Ja, ja – alte Männer lästern hier wieder mal über etwas, was sie nicht verstehen. Könnte man meinen, aber ich behaupte mal frech, dass dem nicht so ist. Es geht also nicht darum, eine App schlechtzureden, nur weil man sie selten oder gar nicht nutzt und vielleicht nicht versteht. Vielmehr geht es darum, dass neben zweifellos starken Creators und wirklich großartigen Inhalten sehr viel auf TikTok passiert, das einfach nicht klar geht und das man auch sehen muss, selbst wenn man gerne Zeit auf der Plattform verbringt.
Deswegen ist TikTok so gefährlich
Das Thema ist aus mehreren Gründen ungemütlich. Denn klar – die US-Regierung hat natürlich einen Punkt, wenn es auf den katastrophalen Datenschutz und die Nähe zur chinesischen Regierung hinweist. Aber auf der anderen Seite: Sind Meta und X echt so viel besser, was den Umgang mit unseren Daten angeht?
Aber uns ging es in unserer heutigen Folge wie gesagt auch gar nicht primär darum, was Bytedance mit den Daten anstellt. Es geht darum, was für ein Höllenloch diese Plattform an sich ist. Erinnert Ihr Euch an unsere Podcast-Folge zum Thema Shein? Deren Verkaufskonzept würde deutlich schlechter funktionieren, wenn es nicht TikTok und die Millionen Shopping-Haul-Videos gäbe und "Outfit of the Day"-Trends, bei denen das getragene Outfit tatsächlich nur dieses eine einzige Mal getragen wird.
TikTok ist in diesem Punkt also das Gegenteil von nachhaltig und trainiert vor allem jungen Menschen ganz katastrophale Konsumreflexe an. Und das junge Publikum stand auch im Zentrum unserer (zugegebenermaßen etwas wirschen und unstrukturierten) Konversation. Denn TikTok wird natürlich hauptsächlich von jungen Menschen genutzt. "Jung" meint da die Zielgruppe zwischen 18 und 24, aber auch viel zu häufig deutlich jüngere Menschen.
Es ist schon Irrsinn, dass Menschen ab 13 Jahren die Plattform nutzen dürfen – noch irrsinniger ist es aber, dass TikTok auf Jugendschutz scheißt und es keinerlei wirkliche Hürde gibt, sich auch schon mit zehn oder elf Jahren anzumelden. Und alles Schlechte, was es neben dem guten Content leider zuhauf dort gibt, prasselt dann auf noch nicht aufs Leben vorbereitete und in Medienkompetenz unerfahrene Kids.
So wissen wir, dass politische Inhalte in Teilen zensiert werden, wenn sie nicht in die chinesische Agenda passen, also werden Menschen dort nicht wirklich umfassend informiert. Und "informiert" ist halt auch nochmal so ein Punkt: Viele junge Menschen ersetzen Google und andere Suchmaschinen mittlerweile längst durch TikTok. Und selbst, wenn Ihr als Reflex erklären möchtet, dass die klassischen Medien auch mal danebenliegen können, ist es ein himmelweiter Unterschied, ob die Süddeutsche oder der Guardian Euch die Weltlage erklärt, oder wenn es der 14-jährige, von mir gerade ausgedachte AfD-Fan Max88 ist, der weder neutral noch informiert über Politik schwadroniert.
In der Folge sprechen wir natürlich auch über die perfiden Algorithmen, die uns als User schnell süchtig machen. Klar, dass auch Kids dann ruckzuck an der TikTok-Nadel hängen und unsinnig viel Zeit dort verschwenden, ständig auf der Suche, nach dem nächsten witzigen Video. Was es mit einer Dreizehnjährigen und ihrer Selbstwahrnehmung macht, wenn sie stundenlang leicht bekleideten, schönen Mädchen bei heißen Tanzvideos zusieht, kommt noch erschwerend dazu.
Weiter gibt es Inhalte, die für Kids einfach nicht zugänglich sein sollten. Hashtags wie #dontgooglethis treiben Neugierige dazu, unsagbaren Mist zu konsumieren, der schon für Erwachsene harter Tobak ist, für Teenager aber komplett ungeeignet. Dazu kommen die unsäglichen Challenges, die im besten Fall dämlich und im schlechtesten Fall tödlich sind.
Abgerundet wird diese eh schon feine Problempalette durch Cybermobbing und durch Cybergrooming (sollten wir dazu eigentlich mal eine eigene Podcastfolge machen?), bei dem Erwachsenen sexuelle Übergriffe und Missbrauch viel zu leicht gemacht werden.
Lange Rede, kurzer Sinn:
- Jau, TikTok ist zweifellos eine Plattform, die auch sinnige und unterhaltsame Inhalte bietet.
- TikTok ist auch die Plattform, die eine reine Datenschutzkatastrophe darstellt.
- Vor allem ist TikTok aber auch eine unfassbare Shitshow, die vor allem junge Menschen psychisch überfordert, sie mit falschen Inhalten verstört, sie abhängig von einer Plattform macht, sie Gefahren in der realen Welt aussetzt und ihnen ein katastrophales Konsumverhalten antrainiert.
Genau deswegen gehört TikTok auch in Deutschland deutlich strenger reglementiert und reguliert – und wenn das nicht machbar ist, muss man den ganzen Bums eben auch hierzulande dichtmachen!
Show Notes:
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