Wie gut funktioniert das Active Noise Cancelling (ANC) der OPPO Enco X?

3. Die Welt bleibt draußen – ANC

Mit ANC, also der aktiven Geräuschunterdrückung, hatte ich bisher keine Erfahrungen, liebäugelte aber schon ziemlich lange mit Ohrhörern, die diese Funktion besitzen. Doof für mich: Mit dem klassischen Over Ear-Kopfhörern komme ich als Brillenträger nicht so gut zurecht. Außerdem bin ich weit über 40 und wohne nicht in Berlin, als Mode-Accessoire brauche ich solche Dinger also auch nicht. Und vernünftige In Ears mit ANC sind nicht so leicht zu finden.

Wie funktioniert ANC?
Entsprechend gespannt war ich also, was denn ANC eigentlich so kann. Und – alter Schwede – das kann so einiges. Über Mikrofone nehmen die OPPOs die Umgebungsgeräusche auf, leiten die Signale zum ANC-Chip, der wiederum einen perfekt passenden Gegenschall erzeugt. Die Schallwellen von draußen und die erzeugten Schallwellen der Ohrhörer überlagern sich und es herrscht Stille. Zumindest in der Theorie. Praktisch funktioniert das richtig gut, aber natürlich nicht perfekt.

Von tiefen Geräuschen bleibt nix übrig
Monotone, tiefe Geräusche, als Klassiker wird gern der Flugzeugkabinen-Sound genannt, eliminieren die Ohrhörer wirklich richtig gut. Als Test habe ich mal bei einer langen Fahrt auf der Autobahn die ANC-Funktion angeschmissen und das war wirklich bewusstseinserweiternd und etwas gruselig. Das gewohnte Dröhnen des Motors, der Fahrtwind, die klappernde Kofferraumabdeckung – alles weg. Komplett. Ist im Zug oder im Flugzeug bestimmt richtig klasse (wobei ich bei solch einer Soundkulisse auch gerne sehr schnell wegdöse), im Auto aber extrem ungewohnt. Also schnell wieder deaktiviert. Sehr beeindruckt deaktiviert.

Gespräche hinter Türen
Nicht ganz so gut klappt die aktive Geräuschunterdrückung bei höheren Tönen und komplexeren Soundkulissen. Gespräche, der Fernseher, Musik – all das dämpfen die OPPOs auch sehr stark, aber eben nicht vollkommen. Es ist aber trotzdem eine deutliche Verbesserung. In etwa so, als würden die Gespräche hinter einer Tür, in einem anderen Raum stattfinden. Macht man dann noch seine Musik an, sollte es in der Regel reichen, um die Welt draußen vor dem Kopf zu lassen. Mir reicht es bei meinen Nickerchen am Mittag auf dem Sofa auf jeden Fall, um friedlich wegzudösen – selbst wenn die beste Ehefrau drei Meter weiter telefoniert oder die Glotze laufen hat. Ich höre noch ganz leise, dass sie da ist. Ist ja auch ganz schön.

Das ANC bringt mich noch um

Ich sitze im Büro Höre Musik und bekomme von meiner Umwelt nichts mit. Plötzlich öffnet sich die Zimmertüre und jemand steht neben mir! Was ich bisher schon gefühlt 10 Sekunden vorher wahrgenommen habe, geht jetzt komplett an mir vorbei und sorgt dafür, dass mein Herz fast stehen bleibt.

Das klingeln unserer Haustüre höre ich mit den Enco X nicht - zum Glück habe ich ne "Ring" Klingel und mein Handy meldet sich zusätzlich zu den beiden Chimes (Dazugehöriger Gong von Ring). Auch das nervtötende Piepen wenn die Wasch- oder Spülmaschine fertig sind, werden weggefiltert. Leider vergesse ich deshalb auch die Wäsche oder das Geschirr... Auch höre ich meine Tastaturanschläge nicht, die Vögel wenn die Fenster offen sind oder wenn meine Frau mich ruft.

Mal ganz ehrlich, dass ANC ist schon sehr gut. Alleine dadurch, dass sie so gut im Ohr sitzen werden die Umgebungsgeräusche reduziert. In Verbindung mit ANC ist es für mich ein hervorragendes Erlebnis. Natürlich werden viele laute Geräusche im direkten Umfeld nicht komplett weggefiltert. Wie es im Vergleich mit anderen In-Ears ist, kann ich leider nicht beurteilen. Aber für mich wäre es gefährlich, wenn das ANC noch stärker wäre und ich meine Umwelt überhaupt nicht mehr wahrnehmen würde.

Den Transparenzmodus habe ich bisher nur beim joggen verwendet. Ich habe es so eingestellt, dass ich den Schaft des Ohrhörers eine Sekunde berühren muss, um zwischen ANC und Transparenzmodus zu wechseln. Funktioniert einfach und gut. Gerade beim Joggen möchte ich alles aus meiner Umgebung hören - und wenn man nicht alleine joggt kann man sich unterhalten bzw. den anderen verstehen - was mit ANC nicht möglich wäre.

(Es gibt übrigens eine leichte Geräuschunterdrückung und eine maximale Geräuschunterdrückung. Ich verwende nur die maximale)

Um ehrlich zu sein hatte ich noch nie Kopfhörer mit ANC. Dementsprechend war es für mich im ersten Moment ein Schock, was heutzutage möglich ist.
Die Umschaltung zwischen Transparenz und ANC-Modus erfolgt sehr einfach. Man lässt den Finger einfach eine Sekunde auf einem Hörer, wobei ein akustisches Signal die Geste bestätigt, wonach ein weiteres die Umschaltung ankündigt. Diese Funktion lässt sich in der HeyMelody App auch anpassen, denn es gibt eine maximale und eine leichter Geräuschunterdrückung.
Folgende Situationen habe ich mir insbesondere angeschaut… oder eher angehört:

a) Die Umgebung an meinem Arbeitsplatz.
Zu hören sind:
Mein Rechner (er steht auf dem Schreibtisch und die Lüfter veranstalten manchmal gerne ein Konzert), vorbeifahrende Autos, Kinder auf der Straße und Mitbewohner.
Bei aktivem ANC:
Der Rechner, die Autos und die Nachbarn sind bei laufender Musik nicht zu hören. Ist die Musik ein bisschen zu laut werden auch leider Mitbewohner ausgeblendet, wenn sie denn nicht direkt im Raum stehen – bei ausgeschalteter Musik können sowohl Rechner als auch Mitbewohner wahrgenommen werden, allerdings viel leiser und höher, sodass ich lieber kurz den Modus deaktiviere, wenn jemand mit mir sprechen möchte.
Ergebnis: Das ANC bringt Freude beim Arbeiten. Nervige Geräusche werden minimiert oder komplett eliminiert, sodass einem die Konzentration leicht fällt und nur noch die motivierende Musik zu hören ist.

b) Die Küche.
Ich gehöre zu den Menschen, die bei allen Aktivitäten gerne Musik hören, sodass selbst beim Kochen motivierende Songs abgespielt werden.
Zu hören:
Die nervtötende Abzugshaube, Wasserkocher, Ofen
Bei aktivem ANC:
Das laute, nervige rauschen wird zum weniger nervigen, sehr leisen Rauschen. Bei laufender Musik wird es quasi nicht mehr wahrgenommen – totale Stille! Hier sollte man allerdings aufpassen, denn wenn etwas überkocht, hört man es unter Umständen nicht.

c) Joggen/Spazieren im Freien
Zu hören:
Vorbeifahrende Autos, Hunde (auch mein Waufi 😊), Kinder, Vögel (an Waldstücken)
Bei aktivem ANC:
Die Autos sind immer noch zu hören, klingen aber eher wie Elektroautos: ein leises, harmloses Summen. Hunde sind zu hören, aber leiser und sie klingen etwas höher.

Insgesamt: Die Dinger sind echt gut. Dank dem ANC kann man sich völlig auf die Musik fokussieren und die Welt fast komplett ausblenden. Dadurch, dass alles andere ausgeblendet/geschwächt wird, klingt die Musik noch klarer und gerade ruhige Songs in Verbindung mit dem ANC helfen stark bei der Konzentration beim Arbeiten.
Für mich klingt das so, als würden so gut wie alle tiefen, monotonen Töne perfekt ausgeblendet werden, während hohe eher durchgelassen werden. Das ist allerdings gut so, denn komplett nichts mehr zu hören kann auf die Dauer gefährlich werden, zum Beispiel falls jemand Hilfe braucht oder wenn man beim Joggen vergisst, ANC zu deaktivieren und auf einmal die Autos nicht mehr hört...

Ich habe mich sehr schnell in das ANC verliebt, denn es leistet hervorragende Arbeit, ob es beim Musikhören oder bei Videokonferenzen im privaten und bei der Arbeit der Fall ist.
Es filtert sehr gut Störgeräusche heraus, sei es beim Autofahren die Lüfter-/Wind- und Fahrgeräusche (ich hatte das Gefühl, als wenn ich in einem E-Auto der Luxusklasse säße. Aber auch Windgeräusche, wenn man die OPPO Enco X beim Joggen auf hat.
Den Transparenzmodus weis ich auch zu schätzen (ich habe die durch die App so eingestellt, dass ich durch drücken für ein Sekunde zwischen Transparenz-Modus und volle Rauschunterdrückung wählen kann).
Da das ANC sehr gut arbeitet ist der Transparenz-Modus hin und wieder ganz hilfreich, wenn man seine Umgebung auch noch wahrnehmen möchte.

Die Kopfhörer haben 4 verschiedene Modi:
* Keine Geräuschunterdrückung
* (leichte) Geräuschunterdrückung
* starke Geräuschunterdrückung
* Transparenzmodus

Keine Geräuschunterdrückung
Die Klangqualität des ersten Modus habe ich schon in Bereich "Klangqualität" besprochen.

Starke Geräuschunterdrückung
Schaltet man die das ANC ein, so passieren zwei Dinge:
Ein (in leiserer Umgebung) deutlich hörbares Rauschen ist zu hören.
Tiefe Töne (Brummen) werden deutlich leiser, was natürlich auch der Sinn des Ganzen ist.

„Labortest“:
Leider wirkt das ANC wirklich nur bei sehr tiefen Tönen:
Subjektiver Hörtest mit einem Sinuston:
50Hz: deutliche Reduktion
100Hz: deutliche Reduktion
200Hz: deutliche Reduktion
400Hz: deutliche Reduktion
800Hz: weniger Reduktion
1600Hz: wenig/gar keine Reduktion
Bei 1600Hz tritt ein interessanter Effekt auf: Wird NUR dieser Ton gespielt, schaltet sich das ANC anscheinend nach 3s ab. Zuerst ist also eine (leichte) Lautstärkeminderung zu hören (plus das deutliche Rauschen), nach 3 Sekunden wird das Rauschen weniger, der Ton ist jedoch so laut wie ohne ANC. Bei 50Hz+1600Hz Sinustönen tritt dieser Effekt nicht auf: Der hohe Ton wird (fast nicht) abgeschwächt, der tiefe Ton jedoch besser. Das sind natürlich künstlich konstruierte Situationen, die (wahrscheinlich) in der Praxis nicht auftreten werden.

„Praxiserfahrung“:
Monotone tiefe Geräusche, wie sie in der Bahn vorkommen, werden also deutlich gemildert, dafür erhält man ein (in der Umgebung leicht wahrnehmbares) Rauschen. Es ist schon angenehmer als das Brummen, aber trotzdem etwas störend. Mit Musik/Videos/Hörbüchern ist das Rauschen aber (fast) nicht mehr wahrnehmbar. Das ANC ist sehr angenehm wenn man an einer Straße entlang geht. Trotzdem kann man sich nicht mit ANC ungestört in die Bahn setzen und schlafen bzw. Musik hören, da Stimmen nicht gedämpft werden (zu hohe Frequenz). Zwar hört man dadurch die Durchsagen des Schaffners (was ja ggf. gut ist), jedoch halt auch alle Gespräche der Mitreisenden. Beim Filme/Serien schauen ist das schon störend, aber noch immer besser als zusätzlich das Brummen des Zuges zu hören.
Sehr schade: Laufen mit ANC macht nur bei Windstille Spaß, da Windgeräusche deutlich verstärkt werden und zu einem lauten Knistern führen. Gerade da wäre es schön „ungestört“ zu sein.
Fürs Homeoffice ist dieser Modus auch nicht geeignet um z.B. den Straßenlärm von draußen etwas zu reduzieren, da das Rauschen dann deutlich hörbar und auf Dauer nervend ist. Videokonferenzen wären dadurch (im Maximalmodus) auch noch anstrengender als sonst schon (da rauscht es ja so schon).
Vergleich zu meinen „Bose QC 20“ (Kabel In Ear mit ANC):
Gefühlt dämpfen die Bose etwas stärker und auch in etwas höheren Frequenzen (die rauschen aber auch). Durch mehr Gummi in den Ohrstöpseln ist die Grunddämpfung dort auch eh schon höher.

Leichte Geräuschunterdrückung:
Das Rauschen ist deutlich leiser, dafür jedoch auch die Abschwächung der tiefen Töne. Mit leichter Musik ist es angenehm. Dieser Modus ist auch, mit leiser Musik, für ruhigere Umgebungen, wie Homeoffice geeignet. Ich schätze, dass die Kopfhörer im Büro aber nicht so viel bringen, da die Störgeräusche da (Stimmen oder Tastaturklicken) zu hoch sind.

Klangveränderung beim ANC:
Der Klang ändert sich bei eingeschaltetem ANC nicht wirklich. Es klingt etwas dumpfer, Stimmen sind nicht mehr so klar und es fehlen ein paar Details. Im leichten Modus ist die Veränderung ungefähr gleich stark.
Das ist aber wirklich Meckern auf hohem Niveau, einen Unterschied höre ich nur bei leiser Umgebung wenn ich darauf achte (oder ich bilde es mir ein).
Im Vergleich dazu ist die Klangänderung meiner Bose sehr viel deutlicher ausgeprägt.

Tranzparenz-Modus:
Auch hier verändert sich die Klangqualität nicht, man hört jedoch ein deutliches Rauschen. Stimmen und alles andere was „außerhalb“ ist, ist deutlich besser hörbar. Durch das starke Rauschen empfand ich es aber nicht sinnvoll als „Alltagsmodus“ um z.B. beim Laufen Musik zu hören und trotzdem die Umgebung wahrzunehmen. Um die Ansagen in der Bahn oder einen spontanen Gesprächspartner besser zu verstehen ist der Modus aber gut. Dafür dauert das Einschalten (1 Sek. Drücken) jedoch zu lange (Abhilfe siehe „Bedienung“).

Fazit zum ANC:
Der maximale Modus ist wirklich nur für Umgebungen mit Lärm im tiefen Frequenzbereich sinnvoll, wie einer Bahnfahrt. Musik sollte trotzdem gespielt werden.
Der normale/leichtere Modus ist (mit Musik) auch fürs Homeoffice geeignet.

Vielleicht ein Vorschlag: Mehr Gummi/Schaumstoff/Material in den Ohrstöpseln für eine bessere Abdichtung des Gehörganges hätte zusätzlich eine stärkere passive Geräuschunterdrückung zur Folge.