, sofern Ihr die Modi einmal gefunden habt. Apple platziert den Kinomodus am deutlichsten in der Kamera-App. Samsung versteckt ihn im Reiter "Mehr" und bei Vivo müsst Ihr im Videomodus erraten, dass die Raute Euch zum gewünschten Ergebnis bringt.

Anschließend suchen die Smartphones automatisch nach Motiven, die Ihr im Vordergrund scharfstellen wollt. Während Apple sich mit der Anzeige digitaler Blendenstufen an der Realität orientiert, entscheiden sich Samsung und Vivo für Regler mit mehreren Stufen – alle drei Optionen funktionieren gleich gut.

Wie bereits erwähnt gibt es bei Apple die Besonderheit, die Schärfe im Nachhinein verändern zu können. Zur Handhabung kommt also der Vorteil hinzu, dass Ihr die Schärfeebenen auch am großen Bildschirm verstellen könnt. Darüber hinaus erkennen die Modelle der iPhone-13-Serie intelligent, welche Person vor der Kamera gerade die Aufmerksamkeit der Zuschauer verdient.

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Der Fokus ändert sich bei Apple automatisch, wenn eine Person zu einer anderen schaut. / © NextPit

Veranschaulicht wird die Funktion ein wenig im obigen Screenshot. Beim Blick hin zu Camila wurde ich langsam unscharf, während ihr Gesicht in den Fokus rückte. In unserem Video zur Einführung des Kinomodus seht Ihr den Effekt aber noch ein wenig stärker. Die anderen Smartphones behalten jeweils uns beide im Fokus.

Fazit

Was können wir also am Ende dieses Video-Bokeh-Vergleichs festhalten? Ja, im Vergleich zum S22 Ultra und zum Vivo X80 Pro bietet das iPhone 13 mini eine deutlich schlechtere Videoqualität – darum geht es in diesem Artikel gar nicht. Das mini-Modell ist mit einer UVP von 799 Euro auch deutlich günstiger und nutzt kleinere Sensoren mit lichtschwächeren Objektiven.

Beim Kinomodus machen diese technischen Nachteile aber keinen großen Unterschied. Apple hat anhand unserer Ergebnisse offenbar die meiste Ingenieursarbeit in seinen Kinomodus gesteckt. Denn er erzeugt die natürlichsten Ergebnisse und bietet mit der nachträglichen Bearbeitung der Schärfeebenen und der automatischen Fokuserkennung die ausgeklügelteren Zusatzfunktionen.

Das S22 Ultra bietet die leistungsstärkste Kamera – aber den Video-Bokeh-Modus mit den meisten Einschränkungen. / © NextPit

Die beiden Android-Modelle zeigen aber, dass Ihr für einen coolen Kino-Look keineswegs ein iPhone kaufen müsst. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, galten Apples Smartphones für Videos lange Zeit als Nonplusultra. Das Vivo X80 Pro schaltet für eine direkte Kino-Look-Assoziation direkt in das ultrabreite Bildformat – eine tiefhängende Frucht, die sich leider auch nicht deaktivieren lässt.

Wer hat beim Video-Bokeh-Vergleich gewonnen?

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ABSTIMMEN!

Das Vivo X80 Pro kann im Vergleich zum S22 Ultra aber auch nicht-menschliche Motive vom Hintergrund trennen. Es eignet sich für cineastische Aufnahmen dadurch also ein wenig mehr. Sobald ein Gesicht im Bild ist, macht Samsung aber ebenfalls einen guten Job bei der Unscharfzeichnung des Hintergrundes und bei der Maskierung.

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Für mich gewinnt in diesem Vergleich das iPhone, da es das durchdachteste Konzept für Videos mit unscharfem Hintergrund bietet. Aber was ist Euer Favorit? Schreibt mir das in die Kommentare und beantworte meine Umfrage zum Ende dieses Artikels!

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