Wird der Smartphone-Markt zum Krisenopfer?

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Einer glaubwürdigen Studie zufolge soll der Smartphone-Markt im Jahresvergleich für den Monat Februar um 38 Prozent geschrumpft sein. Da es nicht danach aussieht, als würde sich die Weltwirtschaft und damit die Lebenssituationen der Menschen schnell wieder erholen, könnte der Markt für dieses Luxusgut bald eine grundlegende Änderung durchmachen.

Was, wenn sich plötzlich niemand mehr für das neue iPhone interessiert? Wenn das neue OnePlus-Topmodell alle Benchmark-Rekorde bricht und es niemanden juckt? Wenn zwei Monate später Xiaomi ein gleichschnelles Smartphone für unter 300 Euro vorstellt und auch das in den Regalen verstaubt?

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Der jüngste Bericht von Strategy Analytics (via CNBC) legt nahe, dass Smartphone-Hersteller solche Szenarien jetzt einmal durchrechnen und schon jetzt mit neuen Strategien entgegensteuern sollten. Die Ursache ist offensichtlich: Erst legte SARS-CoV-2 die Produktion in China lahm. Jetzt sind die Kaufkraft Abnehmer-Märkte Europa und USA im Absturz begriffen.

Stell Dir vor es gibt ein neues iPhone, und keiner geht hin!? / © NextPit

Konnte sich bis Januar noch jeder irgendwie ein High-End-Smartphone leisten, werden viele ArbeitnehmerInnen und UnternehmerInnen nun andere Sorgen haben. Voraussichtlich bis Ende des Jahres sind dann Miete und die tägliche Grundversorgung wichtiger als Selfies mit coolen Bokeh-Effekten oder Mobile-Games mit maximaler Grafik.

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Smartphones aller Preisklassen betroffen

Aus der Statistik gehe auch hervor, dass die Leute nicht einfach nur billigere Smartphones kaufen. Nein, sie kaufen einfach gar keine. Sie nutzen Ihr altes weiter. Übrigens ganz so, wie unter anderem die Deutsche Umwelthilfe uns schon seit Jahren sagt, wie es ratsam wäre. Also auch hier ein Beispiel, dass die Umwelt vielleicht endlich mal Luft holen kann von unserem alles-erschöpfenden Konsum.

Fast 100 Millionen Smartphones seien im Februar 2019 verkauft worden, nun waren es nur noch 61,8 Millionen. Februar war der Monat, in dem die Deutschen noch zu Karneval-Feiern gingen. US-Amerikaner waren vor wenigen Tagen noch im Spring Break in Florida und tanzten am Strand. Niemand rechnet also damit, dass Strategy Analytics im März oder April erheblich bessere Zahlen liefert.

…"der größte Sturz aller Zeiten"

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Strategy Analytics liefert nun seit 2003 diese Zahlen. Einen solchen Sturz habe dort noch niemand zuvor gesehen, erklärt Linda Sui gegenüber CNBC.

Desaster für Industrie, Stunde der Wahrheit für Kunden

Der chinesische Shutdown hatte die Produktion in den kritischen Monaten Januar bis März (Samsung und Huawei produzieren da massenhaft ihre neuen Top-Modelle) lahmgelegt. Diese erreichen nun zu spät die Ladenregale und treffen auf enorm geschwächte Kaufkraft der gewünschten Abnehmer.

Smartphones sind ökologisch betrachtet riesengroße Einwegflaschen mit altem Dieselmotor. / © NextPit

Der dortige Shutdown wiederum bremst nicht nur den Konsum, sondern auch den Service. Zum Apple Store gebrachte Service-Geräte bleiben dort einfach ohne Reparatur liegen, bis die Läden eines Tages wieder öffnen (reparierbare Smartphones anbietet, werden auch die Besitzer anderer Smartphones sich spätestens jetzt bewusst, dass sie sich diesbezüglich in eine lähmende Abhängigkeit manövriert hatten.

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Zeit, den Reset-Button zu betätigen

Da Millionen Smartphone-Nutzer und eigentlich treu-begeisterte Konsumenten demnächst ihr Smartphone-Budget für wichtigere Ausgaben einplanen müssen, werden sie gezwungenermaßen länger mit ihrem bisherigen Gerät arbeiten müssen. Mit ein bisschen Glück kommen viele Nutzer dann zu einer der folgenden Erkenntnisse:

  • Sie brauchen nicht alle zwei Jahre ein neues Gerät
  • Es sollte nicht kompliziert/teuer/verboten sein, sein Gerät zu reparieren
  • Langlebige oder wartbare Smartphones sind Mangelware

Zwar wird es ähnlich wie in anderen Industrien (siehe Luftfahrt) durch die anstehende Krise eine weitere Ausdünnung auf dem Smartphone-Markt geben. Doch zu den übrig bleibenden Riesen-Konzernen können sich neue Unternehmen mit spannenden Konzepten gesellen, die die nun zu Tage tretenden Schwächen der etablierten Marken für sich nutzen können. Und vielleicht wird der entsprechende Wunsch der Kunden nun endlich hörbar, vielleicht auch in Form überfälliger Empörung.

Quelle: CNBC

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