Shure SE535 Test: Super In-Ear-Kopfhörer für teuer Geld
Es ist fast ein physikalisches Gesetz: Wann immer man über gute Kopfhörer philosophiert, fällt der Name Shure. Der Hersteller hat sich den Ruf gesichert, professionellen Musikern auf der Bühne und im Studio die beste Klangqualität zu liefern. Was große Künstler locker bezahlen, ist für Normalverdiener eine Investition. Lohnt sich für Pendler und Musikenthusiasten also die Anschaffung? Um das rauszufinden, habe ich die Kopfhörer eine Zeit lang ausprobiert.
Pro
- Unglaubliche Klangqualität
- Gute Isolation ohne ANC
- Äußerst angenehm zu tragen
Contra
- Sehr teuer
- Kompliziertes Aufsetzen
Shure 535: Preis und Verfügbarkeit
Ohne Zweifel sind die Shure SE 535 ein erstklassiges Premium-Produkt von Shure. Aber bei dem Preis hätte wohl auch niemand etwas anderes erwartet. Der amerikanische Audiogigant verkauft verschiedene Versionen dieser Kopfhörer – ich entschied mich für eine Ausgabe, bei der ich die Kopfhörer kabellos über Bluetooth 5 oder über ein 3,5 mm-Kabel (inkl. Bedienleiste und Mikrofon) anschließen konnte. Wollt Ihr das allumfassende Paket haben, könnt Ihr es direkt bei Shure für 499 Euro (549 Dollar) kaufen. Wenn Ihr nach einem Kauf von Shure Kopfhörern aber nicht zu lange Fugenkitt essen wollt, um Euer Geld wieder rein zu bekommen, könnt Ihr auch zur kabelgebundenen Version greifen. Bei der spart Ihr gut 50 Euro. Angeboten werden die Kopfhörer in einem schicken bronze oder rot Ton.
Erinnert Ihr Euch noch daran, wie man als Kind Wundertüten geöffnet hat? Ähnlich war es für mich beim Öffnen der Kopfhörer-Box. Genauso fantastisch, mit weniger Mist drin. Für Euer Geld bekommt Ihr wirklich Unmengen viel Zeug: Schaumaufsätze, Dreifachflansch Aufsätze, für eine noch bessere Isolation, eine Aufbewahrungsbox und einen 1/4-Zoll Adapter. Und – last but not least – das Verbindungskabel für Bluetooth und das universale 3,5-mm-Kabel, die beide sowohl eine Bedienleiste als auch ein Mikrofon für Anrufannahmen haben. Ich sagte ja schon: Sehr viel Zeug – aber ich liebe es.
Unglaublicher Komfort und Bauqualität
Das eigentliche Design des Shure SE 535 gibt es seit 2010. Wer an älteren Modellen nach einer Bluetooth-Funktion sucht, muss sich aber schnell geschlagen geben. Die drahtlosen Funktionen wurden dem Modell erst vor Kurzem hinzugefügt. Shure nennt sie ihre 'geräuschisolierenden' Kopfhörer. Klingt abgehoben, bedeutet aber auch nichts anderes, als dass Ihr hier keine aktive Geräuschunterdrückung habt. Die Geräusche werden bei diesen Kopfhörern also nicht mehr technisch ins Jenseits befördert, sondern durch einen festen Sitz in den Ohren. Die Idee hinter dem Ganzen ist, dass die gleiche Art der Schallisolierung auch passiv erreicht werden kann. Ich muss sage, dass es einige Hersteller gibt, die das anbieten und viele, die daran gescheitert sind.
Es sollte mich nicht so überraschen, aber trotzdem: Die Technik der Geräuschisolation von Shure funktioniert wirklich gut. Wenn man einmal damit durch ist, mit den verschiedenen Aufsätzen und Anschlüssen herumzuspielen, dann sitzen die Kopfhörer auch verdammt bequem. Wer von Euch aber nach Stöpseln sucht, die er mal eben aus der Tasche zieht und ohne Weiteres einsetzen kann, ist bei den SE 535 komplett fehl am Platz. Und sollte mir jetzt jemand damit kommt, dass er sich den Stress nicht geben will – dann Sorry, aber Ihr verpasst was. Denn wer sich erst einmal richtig mit den Kopfhörern auseinandergesetzt hat, um den perfekten Sitz zu finden, der erkennt schnell, dass eine aktive Geräuschisolation gar nicht nötig ist. Ich jedenfalls habe das Erlebnis genossen. Wie ich schon sagte, ist die Isolation super und das Beste: Sie verstopft dabei auch nicht die Ohren. Dieses komische Gefühl unter Wasser zu sein, das man bei anderen Kopfhörern gerne mal bekommt, gibt es hier nicht. Und das, meine lieben Freunde, nenne ich eine schöne Ausgewogenheit.
Es ist vielleicht etwas banal, weil man für viel Geld auch viel erwartet, aber die Bauqualität der Kopfhörer ist der Hammer. Besonders genial fand ich, dass die Stöpsel komplett von den Kabeln getrennt werden und so schnell und sicher verstaut werden können. Die Ohrstöpsel selbst sind angenehm leicht und geben Euch Musik und Ton jeweils über drei Lautsprecher wieder (einen Tweeter und zwei Woofers).
Das Kabel, dass die beiden Ohrhörer miteinander verbindet und hinter Eurem Ohr entlangläuft, ist steif. Hierdurch habt Ihr die Möglichkeit, den Draht solange zu bewegen, bis er in der Position ist, die Ihr braucht. Mal vom Tragekomfort abgesehen, hat dies den Vorteil, dass Ihr damit auch die Stabilität der Hörer verbessert. Alles in Allem finde ich das Design durchaus gelungen, macht es aber auch verflucht kompliziert die Stöpsel in die Ohren zu friemeln. Ihr seht also: Wollt Ihr die Kopfhörer perfekt nutzen, ist ein wenig Geduld nötig. Vielbeschäftigte Pendler werden an diesen Dingern also wohl wenig Freude haben.
Unglaublicher Klang, wenn man ihn zur Verfügung hat.
Sind wir doch mal ehrlich, das Design kann noch so geil sein; wenn der Sound nicht stimmt, dann kann man Kopfhörer in die Tonne treten. Die Lebensberechtigung dieser Kopfhörer hängt also von ihrer Klangqualität ab. Immerhin: Welcher Depp würde gut 500 Euro für ein Paar Kopfhörer von Shure (oder irgendeines anderen Herstellers) ausgeben, wenn der Sound nur durchschnittlich ist? Ich hänge mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass jeder Käufer dieser Kopfhörer sie in erster Linie wegen des Sounds will. Gott sei dank macht das Unternehmen in diesem Bereich alles richtig. Der Klang ist überwältigend.
Traurigerweise gibt es auf dem heutigen Markt nicht gerade wenig Kopfhörer, die das Ende eines Frequenzspektrums einem anderen vorziehen. Hierfür identifizieren die Hersteller bestimmte Märkte und passen ihre Kopfhörer diesen Markt an. Kein Wunder also, das sich Hip-Hop für uns so großartig auf Beats-Kopfhörern anhört, wenn man ihre Herkunft und die Tatsache bedenkt, dass Dr.Dre zu den Gründern der Marke gehört. Andere Unternehmen setzen hingegen auf High-End für ein perfekt ausbalanciertes EQ für Podcasts und klassische Musik.
Die Kopfhörer von Shure fallen in keine dieser genannten Kategorien. Egal, was Ihr auf diesem Gerät hören wollt (Hip-Hop, Musicals, Rock – oder was weiß ich), es klingt alles atemberaubend fantastisch. Genau dieser Punkt beweist aber, dass man Kopfhörer bauen kann, die von Anfang an eine hochwertige Soundqualität haben – diese ist aber weder einfach zu bekommen, noch günstig.
Ich klinge wie ein Fanboy, ich weiß, aber bei diesem Punkt kann ich einfach nicht anders. Wenn Ihr die Shure SE 535 wie ich als Kopfhörer auf der Arbeit tragt, dann fangt Ihr an Dinge zu bemerken, die Ihr davor nie gehört habt. Musik auf Spotify klingt wirklich anders als auf YouTube und nicht nur das. Selbst Podcasts, die sich in der Audioqualität immer gleich anhörten, liegen auf einmal Welten auseinander. Der SE 535 gibt die Qualität der unterschiedlichen Aufnahmen auf eine Art und Weise wieder, die Ihr mit Euren 50 Euro oder 100 Euro Kopfhörern niemals bekommen werdet. Und jetzt schalten wir den Fanboy-Modus mal wieder aus, denn diese fantastische Leistung hat zwei Seiten. Klar ist, dass die Shure-Ingenieure und die Ohrhörer durch die Leistung in alle Höhen gelobt werden. Aber sie ist vor allem für alltägliche Nutzer ein Klotz am Bein.
Damit Ihr wirklich alles aus den 499 Euro teuren High-End-Ohrhörern raus bekommt, braucht Ihr nämlich auch einen High-End-Audioplayer. Alles andere würde den Stöpseln nicht gerecht werden und diese per 3,5-mm-Buchse an einem normalen Smartphone zu benutzen, ist schon sowas wie Blasphemie. Natürlich klingen die Ohrstöpsel dort nicht schlechter. Nein, das ist es gar nicht. Aber wenn Ihr nicht ein LG-Handy mit Quad-DAC-Audio habt, dann hört Ihr nicht mal 25 Prozent von dem, was Euch das Shure SE 535 bieten kann. Noch besser wäre es, wenn Ihr so etwas wie den Astell&Kern Kann habt, solltet Ihr wirklich das Beste aus Euren Kopfhörern holen wollen. Der Spaß kostet Euch dann nochmal fast tausend Dollar – dann vielleicht doch lieber nur eine kleine Cola?
Bis zu 8 Stunden kabelloser Audiogenuss
Das mitgelieferte Bluetooth 4 Kommunikationskabel für die Ohrhörer, erlaubt es Euch, das Shure SE 535 auch ganz ohne Kabel zu nutzen. Der kleine Chip hat eine Akkulaufzeit von acht Stunden und ist ein wenig komplizierter als das, was einige Leute von echten kabellosen Kopfhörern gewohnt sind. Im Grunde tragt Ihr die Bluetooth-Verbindung wie eine Halskette (was zugegebener Maßen etwas eigenartig ist). Einen Grund, die Batterielaufzeit von acht Stunden anzuzweifeln, fand ich während meines Tests aber nicht.
Abschließendes Urteil
Ohne Zweifel ist das Shure SE 535 eines der besten Paar Ohrstöpsel, die ich je genutzt habe. Und das betrifft nicht nur die hervorragende Audioqualität, sondern ebenfalls die Transparenz und den absolut geniale Hörgenuss. Man hat geradewegs das Gefühl, als würde der gute Ruf des Herstellers, Produkte in Profi-Qualität herzustellen, aus jeder einzelnen Pore dieser Ohrhörer quellen. Für alle Audiophilen unter Euch, die die beste Klangqualität wollen, werden die SE 535 einen perfekten Job als Alltagshörer leisten.
Hört Ihr hingegen nur Spotify, Soundcloud oder andere Musik-Streaming-Dienste, sind die Shure SE 535 komplett übertrieben. Solange Ihr die Ohrhörer nicht für hochqualifizierteres Audio, wie zum Beispiel einer 320kbps MP3-Datei oder dem Tidal-Musikdienst nutzt, hört Ihr die 499 Euro nie raus. Letzte Woche kündigte Shure auf der CES 2020 zwei kabellose Produkte an. Darunter auch einen echten kabellosen Ohrhörer. Am Ende könnten das also die Geräte sein, auf die Ihr warten solltet, wenn Ihr auf der Suche nach unglaublichen Sound und moderner Funktionalität seid.
Ich habe ein LG G7 mit beschriebenem Quad-DAC und ziemlich gute Kopfhörer.
Statt 1000€-Player reicht es aber schon statt mp3, FLAC oder andere Lossless-Dateien zu verwenden.
Es ist einfach so, dass die Kabelverbindung einfach besser klingt.
Auf dem Arbeitsweg höre ich via Bluetooth. In meiner Freizeit dann mit Kabel, immer wieder hat man da AHA-Efekte.
Ich hoffe, dass Kabellos da eines Tages aufschließen kann.
Kopfhörer: Audio-Technica ATH-AR3BT BT toll, Kabel hervorragend; AKG K551 (nur Kabel) klanglich absolut der Hammer, Verarbeitungsqualität mangelhaft.
Genau. Und dann schliessen Sie es per Bluetooth an ein 1500 Euro teures Handy an, dass nur AAC kann. Versteh Apple wer will...
Teuer? Lol. Und im Vergleich z. B. mit den Vision Ears Erlkönig klingen sie vermutlich bestenfalls durchschnittlich. Ausserdem hatte der Verfasser wohl noch nie ein Custom IEM im Ohr. DAS ist Tragekomfort.
Klar klingen Custom IEM besser. Damit du die vernünftig ausreizen kannst brauchst du allerdings auch ein wirklich gutes Setup. Shure machen schon sehr geile, komfortable Kopfhörer, nur leider haben die auch ihren Preis. Klipsch machen auch fantastische Ohrhörer, falls es nicht Shure sein soll und es noch bezahlbar bleiben soll.
So teuer sind die garnicht, im Vergleich zur Referenzklasse (1000+ Euro). ;)
Na ja, dann kann man sich doch gleich mal ein paar mehr kaufen davon 🍹😎👍
Das Finanzamt freut sich. ;-)
Haptisch und qualitativ von der Verarbeitung her ein topp Kopfhörer.
Musikalisch mit Sicherheit - wie nun mal so oft in dem Segment - absolut Geschmackssache; super Höhen, tolle Mitten, aber ein Tiefenbereich, der bei linearer Einstellung zu zurückhaltend ist.
Ach so.... 'N Astell&Kern ist natürlich keine schlechte Wahl, den brauchts aber nicht unbedingt - ein FIIO M9 oder auch M11 als Preis-/Leistungskracher wären schon super Mitspieler!
Ich gebe zu, einen Test zu Kopfhörern zu schreiben und objektiv etwas wiederzugeben ist schwer, weil es keine konkreten Vergleiche gibt. Die Leser müssen es einfach glauben. Dennoch klingt der Test, sorry, etwas nach Werbung.
Oben steht Bluetooth 5 und unten 4. Was ist korrekt?
Die Akkulaufzeit hätte man in der Tat testen können.
Einige Typos (353/535, "n" vergessen, ...), um klug zu scheißen ;)
PS: Was ich nicht ganz verstanden habe: Wieso hat man bei diesen Einsätzen nicht das Gefühl "unter Wasser" zu sein? Ich habe das bis jetzt leider bei wirklich jedem dieser "Stöpsel" erlebt. Sowas fänd ich wirklich Mal angenehm. Ich verstehe nur nicht den Unterschied zu anderen.
PS: Merkwürdig finde ich auch, dass weiter oben die Musik über Spotify total gelobt wird, im Abschluss des Tests aber steht, dass die Kopfhörer für Spotify, Zitat, "komplett übertrieben" sind?!
Eine wichtige Sache fehlt: Wie lange lebt hier der Akku....1 Jahr oder 2 Jahre? Bei den Preis sollten mindestens 5 Jahre drin sein ansonsten ist mein Fazit: Luxus-Einweg-Wegwerfartikel.
Man kann ihn doch auch danach noch über die Klinke nutzen, was ohnehin die einzige Möglichkeit sein dürfte, einen High-End-DAC oder einen speziellen Player mit eben solchem zu nutzen.
Ob die Hörer über Bluetooth den Aptx-HD oder LDAC Codec unterstützen, bleibt der Artikel als Antwort leider schuldig.
Mit Klinkenanschluss wäre es einer langfristigere Investition. Der Preis ist trotzdem arg hoch.
Ein Kopfhörer kann nicht "teuer" genug sein...
Ersetze "teuer" durch Gut und der Preis ergibt sich von allein.
Was gut ist, liegt im Ohr des Nutzers und der Brieftasche...