Nokia 1.3 im Test: Android Go oder No-Go?
Das Nokia 1.3 wartet mit einem fairen Preis von nur 109 Euro auf. Im Test zeigt das preiswerte Android-Go-Smartphone, wann es an seine Grenzen stößt. Für wen eignet sich die abgespeckte Android-Variante wirklich? Der Selbstversuch verändert meine Perspektive auf Einsteiger-Android.
Pro
- Sehr preiswert
- Austauschbarer Akku
- Dual-SIM+microSD zusammen nutzbar
Contra
- Sehr geringe Performance
- Miserable Kameras
Nokia 1.3: Preis und Verfügbarkeit
Das Nokia 1.3 hat eine unverbindliche Preisempfehlung (UVP) von 109 Euro. Händler führen es seit dem 06. April; teilweise schon zu Preisen um 97 Euro. Als Farben stehen Schwarz, Blau und Hellbraun zur Auswahl. Da das Nokia 1.3 mit Android Go und knapper Hardware-Ausstattung nicht jedermanns Gerät ist, lohnt ein Blick auf unsere …
Nokia 1.3: Design und Verarbeitung
Entsprechend seiner Preisklasse wartet das Nokia 1.3 in einem schlichten Design auf. Zu den Vorzügen zählen der Klinkenanschluss zum Verwenden preiswerter Headsets sowie eine abnehmbare Rückseiten-Schale zum Austausch des Akkus. Leider ist nicht ersichtlich, wo man einen Ersatz-Akku für Nokia-Smartphones bestellen kann.
In der mitgelieferten Anleitung steht, man solle das Nokia 1.3 öffnen, indem man mit dem Fingernagel zwischen Rückseiten-Schale und Display-Rand entlangfährt. Nach mehreren schmerzhaften Fehlschlägen gelang mir das Öffnen mit einem Cetirizin-Blister, den ich zufällig auf dem Schreibtisch vorfand.
Das Nokia 1.3 bietet unter dieser Schale zwei separate SIM-Slots und einen dedizierten microSD-Slot. Den Akku müsst Ihr zum Austauschen der Karten nicht entnehmen. Es gibt keine SIM-Schubladen. Das erspart die Verwendung einer Nadel. Andererseits sind die Einschübe so eng, dass eine einmal eingelegte SIM-Karte nur noch unter Kraftaufwand und mit viel Geduld wieder unbeschadet aus dem Nokia 1.3 zu entnehmen ist.
Im kurzen Testzeitraum zeigt das Nokia 1.3 noch keine Materialermüdung. Das relativ weiche Display sollte relativ bruchsicher, jedoch empfindlich gegen Kratzer sein. Nokia vertreibt noch kein passendes Zubehör im Online-Shop; für den Vorgänger Nokia 1 hingegen gab es zwei unterschiedliche Typen von Schutzhüllen. Hoffentlich werden solche auch bald für das Nokia 1.3 verfügbar.
Nokia 1.3: Display
Das 5,7-Zoll-LC-Display löst in 1.520 x 720 Pixeln auf und strahlt mit bis zu 400 Candela pro Quadratmeter (Herstellerangabe). Bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Nokia 1.3 ablesbar . Jedoch braucht es mitunter ein Weilchen, bis der Helligkeitssensor dem Display das Signal zum Aufdrehen gibt.
Die Farben wirken blass, fahl und leicht blaustichig. Falls Eure Freunde auf den Fotos alle ein wenig kränklich aussehen: Das liegt am Nokia 1.3 und nicht an ihrem Gesundheitszustand.
Vom Design her lehnt sich das Display Nokia 1.3 an die Großen an. Es gibt eine zentrale Tropfen-Notch und die Ecken sind abgerundet. Der Display-Rand misst relativ schmale zwei bis drei Millimeter; unten bleibt der Rand unnötigerweise etwas größer. Unnötig, da die Navigations-Buttons im Bildbereich und nicht in Form kapazitiver Tasten darunter implementiert wurden. Einzig für ein Nokia-Logo wird der Rand genutzt.
Der Näherungssensor des Displays reagiert auch beim Telefonieren erratisch. Gelegentlich schaltet sich das Display ein. So betätigte ich bei einem vertraulichen Telefonat mit der Wange die Schaltfläche für die Freisprech-Funktion, was für eine vermeidbar peinliche Situation sorgte.
Nokia 1.3: Besonderheiten
Das Nokia 1.3 hat einen zusätzlichen Hardware-Button auf der linken Seite. Dieser startet den Google Assistant. Der Sprachassistent kann Fragen beantworten, Notizen speichern, Timer starten oder Eure Einkaufsliste befüllen.
Nokia 1.3: Software
Auf dem Nokia 1.3 läuft ab Werk Android 10 Go Edition. Diese Variante ist optimiert für Smartphones mit höchstens 2 GByte RAM und wenig internem Speicher; limitiert diese sogar in der Spezifikation. Im Gegenzug bietet sie exklusiven Zugang zu besonders Daten-effizienten Apps wie Maps Go, Google Go oder – ganz neu – Camera Go sowie Gallery Go (statt Google Fotos).
Camera Go bietet ein wenig KI-Power, setzt jedoch auf eine bestehende Internetverbindung. Macht ein Foto von einem Text in fremder Sprache, und nach wenigen Sekunden werdet Ihr eine übersetzte Kopie erhalten.
Eigentlich sollte es auch YouTube Go geben, jedoch wird das nicht in Deutschland angeboten. Das ist ärgerlich, da YouTube Go Video-Downloads und Offline-Wiedergabe bietet. Dieses Feature ist im 4G-Flickenteppich Deutschland mindestens genauso sinnvoll wie im ländlichen Indien.
Maps Go ist nichts anderes als eine WebView von Google Maps. Öffnet auf Eurem Smartphone den Chrome-Browser und öffnet Google Maps, um zu sehen, was ich auf dem Nokia 1.3 sah. Es ist nicht wirklich für echte Navigation unterwegs geeignet.
Google Go wiederum ist ein interessantes Konzept. Anstelle wie bei herkömmlichen Android-Smartphones den Play Store aufzusuchen, eine App zu installieren und Medien, Nachrichten oder Spiele darüber zu konsumieren, soll Google Go Euch über Web Apps etliche Inhalte sofort liefern.
Der Vorteil ist ein deutlich reduzierter Daten-Verbrauch sowie ein schneller Überblick in einem kuratierten Katalog . Der Nachteil ist eine deutlich reduzierte Auswahl an verfügbaren Spielen, Nachrichten oder anderen Inhalten. Gelegentlich sieht man dem Katalog noch seine indische Herkunft an, siehe Bollywood-Quiz oder Cricket-Spiel.
Nokia 1.3: Performance
Gemach, gemach: Das Nokia 1.3 wartet mit dem Snapdragon 215 auf; dem kleinsten aller Qualcomm-Chipsätze. Dementsprechend schnell ist er mit der Arbeitslast überfordert, die ein Enthusiast einem Testgerät abverlangt. Im Laufe des Tests musste ich also mein Nutzungsverhalten einmal komplett auf den Kopf stellen.
Beim ersten Einrichten übertrug ich wie gewohnt mein ganzes Arsenal an täglich verwendeten Apps; derer sind es rund 20. Nach wenigen Minuten wusste ich schon, dass ich das Nokia 1.3 damit überfordern werde. Es reagierte nur noch mit mehreren Sekunden Verzögerung. Ich verpasste eingehende Anrufe, weil das Display nicht schnell genug anging.
Also setzte ich das Nokia 1.3 zurück und installierte lediglich Google Fotos als zusätzliche App. Doch selbst die echte Frisch-aus-dem-Karton-Erfahrung erfordert Geduld. Noch immer verpasste ich Anrufe: Das Display sprang erst an, nachdem bereits die Mailbox meinen Anruf angenommen hatte. Nach dem vierten verpassten Anruf deaktivierte ich wutentbrannt die Mailbox.
Den herkömmlichen Benchmark-Parcours ersparte ich mir.
Nokia 1.3: Audio
Die Akustik des Nokia 1.3 ist in Ordnung. Sobald eine Telefonverbindung erfolgreich aufgebaut wurde, sind sowohl der Lautsprecher am Ohr als auch der Freisprech-Lautsprecher in allen Lebenslagen laut genug . Menschen mit weniger sensiblem Gehör werden ihr Gegenüber also gut verstehen und umgekehrt werden sie ebenso gut verstanden werden.
Nokia 1.3: Kamera
Die Kameras des Nokia 1.3 bieten hinten 8 MP mit Autofokus und LED-Blitzlicht, vorne 5 MP mit Helligkeitsverstärkung (das Display leuchtet kurz weiß auf). Es gibt einen 8X-Zoom, der jedoch körnige Ergebnisse liefert und es gibt einen Porträt-Modus, der sich jedoch an Objektkanten verschätzt und so sein eigenes Bokeh als Fake entlarvt .
Im Nokia 1.3 fehlt die übliche Galerie-App Google Fotos. Stattdessen findet Ihr Gallery Go vor. Das soll Eure Fotos automatisch organisieren. Aufgrund der geringen Zahl geschossener Testfotos kann ich noch nicht näher darauf eingehen, inwieweit dieses Versprechen eingehalten wird.
Nokia 1.3: Akku
Im Nokia 1.3 steckt ein (theoretisch) austauschbarer 3.000-mAh-Akku, der für den sparsamen Qualcomm-Chipsatz Snapdragon 215 ausreichen sollte. In meinem recht intensiven Test erwies sich diese Ausstattung aber bereits als auf Kante genäht, da ich das Nokia 1.3 jeden Tag ein wenig früher als am Vortag aufladen musste. Den Statistiken entnahm ich lediglich hochgerechnet zwei Stunden Display-on-Time.
Man muss wirklich sehr wenige Gelegenheiten haben, um als Gelegenheitsnutzer mit dem Nokia 1.3 über einen Tag zu kommen. Der ideale Use-Case wäre vermutlich nächtliches Aufladen und Nutzung im drei-Stunden-Takt. Denn im reinen Stand-by hält der Akku mehr als zwei Tage.
Nokia 1.3: Technische Daten
Abschließendes Urteil
Es fällt mir nicht leicht, ein Urteil zum Nokia 1.3 zu fällen, da ich seine potenziellen Abnehmer zu schlecht kenne. Der typische Besitzer eines solchen Smartphones legt ein ganz anderes Nutzungsverhalten an den Tag als ich. Das Nokia 1.3 reicht aus wenn Ihr …
- weniger als fünf zusätzliche Apps installieren wollt
- nicht Euer Smartphone zum Fotografieren nutzen wollt
- seltener als alle zwei Stunden auf Euer Smartphone schaut
Trifft auch nur einer der oben genannten Punkte nicht auf Euch zu, schaut Euch gerne in unserer häufig aktualisierten Liste der Alternativen um:
Der Test deckt sich mit meinen auf'm Redmi Go. Android Go und die Geräte Performance lassen zu wünschen übrig. Lieber mehr Geld in die Hand nehmen und was flotteres kaufen.
Schade, Größe, wechselbare Polycarbonat Schale (Robust und angenehm anzugreifen, yeah) und dann auch noch ein Wechselakku, eigentlich klingt das zu gut; Warum nicht ein bißchen mehr in die Innereien investiert wird, schade; Mit Mittelklasse Komponenten wäre der Rest ein echter Hit, aber:
Die grösste Enttäuschung ist die Kamera; Wozu Google da zuerst die CAmera Go hypet, quasi als (exzellente) Google Cam "O na budget", und dann so miserable Ergebnisse, Ob das dem Ruf nicht mehr schadet als nützt? DA wir wissen wie viel heutzutage die Software an der Fotoqualität Anteil hat, könnte man vielleicht auf kommende Updates hoffen, aber so
Wiko Y80 ist da die bessere Wahl
Geld sparen und etwas mehr in ein besseres Gerät investieren ist mein persönliches Fazit
Vielleicht mal mit einem anderen Gerät dieser Preisklasse vergleichen, um wenigstens feststellen zu können, ob es nicht ein Fall für die Tonne ist.
Auch wenn es noch so "günstig" ist - wer will ein Gerät, mit dem man nichts machen kann? Dann lieber so ein alter Knochen aus der Mottenkiste.
Definitiv ein No-Go!!!
Neues Gerät mit 1GB RAM in 2020 ist die reinste User-Folter! Da gibts definitiv bessere Konkurrenz aus China sowie Korea für fast das gleiche Geld 😉📱
Ich denke, Nokia lebt hauptsächlich von seinem Namen, auch wenn die Firma mittlerweile mit ihrem Ursprung nur mehr sehr wenig bis gar nichts gemein hat. An die Spitze schaffen sie es mit ihren Geräten nicht ansatzweise. Aber sie haben einen treuen Kundenstock. Meinen 70-jährigen Vater zum Beispiel. Der wechselt regelmäßig von Nokia zu Alcatel und wieder zurück. Aber das ist egal, weil er mit seinen Ruckelkisten zufrieden ist. Warum auch nicht.
Ich bin eigentlich froh das es keine Wechselakkus mehr gibt. Eine größere Umweltverschmutzung weniger. Jetzt überlegen sich die Leute ob sie ihn wirklich wechseln wollen und nicht „ach kostet ja eh nix und den anderen schmeiße ich weg habe mir ja noch 5 Stück gekauft“ (womöglich auch noch fakes). Für 100€ würde ich mir lieber ein altes Flaggschiff kaufen da hat man mehr davon
@paganini, warum gehst du davon aus das ein Wechselakku eine Umweltverschmutzung ist, und demnach die Leute einfach die Akkus in den Hausmüll werfen? Umgekehrt könnte man ja behaupten das die Leute jetzt einfach das ganze Smartphone in den Müll werfen wenn der Akku schlapp macht. Was mit Sicherheit gilt, das sich viele Leute gern ihr Smartphone behalten wollen wenn der Akku leicht zu tauschen ist. So ist der Gedanke meist sich gleich ein neues Gerät zu kaufen was ja indirekt von den Herstellern so gewollt ist. Und was der Umwelt auch nicht gerade zu Gute kommt. Ich hab jahrelang bei Samsung zwischen 3 und 5 Wechselakkus gehabt und diese entweder im Fachgeschäft abgegeben zur anständigen Entsorgung oder sie im Set weiterverkauft.
Finde interessant, dass es trotzdem 3/5* gibt.
Auch für 100€ wirkt das gesamte Gerät schlicht miserabel. Da sollte man mMn wirklich die 50€ mehr drauf legen und andere Geräte in Betracht ziehen. Gibt genügend Geräte um die 150€, die um einiges besser sind und auch anständig funktionieren.
Ich sehe wirklich kein einziges Argument für dieses Gerät. Selbst der Wechselakku ist keins, wenn der gesamte Rest - inklusive Akkulaufzeit - so schlecht sind.
lieber nichts kaufen anstatt 100 euro in den Mülleimer zu schmeissen