Sharp Aquos C10 im Test: Strauchelnde Pflicht und verpatzte Kür
Das Aquos C10 ist eines von drei Smartphones, mit denen Sharp wieder in den europäischen Smartphone-Markt einsteigen will. Dabei versucht der japanische Hersteller mit Notch-Display und Dual-Kamera einen Angriff auf die hart umkämpfte Mittelklasse. Unser Test zeigt, ob der Angriff gelingt oder im Nichts verpufft.
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Pro
- Handliches Format
- Gutes Display
Contra
- Schlecht umgesetzte Notch-Integration
- Kein klassischer Klinkenanschluss
- Kamera ohne Schnappschusspotenzial
- Hoher Preis für das Gebotene
Ein bisschen zu hoch gegriffen
Das Sharp Aquos ist in Deutschland zu einem Preis von 299 Euro erhältlich. Damit ist es ganze 100 Euro günstiger als zuvor als Preis für das Smartphone vermutet wurde. Doch ist das Telefon damit auch auf Augenhöhe mit der Konkurrenz?
Das fühlt sich nicht an, wie ein 400-Euro-Smartphone
Das Aquos C10 ist eine gern gesehene Ausnahme zwischen den immer größer werdenden Highend- und Mittelklasse-Smartphones der Konkurrenz. Denn diese lassen zwar den Rahmen um das Display schrumpfen, packen dafür aber auch immer größere Displays rein. Bei Sharp hingegen gibt es handliche 5,5 Zoll in einem 141,8 Millimeter langen und 72 Millimeter breitem Gehäuse, das mit 7,9 Millimetern zudem weder zu dünn, noch zu pummelig ausfällt.
Leider hinterlässt das Smartphone mit seiner Plastik-Rückseite und einem Gewicht von 140 Gramm aber keinen sonderlich hochwertigen Eindruck. Zudem gibt es einen leichten Hohlraum zwischen Rückseite und den inneren Komponenten, den man auch beim in die Hand nehmen spürt. Dazu kommen dann noch die Spalten für die Hörmuschel sowie um den Fingerabdruckscanner, in denen sich übermäßig schnell Schmutz sammelt sowie wackelige Buttons an der rechten Gehäuseseite.
Hier machen andere Hersteller in der gleichen Preis-Range einen deutlich besseren Job. Schade, denn eigentlich favorisiere ich Kunststoffrückseiten gegenüber denen aus Glas oder Metall, aber dann muss diese auch bei der Verarbeitung etwas bieten, wie es einst beim Nexus 5 oder OnePlus One der Fall war.
Leicht zu bedienen
Die Einhandbedienung des Aquos C10 fällt durch die kleine Größe entsprechend leicht. Der Fingerabdrucksensor auf der Vorderseite reagiert im Gegensatz zur Gesichtserkennung flott, sorgt aber zusammen mit dem Sharp-Schriftzug auch dafür, dass der Rand unterhalb des Displays recht breit ausfällt.
Hier hätte man noch Platz einsparen und das Smartphone somit etwas moderner gestalten können. Als früherer Fan des Sensors an der Front, favorisiere ich mittlerweile eine bestmögliche Ausnutzung der Vorderseite mit viel Display und wenig Rand. Aber das bleibt wohl Geschmackssache.
Gutes Display mit fürchterlicher Notch
Inhalte präsentiert das Aquos C10 auf einem 5,5 Zoll großen IGZO-Display im 17:9-Format mit einer Auflösung von 2.040 x 1.080 Pixel (FHD+), das 87,5 Prozent der Vorderseite einnimmt. Mit dabei ist eine runde Notch wie beim Essential Phone oder einigen neuen Modellen von Wiko, die von oben in das Display hineinragt.
Das Display selbst ist ausreichend hell, um auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar zu sein und dunkelt auch aus spitzen Blickwinkeln nur im geringen Maße ab. Alle Inhalte werden ausreichend scharf dargestellt und die Farbraumabdeckung lässt keinen Grund zur Beanstandung offen. In den Einstellungen gibt es zudem die Möglichkeit die dargestellten Farben wärmer oder kälter erscheinen zu lassen.
Was man erst bei genauer Betrachtung feststellt: Das Aquos C10 besitzt am oberen Displayende gar keine abgerundeten, sondern schräge Kanten. Die Rundung wird Software-seitig erzeugt.
Bei der Software ordentlich gepatzt
Als Betriebssystem kommt auf den neuen Sharp-Smartphones Android 8.0 zum Einsatz, über welches der Hersteller seine Sharp UI stülpt. Doch leider hat die Software wenig eigene Features zu bieten und ist darüber hinaus an einigen Stellen nicht ganz durchdacht und wirkt damit gar unfertig.
So lässt sich in den Display-Einstellungen nur die Schriftgröße, nicht aber die UI-Größe umstellen, als dessen Folge man mit den übergroßen Icons auf dem Homescreen leben muss. In den Softkey-Einstellungen lässt sich die Navigation über den Home-Button aktivieren. Ein nettes Feature, wenn man dann auch die Android-Navigationsleiste ausblenden könnte, um mehr Platz auf dem Bildschirm zu schaffen - kann man aber nicht.
Auch im Zusammenspiel mit der Notch ergeben sich unschöne Designpatzer wie überdimensional viel Platz zwischen der viel zu dicken Benachrichtigungsleiste und ersten Menüelementen. Ohnehin wirken zahlreiche Interface-Elemente und der Platz zwischen verschiedenen Menüeinträgen unnötig groß. Besonders störend sind aber die viel zu nah an den gekrümmten Rand gehenden Icons in der Benachrchtigungszeile, die Teils abgeschnitten wirken. Hier muss Sharp dringen nachbessern.
Alltagstaugliche Performance ohne Spiele-Qualitäten
Angetrieben wird das Sharp Aquos C10 vom Snapdragon 630 bestehend aus acht Cortex-A53-Kernen, von denen vier auf 2,2 GHz und vier auf 1,8 GHz getaktet sind. Hinzu kommen 4 GByte RAM und ein 64 GByte großer interner Speicher. Damit sortiert sich das Smartphone in Sachen Performance in der Mittelklasse ein, was sich auch in verschiedensten Benchmarks widerspiegelt:
- 3D Mark Sling Shot Extreme - ES 3.1: 837 Punkte
- 3D Mark Sling Shot Extreme - Vulkan: 697 Punkte
- 3D Mark Sling Shot - ES 3.0: 1.330 Punkte
- 3D Mark Ice Storm Unlimited - ES 2.0: 17.012 Punkte
- Geekbench 4 - Single Core: 881 Punkte
- Geekbench 4 - Multi Core: 4.225 Punkte
Ähnliche Werte erreichen Geräte wie das Huawei P9 Plus, Moto X4 von Motorola oder Sony Xperia X4.
Im Alltag macht der Chip des Aquos C10 eine gewohnt gute Figur und sorgt für sich ausreichend schnell öffnende Apps, lagfreies Scrollen im Browser und reibungsloses Multitasking. An die Grenzen kommt das Gerät oder besser gesagt die Adreno-508-GPU bei grafisch aufwendigen Spielen. Hier kommt es zu längeren Ladezeiten und Rucklern. Wer aber auf dem Smartphone hauptsächlich chattet, durchs Internet surft und mal ein Casual-Game anpackt, dürfte keine Probleme bekommen.
Bass-loser Sound treibt es in die Höhe
Musik tönt bei dem Sharp-Smartphone nur aus einer der Lautsprecheröffnungen auf der Unterseite des Gehäuses, während sich hinter der anderen ein Mikrofon verbirgt. Der Sound ist durchschnittlich laut , Umgebungslärm wie an einer befahrenen Straße in der Stadt allerdings unterlegen. Zudem fehlen Smartphone-typisch die Bässe und die stark hochgezogenen Höhen erzeugen bei zu hoher Lautstärke ein unangenehmes Klirren.
Um sich auf der heimischen Couch ein YouTube-Video zu Gemüte zu führen, reicht es aber mehr als aus. Wer dabei lieber zu seinen Klinkenkopfhörern (dem Gerät liegen keine Headphones bei) greifen will, muss jedoch zum beiliegenden USB-C-Adapter greifen, da das Smartphone keinen klassischen Kopfhöreranschluss besitzt.
WLAN mit Macken, Bluetooth stabil
Wenig stabil zeigte sich in unserem Test die WLAN-Verbindung, die selbst bei kurzen Distanzen oder störenden Strukturen wie eine Wand bereits abbrach. Die Verbindung mit Kopfhörer über Bluetooth 5.0 war hingegen stabil. Auch die Standortbestimmung erfolgt dank schneller GPS-Anpeilung flott.
Fotos knipsen macht Spaß, das Ergebnis oft nicht
Zum Fotografieren stehen beim Aquos C10 eine Dual-Kamera mit 12- und 8-Megapixel-Sensor (f/1.5 bzw. f/2.0-Blende) auf der Rückseite sowie eine 8-Megapixel-Kamera (f/2.0-Blende) auf der Vorderseite bereit. Wie auch bei anderen Herstellern dient der zweite Sensor zum Einfangen von Tiefeninformation und dem Erstellen eines Bokeh-Effekts.
Leider ist auf die Kamera des Aquos C10 kein Verlass. Zu oft liefert die Kamera trotz ruhiger Hand unscharfe Ergebnisse, die zwar nicht absolut schrecklich sind, aber selten für mehr taugen, als in kleiner Ansicht auf dem Smartphone-Bildschirm zu verweilen. Verlassen kann man sich auf die Kamera wirklich nur bei hervorragenden Lichtverhältnissen.
In allen anderen Situationen wird es zur Pflicht, sich das erstellte Foto umgehend auf dem Smartphone anzuschauen, um eventuell mit einem zweiten Versuch ein besseres Bild hinzubekommen. Gegenlicht hat die Kamera auch wenig entgegenzusetzen und zeigt helle Bereiche mit belieben ausgebrannt oder dunkle Bereiche kaum sichtbar. Ähnliches gilt im gleichen Maße auch für die Frontkamera.
Wer gerne mit dem Smartphone Schnappschussbereit sein will, wird mit dem Sharp-Smartphone wahrscheinlich nicht glücklich. Die von uns als gut erachteten Fotos gelangen nur nach mehreren Versuchen. Hier einige Bilder in unserer Galerie:
Zwar macht das Knipsen dank schnellem Auslöser und zackigen Autofokus Spaß, das Ergebnis zu betrachten aber nicht. Zudem darf zur Diskussion gestellt werden, warum Sharp die Hauptkamera unter dem Zusatz-Sensor verbaut hat. Das führt nämlich übermäßig oft dazu, dass man die Linse versehentlich mit dem Finger verdeckt.
Kamera-Software mit vielen Spielereien
Immerhin hat die Kamera-App des Aquos C10 allerlei Spielereien zu bieten. Dazu gehören verschieden Rahmen und Filter, ein Boothie-, Beauty- und Panorma-Modus, der Bokeh-Effekt sowie HDR und Profimodus. Bei letzterem können Nutzer Dinge wie Weißabgleich, ISO, Verschlußzeit oder Sättigung und Kontrast manuell anpassen.
Spaß damit herumzuspielen macht der Multi-Modus, bei dem zwei, vier, sechs oder neun Bilder zu einer Collage zusammengeführt werden. Leider ist die Oberfläche der Kamera-App aber auch mit mehreren Icons gespickt, bei denen nicht immer klar ist, welche Funktion sich dahinter befindet. Das gibt sich allerdings nach kurzer Eingewöhnungszeit.
Akkulaufzeit ist nur Durchschnitt
Als Energiespender kommt im Sharp Aquos C10 ein mit 2.700 mAh auf den ersten Blick knapp bemessener Akku zum Einsatz. Allerdings muss der auch nur ein vergleichsweise kleines Display mit durchschnittlicher Auflösung mit Energie versorgen. Gepaart mit dem sparsamen Snapdragon 630 sorgt das für eine akzeptable Akkulaufzeit während des Tests .
Selbst bei intensiver Nutzung aus Chatten, Video-Streaming, kurzen Gaming-Sessions, dem Checken der sozialen Netzwerke usw. kommt man - auch dank energiesparendem IGZO-Technik - erwartungsgemäß gut über den Tag. Muss das Smartphone an die Steckdose angeschlossen werden, ist es innerhalb von 90 Minuten wieder vollständig geladen.
Sharp Aquos C10: Technische Daten
Kein gelungener Neustart
Mit dem Aquos C10 startet Sharp nach langer Abstinenz wieder einen neuen Versuch auf dem europäischen Markt. Leider gelingt das eher schlecht als recht. Denn obwohl das Smartphone auf dem Papier einen soliden Mix bewährter Hardware mitbringt, gibt es gleich an mehreren Stellen zahlreiche Patzer, die man einem Einstiegsgerät vielleicht noch durchgehen lassen würde, aber selbst bei einem Preis von 299 Euro einfach nicht passieren dürften.
Das beginnt bei der durchwachsenen Haptik mit Billigheimer-Anleihen, führt über die nicht zufriedenstellende Kamera und endet bei der nicht durchdachten Software. Zumindest an den letzten beiden Stellen bleibt Sharp noch die Möglichkeit, mit Software-Updates daran zu schrauben. Große Hoffnungen, dass dadurch der Preis des Aquos C10 gerechtfertigt wird, gibt es aber nicht.
Denn das ist vielleicht das viel größere Problem: Immerhin gibt es zahlreiche Konkurrenten, die zum gleichen Preis deutlich mehr zu bieten haben. Denn man kann für rund 300 Euro immerhin derzeit bereits ein LG G6 abstauben oder zum P20 Lite greifen. Noch günstiger kommt man mit dem Moto G6.
*oops*
Tja, eigentlich finde ich es ja sehr lobenswert, dass überhaupt noch jemand ein Smartphone unter 145mm baut.
Allerdings würde ich es eindeutig vorziehen, wenn das Ziel der Kompaktheit durch ein etwas kleineres Display erzielt würde - 5'' ist für ein Telefon doch absolut ausreichend! (mMn sogar immer noch etwas zu viel des Guten). Mit diesem Gequetsche und Gewürge (-> Notch) hier kann ich mich nicht anfreunden.
Ein schönes und vor allem kleines Gerät.
Schade, dass es kein pures Android hat, sonst wäre es genau das Richtige für mich.
Dieses Sharp ist aber so ganz und gar nich "scharf" .... Designtechnisch ne echte Katastrophe, so wird das nichts ... achso, wenn ich das richtig in Erinnung habe, ist das ja nicht mal ein neues Gerät, nur ein neuer Name für irgend ein Un-Sharp aus Japan.
Von vorn wie ein wiko und Samsung und hinten IPhone Kopie.Zu teuer👊🙄
Nur Wiko schafft es noch eine so ekelhaft hässliche Notch zu verbauen.
Unfassbar hässliches Gerät. Schade!
Oh Gott das Teil ist Design-technisch ja ein Albtraum... Da sieht sogar ein Pixel 3 XL fast besser aus...
Allein die Oberen Display-Ecken, dessen Radius überhaupt nicht zum Gehäuse passt... von dem zerquetschten Fingerscanner (damit das Logo noch hinpasst 🤦🏻♂️) mal ganz zu schweigen
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"von dem zerquetschten Fingerscanner (damit das Logo noch hinpasst 🤦🏻♂️) mal ganz zu schweigen"
Aber echt, ey.
Dabei wäre dieses Manko SOOO leicht zu vermeiden gewesen. Einfach den dämlichen Schriftzug weglassen.
Liebe Hersteller: Der richtige Ort für die Platzierung eures Namens ist die Rückseite des Smartphones. Da ist viel, sonst ungenutzter, Platz frei um das optisch einigermaßen ansprechend zu gestalten. Noch dazu kann der Name dort seine Werbewirkung auch viel effektiver erfüllen, denn die Rückseite zeigt viel öfter zu unwissenden Dritten, die so über euch informiert werden. Der auf die Vorderseite blickende Nutzer weiß dagegen bereits von welchem Hersteller sein Fon ist und braucht daran nicht dauernd erinnert zu werden.
Den Namenszug mit Gewalt auf die Vorderseite zu quetschen, sieht fast immer doof und hässlich aus - und das Produkt gerade durch euren Namen hässlich zu machen, ist doch wohl leicht erkennbar eine schlechte Idee!