Android und KI: Bitte, Google – mach diese Fehler nicht schon wieder

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Mit "Circle to Search" will Google die Internetsuche revolutionieren. Das spannende KI-Feature ist derzeit auf wenigen ausgewählten Geräten wie dem Galaxy S24 Ultra (Test) oder dem Pixel 8 Pro (Test) verfügbar. Aber schießt sich Google mit dieser Strategie möglicherweise selbst in den Fuß und wiederholt alte Android-Fehler? Lest meine Meinung dazu. 

KI ist überall! Ob nur als Buzzword und Marketing, oder als wirklich starke Funktion mit echtem Mehrwert, wir können "künstlicher Intelligenz" derzeit nicht entkommen. Kein Wunder, dass auch Smartphone-Hersteller immer prominenter auf KI-Funktionen hinweisen und mehr und mehr dieser smarten Tricks in ihre Geräte implementieren. Samsung treibt das Spiel sogar so weit, mit eigener Galaxy AI eine ganz neue Plattform zu lancieren.

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Allerdings handelt es sich dabei um eine Plattform, die zu großen Teilen auf KI-Funktionen von Google setzt, wobei "Circle to Search" wohl das prominenteste Beispiel ist. In diesem Beitrag erkläre ich diese neue Suchfunktion noch einmal ganz kurz, spreche über die Exklusivität, die die Funktion derzeit besitzt, berichte von einem Déjà-vu und einer Befürchtung bezüglich eines Android-Fehlers, der sich wiederholen könnte. 

Das ist Circle to Search

Lasst uns alle noch einmal ganz kurz klären, was dieses "Circle to Search" ist, das Google selbst so beschreibt: "Circle to Search ist eine neue Möglichkeit, mit einer einfachen Geste auf Eurem Smartphone nach Informationen zu suchen, ohne die App wechseln zu müssen." Und tatsächlich ist das Tool damit schon recht genau umrissen. 

Egal wo auf dem Handy: Seht Ihr ein Kleidungsstück, eine Sehenswürdigkeit, eine Speise oder sonst was, zu dem Ihr weiterführende Informationen sucht, aktiviert Ihr mit einem langen Druck auf den Home-Button die KI-Suche. Alternativ aktiviert Ihr die Gestennavigation durch das lange Drücken des Touch-Balkens am unteren Bildschirmrand. Jetzt kreist Ihr das Objekt Eurer Begierde ein (oder tippt einfach drauf) und schon rauschen die Suchergebnisse rein, ganz unabhängig davon, ob Ihr im Browser seid, irgendeine App nutzt, oder auf dem Homescreen unterwegs seid. 

Somit ist Circle to Search knapp zusammengefasst so etwas Ähnliches wie Google Lens, nur deutlich unkomplizierter.

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Circle to Search: Vorerst exklusiv für Samsung und Google

Circle to Search ist ein von Google entwickeltes KI-Tool, aber die ersten Geräte, auf denen wir es vorfanden, waren die der Samsung-Galaxy-S24-Familie. Dass Google auch seine aktuellen Pixel-Phones bedenkt, erklärten die Kalifornier direkt selbst in der Pressemitteilung zu "Circle to Search" im Januar: "Circle to Search kommt am 31. Januar auf ausgewählte Premium Android-Smartphones – dem Pixel 8, Pixel 8 Pro und der neuen Galaxy S24-Serie – in allen Sprachen und überall dort, wo sie erhältlich sind."

Damit steckte Google bereits einen sehr engen Claim ab, was die Verfügbarkeit angeht. Relativ überraschend folgte dann die Ankündigung für die Pixel-7-Smartphones im Rahmen des Android-Feature-Drops im März. Wenn Ende März Android 14 mit One UI 6.1 (Test) auf weitere Samsung-Galaxy-Devices eintrudelt, wird dann auch Galaxy AI dort am Start sein. Das bestätigte Samsung bereits offiziell. Das bedeutet, dass diese Funktion auf absehbare Zeit nur auf sehr ausgewählten Galaxy- und Pixel-Devices zu finden sein wird. Nicht einmal das Pixel Fold (Test) hab bislang eine Ankündigung für Circle to Search erhalten. 

Aber wann werden weitere Hersteller folgen? Marken wie Honor arbeiten eifrig an eigenen KI-Features, aber dennoch wäre Circle to Search ja für jedes Android-Smartphone eine spannende Ergänzung, oder? 

Möglich ist es, dass die Funktion sogar bis zum 05. Oktober 2024 exklusiv Samsung und Google vorbehalten bleibt. Darauf weist zumindest eine Pressemitteilung von Samsung in den Niederlanden hin. Die besagte Stelle ist mittlerweile wie von Zauberhand verschwunden, aber im Internet kommt ja zum Glück nichts weg. Ursprünglich schrieb Samsung Nederland in der Pressemitteilung, in der es um die Verkaufsrekorde der S24-Reihe ging, Folgendes:

Circle to Search: exklusiv auf Samsung- und Google-Geräten

Das Galaxy S24 öffnet nicht nur die Tür zur Zukunft der Kommunikation, sondern ist auch eines der ersten Handys, das Circle to Search mit Google bietet. Und das macht das S24 einzigartig, denn diese Funktion wird bis September dieses Jahres nur auf Samsung- und Google-Geräten verfügbar sein.

Und in einer Fußnote ging es weiter mit:

Circle to Search wird ab Januar 2024 für die Google-Pixel-8-Serie und die Samsung-Galaxy-S24-Serie verfügbar sein. Circle to Search könnte ab dem 5. Oktober 2024 auch auf Android-Geräten anderer Marken verfügbar sein, aber dafür sind keine aktiven Entwicklungen im Gange.

Mein Eindruck ist daher, dass wir es hier mit einem vorerst exklusiven Feature zu tun haben, bei dem Google uns aber nicht so explizit erzählen möchte, dass es zumindest auf Zeit exklusiv ist. Immerhin heißt es auch in der entschärften Pressemitteilung von Samsung Nederland noch, dass Circle to Search exklusiv für beide Unternehmen ist und verweist auf die enge Beziehung. Gerben van Walt Meijer, Marketing Manager Mobile bei Samsung Nederland, sagt:

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Die Tatsache, dass Google diese innovative Technologie nur für seine eigenen Geräte und die von Samsung zur Verfügung stellt, spricht für die gute Beziehung und das Vertrauen zwischen beiden Unternehmen.

Da war doch mal was: Ein Android-Déjà-vu

Vor etwa 700 Wörtern versprach ich Euch, dass ich auf potenzielle Fehler Googles zu sprechen kommen werde. Geduldet Euch dafür noch einen kleinen Moment, denn davor gibt es noch eine kleine Zeitreise. Es geht zurück ins Jahr 2012, als Google mit Android 4.1 Google Now vorstellte. Es gab diese kontextbasierten Karten und Ihr konntet damals bereits per Sprache mit Eurem Smartphone interagieren. Google Now wurde dann 2017 eingestampft zugunsten des Google Assistant. 

Ein Urahn von "Circle to Search": Now on Tap auf dem Nexus 5 / © nextpit

Aber ziemlich genau dazwischen, nämlich 2015, brachte uns Google ein Feature namens "Google Now on Tap". Okay, nach Deutschland kam Google Now on Tap erst 2016 mit dem Marshmallow-Update.Aber wir wollen jetzt nicht um ein Jahr früher oder später streiten. Wichtiger ist, was diese Funktion machte. Wieder lasse ich es Google in eigenen Worten erklären:

Mit Now on Tap könnt ihr einfach den Home-Button gedrückt halten und so Hilfe anfragen, ohne mit dem, was ihr in einer App oder auf einer Website gerade tut, unterbrechen zu müssen. Wenn euch ein Freund zum Beispiel eine WhatsApp-Nachricht wegen eines Besuchs des neuen Star Wars Films schickt, könnt ihr Now on Tap aufrufen, ohne WhatsApp zu verlassen.

Klingt bekannt? Ja, finde ich auch. Im Grunde war das schon genau der Circle-to-Search-Trick, nur dass wir die Suche damals noch nicht mit dem simplen Einkreisen auslösen konnten. Aber der Ansatz, an jedem Ort auf dem Handy unkompliziert Suchanfragen abzusenden, ist nahezu identisch. Ihr konntet damals bereits im Chat über ein Restaurant sprechen und daraufhin danke Now on Tap direkt einen Tisch reservieren, Rezensionen lesen, oder Euch den Weg zum Restaurant erklären lassen. 

Falls Ihr Euch fragt, was ich für ein verdammtes Superbrain habe, dass sich daran noch erinnert: Nope, so ist es nicht leider. Vielmehr bin ich bei der Recherche über den interessanten Beitrag von JR Raphael für Computerworld gestolpert. Er schreibt auch über das Schicksal dieser hochinteressanten Funktion, aber dazu komme ich jetzt im letzten Abschnitt. 

Mach diese Fehler nicht noch einmal, Google

Fehler 1: Mangelndes Durchhaltevermögen

Wie erwähnt, hat der Google Assistant 2017 Google Now abgelöst. Daran ist grundsätzlich nichts Verwerfliches, denn wenn ein Dienst von einem fortschrittlicherem abgelöst wird, profitieren wir als Smartphone-Nutzende ja alle. Okay, das stimmt nur, wenn ein geliebtes Feature nicht plötzlcih ins App-Nirwana befördert wird. Und ja, genau das geschah seinerzeit mit Now on Tap: Es verschwand spurlos und reihte sich ein in eine endlose Liste von Google-Diensten, die das Unternehmen mehr oder wenig überraschend einstampfte (Ach, 'Google Reader, ich vermisse Dich immer noch!!).

Ich finde, es war ein schwerer Fehler, da nicht am Ball zu bleiben. Was Google offensichtlich ähnlich sieht, wenn heute mit Circle to Search der moderne, jüngere Bruder dieser Idee für Furore sorgt. Vielleicht schafft es Google ja, diesen Fehler nicht zu wiederholen.

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Aber sei es drum: Dieser ominöse Drang, beliebte Features zu kicken, ist nicht das Einzige, was mir Sorgen macht, liebes Google. 

Fehler 2: Unsinnige Exklusivität

Es ist auch diese zumindest zeitweise Exklusivität von Circle to Search, die mich beunruhigt. Auch da fällt mir ein Beispiel ein, das sich für Google nicht ausgezahlt hat, und erst recht nicht für andere Smartphone-Hersteller aus dem Android-Lager. Mit den Pixel-Smartphones hat Google ja echte Kamera-Wunder am Start. Dabei ging es dem Unternehmen von Anfang an nicht nur um die notwendige Hardware, sondern gerade auch darum, softwareseitig so viel wie nur möglich aus den Sensoren herauszukratzen. 

Das Google Pixel 8 Pro ist das bis dato beste Kamera-Handy des Unternehmens. / © nextpit

Das Problem dabei: So innig wie sich Googles Programmierer:innen jetzt auf die Pixel-Kamera stürzten, so wenig interessiert war man plötzlich an der eigentlichen in Android integrierten Kamera-App. Die Entwicklung stagnierte und traf so manchen Hersteller ins Mark. Diejenigen, die für herausragende Kamera-Smartphones bekannt waren – beispielsweise Samsung und Huawei – konnten das aus eigener Kraft kompensieren. Aber viele andere Marken schauten in die Röhre und brauchten eine, wenn nicht sogar zwei Generationen, um den Rückstand bei der Bildqualität halbwegs wieder aufzuholen. 

Es wäre also schön, wenn Google jetzt nicht wieder den Fehler beginge, die eigenen Smartphones – und die vom treuen Partner Samsung – mit starken Entwicklungen zu pushen, und dabei den Rest der Android-Welt zu vernachlässigen. Das bringt mich zum dritten Fehler:

Fehler 3: Schlechtes Timing

Nur mal angenommen, Das Ende des Monats September bzw. der 05. Oktober markiert tatsächlich das Ende der Exklusivität: Wäre das vielleicht der Zeitpunkt, an dem Google das Pixel 9 inklusive Android 15 vorstellt? Möglich, dass Google die neue OS-Iteration für das passende Ereignis hält, Circle to Search für weitere Smartphones und Hersteller auszurollen. Aber irgendwie erwarten wir vorher auch noch ein neues iPhone und mit ihm iOS 18

Menschen, die bei Apple nah dran sind, erwarten aus Cupertino ein massives Software-Update mit irrsinnig vielen KI-Funktionen, die tief ins System integriert werden. Anfang September steht uns also ein Launch-Event ins Haus, bei dem Apple vermutlich ein KI-Feuerwerk abbrennen wird. Wenn Google tatsächlich so lange abwartet, bis es seine eigenen KI-Features breiter verfügbar macht, öffnet man Apple die KI-Tür sperrangelweit und bereitet dem Konkurrenten so quasi die Bühne. Apple wird das sicher nutzen und uns mit magischem KI-Zauber die Marketing-Geschosse reihenweise um die Ohren hauen. Seid Euch übrigens auch sicher, dass Apple uns schon im Sommer bei der WWDC entsprechende Einblicke gewähren wird.

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Fehler 4: Marketing

Ich hab einen Moment überlegt, ob ich das Google wirklich als Fehler ankreiden möchte. Denn immerhin ist Circle to Search das prominenteste neue KI-Feature im Samsung-Flaggschiff, es gab eine eigene Pressemitteilung nur für die Verfügbarkeit dieser Funktion und augenscheinlich erfreut sie sich auch bereits großer Beliebtheit, wo sie verfügbar ist. 

Beim MWC 2024 machte Google auf der "Circle to Search"-Wand darauf aufmerksam, wie nützlich die Funktion ist. / © nextpit

Aber da wir gerade über Apple sprachen: Überlegt Euch, was Apple aus "Circle to Search" gemacht hätte, wäre das ein Feature, dass man uns mit einem neuen iPhone präsentiert! Es hätte ein Feuerwerk an Superlativen gegeben, den ein oder anderen Diss Richtung der Konkurrenz und vermutlich hätte man sich auch einen sehr smarten Namen für die Funktion ausgedacht, die weniger sperrig daherkommt wie ein "Circle to Search". iFind vielleicht oder iSearch, was weiß ich ... 

In der Folge hätte uns Apple medial damit überrollt, sodass wir gar nicht anders können würden, als diese neue Funktion kennenzulernen. Aber wie gesagt: Ich glaube, dass Apple das einfach besser beherrscht als der Rest des Marktes, weshalb ich das Google allenfalls als "Fehlerchen" ankreiden möchte. 

Fazit

Damit sind wir am Ende meines viel zu langen Textes und an dem Punkt, an dem ich konsterniert konstatieren muss: Google hat ein bärenstarkes neues Feature am Start, enthält das aber viel zu lange viel zu vielen Unternehmen vor und erzählt der Welt nicht laut und oft genug davon. Wenn alle Anbieter wie selbstverständlich Circle to Search auf ihren Handys implementieren könnten, wäre das flächendeckend schneller als Begriff und als Funktion etabliert, noch bevor Tim Cook auch nur ein einziges Mal "AI" ins Mikro hauchen kann bei seiner iPhone-Keynote. Über allem baumelt auch noch dieses "Wir killen coole Features oft viel zu früh"-Damoklesschwert. 

Deswegen schicke ich jetzt abwechselnd Appelle, Stoßgebete und Durchhalteparolen Richtung Mountain View: Haltet durch, haut mehr auf den Putz, was Eure Features angeht und bringt sie verdammt nochmal schneller auf viel mehr Geräte! Danke!

So, während ich mich wieder ein bisschen beruhige, frage ich mal in die Runde: Übertreibe ich es, sehe ich es zu schwarz – oder bewerte ich dieses KI-Feature schlicht zu hoch, um hier so viel Wirbel zu veranstalten? Schreibt es mir gern in die Kommentare.

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