Nokia 1 im Test: Android Go mit schwacher Hardware macht noch kein Smartphone
Das Nokia 1 kostet gerade einmal 99 Euro, setzt auf einfachste Hardware und soll trotzdem ein großer Erfolg werden. Kann das klappen? Im Hands-on gab es einigen Grund zum Optimismus, im ausführlichen Alltags-Test ziehen aber Wolken auf.
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Pro
- Vollständiger Lieferumfang
- Aktuelle Software
Contra
- Knappe Leistung
Nokia 1: Abgespeckt bis zum Geht-nicht-mehr
Seit Jahren bin ich im Highend-Sektor der Smartphones gefangen. Als absoluter App-Junkie kommen für mich nur Smartphones infrage, die großen Speicher und vor allem viel RAM eingebaut haben. Trotzdem habe ich mich sofort auf das Nokia 1 gestürzt, als es in der Redaktion eintraf. Warum? Weil ich erleben wollte, wie gut oder schlecht ein 100-Euro-Smartphone im Alltag läuft - mein erster Eindruck auf dem MWC war einigermaßen positiv, jetzt wollte ich längere Zeit mit dem Nokia 1 verbringen. Der Test erforderte von mir ein Umdenken, aber lieferte mir auch interessante Erkenntnisse.
Der Preis des Nokia 1 ist das entscheidende Merkmal: Die Wahl der Komponenten ist komplett auf Günstig getrimmt: Ein 4,5-Zoll-Display mit niedriger Auflösung (854 × 480 Pixel), nur 1 GByte Arbeitsspeicher, ein schwacher Quad-Core-Prozessor von Mediatek und gerade einmal 8 GByte interner Speicher. Warum diese Ausstattung trotzdem für ein flottes Smartphone sorgen soll? Die Antwort ist Android Go. Diese Android-Version ist abgespeckt und für leistungsschwache Hardware optimiert. In den ersten Minuten wirkt das Nokia 1 auch erstaunlich flott, schnell zeigen sich aber Risse im schönen Antlitz.
Für die Grundausstattung heißt das zunächst, dass nur wenige Google-Apps vorinstalliert sind und diese meist auch nur als Go-Edition. Weniger Bunti-Bunti ist bei diesen Apps das Mittel der Wahl, um App-Größe und Ressourcenverbrauch einzudämmen. Klappt auch, geradezu bis zur Dysfunktionalität: Maps Go beispielsweise ist eine herbe Enttäuschung, denn hier handelt es sich um einen Wrapper um die mobile Webseite. Keine Turn-by-Turn-Navigation und insgesamt mickrige Performance. Gmail Go hingegen läuft einwandfrei, ruckelt und zuckelt aber immer wieder ein wenig.
Nokia 1 mit eingebauten Wartezeiten
Da sind wir auch schon beim Grundproblem des Nokia 1 angekommen: Trotz der geringen Displayauflösung gibt es immer wieder kurze Hänger und Wartezeiten, das fällt zunächst nicht zu sehr auf, macht sich aber über längere Zeit bemerkbar. Selbst ohne sonderlich viele installierte Apps - einzig WhatsApp hinzu installiert -, wacht das Nokia 1 manchmal erst nach zwei Sekunden aus dem Standby auf und zeigt dann den Lockscreen an. App-Starts dauern und der App-Wechsel ebenfalls. Und es vergeht gerne mal eine Sekunde, bis die Tastatur aufpoppt.
Beim App-Wechsel bedient sich Android bekanntlich eines Tricks: In der App-Übersicht wird ein Screenshot angezeigt, der beim Wechsel zur App nur so lange zu sehen ist, bis die App ihre UI darstellen kann. Der verwendete Screenshot ist aber niedrig aufgelöst, sodass dieser unscharf ist. Beim Wechsel zu einer anderen App sieht man nun beim Nokia 1 diese unscharfe Darstellung noch für eine knappe Sekunde, bis die App aktiv geschaltet ist.
Also: Bitte keine großen Erwartungen an die Performance. Kurze Hänger oder Ruckler sind beim Nokia 1 Alltag, wenngleich sie bestimmt nicht jeden Nutzer stören werden. Im Test musste ich mir das immer wieder bewusst machen: Hier geht es nicht um das letzte Fünckchen Leistung, vielmehr geht es einzig um Funktionalität ohne Schnickschnack.
Abseits der erwähnten Stotterer bei App-Starts lässt sich mit dem Nokia 1 aber gut chatten und telefonieren. In meinem Test habe ich nur die für mich allernötigsten Apps und Accounts auf das Nokia 1 gezogen. Vor allem WhatsApp und Facebook - bei letzterem habe ich die Lite-App verwendet. Viele andere Dienste konnte ich über den Browser ansteuern. Zum Musikhören und meinen bevorzugten Messenger Threema später mehr. Für diese wenigen Aufgaben reicht das Nokia 1 meist.
Mehr Speicher durch MicroSD-Karte?
Gerade der knappe interne Speicher macht es natürlich attraktiv, den Speicher via MicroSD-Karte zu erweitern. Den Eigenarten von Android geschuldet empfiehlt es sich, die Speicherkarte als internen Speicher zu formatieren, andernfalls eignet sich die Karte nicht, um Apps und deren Daten zu fassen. Gesagt getan. Die eingesetzte 64 GByte Karte von Samsung ist an sich ausreichend schnell, wird vom System aber als zu langsam eingestuft.
Der Eindruck spiegelt sich auch im Benchmark Passmark Disk wieder, der von 36.551 Punkten auf 24.576 Punkten fällt. Im Betrieb ist das durchaus spürbar, denn die Apps starten und installieren nun noch etwas langsamer. Außerdem kostet die eingesetzte Speicherkarte zwischen 40 und 50 Euro, was dem Preisleistungsverhältnis des Nokia 1 erheblich in die Quere kommt.
Multitasking verdirbt den Alltag
Ernüchternd ist letztlich die Multitasking-Leistung: Musikhören via Bluetooth-Headset (weil der Kopfhöreranschluss mies klingt), E-Mails und Webseiten lesen? Da stoppt Spotify schneller als man den Task wechseln kann. Spotify bleibt also nicht zuverlässig im Hintergrund aktiv. Schwach.
Threema und Twitter passen in das App-Profil für Android Go besser, denn sie können ohne Probleme vom System aus dem Speicher gekegelt werden, wenn der ohnehin knappe Arbeitsspeicher anderweitig benötigt wird. Obwohl es angesichts der Größe des Displays kaum Spaß macht: Video-Streaming à la Netflix funktioniert prinzipiell.
Die Software-Basis ist ein klarer Pluspunkt: Android Oreo hat die Versionsnummer 8.1 und die Sicherheitspatches sind vom April 2018. Eine kleine Hoffnung bleibt, dass Nokia die Software noch etwas optimieren kann und die beschriebenen Performance-Probleme ausmerzt.
Ordentlicher Akku und angemessene Haptik
Noch ein Wort zur Haptik dieses recht kleinen Smartphones. Die Plastikrückseite lässt sich abnehmen und gegen andere Farben austauschen. So richtig kompakt ist das Nokia 1 aber trotz seines recht kleinen Displays nicht. Dafür sorgen die recht breiten Ränder. Trotzdem ist es kleiner als sonst übliche preiswerte Smartphones. Im Lieferumfang finden sich Ladegerät und -kabel sowie ein Headset.
Im Testprofil mit geringer Nutzung ist die Akkulaufzeit ordentlich. Geringe Nutzung heißt hier, gelegentliche Telefonate, SMS und WhatsApp; unterwegs gerne mal ein bisschen Surfen im Web. In diesem Szenario muss das Nokia 1 alle zwei, drei Tage ans Stromnetz. Wer mehr vom Nokia 1 abfordert, muss auch öfter zum Ladegerät greifen - wahrscheinlich aber schon bald zu einem anderen Smartphone.
Nokia 1: Technische Daten
Fazit: Android Go ist nicht die Lösung
Android Go alleine rettet die schwache Hardware des Nokia 1 nicht. Regelmäßig stören im Betrieb kurze Aussetzer, vor allem beim Aufwecken aus dem Standby und dem Start der Tastatur. Das wirkt für Sekundenbruchteile so, als sei das Smartphone abgestürzt, weil es auf einen Befehl kein visuelles Feedback gibt.
Minimalismus in Sachen Ausstattung führt noch nicht zu einem runden Gesamtpaket. Wer auf die Preisgestaltung im Segment um die 100 Euro blickt, kann schon mit 20 oder 30 Euro Aufpreis ein deutlich besseres Smartphone kaufen. Obwohl das Nokia 1 seinen Charme hat, ist es Smartphone-Aufgaben kaum gewachsen.
Meine eigene Reise mit dem Nokia 1 war durchaus erkenntnisreich: Es muss nicht immer Highend sein, selbst das niedrig auflösende Display reicht für gelegentliche Surfsessions aus. Mir hat die Zeit mit diesem reduzierten Smartphone aber auch gezeigt, wie viel mehr mit einem leistungsfähigen Smartphone möglich ist.
Das Nokia 1 eignet sich zum Telefonieren und chatten, mehr schafft es nicht zufriedenstellend.
Meiner Meinung nach wären 60€ angemessener...
Bin negativ überrascht von Android Go!
Für das gleiche Geld gibt es ein LG K8 2017, ein Moto G4 oder G5...
Da sind dann auch 16GB ROM verbaut, die Kameras sind brauchbar, Systemleistung ist deutlich besser, nur OS Updates wird es wohl weniger geben 📱
Da würde ich mir lieber ein gebrauchtes z.b. S4 oderS5 kaufen Customer Rom drauf und gut .
30€ mehr und man bekommt ein Moto G5 das in allem besser ist
Und wenn's im Angebot ist gibt es es schon für 99€....
Ein einfaches Gerät, was die Ansprüche des Testers nicht erfüllt, aber auch gar nicht erfüllen will. Es will weder schnell noch besonders gut sein, es soll und will für einfachste Ansprüche genügen und dabei zuverlässig funktionieren, und das tut es wohl, aber ein wirklichen Kritikpunkt sehe ich ... 99 € ist zu viel für das einfache Teil... woanders auf der Welt dürfte es auch günstiger zu haben sein, ich erinnere mich, das von 80 € VK die Rede war, vllt. plus Steuern, aber 80 € wäre jetzt auch angemessen....
Was wären denn die besseren Alternativen???
Moto E
Ich warte lieber auf das Nokia 0😀👌....
Was ich aber gut finde beim Nokia 1 dass man zu seinen Wurzeln zurückkehrt und das macht wofür Nokia Spaß machte...."Die Plastikrückseite lässt sich abnehmen und gegen andere Farben austauschen". Aber jetzt mal im ernst 100 € für das Nokia 1 sind dann doch etwas übertrieben dann lieber 50 €. Für 100 € bekommt man bei Motorola bessere Handys.
Dennoch waren die bisher einfachsten Nokias damals mit die erfolgreichsten überhaupt.
Allein das Nokia 1100 war recht einfach gestrickt und hat sich wie warme Semmeln verkauft.
Und selbst damals gabs schon weitaus bessere Geräte. Die Zeiten waren aber vielleicht anders.
Wenn man diesen Bericht liest, wird einem erst bewusst, welches Privileg man hat, ein S9 sein Eigen nennen zu dürfen...
Joa, für 700€ mehr sollte das nichts besonderes sein.
Wechselcover 😁👍... schon mal ein Grund zum Kauf wenn nicht viel Geld
für den Dienstgebrauch sollte es reichen und wäre auch interessant für ältere Menschen die nur die notwendigen Funktionen eines Telefons benötigen. (+Chatmöglichkeit)
Für Leute, die einen Import aus China nicht scheuen, wäre wohl das Xiaomi Redmi 5 die bessere Wahl, welches preislich derzeit auch massiv auf die 100€ zurutscht... Mit 5,7zoll fullview-display in HD, 3.300mah akku und wahrscheinlich besserer Kamera auf jeden Fall der King der Einsteigergeräte.
Ja damit scheinst du irgendwie Recht zu haben es gibt immer etwas besseres ,allerdings mich schreckt dann immer das fehlende LTE Band 20 ab und wenn man es als Global Version bestellt zu hoffen ,ob man es dann auch wirklich bekommt .
Das ist leider die Gefahr bei bestellungen aus China, auch das man evtl die Umsatzsteuer nachzahlen muss, dennoch sind die Geräte dann immer noch sehr preisgünstig. Ich habe mein Redmi 5 plus bewusst als "nicht Global" bestellt, da mir mein altes Mi4 auch ohne Band 20 schnell genug im mobilen Internet unterwegs ist, für die Anwendungsgebiete, die ich nutze.
Viele haben halt noch eine starke Affinität zu NOKIA aus vergangenen Tagen.
Mit High-End alleine kommt man heute aber nicht mehr weit, da muss das Portfolio eben auch unten rum passen.
Ein weiter Weg den sie da zu gehen haben.
Paradox : die billigen Smartphones werden mit einem Wechselakku ausgestattet und die sogenannten Highend Smartphones werden als billig Einwegkonstrukte auf den Markt geworfen.
Die billigen Smartphones werden in der Regel auch viel länger genutzt. Die High End Dinger spätestens nach 2 Jahren getauscht.