Neue Woche, neue Podcast-Folge und eine neue Fragestellung: Was machen wir mit unseren alten Smartphones? Die Frage stellt sich, weil eine neue repräsentative Umfrage (wieder einmal) ein Handy-Pfand ins Spiel bringt. Ich hab mal überlegt, wie ich persönlich das so gehalten habe mit dem Handy-Recycling in der Vergangenheit. Ich habe tatsächlich aus Nostalgiegründen noch ein uraltes Siemens S40 in einer Schublade herumliegen. Selbst ein Marie-Kondoesker Aufräumanfall im letzten Jahr konnte mich nicht dazu bewegen, mich davon zu trennen.
In meiner langjährigen Handy-Karriere habe ich selten mal alte Handys verkauft, deutlich öfter habe ich sie an Freunde verschenkt – und ja, einige Modelle liegen auch immer noch in irgendwelchen Ecken. Ein Smartphone – das Samsung Galaxy S9+ – kommt hier zudem noch als Zweit-Gerät zum Einsatz. Vermutlich ist man als Tech-Journalist aber auch einfach ein schlechtes Beispiel, Handy-Pfand hin oder her.
Zahlenspiele
Aber selbst, wenn wir nicht über Menschen reden, die beruflich mit Smartphones zu tun haben, sammelt sich einiges in deutschen Schubladen – und mit "einiges" meine ich richtig, richtig viel! Schaut mal auf folgende Zahlen:
Vor einem Vierteljahr informierte der Bitkom darüber, dass es sage und schreibe 206 (!) Millionen alte Handys sein sollen, die in deutschen Haushalten irgendwo vergraben liegen. Lediglich vier Prozent der Menschen, die der Verband in einer repräsentativen Umfrage befragte, gaben an, dass man überhaupt kein Alt-Gerät mehr in der Bude rumfliegen hat.
24 Prozent gaben an, dass es zwei Alt-Handys im eigenen Haushalt wären, satte 57 Prozent sprachen von drei oder mehr. Wir scheinen also ein Volk von Handy-Hamsterern zu sein. Vertragt Ihr noch ein paar Zahlen mehr? Gut, ich hab nämlich noch welche. Dabei geht es darum, wieso dieser Umfrage zufolge all diese Geräte zuhause rumliegen, statt ordnungsgerecht entsorgt zu werden.
Demnach äußert fast die Hälfte (45 Prozent) der Befragten, dass sie die ausrangierten Smartphones ausnahmslos bei sich zu Hause aufbewahren, weil sie Angst davor haben, dass andernfalls die eigenen Daten gestohlen werden. 42 Prozent machen es, weil sie gerne ein Ersatzgerät im Haus hätten, wenn der Daily Driver mal kaputtgeht. Immerhin noch 35 Prozent geben zu, dass Ihnen der Aufwand, das alte Modell zu verkaufen oder zu entsorgen, schlichtweg zu hoch ist.
27 Prozent empfinden die Datensicherung als zu kompliziert, während 15 Prozent nicht einmal eine Idee haben wollen, wie man alte Handys oder Smartphones richtig entsorgt. Wenn Ihr den Podcast hört, werdet Ihr feststellen, dass wir den Befragten da nicht jede Antwort so wirklich abkaufen. Dabei wäre es so wichtig, dass wir mehr alte Elektronik zurückgeben, weil es einfach eine unfassbar große Menge an Rohstoffen ist, die so unnötig herumliegt.
Gold – und noch mehr Zahlen
Schlimm, ich weiß – aber ich muss Euch noch mehr Zahlen zumuten. Denn dann erst wird offensichtlich, wieso es so ein hanebüchener Quatsch ist, dass wir den ganzen unnötigen Schrott zuhause rumliegen lassen, statt ihn loszuwerden.
Schon 41 Handys enthalten bereits mehr Gold, als eine Tonne (!) Gold-Erz. Würden wir die oben erwähnten 200 Millionen Handys komplett recyceln, dann wären das:
- 1734 Tonnen Kupfer
- 764 Tonnen Kobalt
- 52 Tonnen Silber
- 5 Tonnen Gold
Rohstoffe, die niemand mehr unter möglicherweise widrigsten Bedingungen abbauen muss, sondern die einfach schon da sind und das allein in Deutschland. Wir sitzen auf einem Berg kostbarer Rohstoffe und ich glaube, dafür müssen die Leute einfach noch mehr sensibilisiert werden.
Wege in die Nachhaltigkeit: Wie der Smartphone-Markt sich bessern kann
Mir hat die Recherche zu dieser Podcastfolge jedenfalls gereicht, ich werde mich in den nächsten Tagen darum bemühen, die ganzen alten Geräte loszuwerden. Und da ich eh schon die Hosen heruntergelassen habe: Der ein oder andere Router, DVD-Player und Receiver liegt vermutlich auch noch in irgendeiner Kiste.
Ist Handy-Pfand die Lösung?
In der heutigen Folge unseres Podcasts reden wir viel über ein Handy-Pfand. Die Grünen fordern beispielsweise einen Betrag von 25 Euro pro Gerät. Die würden quasi auf das Smartphone aufgeschlagen und Ihr bekämt es wieder, wenn Ihr die Hardware wieder abgebt. In diesem Beitrag wollte ich aber nicht viel über mögliche Pro- und Contra-Punkte reden, sondern mehr auf die Recycling-Situation an sich hinweisen.
Die Frage, die ich mir stelle bei einem Pfand auf Handys: Macht uns so ein Pfand tatsächlich dann zu Recycling-Weltmeistern, was Smartphones angeht? Werden wir anfangen, unsere alten Modelle sofort abzugeben, wenn wir dafür 25 Euro wiederbekämen? Oder ist uns das egal, wenn wir vielleicht sowieso 900 Euro oder mehr für ein Flaggschiff-Smartphone hingeblättert haben?
Bevor ich die Frage an Euch weitergebe nerve ich Euch ein letztes Mal mit Zahlen: Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der DBU gaben erstaunliche 87 Prozent der Befragten an, dass sie sich ein solches Handy-Pfand "gut" oder sogar "sehr gut" vorstellen könnten. Zumindest danach scheint es schon mal nicht an der grundsätzlichen Bereitschaft zu scheitern. Frage an Euch: Könnte man Euch mit einem Handy-Pfand von 25 Euro zum Handy-Recycling bewegen?
Wie werde ich den alten Kram los?
Vermutlich muss die Bevölkerung mehr dafür sensibilisiert werden, wie wichtig das Recycling technischer Geräte ist. 80 Prozent der Materialien in einem Smartphone können mindestens genutzt werden, Tendenz steigend. Und ganz ehrlich: Es ist auch kein Hexenwerk herauszufinden, wie man ein altes Smartphone los wird.
Ihr könnt ein altes Smartphone oder andere Technik natürlich an Wertstoffhöfen loswerden. Ziemlich genau in einem Jahr, nämlich ab dem 1. Juli 2022 wird es noch einfacher für uns, denn ab da müssen auch Discounter unsere Altelektronik zurücknehmen.
Ihr könnt sie aber auch an den Hersteller zurückschicken oder an die Mobile Box der Deutschen Umwelthilfe. Schaut einfach bei handysfuerdieumwelt.de vorbei. Dort findet Ihr die Postanschrift und alles, was Ihr beachten müsst, wenn Ihr ein oder zwei alte Geräte per Post verschickt. Außerdem gibt es dort auch eine interaktive Karte, auf der Ihr die Standorte der Boxen findet, in die Ihr Eure alten Gerätschaften auch persönlich einwerfen könnt.
Sagt uns gerne in den Kommentaren, wie Ihr mit Eurer alten Hardware umgeht. Fabi und ich würden uns jedenfalls riesig freuen, wenn der ein oder andere von Euch sich jetzt auch dazu entscheidet, die Schubladen mal zu entrümpeln und technisches Gerät loszuwerden.
Es ist angerichtet: Casa Casi, Folge 12
So, genug appelliert. Insgeheim denke ich ja eh, dass Ihr vernünftiger seid als ich und Eure alten Smartphones entweder in Zahlung gebt, an Freunde weitergebt oder direkt ordnungsgemäß entsorgt. Ich werde es jedenfalls in Zukunft besser machen und versuchen, auch in meinem Umfeld mehr dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es ist, dafür zu sorgen ,dass unsere kostbaren Rohstoffe im Fluss bleiben.
Wie immer reden wir im Podcast natürlich auch über anderen Kram – über Essen und Fußball zum Beispiel. Aber hauptsächlich ging es dieses Mal tatsächlich um Nachhaltigkeit, Recyling und vor allem eben diese Rohstoffschätze, die in irgendwelchen Schränken vergammeln. Hört Euch unsere neue Folge an, sagt uns Eure Meinung dazu und helft gerne mit, dass wir als Gesellschaft nachhaltiger werden.
Und wie immer gilt: Empfehlt uns gerne weiter, bewertet uns, abonniert uns auf den verschiedenen Plattformen und – ja, selbstverständlich freuen wir uns auch auf Eure Kommentare und Meinungen, gerne auch mit Themen-Ideen für die nächsten Folgen. Apropos Themen: Wir werden sicher nochmal über Nachhaltigkeit mit Blick auf Smartphones reden.
Dann aber mit Fokus auf die Hersteller, auf die Wahl und Dokumentation der Rohstoffe, Reparierbarkeit und was die Unternehmen noch ändern können.
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