Endlich kann ich über etwas schreiben, was mich schon seit einiger Zeit stört! Versteht mich nicht falsch: Prüforganisationen wie der deutsche TÜV sind wichtig, um die Qualität, die Interoperabilität und die Sicherheit von Produkten zu gewährleisten. Aber einige der neuen Zertifizierungen scheinen Dinge zu bestätigen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Oder die bei gesundem Menschenverstand irgendwie ganz normal sein sollten.
Schlimmer noch: Da die Hersteller immer mehr Zertifizierungen hervorheben, besteht die Gefahr, dass die Bedeutung der traditionellen Zertifizierungen verwässert wird. Vor allem dann, wenn einige von ihnen als vorübergehende Modeerscheinung betrachtet werden können.
Vor etwa drei Jahren war es die Bedrohung durch blaues Licht – vielleicht als Reaktion auf die Night-Shift-Funktion, die Apple ab 2016 in seinen mobilen und Desktop-Betriebssystemen eingeführt hat. 2019 gab es eine Lawine von Android-Geräten, die Euch mit TÜV Rheinland-Zertifizierungen für "geringes blaues Licht" an die Kassen locken sollten.
Auch hier bestreite ich nicht die Gültigkeit der Zertifizierung, die es übrigens schon vor Apples Night Shift gab. Oder auch nicht die schädlichen Auswirkungen von Lichtwellenlängen im blauen Bereich. Aber war das wirklich notwendig? Und wenn sie wirklich so wichtig sind – warum werden die Blaulichtfilter nicht mehr so hervorgehoben wie vor drei Gerätegenerationen?
OnePlus 10 Pro mit "Lebensdauer-Zertifikat"
Während manche Zertifikate durchaus sinnvoll sind, belegen andere nur Dinge, die ohnehin Standard sein sollten. Zum Beispiel das Zertifikat für die "Smartphone-Zuverlässigkeit", die den Realme 7 und 7 Pro im Jahr 2020 verliehen wurde. Und zwar nur, um im darauffolgenden Jahr von den ersten Smartphones mit der Zertifizierung "Smartphone High reliability", dem Realme C21 und C25, übertroffen zu werden. Was wird uns das Jahr 2022 bringen?
Einen ersten Vorgeschmack bietet OnePlus mit dem mindestens drei Jahre lang flüssig und zufriedenstellend läuft.
Das ist etwas, das man von einem Flaggschiff eigentlich erwarten sollte. Mein altes Galaxy S9 funktioniert bis heute einwandfrei, und ich wette, ein entsprechendes OnePlus 6 würde dies auch tun. Es sei denn, ein Software-Update macht die Dinge schrecklich kaputt. Und das ist etwas, das in gewisses Maßen außerhalb der Kontrolle der Hersteller liegt. Nicht nur wegen neuer Android-Versionen, sondern auch wegen der Funktionen (und Fehler), die mit den Google Play Services implementiert werden.
Unabhängig davon wird in der Fußnote der offiziellen Geräteseite klargestellt, dass "reibungslos" nicht gleichbedeutend mit "ohne Verzögerung" ist. Denn die tatsächliche Nutzererfahrung ist abhängig von der Geschwindigkeit des Netzwerks, persönlichen Nutzungsgewohnheiten und anderer Faktoren. Wie könnte man sonst Googles Updates oder wachsende App-Größen berücksichtigen?
Wie dem auch sei, einige unserer Leser werden den Vorstoß zu immer kreativeren Zertifizierungen wahrscheinlich gar nicht bemerken, da sie eher in Entwicklungsländern wie meinem Heimatland Brasilien vermarktet werden. Dort gab es vor Jahren einen starken ISO900x-Trend.
Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, was die einzelnen Zertifizierungen in Wahrheit bedeuten? Und wünscht Ihr Euch einen Ratgeber, um durch den Zertifikatsdschungel durchzusteigen? Teilt es mir in den Kommentaren mit und nehmt unbedingt an unserer Umfrage weiter oben teil!
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