Kommen jetzt die Razorsharp Margins zurück? Inzwischen sind OnePlus' Top-Modelle an der 1.000-Euro-Marke angelangt. Als es 2015 mit dem OnePlus One losging, war dies mit 299 Euro der Flagship Killer schlechthin, da er Top-Modelle der Mainstream-Marken preislich um 50 Prozent unterbot.
Mit der Abkehr von diesen Prinzipien wandte man sich auch von seiner anfänglichen Zielgruppe ab. Doch der Mainstream-Kunde wurde inzwischen schlauer. Mainstream-Hersteller konnten indes mit neuen Geräte-Serien wie Samsungs A-Familie gegenhalten und ihre Stammkunden vom Wechsel abhalten.
Mobilfunk-Provider griffen vor wenigen Jahren zunächst nur zögerlich zu OnePlus. Tarif-Angebote gab es nur in der zweiten Reihe, sprich bei DeinHandy, Sparhandy, Congstar und Co.. Aber jüngst konnte man bei O2 oder nun auch bei der Telekom das OnePlus Smartphones inklusive Vertrag erwerben.
Ab nach Helsinki
In der offiziellen Erklärung heißt es, man werde die "Nordic Region" und Benelux ausbauen. Insgesamt sollte bei der Umstrukturierung in Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich 20 Mitarbeiter betroffen sein und diesen würden "gemäß ortsüblicher Konditionen" eine Abfindung erhalten. Doch ist es in Zeiten wirtschaftlicher Rezession wohl für jeden schwierig, sich damit als Trost abzufinden.
Auch das Hauptquartier werde offenbar nach Helsinki verlegt, von wo aus Toumas Lampén zurzeit OnePlus' Europa-Geschäft lenkt. Aus der internen quelle geht hervor, dass manchen Mitarbeitern ein Umzug an die Ostsee-Hauptstadt angeboten wurde.
Hat OnePlus alte Kunden vergrault und keine neuen gefunden?
Es braucht nicht die Expertise des in Engadget zitierten Marktanalysten Ben Wood, um OnePlus' großes Problem zu erkennen. Die Marke hatte sich mit ihrer Kommunikation und ihrem Community-Ansatz stets an eine junge Techie-Szene gewandt. Diese Kern-Kundschaft kannte den Markt und wusste, dass man bei OnePlus ein ganzes Top-Smartphone zum halben Preis bekommt.
Der halbe Preis kam durch "razor-thin margins" zustande, wie Gründer Carl Pei sie einst nannte. Anstelle von teurem Marketing setzte man auf Community, Social Media und ein Einladungs-System. Das erste Modell wurde nur in knappen Stückzahlen verkauft und man musste das Kaufrecht in einer Lotterie gewinnen. So umwehte das OnePlus One der Hauch der Exklusivität, auch wenn das Gerät rückblickend total mittelmäßig war.
Doch nun sind die Preise Mainstream-mäßig hoch und die Stückzahlen unlimitiert. OnePlus versucht also, sich Mainstream-mäßig zu vermarkten – sprich über Mobilfunkverträge. Doch kurzlebige oder kleine Kooperationen mit Providern lassen befürchten, dass die neuen Partner nicht den erhofften Erfolg mit der OnePlus-Partnerschaft erzielen konnte.
Jetzt stimmt vielleicht die Marge, doch der typische OnePlus-Kunde kauft sein Smartphone eben nicht im Telekom-Shop. Somit hat sich OnePlus in eine schwierige Situation manövriert. Die alten Freunde legen kaum Wert auf ein OnePlus 8, wenn es gegenüber dem OnePlus 7T so wenig Mehrwert bietet. Die erhofften neuen Kunden übersehen das OnePlus-Gerät, weil Samsung mit deutlich größerem Marketing-Budget ihre Aufmerksamkeitsspanne gekauft hat.
Es bleibt also zu hoffen, dass OnePlus irgendwie wieder zurück zu den Razor Thin Margins kommt. Sonst kommen Xiaomi und Realme und überzeugen die letzten OnePlus-Fans auch noch vom Wechsel.
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