Athom Homey Pro im Test: So einfach geht Smart Home
Matter hat sein Versprechen, die Fragmentierung der Smart-Home-Standards zu beenden, bislang nicht eingelöst (Stichwort: klassischer XKCD-Strip). Aber was wäre, wenn es einen Smart-Home-Hub mit guter Multiprotokoll- und Multimarken-Kompatibilität gäbe, der außerdem einfach zu bedienen wäre? Die Beschreibung trifft auf den Athom Homey Pro durchaus zu – aber es gibt ein paar Dinge zu beachten, bevor Ihr ihn kauft. Warum, das lest Ihr im nextpit-Test des Homey Pro.
Pro
- Einfache Einrichtung der unterstützten Geräte
- Unterstützung auch für relativ obskure Geräte
- Alle gängigen Protokolle sind integriert
- Automatisierungsrezepte erfordern nicht viel Bastelei
Contra
- Grad der Integration nicht für alle Geräte gleich
- Recht teuer
Homey Pro in einer Nussschale
Der Homey Pro ist eine gute Alternative für alle, die von Home Assistant und damit verbundenen Bastelei eingeschüchtert sind. Athom, der Entwickler von Homey, verspricht eine einfachere Integration und Verwaltung in einem benutzerfreundlichen, integrierten Paket.
Der 399 Euro teure Homey Pro wird von einem Raspberry Pi Compute Module 4 (CM4) angetrieben und integriert alle relevanten Protokolle wie WLAN, Bluetooth, Infrarot, Z-Wave Plus, Zigbee und sogar Matter, wobei ein Upgrade für Thread für "Q4 2023" (also jederzeit) geplant ist. Der Homey Pro ersetzt viele verschiedene Bridge-Geräte ersetzen und dient damit als Hub für idealerweise all Eure Smart-Home-Geräte.
Homey unterscheidet sich von Home Assistant durch eine benutzerfreundlichere Oberfläche mit Setup-Assistenten. Dieser hilft nicht nur bei der initialen Einrichtung des Smart-Home-Systems, sondern auch bei der Integration neuer Geräte. Geräteintegrationen werden wie Apps behandelt, die installiert, aktualisiert und erweitert werden können, wenn neue Automatisierungen (in der App "Flows" genannt) verfügbar werden. Das Rezept geht auf.
Athom Homey Pro (2023): Design und Verarbeitung
Unser Sample des Homey Pro heißt offiziell "Homey Pro (Early 2023)" – ein lästig Apple-ähnliches Namenssystem, das hoffentlich nicht mit der Zeit verwirrend wird, lässt grüßen. Die Hardware steckt in einem schlanken, runden Gehäuse mit einem Durchmesser von 128 mm und einer Höhe von 38 mm. Die klavierschwarze Oberfläche bekommt leicht Fingerabdrücke ab, während das Rotguss-Finish an der Seite etwas besser abschneidet. Nicht, dass ihr das Gerät viel angrabbeln würdet, aber je nach Umgebung kann sich auf der Oberseite Staub ansammeln.
Vorteile:
- Schönes minimalistisches Design
- Kompakt
- Beleuchtung kann ausgeschaltet werden
Nachteile:
- Ethernet-Anschluss nur optional
Der Homey Pro hat nur einen einzigen Anschluss, und zwar den USB-C-Stromanschluss. Athom verkauft einen optionalen Ethernet-Adapter mit Power-Pass-Through. Abgesehen von den zusätzlichen Kosten ruiniert die Verwendung des Adapters das minimalistische Design, was uns glauben lässt, dass Athom wirklich will, dass ihr kabellos arbeitet.
An der Unterseite befinden sich eine große, rutschfeste Oberfläche und ein Reset-Löchlein. Unten zieht sich außerdem ein dünner Lichtstreifen um den Homey Pro, der als Benachrichtigungslicht dient und eine ganze Reihe von RGB-Effekten bietet, mit denen Ihr Eure Neffen beeindrucken könnt. Wir konnten leider keine Möglichkeit finden, den Lichtring beispielsweise in die ebenfalls niederländischen Hue- und Ambilight-Ökosysteme zu integrieren.
Homey Pro in der Praxis: Setup und Betrieb
Die Einrichtung von Homey Pro ist sehr einfach. Auch wenn die gesamte Verarbeitung lokal erfolgt, müssen alle Nutzer/innen ein Konto erstellen und eine Internetverbindung einrichten, um Firmware-Updates und die Support für zusätzliche Geräte zu installieren.
Vorteile
- Einfacher Einrichtungsprozess
- Einfaches Onboarding der Geräte
Nachteile
- -
Zunächst müsst Ihr in der App ein Konto erstellen und den Homey Pro auf der Einrichtungsseite auswählen. Anschließend verbindet der Setup-Assistent den Homey Pro mit dem Heimnetzwerk und aktualisiert die Firmware, soweit verfügbar. Die App funktioniert übrigens auch mit dem cloudbasierten Homey oder früheren Generationen, wie jenem Homey Pro von 2019, den wir vor fünf Jahren getestet haben.
Später werdet Ihr aufgefordert, die verschiedenen Räume einzustellen und könnt dem System erlauben, Standortdaten zu speichern, um Wettervorhersagen zu erhalten. Um weitere Geräte hinzuzufügen, geht einfach auf die Seite "Geräte". Auf der Registerkarte "Flow" werden Eure Automatisierungsaufgaben angezeigt, während Ihr unter "Mehr" Zugriff auf Einstellungen, Kontoinformationen, Apps (Dienstintegrationen) und vieles mehr bekommt.
Das Hinzufügen von Geräten, die von Athom nativ unterstützt werden, ist überraschend einfach. Die Homey-App enthält spezielle Anleitungen für viele Geräte, was praktisch ist, wenn ihr Geräte einbinden wollt, für die ihr keine Original-Bedienungsanleitung habt. Sogar für einige Nischengeräte, die wir ausprobiert haben, wie z. B. den Smart Plug vom Schweizer Unternehmen myStrom, gab es dank der Community-unterstützten Integration eine grafische Anleitung für die Integration in Homey Pro.
Nicht immer werden von allen Geräten alle Features unterstützt – auch das ist ein bekanntes Problem von übergreifenden Standards wie Matter. Geräte mit schwächerer Unterstützung, wie z. B. die Smart-TVs, die wir zur Hand hatten, boten immer noch ein gutes Maß an Features, die sich in "Flows" integrieren ließen, also in Homeys Automationsroutinen. Im konkreten Fall beispielsweise die Lautstärke- oder Stummschaltungsoptionen.
Flows: If this, then that²?
Automatisierungen können über die Registerkarte "Flow" in der App gesteuert und erstellt werden. Die Einrichtung ist einfach und nutzt die installierten Apps (oder Integrationen). Jede "App" integriert eine Reihe von Variablen, Regeln und Aktionen, die Ihr in Euren Flows verwenden könnt. Einen kurzen Überblick über die Möglichkeiten und kompatiblen Geräte findet Ihr im Homey App Store.
Auf dem Screenshot oben haben wir einen einfachen Flow erstellt, der aktiviert wird, wenn eine Bewegung erkannt wird. Wenn die Glühbirne aus ist, schaltet Homey sie in der Nacht ein. Genauso haben wir einen anderen Flow erstellt, der das Licht nach drei Minuten ohne Bewegung ausschaltet.
Neben den Gerätezuständen könnt Ihr auch Bedingungen festlegen, die auf der Uhrzeit, dem Sonnenauf- und -untergang, anderen Abläufen und Ereignissen, der Anwesenheit des Benutzers und sogar auf Benutzeraufforderungen über App-Benachrichtigungen basieren.
Die Bandbreite der Flows, die Ihr erstellen könnt, ist im Wesentlichen durch die Anzahl der Geräte begrenzt, die Ihr habt und wie gut sie von Homey unterstützt werden. Der Homey App Store enthält nicht nur Apps/Integrationen, die von Athom und der Community erstellt wurden, sondern in einigen Fällen auch von den Geräteherstellern selbst.
Dieses vielfältige Ökosystem führt dazu, dass einige Geräte eine bessere Integration bieten als andere und natürlich auch zeitnahere Updates. nextpits Nachbarn von Tibber zum Beispiel – ein Stromanbieter mit dynamischen Preisen und einem intelligenten Stromzähler – bieten offiziell Dutzende von Integrationen an, um Stromflüsse auf der Grundlage von aktuellen Energiepreisen, protokolliertem Verbrauch und mehr zu erstellen.
Fortgeschrittene Automatisierungen können mit "Advanced Flows" eingestellt werden. Diese müssen über die Web-App von Homey erstellt werden und gehen weit über die Wenn-Dann-Logik der Standard-Flows hinaus. Ihr könnt Interaktionen zwischen komplexen Abläufen festlegen, Verzögerungen, fein abgestimmte Bedingungen (fortfahren, wenn "irgendeine" oder "alle" Bedingungen zutreffen), benutzerdefinierte Variablen und sogar benutzerdefinierte Skripte hinzufügen.
Über die Automatisierung hinaus
Neben dem Hinzufügen von Zuständen und Aktionen zu Flows unterstützen die Homey-Apps auch Datenstatistiken und Live-Nutzungsinformationen. Einige dieser Informationen können auf der Registerkarte "Zeitleiste" in der App eingesehen werden, aber für Statistikfreaks gibt es die wichtigsten Informationen auf der Registerkarte "Statistiken" für jedes einzelne Gerät.
Nach Angaben von Athom werden alle Daten lokal auf dem Homey Pro gespeichert. Die angezeigten (und protokollierten) Daten variieren je nach Unterstützungsgrad von Homey, aber selbst die von der Community unterstützte Integration des myStrom-Stromsteckers bietet einige Protokolle, die sich sehen lassen können.
Abschließendes Urteil
Homey Pro ist eine gut gemachte und einfach zu bedienende Smart Home-Zentrale, die Euch bei der Integration all Eurer Smart-Home-Geräte einen Großteil des Rätselratens (und des Kommandozeilenmarathons) abnimmt. Sie bietet eine plattformunabhängige Unterstützung für eine Vielzahl von Geräten, einige davon sogar mit offizieller Unterstützung durch die Originalhersteller, verpackt in einer "einfach funktionierenden" Schnittstelle, die lokal läuft, ohne auf BigTech angewiesen zu sein.
Klar, das Gerät ist alles andere als billig, aber es umfasst alle wichtigen Protokolle und spart so noch mehr Zeit bei der Fehlersuche, als wenn Ihr einen vergleichbaren Home Assistant einrichtet. Um ehrlich zu sein, liegt ein Teil des Vergnügens für manche Leute genau darin, jedes einzelne Teil ihres intelligenten Zuhauses von Grund auf anzupassen, um zusätzliche Erfüllungspunkte zu erhalten. Für alle anderen gibt es Homey.
Mit Homey Pro ist es ganz einfach, leistungsstarke Automatisierungsabläufe mit Regeln, Bedingungen und Aktionen festzulegen, die klar definiert sind und mit Skripten und erweiterten Regeln weiter angepasst werden können.
Wenn Ihr all Eure Smart-Home-Geräte in eine App integrieren wollt, die so einfach wie möglich zu bedienen ist, dann findet Ihr im Homey Pro eine rundum gelungene Lösung.
Auf zum Athem!
Kein Hue? Da fällt es bei vielen sicher schon raus. Wenn man alles mit Funk macht, ist eine solche Steuerzentrale sicher ganz nützlich. Interessant wäre, wie stark sich das alles selbst skripten lässt. Komplexe Steuerungen mache ich auf meinem Raspi4 mit ioBroker und NodeRed. Kostet einen Bruchteil und ist auf den 1. Blick weitaus mächtiger. Nur nicht so bunt und stylisch, aber dafür unsichtbar verbaut und unterstützt unfassbar viele Dinge.
PS: Meinen Neffen werde ich mit einem RGB Ringlicht sicher nicht beeindrucken :D
Wenn das Teil meine Tasmota Steckdosen und meine Tado Thermostaten mit einbinden kann, dann wäre es eine Überlegung wert.