Wie Smartphone-Technik die Straßen erobert
Qualcomm und Nvidia haben ihre Beiträge zu schlaueren Autos gezeigt: Qualcomm, der wichtigste Prozessor-Hersteller für Android-Smartphones und Nvidia, Hersteller des schnellsten Prozessors in einem Android-Tablet, wollen nun Eure Autos erobern. Was sie drauf haben, zeigten sie auf der Technikmesse CES in Las Vegas.
Schon auf der CES 2016 hatte Qualcomm den Snapdragon 820Am (damals Snapdragon 820A) vorgestellt. Die Automobil-Version des Prozessors, wie wir ihn aus Android-Smartphones wie dem LG G5, dem HTC 10 oder in überarbeiteter Form auch aus dem Google Pixel kennen, hat einige technische Besonderheiten.
Qualcomm erklärt, dass Automobilhersteller bei Snapdragon-820Am-basierten Plattformen einzelne Komponenten nachträglich ändern können. Sollten sich Funkstandards wie LTE weiterentwickeln, könnten die entsprechenden Module bei Bedarf einfach aufgerüstet werden. Somit ist diese Plattform vom Design her langfristiger ausgelegt als das Smartphone-Pendant. Das ist auch gut so, denn Autos werden meist deutlich länger als Smartphones genutzt.
Erst ein Jahr später sehen wir jedoch ein erstes Gerät mit dem Snapdragon 820Am. Qualcomm hat zusammen mit Panasonic eine Demo-Plattform gezeigt. Auf dem In-Vehicle-Infotainment-(IVI)-System lief Android Nougat, dessen Feature-Umfang sich verdächtig ähnlich zu der bereits existierenden Plattform Android Auto anhört:
- Zieleingabe für die Navigation
- Musiksteuerung
- Klimasteuerung
Das System soll aber erweiterbar sein. Hierbei ist es hilfreich, dass Qualcomm im vergangenen Herbst den Kauf des niederländischen Chip-Herstellers NXP bekannt gegeben hat. NXP beliefert 19 der 20 größten Autohersteller mit Halbleiterprodukten und hat in der KFZ-Industrie einen Fuß in der Tür. Zumindest im Infotainment- und Navigationsbereich verbessert Qualcomm damit also klar seine Chancen.
Auch die ebenfalls von Qualcomm neu vorgestellte Drive Data Platform soll hierbei helfen. Diese nutzt den oben genannten Prozessor, der Daten etlicher Sensoren im Fahrzeug auswertet. Das im Gerät verankerte Machine Learning kann im Laufe der Zeit bestimmte Muster erkennen und gesammelte Daten "mit dem Rest der Welt teilen". Es geht unter anderem darum, Trainingsdaten für die darauf folgenden selbstfahrenden Autos zu sammeln. Drittanbieter sollen das System mithilfe des Qualcomm Snapdragon Neural Processing Engine getauften SDKs erweitern.
Nvidia ist da aber schon zwei Schritte weiter
Nvidia und Audi arbeiten schon seit zehn Jahren zusammen. Nvidia hat mit dem PX 2 ein System vorgestellt, mit dem man bestehende Autos zu selbstfahrenden Autos aufrüsten könnte. Audi hat das kurzerhand mit einem Q7 vorgeführt. Der eingesetzte Computer musste vor der Fahrt auf dem Parcours nur vier Tage lang trainert werden. Anhand eines Prototypen zeigt Nvidia, wie der Autopilot arbeitet.
Nvidias System wird in drei Ausbaustufen gefertigt, die je nach Rechenleistung entweder als dezenter Co-Pilot oder als elektronischer Chauffeur agieren. Der nächste Audi A8 sei der erste Wagen, der das System anbietet. Zulieferer Bosch und ZF sollen indes helfen, das PX 2 für andere Hersteller anzupassen. Mit den beiden Partnern deckt Nvidia kurzerhand sämtliche Automarken ab.
Als wäre man zum Spaß da, hat Nvidia noch ein selbstfahrendes Auto selbst gebaut und gezeigt. Der BB-8 fuhr ebenfalls auf dem Parcours herum und chauffierte interessierte Gäste und Journalisten. In der Pressekonferenz zeigte Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang außerdem, wie der Co-Pilot Euch während der Fahrt vor Gefahren warnt oder Euch Tipps gibt - ohne selbst einzugreifen. Das System soll auch unterschiedliche Fahrer am Gesicht erkennen und Sitz, Heizung oder Radiosender ihren Vorlieben entsprechend einstellen.
Nvidia zeigte seine erste Plattform für selbstfahrende Autos vor zwei Jahren. Der Drive CX arbeitete mit zweckentfremdeten Tegra-Chips, wie sie im Tablet Google Pixel C oder zuvor im Nexus 9 verwendet wurden. Die wesentliche Rechenpower im PX 2 steckt mittlerweile in Pascal-GPUs. Das große System muss in Autos sogar wassergekühlt werden.
Es geht aber auch einfacher
Dass man sein Auto auch in MacGyver-Manier zum autonomen Vehikel umrüsten kann, zeigt der Jailbreak-Autor George Hotz. Mit Equipment, das im Sommer 2016 angeblich nur 1.000 US-Dollar gekostet hat, könne man mit seiner Methode fast jedem Auto das Selbstfahren beibringen.
Die dazu notwendige App befindet sich tatsächlich im Play Store. Sie dient der Kommunikation Eures Autos mit den Computern der Autoren. Ähnlich wie die Systeme von Qualcomm oder Nvidia ist auch das von Hotz gehackte Billig-System auf eine ständig wachsende Datensammlung angewiesen, um zu lernen.
Hotz und seine Kollegen haben das Ziel, ein für jeden erschwingliches System zu erschaffen. Insbesondere Fahrzeuge mit elektronischen Fahrhilfen wie ESP oder ABS seien einfach nachzurüsten, da diese den Zugriff zu Gas, Bremse und Lenkung liefern.
Offene Fragen an Euch
Wie steht Ihr zur den selbstfahrenden Autos? Gehört Ihr zu den Optimisten, die auf weniger Unfälle, weniger Staus und weniger Stress hoffen? Oder besorgt Euch die Idee, dass ein Roboter Euch chauffiert? Präzedenzfälle von Google und Tesla zeigen dass die Autopiloten zwar nicht unfallfrei, jedoch statistisch gesehen dem Menschen überlegen sind.
Die Gesetzeslage in Puncto "Hände am Lenkrad" wird sich nur ändern, wenn es gelingt, die Haftungsfrage zu klären.
Dann allerdings braucht man nicht mehr auf eine willige Generation zu warten. Die gibt es schon. Senioren, die aufgrund körperlicher Einschränkungen auf ein Auto verzichten müssen, wären z.B. dankbare Abnehmer und sind eine wachsende Bevölkerungsgruppe.
Auch diejenigen, die heute um ihrer Lieben willen oft den privaten Chauffeur geben müssen, würden sich vermutlich freuen. Denen verspricht so ein selbstfahrendes Auto mehr Freiraum für sich selbst. Taxiunternehmen wären sicher weitere Kundschaft für so ein Gefährt oder man denke an Speditionen.
da würde aber keine versicherung mitmachen! weil zu riskant
Schon jetzt sind selbstfahrende Autos sicherer als menschliche Fahrer. Warum sollten sich Versicherungen bei einem ausgereiften Produkt quer stellen?
Es gibt überhaupt keine jahrelangen Versuchsstudien zu dem Thema. Die Manipulationsmöglichkeiten der Technik sind völlig offen. Wie schnell gehackt werden kann wissen wir alle. Und solang es keine absolute Sicherheit gibt, wird es sowas auch nicht geben. Und ich wage zu bezweifeln, dass diese Sicherheit ein Hersteller geben wird.
Und dass selbstfahrende Autos pauschal sicherer sind, ist natürlich Quatsch. Es kommt immer auf die Situation an.
Selbstfahrende Fahrzeuge sind bestimmt nur solange sicher, wie nix passiert.
Ich stelle mir gerade die Situation vor, dass mir ein Kind vor mein autonomes Auto läuft. Welchen Algorithmus programmiert man dem Auto, wenn eine einfache Vollbremsung nicht mehr reicht: weiche nach rechts aus und fahre möglicherweise in die dazugehörige Kindergartengruppe, oder weiche nach links aus und fahre möglicherweise vorbeigehende Spaziergänger um...?
Ich glaube nicht, dass man die Ethikkommissionen dieser Welt davon überzeugen kann, dass ein oder mehrere Programmierer in der Lage sind, jedwede etwaigen Kombinationen aus Vorfällen und Zufällen zu erfassen und in Algorithmen zu verpacken.
Daher wird es meiner Meinung nach immer nötig sein einen fahrtüchtigen Verantwortlichen im Wagen sitzen zu haben, der die Situation in diesem Moment einschätzen kann - zumindest so lange die Straßen auch von schwächeren Verkehrsteilnehmern genutzt werden.
George Hotz hat sein Projekt übrigens aufgrund von Bedenken der Gewährleistung der Sicherheit des System einer amerikanischen Sicherheitsbehörden vorerst auf Eis gelegt.
Unter dem Eindruck eines Berichtes über die Raserszene in Deutschland, würde ich sagen ; je eher das selbstfahrende Auto kommt, desto besser. Und dann am besten nur noch ausschließlich. Kann mir nicht vorstellen, dass der Computerfahrer riskanter ist, als diese voll verstrahlten, denen es völlig egal ist ob sie Unschuldige ermorden.
Ich freue mich auf selbstfahrende Autos.
Aber ich habe Bedenken, dass dIe Idiotenregierung einem wieder alles vermiesen wird und man dennoch einen Führerschein besitzen muss, sodass es für mich keine Option sein wird.
Wie traurig. Da wird es doch tatsächlich gesetzliche Bestimmungen für das Führen eines "selbstfahrenden" Autos geben. Dein Kommentar ist ein gutes Beispiel, dass das auch dringend nötig ist.
Es ist auch Unsinn zu glauben, dass die Autos komplett selbständig fahren, so dass die volle Verantwortung auf die Hersteller übergeht. Die haben als allerletzte ein Interesse daran.
Wir haben wohl unterschiedliche Ansichten von der Definition eines autonomen Fahrzeuges.
Es ist einfach unrealistisch, in den nächsten Jahrzehnten auf komplett autonom fahrende Autos zu hoffen. Dagegen werden sich Hersteller, Versicherungen und Gesetzgeber wehren. Nicht nur hierzulande. Wer will denn die Verantwortung bei Unfällen durch technische Defekte u.ä. (die auch dann weiterhin passieren werden) tragen?
Und ich würde wetten, der Großteil der Fahrer will ebenfalls im Zweifel eine Kontrolle behalten.
Es gibt doch schon autonom fahrende Fahrzeuge ohne Führerscheinpflicht, nennt sich Öffis.
Ein Führerschein soll natürlich Voraussetzung sein. Der Fahrer soll im Notfall doch eingreifen können.
Da hast du Eindeutig recht @R.Naubereit
das wäre geil! Auto mit android, da könnte man ja glatt einen Mercedes per update zum BMW machen
Mach den Benz Fahrern keine falschen Hoffnungen ;)
Die Technik muss auf jeden Fall ausgereift sein, da es ja auch gefährlich wird im Straßenverkehr. Wenn man aber bedenkt wieviel Unfälle und Verletze und gar Tote ( Weltweit jährlich 1,2 Millionen) es gibt, dann muss es die Technik besser machen.
Also ich gehöre zu der Sorte Autofahrer mit Nürburgring - Erfahrung, und das schon seit über 30 Jahren. Für mich unvorstellbar, einen Computer für mich fahren zu lassen. Für mich ist das nichts.
Es ist aber anzunehmen, dass ein Computer schneller und sicherer durch die grüne Hölle kommt, als jeder menschliche Fahrer 😉
Aber auch Computer machen Fehler weil sie von Menschen programmiert werden.