Carrera Hybrid im Test: Das kann das neue Rennspiel
Mit Carrera Hybrid wurde vor einem Jahr die Spielewelt auf der CES in Aufruhr versetzt. Doch kann der Hype um das neue Rennspiel halten, was er verspricht? Wir haben die Bahn zusammengesteckt, die Autos geladen und die Startflagge geschwenkt.
Pro
- Tolle Steuerung
- Innovatives Konzept
- Mächtiger Spielspaß
- Erweiterbar und modular
Contra
- Relativ teuer
- Smartphone zur Steuerung zwingend erforderlich
- Könnte noch Feinschliff vertragen
Carrera Hybrid: Preis und Verfügbarkeit
Die Carrera Hybrid kostet als Starterpaket mit zwei Autos aktuell rund 150 Euro. Schaut man sich die Hardware allein an, ist das eigentlich zu viel. Denn hier liegt nicht so richtig viel Wert auf dem Tisch. Doch die Lizenzen mit Porsche und die komplette Neuentwicklung des Ökosystems machen sich im Preis deutlich bemerkbar.
Wollt Ihr zusätzliche Autos, sind für ein einzelnes der 10 cm langen Modelle satte 50 Euro fällig. Den gleichen Betrag verlangt Carrera für die Rennstrecken-Erweiterungspakete. Wer also einen ganzen Kindergeburtstag ausstatten will, landet schnell im mittleren dreistelligen Euro-Bereich.
Carrera Hybrid im Test: Das steckt im Paket
Die Carrera Hybrid bricht mit so ziemlich allen Traditionen der bekannten Rennbahnen. Denn statt kleiner kabelgebundener Fernbedienungen gibt es eine Smartphone-Steuerung, und die Autos sind auch nicht mehr an eine feste Streckenführung gebunden, sondern können sich frei bewegen. Was bleibt, sind die Auto-Designs und der Spaß, gegeneinander Rennen zu fahren. Doch gelingt die Digitalisierung der analogen Rennbahn?
Öffnet man die Verpackung der Carrera Hybrid wundert man sich erstmal über die Abwesenheit von einigem früher ganz gebräuchlichem Zubehör. Denn Ihr braucht keinen Stromanschluss mehr, die Bahn-Einzelteile sind nur noch hauchdünne Kunststoff-Matten statt stromleitender Platten und Controller fehlen völlig. Neben den Bahn-Abschnitten gibt es zwei Autos, eine Bedienungsanleitung und aufgedruckte QR-Codes. Das war es.
Die dünnen Platten sind mit einem simplen Stecksystem in wenigen Minuten zu einer ausgewachsenen Rennstrecke zusammengesteckt und schon kann es losgehen. Doch Ihr braucht die Strecke auch eigentlich gar nicht. Ihr könnt auch einfach frei im Raum herum- und gegeneinander Rennen fahren. Das sorgt für massigen Spielspaß, vor allem, weil Kinder so auch ihre eigenen Rennstrecken durch die ganze Wohnung bauen können und keine teuren Erweiterungen mehr nötig sind.
Wollt Ihr aber auf der eigentlichen Rennstrecke spielen, könnt Ihr ihre Form in der App auswählen oder virtuell auch neue erstellen. Das gelingt schnell, und nach dem Verknüpfen der einzelnen Autos mit dem Rennen weiß das System auch, wer alles am Rennen teilnimmt. So können theoretisch dutzende Rennfahrer mitmachen. Mit dem versendeten Set der Carrera Hybrid seid Ihr zum Start aber auf zwei Fahrer beschränkt.
Robuste Autos, wenn auch etwas grob
Die beiden beigelegten Autos sind robust und halten auch Stürze und Karambolagen aus. Die Aufhängungen der Räder sind jedoch eher dünn und könnten etwas mehr Material vertragen. Dazu kommt eine eher grobschlächtige Gestaltung der Boliden, vor allem von unten betrachtet. Das wird Kinder nicht stören, Modell-Auto-Fans werden sich aber eher abwenden. Das trifft auch bei der Beleuchtung der kleinen Renner zu. Sie ist asymmetrisch und nicht gerade elegant. Aber sie erfüllt ihren Zweck. Denn so flitzen die Autos auch noch deutlich sichtbar durch dunkle Kinderzimmer oder unter Schränken oder Sofas herum. Apropos: Ihr ladet die Rennwagen mittels modernem USB-C-Anschluss und so hat wohl jeder die betreffende Ladeinfrastruktur zu Hause.
Top-Steuerung über das Smartphone
Bei der Steuerung der Boliden fällt recht schnell auf, dass die Fahreigenschaften realistischer sind als gedacht. Beschleunigung, Lenk- und Bremsverhalten sowie „Gangschaltung“ fühlen sich gar nicht so digital, sondern realistisch an. Das bremst bei wenig geübten Fahrern zum Start etwas die Action, weil man schon ein wenig trainieren muss, um die Autos auf der Rennstrecke zu halten. Das Ganze könnt Ihr aber auch über die App regeln. Denn Ihr könnt verschiedene Fahrmodi auswählen, die eine mehr oder weniger starke Fahrassistenz zulassen. Sogar den Reifenabrieb kann man in der App einstellen.
Das Ganze fühlt sich richtig gut an und macht nach einigen Proberunden mächtig Spaß. Vor allem die freie Fahrspurwahl, also die Freiheit überall hinzufahren, wo man will, ist eine echte Bereicherung gegenüber den klassischen Rennbahnen von Carrera. Dazu sind die Geschwindigkeiten, die die kleinen Rennwagen erreichen, überraschend hoch und auf einer festgelegten Rennstrecke kaum zu erreichen.
Fahrt Ihr frei im Raum und habt etwas Platz, beschleunigen die Flitzer bis zur kaum mehr kontrollierbaren Höchstgeschwindigkeit. Gut, dass es eine separate Bremse in der App gibt. „Ein-Pedal-Fahren“ ist aber so nicht möglich. Doch das unterstützt massiv die Realitätsnähe des Fahrgefühls.
Damit der Spielspaß lange anhält, hat Carrera in der Hybrid-App auch einige Gimmicks verbaut, die man eigentlich in Racing-Games vom PC oder Konsole kennt. So könnt Ihr neue Aufgaben und Tuning freischalten und Bestenlisten führen. Das alles ist auch optisch ansprechend in der App umgesetzt und man kommt recht schnell intuitiv mit den digitalen und virtuellen Funktionen klar.
App mit kleinen Schwächen
Die App an sich ist, wie schon erwähnt, optisch und funktional schön gestaltet. Beim Einrichten müsst Ihr allerdings auf einen Hochkant-Modus verzichten, was beim Eingeben von Text, beispielsweise bei Namen, nicht optimal ist. Das ließe sich aber mit einem Update beheben. Die Bluetooth-Verbindung mit den Autos läuft dagegen flüssig und ohne Probleme. Etwas fummeliger ist das Starten oder Beitreten zu einem Rennen. Das sind aber Kleinigkeiten, die keine echten Schwächen darstellen. Den letzten Feinschliff hätte aber Carrera mit dem Partner Sturmkind etwas liebevoller durchführen können.
Abschließendes Urteil
Die Carrera Hybrid ist ein starkes Rennkonzept ohne echte Schwächen. Die Steuerung und das Spielprinzip sind top, der Spielspaß hoch und die Motivation auch auf längere Zeit gesichert. Einige Details sollte Carrera noch mittels Update ausbügeln, aber grundsätzlich ist die Carrera Hybrid ein gelungenes Spielzeug für Kinder und Erwachsene.
Eines kann die Carrera Hybrid leider nicht. Die Screentime von Kindern heruntersetzen. Gerade in diesem Zusammenhang wäre ein etwas analogeres Konzept ebenfalls begrüßenswert gewesen. Warum nicht alle Autos mit einem einzelnen Smartphone verbinden und dann kleine analoge Controller zur Steuerung nutzen? Damit wäre der Blick frei auf die Autos und die Action, ohne die Ablenkung eines Displays in den Kinderhänden. Das kann man Carrera nicht anlasten, Eltern sollten sich aber bewusst sein, dass das Smartphone essenzieller Bestandteil des Spielvergnügens darstellt.
Wie Tobias G. schon in seinem Kommentar angemerkt hat, kam bei mir sofort der Gedanke an "Anki Overdrive" auf. Habe es mir seinerzeit -meine 2016 war es - gekauft und hin und wieder zusammen mit meinem kleinen Sohnemann ein paar Runden gedreht. War schon toll, leider ist es heute faktisch (für mich) tot, da die App nicht mehr angeboten wird bzw mit aktuellen Handys nicht mehr funktioniert.
Die Carrera Hybrid Bahn finde ich toll. Die Fragen sind gut in Bezug auf das Produkt gestellt worden.
Klasse, dass Carrera hier mit der Zeit gegangen ist.
Als Carrera-Fan der frühen Stunde (meine Servo 140 läuft immer noch einigermaßen) habe ich viele Fragen zu dem Produkt :D
Vor allem interessiert mich, wie die groß die "ausgewachsene Rennstrecke" tatsächlich ist. Leider sehe ich kein Bild der aufgebauten Strecke. Wie lang ist die? Kann die "wild" gelegt werden oder ist es starr vorgegeben? Wie sehen denn die Stücke aus und welche und wie viele gibt es? Ist das Set erweiterbar? Was passiert am "Rand" der Strecke? Bleibt das Auto stehen oder wird es automatisch auf Kurs gebracht? Oder fährt es gar einfach auf dem Boden weiter und man kann cheaten? :D Werden Runden gezählt? Falls ja, wie?
Ich fühle mich an das gescheiterte Anki Overdrive erinnert. Kann man das damit vergleichen? Vor allem: Welche Modi kann man denn spielen? Nur "Rennen"? Oder gibt es auch Waffen oder andere Gimmicks? Und was macht man ohne Strecke? Einfach nur herumfahren? Oder kann man da auch andere Dinge machen?
Nächste Frage: Auf dem Bild sieht man einen verstaubten Gummireifen eines Autos. Lassen sich die (leicht) wechseln, reinigen oder nachkaufen? Vor allem, wenn man über den "normalen" Boden fährt, wird man sicher schnell verdreckte Reifen oder Schmutz in Ritzen haben. DIe alten Carrera-Autos konnte man bis hin zu einem neuen Motor komplett auseinanderbauen, Lötkolben vorausgesetzt. Oder sind das heutzutage Wegwerfprodukte geworden?
Richtig cool wäre es, wenn ihr ein Video zu dem Test hättet, vor allem auch gerne mit genauer Betrachtung der Steuerungsmöglichkeiten. Denn ehrlich gesagt, ich finde es allein mit einem Smartphone echt Mist. Etwas haptisches Feedback bei einem Rennen brauche ich persönlich schon. Das ist auch der Grund, warum sich Shooter / Rennsimulationen auf einem Smartphone für mich einfach nicht gut anfühlen.
PS: Wie sieht es mit der Akkulaufzeit und der Ladedauer aus?