Inhalt des Artikels:
- Voraussetzungen für Feuerwerk-Fotos
- Die richtigen Einstellungen
- Das richtige Timing entscheidet!
- Verwackeln trotz Stativ vermeiden
- Kein manueller Modus: Was nun?
1. Voraussetzungen für Feuerwerk-Fotos
1.1 Kamera / Smartphone
Zunächst braucht Ihr natürlich Euer Smartphone. Alternativ könnt Ihr diese Tipps natürlich auch mit Eurer Digitalkamera umsetzen. Die meisten Android-Smartphones bieten einen Pro-Modus, in dem Ihr Fokus, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit manuell anpassen könnt. In Kombination mit der immer besseren Bildqualität ist Euer Smartphone damit bestens für gelungene Feuerwerk-Fotos gerüstet.

Euer Smartphone (iPhone, *hust*) hat keinen manuellen Modus? Probiert's doch zum Beispiel mit der App Filmic Firstlight (Android / iOS) oder einer der anderen alternativen Kamera-Apps aus diesem Artikel.
Viele aktuelle Smartphones bieten auch mehr oder weniger brauchbare Modi für Langzeitbelichtungen an, beispielsweise das Google Pixel 9 (Test) und Pixel 9 Pro (Test), viele Honor- und Xiaomi-Smartphones oder die aktuellen iPhone-Modelle.
1.2 Ein Mini-Stativ hilft
Für bessere Feuerwerk-Fotos mit dem Handy würde ich Euch noch ein einfaches Stativ wärmstens empfehlen. Denn bei den erforderlichen Verschlusszeiten von mehreren Sekunden ist es auch mit den ruhigsten Händen nicht mehr möglich, scharfe Fotos zu schießen. Im Notfall könnt Ihr Euer Smartphone für Feuerwerk-Langzeitbelichtungen zwar irgendwo anlehnen oder behelfsmäßig einklemmen, habt dann aber nicht die volle Flexibilität, was den Bildausschnitt angeht.
Ein absoluter Klassiker bei den flexiblen und portablen Smartphone-Stativen ist das GorillaPod von Joby, das Ihr in einer früheren Version auch auf obigem Foto seht:
1.3 Smartphone richtig ausrichten
Beim Ausrichten des Smartphones ist ganz wichtig: Achtet darauf, dass Ihr dem Feuerwerk lieber etwas zu viel Platz als zu wenig Platz auf dem Bild lasst. Das Foto könnt Ihr gerade in den Zeiten ultra-hochauflösender Smartphone-Kameras nachträglich immer noch zuschneiden.
Außerdem empfehle ich Euch, immer auch etwas Landschaft mit abzubilden, beispielsweise ein paar Gebäude im Vordergrund, einen Hügel oder einen Baum. So setzt Ihr das Feuerwerk in einen Kontext. Wenn Ihr es schafft, eine Wasserfläche (oder andere reflektierende Dinge) zwischen Euch und das Feuerwerk zu bringen, werdet Ihr mit spektakulären Spiegelungen belohnt. Selbst eine Pfütze kann schon grandios aussehen.
2. Die richtigen Aufnahmeeinstellungen
2.1 Besser Pro-Modus als Feuerwerk-Modus
Einige Smartphones und Third-Party-Kamera-Apps bieten spezielle Modi für Feuerwerk oder Langzeitbelichtungen, die mehr oder weniger die von uns in diesem Artikel vorgeschlagenen Einstellungen aktivieren. Teilweise stabilisieren sie sogar das Bild während der Aufnahme und wollen so Stative überflüssig machen. Aber klappt das wirklich?
Das erste Problem ist, dass die Kameras hier nur JPEG-Bilder liefern, die nur eingeschränkte Bearbeitungsmöglichkeiten bieten, gerade was die Farben angeht. Und sollten die Ergebnisse nicht Euren Vorstellungen entsprechen, habt Ihr hinterher kaum Korrektur-Möglichkeiten. Ich würde Euch daher empfehlen, im manuellen Modus beziehungsweise Pro-Modus zu fotografieren, der viele Einstellungsmöglichkeiten bietet.
Ihr habt partout keine Lust auf den Pro-Modus? Dann springt doch direkt zum entsprechenden Abschnitt im Artikel: Kein manueller Modus: Was nun?
2.2 RAW-Aufnahme aktivieren
Auch wenn das üblicherweise im Pro-Modus der Fall ist, solltet Ihr sicherstellen, dass die HDR-Funktion abgeschaltet und dafür der RAW-Modus aktiviert ist. Der HDR-Modus sorgt nämlich gerne einmal bei bewegten Motiven für Geisterbilder, und RAW-Aufnahmen bieten eine deutlich größere Farbtiefe und eine bessere Dynamik. Um das volle Potenzial auszuschöpfen, müsst Ihr die RAW-Dateien allerdings mit einer speziellen App oder Software bearbeiten.
In unserer Liste der besten Bildbearbeitungsapps für Android und iOS findet Ihr mehrere Optionen, die auch RAW-Fotos verarbeiten.
2.3 Die richtige Verschlusszeit
Im Pro-Modus Eures Smartphones werdet Ihr mit einer Vielzahl von Parametern konfrontiert. Ganz entscheidend ist hier die Verschlusszeit. Sie bestimmt, wie viele Effekte letztendlich auf dem Foto zu sehen sind. Mit einer sehr kurzen Verschlusszeit werdet Ihr von dem Feuerwerk nur einzelne Punkte auf dem Bild sehen. Erst Belichtungszeiten im Bereich von einer Sekunde bis hin zu mehrere Sekunden bilden schöne Lichtspuren ab.
Allerdings gibt es auch hier eine sinnvolle Obergrenze: Zu lange Verschlusszeiten sorgen nämlich für ein mit Lichtspuren überfrachtetes Foto. Üblicherweise liefern Belichtungszeiten zwischen einer und acht Sekunden schöne Ergebnisse.
2.4 Niedrigste ISO-Empfindlichkeit
Der ISO-Wert bestimmt, wie empfindlich der Kamera-Sensor ausgelesen wird. Hier solltet Ihr den niedrigsten Wert einstellen, den das Smartphone anbietet. Üblicherweise ist das ISO 50 oder ISO 100, wählt wenn möglich aber auch einen noch kleineren Wert. Die Lichteffekte sind nämlich sehr hell und werden sonst vollkommen überstrahlt abgebildet. Solltet Ihr ein Smartphone mit Iris-Blende haben wie das Xiaomi 14 Ultra (zum Test), dann stellt die Blendenzahl auf einen möglichst hohen Wert, in diesem Fall auf F4.0. Bei ausgewachsenen Kameras mit Iris-Blende ist F8.0 üblicherweise ein guter Wert für Feuerwerk-Fotos.
Wer ganz fancy unterwegs ist, kann die ins Objektiv einfallende Lichtmenge mit Hilfe eines speziellen ND-Filters für Smartphones zu begrenzen und so die Farbwiedergabe optimieren:
2.5 Manueller Fokus auf unendlich
Der nächste Aspekt betrifft den Fokus, den Ihr bei den Pro-Modi ebenfalls manuell festlegen könnt. Setzt diesen auf die Einstellung "unendlich", oft auch durch einen Berg gekennzeichnet. So stellt Ihr sicher, dass die Kamera-App bei jedem Foto auf weit entfernte Motive scharfgestellt ist. Vergesst nur nicht, nach den Feuerwerk-Fotos diese Einstellung wieder rückgängig zu machen, denn sonst geraten beispielsweise Portraits allesamt unscharf.
2.6 Weißabgleich auf Tageslicht
Für den Weißabgleich empfehle ich Euch ebenfalls eine manuelle Einstellung, nämlich jene für „Tageslicht“ (Sonne-Symbol) beziehungsweise etwa 5000K bis 5500K, falls Eure Kamera-App das Festlegen einer bestimmten Farbtemperatur erlaubt. Nachdem Ihr (hoffentlich) RAW fotografiert, könnt Ihr den Weißabgleich aber hinterher auch problemlos noch anpassen.
Hier noch einmal die wichtigsten Einstellungen auf einen Blick:
- Aufnahmemodus: Pro-Modus
- Dateiformat: RAW-Aufnahme
- Belichtungszeit: ca. 1 bis 8 Sekunden je nach Feuerwerk
- ISO-Empfindlichkeit: Möglichst niedriger Wert
- Fokus: Manueller Fokus, Einstellung "unendlich"
- Weißabgleich: Tageslicht
3. Das richtige Timing entscheidet!
Ganz wichtig für gelungene Feuerwerk-Fotos ist schließlich noch das richtige Timing. Üblicherweise seht Ihr bei Großfeuerwerken immer die Kugelbomben & Co. als leuchtende Spur in den Himmel steigen – dann dauert es noch etwa eine halbe Sekunde, bis der Effekt explodiert. Der Beginn des Aufstiegs wäre also genau der richtige Moment, das Foto auszulösen.
Das richtige Timing könnt Ihr übrigens auch schonmal üben: Spielt auf Euerm Computer oder Fernseher einfach ein Feuerwerk-Video ab und versucht, dieses abzufotografieren. So bekommt Ihr ein Gefühl dafür, wie sich gerade unterschiedliche Verschlusszeiten auf das fertige Bild auswirken. Um Spiegelungen zu vermeiden, übt Ihr am besten in einem dunklen Raum.
4. Verwackeln trotz Stativ vermeiden
Auch wenn Ihr ein Stativ verwendet, gibt es eine Verwacklungsgefahr: Nämlich dann, wenn Ihr mit dem Finger den Auslöser betätigt. Das lässt sich normalerweise durch ein Verwenden des Zwei-Sekunden-Selbstauslösers vermeiden. Aufgrund des kritischen Timings beim Fotografieren von Feuerwerk ist das hier jedoch nicht besonders praktikabel.
Besser geht's mit einem (Kabel-)Headset, falls Euer Smartphone denn noch einen Kopfhörereingang hat. Üblicherweise könnt Ihr mit den hier angebrachten Buttons die Kamera-App des Smartphones auslösen. Sollte das nicht funktionieren, müsst Ihr gegebenenfalls in Eurer Kamera-App noch die Einstellung treffen, dass die Lautstärketasten zum Auslösen des Fotos genutzt werden dürfen.
5. Kein manueller Modus – was nun?
Das ist Euch alles viel zu kompliziert? Oder der manuelle Modus erlaubt nur sehr kurze Verschlusszeiten? Dann helfen Modi mit Namen wie „Lichtspuren“, „Langzeitbelichtung“ oder dergleichen weiter. Durchstöbert hier einfach mal die Kamera-App Eures Smartphones, welche Optionen Euch zur Verfügung stehen.
Beim Google Pixel 9 oder Pixel 9 Pro (zum Vergleich) beispielsweise findet Ihr im sogenannten Motion-Mode die Option Langzeitbelichtung. Und bei aktuellen iPhones mit iOS 18 könnt Ihr bei den Live-Fotos hinterher in der Galerie einfach links oben statt „Live“ die Option „Langzeitbelichtung“ auswählen, um aus dem Kurzvideo eine stabilisierte Langzeitbelichtung zu machen. Und der Nachtmodus im iPhone – entweder automatisch oder händisch aktiviert – fotografiert ebenfalls mit mehrsekündigen Verschlusszeiten.
Gerade bei der jüngsten Software-Generation hat sich hier einiges getan. Auch, wenn wir es nur mit virtuellem Feuerwerk probieren konnten, das wir in einem dunklen Zimmer vom Computer-Bildschirm abfotografiert haben. Im Vergleich zur früheren Generationen liefern die jüngsten beiden iPhone-Jahrgänge deutlich bessere Ergebnisse als noch das iPhone 14 Pro mit iOS 16. Das Gleiche gilt für's die Pixel-Geräte mit Android 14: Der Langzeitbelichtungsmodus ist seit dem 8er endlich offiziell aus der Beta raus, und die Ergebnisse sehen inzwischen deutlich brauchbarer aus.
Mit dem manuellen Modus oder einer entsprechenden App habt Ihr immer noch am meisten Kontrolle über das finale Bildergebnis. An dieser Stelle nochmal der Tipp: Testet die Feuerwerk-Fähigkeiten Eures Smartphones einfach einmal vorab mit einem Feuerwerk-Video in einem dunklen Zimmer. Und wie immer gilt auch, dass viel viel hilft. Je mehr Fotos Ihr schießt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein wirklich tolles Bild darunter ist.
Und sonst?
Übrigens eignen sich die oben genannten Tipps nicht nur für die Fotografie von Feuerwerk, sondern beispielsweise auch um bei einem Stadtfoto vorbeifahrende Autos in lange Lichtspuren zu verwandeln oder für die Lichtmalerei, wo Ihr mit einer Taschenlampe oder dergleichen lustige Bilder in eine Langzeitbelichtung "hineinfallt". Und ich bin mir sicher, Ihr findet auch noch weitere Szenarien!
Wenn Ihr noch weitere Tipps für Feuerwerk-Fotos oder irgendeine Art von Feedback habt, dann freue ich mich über Eure Kommentare. Ansonsten bleibt mir nur noch zu sagen: Viel Spaß beim Silvester-Feuerwerk, passt auf Eure Flossen auf – falls Ihr denn böllert – und rutscht gut ins neue Jahr 2025!
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