Die Smartphone-Leaks entstammen keiner anderen Feder, als der von Jon Posser. Am 16. Juni veröffentlichte er die Leaks, die darauf hindeuten, dass Apple an einem Konzept für ein faltbares Smartphone mit zwei Displays arbeitet. Das Design ähnelt dem des Windows Surface Duo. Laut dem Leaker wird dieses hypothetische faltbare iPhone aus zwei separaten Bildschirmen bestehen und durch ein flexibles Scharnier zusammengehalten werden.
Apple’s “foldable” iPhone isn’t really a foldable. 🧐
— Jon Prosser (@jon_prosser) June 15, 2020
The current prototype has two separate display panels on a hinge.
Round, stainless steel edges like current iPhone 11 design.
No notch — tiny forehead on outter display that houses Face ID.
Natürlich sollte man diesen Leak nicht zu ernst nehmen. Immerhin ist es Fakt, dass Apple viele Patente auf Konzepte zu faltbaren Smartphones angemeldet hat. Das bedeutet aber an sich erstmal nichts, denn diese Prototypen werden möglicherweise nicht über Cupertinos Forschungs- und Entwicklungslabors hinaus kommen.
Falls man aber davon ausgeht, dass diese Leaks Apples Vision eines faltbaren Smartphones wiederspiegeln, dann dämpft der Gedanke daran meine Aufregung. Lasst es mich erklären.
Apple will keine neuen Welten erobern, sondern Türen aufbrechen
"Apple ist kein Smartphone-Pionier mehr." Eine Aussage, die mich erschreckt. Denn sie wurde von denen, die gegen Apple sind, zu oft in einen schlechten Kontext gesetzt. Apple ist immer in der Lage, Trends zu schaffen und diese auch durchzusetzen. Erfolge wie das iPad und die AirPods, die ihre jeweiligen Märkte dominieren, beweisen das beispielhaft.
Auf dem Smartphone-Markt stimmt es aber: Apple verbringt jüngst die meiste Zeit damit, die Android-Konkurrenz aus Hardware-Sicht einzuholen und es als eine Revolution darzustellen. Das jüngste Beispiel ist die Einbindung des Ultra-Weitwinkel-Sensors beim iPhone 11 Pro Max.
Zum Zeitpunkt seiner Keynote im September 2019 war Apple absolut begeistert davon. Und zwar so sehr, dass es den Eindruck erweckte, es hätte eine neue fotografische Technologie entdeckt. Dabei war diese zu dem Zeitpunkt bereits seit zwei Jahren auf Android vorhanden. Was aber meinen Standpunkt am besten wiedergibt, ist die Philosophie, die Cupertino für sein iPhone SE übernommen hat.
Das erschwingliche Smartphone wurde als Flaggschiff-Killer von Apple gefeiert. Letzten Endes war es aber nur ein neu verpacktes iPhone 8 mit Bionic-A13-Chip. Und das ist meiner Meinung nach Apples Problem: Das Unternehmen besteht aus Kompromissen.
Es wurde wirklich zu seiner Philosophie. Gib deinen Nutzern nie zu viel, um sie auch bloß nicht zu verwöhnen. Mach keinen Unsinn. Und behalte immer die Kontrolle über deine Produkte, indem du DEINE Version einer guten Nutzererfahrung durchsetzt.
Und gerade der Hype um faltbare Smartphones markiert einen Schnitt in der Branche an. Denn es geht darum, Kompromisse zu brechen. Kompromisse, die mit dem allzu einheitlichen Design von Smartphones verbunden sind und kein Qualitätsmerkmal mehr haben.
Oder Kompromisse in Bezug auf das Qualitäts-Preis-Verhältnis, indem man die bestmögliche Kombination von Hardware vorschlägt. Und das ganz unabhängig davon, wie teuer das Endprodukt sein wird. Damit es wieder als Schaufenster dienen und anschließend die Technologie demokratisieren kann – bevor sie langfristig der Masse zugänglich gemacht wird.
Ein faltbares Smartphone ohne Kompromisse
Wie ich oben erwähnte, legt Apple für mich die unglückliche Tendenz an den Tag, seinen Nutzern seine eigene Vision des guten Produktes aufzuzwingen. "Vertraut mir, glaubt an mich." Leider kann man sich nicht darauf verlassen, dass der Apple weit vom Stamm fällt (versprochen, ich höre mit den Wortwitzen auf). Und ich befürchte, dass Apple sich mit einem Zwischending für sein faltbares Smartphone zufrieden geben wird.
Das geleakte Design, das ich eingangs erwähnte, lässt sich grob mit dem LG V60 ThinQ vergleichen. Treiben wir die Karikatur weiter voran, könnten wir Apple sogar verspotten. Wir müssten nur in Erwägung ziehen, dass die Firma einfach zwei iPhone 11 zusammenklatscht und es uns als Produkt des Jahrzehnts für den doppelten Preis verkauft.
Aber selbst mit etwas mehr Ernsthaftigkeit sehe ich dennoch, dass Apple mit einem iFold aufwarten wird, das zu dick ist. Das mit einer zu geringen Akkulaufzeit und einem Betriebssystem kommt, dass die Nutzung von zwei Displays einschränkt. Ein bedingt faltbares Smartphone mit....Kompromissen.
Wir erinnern uns: Das angemeldete Patent für einen Doppelbildschirm bedeutet an sich noch nichts. Es zeigt ganz einfach, dass sich Apple durchaus der Schwierigkeiten seiner Konkurrenten wie Samsung oder Huawei bewusst ist. Die Technologie der flexiblen Displays ist noch nicht entwickelt.
Ich hätte mir gewünscht, dass Apple das Konzept wieder aufgreift, es sich zu eigen macht und verbessert. Stattdessen bringt mich dieser Leak zu der Annahme, dass es Cupertino eher darum geht, Hindernisse zu vermeiden oder sogar vor ihnen zu fliehen. Und das, indem es den einfachen Ausweg wählt. Weshalb sollte man hartnäckig an der Herstellung eines flexiblen Displays festhalten, wenn man zwei klassische OLED-Platten zusammenpappen kann? Ist das nicht praktisch? Was sollte schon dabei sein?
Nehmt nur einmal als Beispiel das iPad Pro 2020 und das Magic Keyboard. Apple präsentierte es, als wäre es ein wirklich innovatives und magisches Konzept. Aber diese berühmte 300-Euro-Tastatur ermöglicht es nicht, das iPad im Tablet-Modus zu verwenden. Hierfür müsst Ihr nämlich erst das iPad aus der Tastatur aushaken und diese dann nutzlos mit Euch rumschleppen.
Das ist diese Art von Kompromiss, auf die ich hinweisen und die ich bei einem faltbaren Smartphone wirklich nicht haben möchte. Ich glaube wirklich, dass faltbare Smartphones mehr als nur eine Spielerei sein können. Hierfür müssen die Hersteller – und dabei meine ich nicht nur Apple – echte, praktikable Produkte anbieten und nicht nur halbgare Telefon-Konzepte, die die Nutzer am Ende hassen werden.
Um wirklich eine Revolution zu starten, müssen wir entschlossen vorangehen. Ich fürchte aber, dass Apple hier gerade an die Tür der Zukunft klopft und darauf wartet, dass ein Android-Hersteller kommt und sie öffnet.
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