Apple Arcade im Test: das eine Abo, sie alle zu binden

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Wann ist das passiert, dass wir digitale Inhalte wie Apps und Bücher und Spiele und Filme und Serien und Musik und Programme und Speicherplatz wohlwollend als Abo-Modell konsumieren? Apples Spiele-Abo Arcade hatte bei mir einen schweren Start, denn es sollte mein neuntes Abo werden, das ich beziehe. Ich habe Arcade in zwei Phasen getestet und gemeinsam mit meinem inneren Schweinehund die Entscheidung getroffen: behalten oder kündigen? 

Gaming-Abos sind mittlerweile nichts ungewöhnliches mehr und doch empfinde ich sie als jüngstes Mitglied der Abo-Landschaft. Unlängst kennen wir mit seinem Dienst Tempo an Fahrt aufnehmen. Im Teaser habe ich erzählt, dass ich (inklusive Apple Arcade) neun Abo-Modelle beziehe und ich muss zugeben, dass ich für diesen Artikel erstmals überschlagen habe, wie viele es wirklich sind. Ich traue mich kaum auszurechnen, wie viel Geld ich im Monat für diverse Dienste verbrenne. Es brennt jedenfalls lichterloh. Denn faktisch nutze ich nur wenige dieser Abos regelmäßig: 

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Fies sind jene Abo-Modelle, die man nicht mehr los wird. Das sind für mich zum Einen Apples Speicherpläne (weil man sich die Cloud bis obenhin mit Daten zuhaut) und Amazons Audible, weil man immer irgendwie zwei Guthaben übrig hat, die man noch plant, einzulösen – aber wofür? Ach egal, gucke ich morgen. Morgen: Herzlichen Glückwunsch, Ihr neues Audible-Guthaben ist da. Grmpf. 

Apple Music ist auch schwer loszuwerden. Liebgewonnene Playlists und Künstler, heruntergeladene Musik, die Kompatibilität mit meinem HomePod hindern mich am Kündigen des Accounts. Netflix werde ich nicht los, da ich mir mit zwei anderen Parteien den Account teile. Umso mehr kämpften Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter wilden Tango, als es in einer E-Mail von Apple sinngemäß hieß: Julia, komm zurück. Hier hast du vier Wochen kostenlosen Apple-Arcade-Zugang. Noch ein Abo. Nein! Aber du spielst doch so gerne. Ja! Sie wollen dich binden, Julia. Nein! Kostenlos! JA! 

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Es war nicht das erste Mal, dass ich Apples Gaming-Dienst ausprobierte. Bereits zum Start gab es eine Aktion, an deren Inhalt ich mich nicht mehr erinnere, die mir aber ein paar kostenlose Momente in Apples Arcade-Tab im Apple App Store bereitete. Wie bei Apple TV+ (Cheeees. Dieses Abo habe ich ja auch noch! Zähle ich mal nicht dazu, ist ein Jahr gratis) bot mir Apple Arcade zum Start aber nicht genug, um dazubleiben. Ich war aber neugierig, wie sich das Abo-Modell seit Ende 2019 weiterentwickelt hat. 

Was ist Apple Arcade eigentlich …? 

Apples Spieleabo wurde im Herbst 2019 eingeführt und ist für macOS, iOS, iPadOS und tvOS verfügbar – ich kann also auf meinen diversen Apple-Geräten munter zocken (Außer auf meinem geliebten Apple TV, weil alt). 4,99 Euro kostet das Abo pro Monat, also rund 60 Euro im Jahr, ohne den Gratis-Monat beim ersten Abo-Abschluss zu berücksichtigen. Das summiert sich dann natürlich mit anderen Abo-Modellen, die gut und gerne das Doppelte pro Abo kosten (Du weißt schon, dass du somit mehrere Hundert Euro im Jahr für …. Stopp!)

Mittlerweile sind bei Apple Arcade über 100 Spiele verfügbar, die auch offline gezockt werden können. Verfügt Ihr über einen Account in Apples Game Center, sind alle Spielstände auf den oben genannten Plattformen synchronisiert. In den meisten Spielen könnt Ihr bis zu drei Spielstände anlegen. Durch Apples Familienfreigabe könnt Ihr Apple Arcade zudem mit Euren Liebsten teilen. 

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2019 hat Tim Cook Apple Arcade offiziell vorgestellt. / © Apple (Screenshot: AndroidPIT)

Das Spieleabo bietet in meinen Augen einige Vorteile, die mir im täglichen Surfen in App Stores stets negativ auffallen. So könnt Ihr Euch sicher sein, dass Ihr mit Apple Arcade weder lästige Werbeeinblendungen konsumieren müsst, noch durch In-App-Käufe und Mikrotransaktionen Vorteile erkaufen könnt (Pay-to-Win-Modell). Stattdessen bietet Apple Arcade ein Spielerlebnis, das an Konsolen und Handhelds erinnert, statt an App-Gaming. Das gefällt mir. 

Zuletzt ist es mir bei Apple TV+ aufgefallen und auch bei Apple Arcade zeichnet sich ab, dass Apple enorm viel Marktanalyse und Forschung in neue digitale Angebote steckt. Denn es finden sich bei Apple Arcade nur die Perlen der mobile Games. Wir finden dort beliebte Genre wie Puzzler, Click-and-Point, Open-World-Adventures, aber auch Nachfolger namhafter App-Spiele, wie ein fotorealistisches Psychedelic-Abenteuer namens Frogger oder die Saga um Eure Miauestät in Cat Quest 2. So ähnlich ist Apple beim Einkauf der Inhalte für Apple TV+ vorgegangen. Hier finden wir mit See einen GoT-Abklatsch, mit The Revenant eine Horror-Serie und jede Menge Space-Inhalte. Was das primitive Otto-Normal-Konsumentenherz eben begehrt. Mich kann man mit vielen dieser Inhalte auch abholen, wenn sie gut gemacht sind. Und bei Apple Arcade muss ich sagen: Chapeau. Das gefällt mir richtig gut. 

Meine Spiele-Empfehlungen: Tangle Tower, Cat Quest 2, Oceanhorn 2

Drei Spiele in Apple Arcade haben es mir in den letzten Wochen besonders angetan. So sehr angetan, dass ich ein paar Tage in Folge meine Boni in Animal Crossing für die Switch versäumt und beinahe das Mai-Feierei-Event verpasst hätte. Apple hat meine Aufmerksamkeit durch verschiedene Genre erlangt. Ich liebte schon immer die kniffligen App-Games um die "The Room"-Reihe und auch "House of Da Vinci" reiht sich in meine liebsten Spiele ein. Durch den Tipp eines Lesers vor ein paar Wochen konnte auch das iOS-Game Cat Quest meine Aufmerksamkeit erlangen. Es war kostenlos erhältlich. Solche Click-and-Point-Games erinnern mich immer an Monkey Island und befördern mich zurück in meine wilde Jugend. Letztendlich hat mich aber auch "The Legend of Zelda: Breath of the wild" in meinen späten 20ern enorm geprägt. Ich würde dieses Spiel direkt mit Luigi's Manson 3 als die besten Games für die Switch bezeichnen. 

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Ocean Horn 2 erinnert extrem an The Legend of Zelda für die Switch. / © NextPit

Deshalb fiel es mir so leicht, mich in Ocean Horn 2 zurechtzufinden. Wer sich freimachen kann von Vergleichen, aber trotzdem Open-World-Games liebt, der sollte das Spiel unbedingt ausprobieren. Für mich ist das Spiel ein Meilenstein in der Smartphone-Zockerei, denn ich muss ganz ehrlich sagen: Sowas kenne ich nur von der Konsole. Apple hat sich da grandiose Exklusivrechte beim finnischen Spieleentwickler Cornfox & Bros. gesichert. Die Steuerung ist intuitiv und gespielt auf dem iPhone mit Touch-Steuerung okay. Ich mag Touch-Steuerung generell nicht gerne. Umso genialer ist das Feeling in Ocean Horn 2 auf dem MacBook Pro. Die Grafik läuft einwandfrei, die Steuerung musste ich mir nicht ansehen, das ist alles stimmig und generationenbedingt trifft man mit den Tasten W, D und A schon 90 Prozent von dem, was man in diesem Open-World-Adventure benötigt. Ihr kämpft gegen Monster, sammelt Schätze ein, sucht nach Schlüsseln für verschlossene Türen und lernt neue Fertigkeiten. Die Bosskämpfe sind herausfordernd und manchmal überraschend schwierig. Ganz nach meinem Geschmack.

In Tangle Tower löst Ihr einen skurrilen Mordfall. / © NextPit

Tangle Tower mit ganz viel Witz 

Ich würde das kunterbunte Rätsel-Spiel Tangle Tower nicht wirklich direkt mit der "The Room"-Reihe gleichsetzen. Dafür sind zu wenig knifflige Rätsel enthalten. Aber Tangle Tower in Apple Arcade überzeugt durch heitere Dialoge zwischen den beiden Hauptermittlern, mit denen Ihr einen Mord in einer Villa aufklären müsst. Das Spiel ist so enorm hochwertig produziert worden, dass auf iPhone, iPad oder MacBook jegliches Gefühl von "App" zu keinem Zeitpunkt Oberhand gewinnt. Stattdessen ist dieses Click-and-Point-Adventure der reinste Genuss, zieht einen so richtig in den Bann und lässt einen die gesamte Welt für einige Augenblicke vergessen. Die Synchronsprecher sind großartig, wenn auch in englischer Sprache – Ihr könnt den Untertitel auf Deutsch lesen. Die Charaktere des Spiels sind einzigartig, die Story lustig und wirklich spannend. Die enthaltenen Rätsel haben mich an meine Grenzen gebracht und bieten Knobel-Spiele von einfach bis schwierig. In Tangle Tower musste ich oft querdenken, aber es hat sich gelohnt. Auf dem Mac macht es noch mehr Spaß als auf dem Handy, da man einen enorm guten Sound und eine High-End-Grafik bekommt, die Ihr zu Beginn auf dem Apple-Computer sogar konfigurieren könnt. 

Cat Quest 2 überzeugt mit witzigen Dialogen und niedlichen Viechern. / © NextPit

Cat Quest 2: Wenn Harry Potter eine Katze wär … eh? 

Das Katzen-Königreich-Spiel ist mein heimlicher Favorit im Arcade-Universum. Was braucht das Tier-Herz mehr als eine knuffige Katze neben einem flauschigen Hund, die gemeinsam das Böse besiegen? In Cat Quest 2 spielt Ihr beide Charaktere, die begleitet von epischer Harry-Potter-Musik und unglaublich lustigen Dialogen wirklich harte Monster-Kämpfe austragen, Rüstungen sammeln und verbessern und Zauber lernen können. Hier lacht Ihr über Foltermethoden wie "Wir binden dir eine Gurke auf den Rücken" oder über Adelstitel wie "Eure Miauestät" – Cat Quest 2 ist einfach königlich, egal ob auf dem iPhone oder dem MacBook. 

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Apple Arcade – Entscheide dich, welches Abo soll gehen? 

Ich habe nun mehr oder weniger drei Spiele, die mich an Apple Arcade binden. Denn in Sachen Spielzeit ist bei den einzelnen Titeln richtig viel drin. (Sag ich ja, sie wollen dich binden. Nein!) Ich werde Apple Arcade mal für ein, zwei bezahlte Monate weiter ausprobieren (Ja, klar…) und eigentlich ist meine Entscheidung schon gefallen, welches Musik-Abo oder TV-Abo oder Bücher-Abo oder Hörbuch-Abo gehen muss. Apple Arcade wird Audible killen und daran kann mich niemand hindern! (Aber Montag kommt doch das Nachfolge-Buch von "Achtsam Morden" raus und der Autor liest diesmal selbst, und … STOP! Shut up and take my money, Abo-Modelle.)

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