Sicher seid Ihr schon einmal in der Ecke von YouTube gelandet, in der kuriose Situationen von Dashcams gezeigt werden. Der Wahnsinn, der uns jeden Tag auf den Straßen begegnet, wird aber nicht nur für unsere Belustigung aufgezeichnet. Auch in Deutschland kann das Material von Dashcams in komplizierten Situationen als Beweismittel dienen.
Während der Bundesgerichtshof die Dashcam-Aufnahmen als Beweismittel zugelassen hat, ist das "anlasslose und dauerhafte Aufzeichnen des Straßenverkehrs" nicht legal. Wie die Versicherung Axa auf eine Infoseite schreibt, sollten Dashcams daher entweder eine Loop-Funktion (Aufzeichnung der letzten paar Sekunden), Beschleunigungssensoren, GPS oder eine Datums- und Zeiterfassung mitbringen. Das alles bringen auch ältere Android-Smartphones mit!
Voraussetzungen: Das muss Euer altes Handy noch können
Hier gibt es gute Nachrichten! Euer altes Handy muss nicht mehr viel können, um als Dashcam verwendet zu werden. Eine Kamera muss natürlich vorhanden sein, im besten Falle sorgt eine Ultraweitwinkelkamera für mehr Übersicht. Da wir unsere alten Handys später mit einem Autonetzteil permanent aufladen, kann der Akku ruhig schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.
Der freie Speicherplatz sollte zumindest ein Gigabyte betragen – mehr aber auch nicht, da wir die Aufnahme ja nicht dauerhaft speichern wollen. Die von mir verwendeten Apps funktionieren auch auf älteren Android-Versionen und auch für alte iPhones gibt's passende Software. Für diesen Test habe ich ein altes Motorola Moto G aus dem Jahr 2014 verwendet.
Anleitung: So wird Euer altes Handy zur Dashcam
Schritt 1: Altes Handy vorbereiten
Gehen wir nun Schritt für Schritt durch, wie Ihr Euer altes Handy am besten in eine Dashcam verwandelt. Zuallererst solltet Ihr das alte Handy daheim ins WLAN-Netz bringen. Ein Google- oder iOS-Account zum Herunterladen von Apps ist ebenfalls hilfreich. Für meinen Versuch habe ich folgende App genutzt:
Die App "Droid Dashcam" ist kostenfrei und bittet Euch lediglich darum, eine Spende für den Entwickler zu hinterlassen. Mit über 100.000 Downloads sowie 4,3 Sternen bei 1.471 Rezensionen (Stand Juni 2021) ist sie eine der beliebtesten Dashcam-Apps für Android.
Mich überzeugte vor allem die Loop-Funktion, die automatisch alle fünf Minuten die letzte Aufnahme überschreibt. Die Abstände der Loops könnt Ihr selbst festlegen. Aktiviert Ihr hierzu die Unfallerkennung über die Beschleunigungssensoren des Handys, holt Ihr Euch echte Profi-Dashcam-Features auf das Handy.
Darüber hinaus besitzt die App ein praktisches Autostart-Feature, das die Aufnahme beim Aufladen des Handys startet. Das klingt erst einmal komisch, ist aber beim Aufladen Eures alten Handys über den Zigarettenanschluss sehr praktisch. Denn sobald Ihr die Zündung Eures Autos startet, wird die Aufnahme gestartet.
Vergleichbare Anwendungen findet Ihr sowohl im Google Play Store als im AppStore von Apple. Achtet allerdings auf monatliche Abonnements und auf die eingangs erwähnten Bedingungen zur Nutzung in Deutschland. Da viele Apps aus den USA stammen, zeichnen viele Apps den Straßenverkehr dauerhaft aus. Diese dürft Ihr in Deutschland nicht verwenden.
Schritt 2: Altes Handy ins Auto bauen
Um das Handy sicher im Auto zu befestigen, eignen sich am besten handelsübliche Smartphone-Halterungen. Modelle mit Saugnapf gibt es bereits für unter 15 Euro bei Amazon. Achtet allerdings darauf, dass die Halterung eine offene Rückseite halt, sodass die Kamera nicht verdeckt wird.
Alternativ könnt Ihr auch zu einer Halterung für den Rückspiegel greifen. Diese hat den Vorteil, dass Euer Handy eine etwas höhere Position einnimmt und dadurch nicht so sehr in Eurem Sichtbild beim Autofahren ist. Auch hier seid Ihr bei weniger als 15 Euro dabei. Zwei Modelle, die auf den ersten Blick bei Amazon ganz gut aussahen, findet Ihr nachfolgend:
Ein weiterer Tipp, um das alte Handy möglichst stressfrei als Dashcam zu verwenden: Kauft Euch ein Handyladegerät für den Zigarettenanzünder. Das Modell in meinem Auto hat eine einziehbare Kordel, mit der man das Kabel ein wenig spannen kann. So fliegt keine nervige Strippe in der Mittelkonsole herum. Im Netz gibt's übrigens auch Modelle, die zwei USB-Anschlüsse haben. So könnt Ihr Euer "Haupt-Smartphone" ebenfalls aufladen.
Schritt 3: Läuft auch im Hintergrund
Theoretisch könnt Ihr Euer altes Smartphone auch gleich per USB- oder Aux-Verbindung als neue Medienzentrale ins Auto bauen. Denn viele Dashcam-Apps, darunter auch die von mir genutzte Droid Dashcam, können auch im Hintergrund das Geschehen von der Windschutzscheibe aufzeichnen.
So könnt Ihr das neue Autofahr-Handy noch zur Navigation nutzen oder Musik darüber abspielen. Bedenkt aber, dass die Bedienung ausschließlich im Stillstand und beim ausgeschalteten Motor erlaubt ist. Aber auch ohne Drauftippen ist ein Handy im Sichtfeld immer auch eine Ablenkung. Abseits dieses Sicherheitshinweises vertraue ich aber auf Eure Vernunft!
Fazit und Nachteile
Smartphones stellen mit der richtigen App wirklich leistungsstarke Dashcams dar, die sogar mit einigen Zusatzfunktionen glänzen. Bevor Euer Handy in der Schublade versauert, solltet Ihr der Lösung mal eine Chance geben. Allerdings hat das Dashcam-Phone auch Nachteile.
Allen voran fehlt Handys ein Nachtsichtmodus, den einige Dashcams bereits mitbringen. Darüber hinaus ist die Akkulaufzeit eines Handys, das permanent filmt, recht kurz. Wollt Ihr also kein Kabel im Auto herumfliegen haben, eignen sich Smartphone-Dashcams nur für Kurzstrecken.
Wie sind Eure Erfahrungen mit Dashcams und habt Ihr den Trick mit Eurem Smartphone schon einmal ausprobiert? Teilt mir das in den Kommentaren mit!
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