Welcher Messenger ist eigentlich der beste der Welt? Darauf bekommt man vermutlich verschiedene Antworten – je nachdem, wen man fragt. Fragen wir nach dem beliebtesten und populärsten, lautet die Antwort zweifellos WhatsApp. Über zwei Milliarden Menschen benutzen diesen zu Facebook gehörenden Dienst. Lest dazu gerne unseren Beitrag, der ausführlich alles Wissenswerte über WhatsApp zusammenfasst.
Dagegen sieht Threema mit seinen aktuell lediglich 10 Millionen Nutzer:innen ziemlich alt aus. Der zweite Messenger in unserem Vergleich punktet aber bei den Usern, denen es primär um Datenschutz und Anonymität geht. Also genau der Bereich, in dem viele vom Platzhirsch WhatsApp enttäuscht sind.
Wir haben daher diese beiden so ungleichen Kontrahenten miteinander verglichen und sagen Euch nachfolgend, wie sich Threema und WhatsApp in diesem Duell schlagen.
Inhaltsangabe:
- Design & Anpassungsmöglichkeiten
- Plattformunterstützung
- Funktionen
- Verschlüsselung und Datenschutz
- Fazit
Design & Anpassungsmöglichkeiten
Steigen wir ein mit dem, was uns als erstes ins Auge fällt, wenn wir beide Apps nutzen: Das Design! Mich begrüßen beide im Dark-Modus – sowohl Threema als auch WhatsApp lässt sich in einem hellen oder dunklen Modus nutzen. Ebenfalls identisch: Beim Start werdet Ihr von einer Übersicht begrüßt, die Eure letzten Chats auflistet mit dem jüngsten zuoberst.
Wollt Ihr die Apps personalisieren, macht Ihr das vermutlich am ehesten über die Hintergrundbilder. Da sieht es bei Threema recht spartanisch aus. Abgesehen von eigenen Fotos, die Ihr nutzen könnt, gibt es nur die Wahl zwischen einem Threema-Wallpaper oder einem leeren Hintergrund.
Da hat WhatsApp direkt mal mehr zu bieten: Ihr entscheidet Euch hier entweder für eigene Bilder, für einfarbige Hintergründe oder ihr ruft die Kategorien “Hell” oder “Dunkel” auf. Dort finden sich jeweils sehr schöne Hintergrundbilder, die zum eingestellten Theme passen.
Emojis, Sticker und GIFs
Sieht man davon ab, dass Ihr drei Schriftgrößen auswählen könnt und die Wahl zwischen den System-eigenen Emojis und den Threema-Emojis habt, bietet Euch der Schweizer Messenger nicht sehr viel mehr Anpassungsmöglichkeiten.
Auch WhatsApp lässt Euch die Wahl zwischen drei Schriftgrößen, aber dafür könnt Ihr bei WhatsApp natürlich im Chat glänzen. So könnt Ihr Euch unzählige Sticker-Packs installieren, oder mit ein bisschen Know-How sogar eigene Sticker erstellen. Außerdem könnt Ihr auf animierte GIFs zurückgreifen und diese ebenfalls in Euren Chat feuern.
Vergleichen wir alle bekannten Messenger miteinander, landen in Sachen Personalisierung und Design meines Erachtens weder WhatsApp noch Threema auf dem Siegertreppchen. Im Duell dieser beiden bietet Euch aber WhatsApp mehr Möglichkeiten.
Plattformunterstützung
Sowohl WhatsApp als auch Threema bekommt Ihr für Android und iOS, was hier wohl die wenigsten überraschen dürfte.
- WhatsApp für Android herunterladen
- WhatsApp für iOS herunterladen
- Threema für Android herunterladen
- Threema für iOS herunterladen
Darüber hinaus könnt Ihr WhatsApp als Desktop-Anwendung sowohl für Mac als auch Windows installieren und im Browser WhatsApp Web nutzen. Für Geschäftskunden gibt es zudem noch WhatsApp Business mit Fokus auf kleine Unternehmen. Für größere Unternehmen stellt WhatsApp auch die WhatsApp Business API bereit.
Threema ist ebenfalls als Web-Anwendung nutzbar, eine Desktop-Anwendung gibt es hingegen nicht. Dafür gibt es Threema in verschiedenen Enterprise-Ausführungen:
- Threema Work für Businesskunden
- Threema Education für Bildungseinrichtungen
- Threema OnPrem als selbst-gehostete Variante für Unternehmen
WhatsApp war mal in der Anfangszeit kostenpflichtig, wobei es sich auch da schon nur um einen eher symbolischen Betrag handelte. Seitdem ist es kostenlos nutzbar und zeigt nicht einmal Werbung an. Für Threema hingegen werden einmalig 3,99 Euro fällig. Ein paar Cent günstiger wird es, wenn Ihr direkt im Threema-Store zuschlagt.
Multi-Device-Unterstützung bei WhatsApp gibt es derzeit nur mit einem Trick und bei Threema aktuell gar nicht. Allerdings soll eine native Unterstützung für vier Geräte bei WhatsApp auf dem Weg sein – und auch Threema will dieses Feature künftig bereitstellen.
In Sachen Plattformunterstützung sind beide Messenger recht gut aufgestellt. Da Threema aber nicht als Desktop-Anwendung am Start ist und vermutlich auch der Preis von vier Euro einige Interessenten abschreckt, schlägt hier das Pendel Richtung WhatsApp aus.
Funktionen
Irgendwann mal war WhatsApp Vorreiter bei den Messaging-Funktionen. Das war aber damals, als der Dienst gegen die SMS antrat und ihr das Wasser abgrub. Heute haben wir einen Haufen Messenger wie Signal und Telegram, die so manchen Trick beherrschen, den dieses Messenger-Urgestein so nicht drauf hat.
Alle Basics finden sich aber selbstverständlich im Funktionsumfang von WhatsApp wieder und gerade in letzter Zeit tut sich auch immer wieder was. Schauen wir uns bei WhatsApp und Threema die Chat-Ansicht an, sehen wir gar nicht so viele Unterschiede. Natürlich könnt Ihr bei beiden Text- und Sprachnachrichten schicken, Anrufe und Videocalls initiieren, Kontakte und Standorte teilen und Medien oder andere Dateien verschicken.
Ich erwähnte es weiter oben schon: Beim Grad der Personalisierung hinkt Ihr bei Threema hinterher. Lustige Memes in Form von GIFs gibt es hier aus Datenschutzgründen nicht, ebenso keine Sticker.
Dafür hat Threema aber den ein oder anderen Trick auf Lager, den Ihr bei WhatsApp wiederum nicht findet: So könnt Ihr im Chat Umfragen erstellen und mit “Daumen hoch” oder “Daumen runter” auf einzelne Postings reagieren. WhatsApp beherrscht diese beiden Features nicht, allerdings werden dort demnächst auch die Reaktionen eingeführt, die Ihr u.a. von Facebook kennt.
Verschwindende Nachrichten gibt es bei WhatsApp, wenn auch noch nicht sonderlich super umgesetzt. Ihr könnt Medien so versenden, dass sie nur einmalig betrachtet werden können. Unabhängig davon könnt Ihr festlegen, dass Nachrichten automatisch nach sieben Tagen gelöscht werden. Hier ist WhatsApp gerade damit beschäftigt, weitere Zeit-Optionen anzubieten. Bei Threema gibt es so eine automatisierte Löschfunktion nicht. Ihr habt lediglich die Möglichkeit, in den Speichereinstellungen alles zu löschen, was älter als eine Woche, ein Monat etc bis zu zwei Jahre ist
Verschickte Dateien dürfen bei WhatsApp 100 MB groß sein, bei Threema ist das Limit schon bei 50 MB. Wenn wir gerade schon bei Zahlen sind: Bei beiden Plattformen könnt Ihr Gruppen-Chats anlegen mit bis zu 256 Personen.
Sprachnachrichten und Calls
Apropos Gruppen: Bei WhatsApp gibt es auch die Möglichkeit, im Video-Call mit bis zu acht Personen zu quatschen, diese Gruppenanrufe gibt es bei Threema leider noch nicht.
Davon ab könnt Ihr mittlerweile in den Einzel-Chats sowohl Anrufe als auch Video-Calls initiieren. WhatsApp bietet dafür zwei separate Buttons, bei Threema könnt Ihr aus einem Anruf in den Videoanruf wechseln.
Mein persönliches Messenger-Highlight sind ja die Sprachnachrichten, die ich beinahe täglich versende und empfange und für mein Empfinden löst Threema das intelligenter als WhatsApp: Während Ihr dort nämlich den Aufnahme-Button erst Fixieren müsst, reicht ein simples Antippen des Buttons schon bei Threema. Außerdem könnt Ihr Eure Sprachnachrichten bei Threema während der Aufnahme pausieren. Hier geht der Punkt echt an Threema, auch wenn WhatsApp angeblich ebenfalls an dieser Pausieren-Funktion arbeitet.
Bei der Wiedergabe der Sprachnachrichten liegt Threema ebenfalls mit einer Nasenspitze vorne: Bei beiden könnt Ihr die Voicemails mit 1,5- und 2-facher Geschwindigkeit hören, bei Threema funktioniert das auch mit halber Geschwindigkeit.
Threema verzichtet auf einen Story-Modus, bei WhatsApp gibt es ihn unter dem Namen “WhatsApp Status”. Ihr könnt dafür einfach aus der Chat-Übersicht nach rechts wischen oder den entsprechenden Reiter oben auswählen.
Insgesamt muss ich feststellen, dass funktionell weder WhatsApp noch Threema funktionell in der allerersten Reihe stehen, aber jeweils einen ausreichend großen Funktionsumfang mitbringen. Hier liefert WhatsApp (noch) etwas mehr Features als das Schweizer Pendant.
Verschlüsselung und Datenschutz
So jetzt aber! Jetzt schlägt die Stunde des Messenger-Underdogs Threema. WhatsApp kann hier genau einen Punkt machen: Der Chat ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Das ist alles, was WhatsApp in Sachen Privacy auf die Reihe bekommt.
Beim Rest liegt Threema meilenweit vorne:
Natürlich ist auch Threema Ende-zu-Ende-verschlüsselt und zwar alles, was Ihr dort treibt, egal ob Einzel-Chat, Gruppen-Chat oder Video-Call. Threemas Server sind in der Schweiz, dort ist auch Ort der Rechtsprechung, bei WhatsApp sind es die Vereinigten Staaten. Während WhatsApps Daten dann auf Servern von Google oder Amazon liegen, setzt Threema auf eigene Server.
Threema ist Open Source und DSGVO-konform, WhatsApp nicht. Der Schweizer Messenger setzt auf dezentrale Architektur, es ist für Euch keine Telefonnummer oder Emailadresse notwendig und es wird auch kein Zugriff aufs Adressbuch verlangt. Die Identität von Kontakten lässt sich “out of band” verifizieren (beispielsweise durch das Scannen eines QR-Codes) und Nachrichtenverläufe werden bei Threema nicht serverseitig gespeichert.
Während Facebook-Tochter WhatsApp sehr neugierig auf Eure Nutzerdaten stiert und diese zu Werbezwecken nutzen darf, ist das bei Threema nicht der Fall, weil sich der Messenger durch App-Verkäufe finanziert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Threema Euch anonym auftreten lässt, keine personenbezogenen Daten nutzt und von Haus aus darauf ausgelegt ist, so wenige Nutzerdaten wie technisch möglich zu generieren. WhatsApp hingegen ist in diesem Punkt ein Komplettausfall – dicker, fetter Punkt für Threema!
Fazit
Damit kommen wir jetzt zum Schluss und können uns jetzt ein Fazit für diesen Messenger-Vergleich überlegen. Ich sagte es eingangs, dass es ein ungleiches Duell ist. Somit liegt es auch an Euch, welcher Messenger für Euch der passendere ist.
Man sollte meinen, dass WhatsApp als Zwei-Milliarden-Menschen-Messenger das Nonplusultra im Messaging-Business ist, was Design und Features angeht. Aber wie Ihr hier lesen konntet und auch vielen unserer Beiträge zum Thema WhatsApp entnehmen könnt, hinkt WhatsApp oft sogar hinterher.
Bei einem funktionell dünner ausgestatteten Chat-Dienst wie Threema reicht es für WhatsApp dennoch, um die Nase vorne zu behalten. Ihr habt mehr Möglichkeiten, sowohl funktionell als auch bei der Personalisierung. Der Vorsprung ist allerdings nicht so groß, wie man meinen könnte und wie erwähnt hat auch Threema beispielsweise mit den Umfragen ein paar Feature-Pfeile im Köcher.
Ganz ehrlich: Vergleicht man den Look und die Funktionen, muss wirklich kein Mensch deswegen bei WhatsApp bleiben. Geht es also danach, haut bei WhatsApp in den Sack, seht Euch nach WhatsApp-Alternativen um und zieht weiter, zum Beispiel Richtung Threema.
Aber die Entscheidung für oder gegen einen Messenger hängt zumeist mit etwas ganz anderem zusammen: Wo sind meine Leute!? Irgendwie hat gefühlt fast jeder WhatsApp, bei Threema finden sich deutlich weniger Kontakte. Die wenigen, die dort sind, sind da aber wegen der Sicherheit.
Während WhatsApp in dem Punkt eine Vollkatastrophe ist, sieht man von der End-to-End-Verschlüsselung ab, punktet Threema auf ganzer Strecke. Damit habt Ihr die Wahl: Geht den leichten Weg und bleibt bei WhatsApp, wo “alle” sind. Oder Ihr wechselt zu Threema und akzeptiert, dass Ihr künftig entweder auf einige Kontakte verzichten müsst – oder aber Tag für Tag mit Argumenten dafür kämpft, dass Eure Leute ebenfalls wechseln. Also, was sagt Ihr? Rote oder blaue Pille?
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