Das iPhone ist nicht so teuer wie Ihr denkt

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Ja, ein neues iPhone 13 ist schweinemäßig teuer, ganz egal ob mini, Pro oder Max. Aber es gibt Faktoren, die die Anschaffungskosten relativieren – und zwar so sehr, dass am Ende selbst das iPhone 13 Pro nicht mehr kostet ist als ein Android-Smartphone der Mittelklasse. Sind die bei NextPit total bescheuert? Checkt unseren Rechenweg und findet's raus.

Der wichtigste Punkt bei allen Preisdiskussionen ist eigentlich gar nicht der Kaufpreis. Wie gesagt: Natürlich ist es erst einmal abschreckend, mehr als 1000 Euro für ein Smartphone hinzublättern. Aber die Frage ist doch vielmehr: Was bekomme ich denn eigentlich für mein Geld? Und wie lange?

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Effektiver Preis ≠ Kaufpreis

Aller Update-Versprechen von Samsung & Co. zum Trotz: iPhones werden nach wie vor von allen Smartphones mit Abstand am längsten mit Updates versorgt. Neben der Verarbeitungsqualität, Markenaspekten und langfristig stabiler Neuverkaufspreise dürfte das ein wichtiger Punkt dafür sein, dass der Wiederverkaufswert von iPhones deutlich höher ist als bei der Konkurrenz.

Kleiner Fehler in der Grafik: Sogar das iPhone 6s von 2015 bekommt noch das Update auf iOS 15! / © Wimpires via Reddit

Der Smartphone-Gebrauchthändler BankMyCell beispielsweise hat dazu Statistiken aufbereitet. Wer sein Galaxy S20 Ultra am Release-Tag zur UVP gekauft hat, bekommt demnach neun Monate später nur noch 35,29 Prozent des Kaufpreises für seinen gebrauchten Androiden. Beim iPhone 11 Pro Max gab es nach dem gleichen Zeitraum noch 67,78 Prozent der Anschaffungskosten zurück. Auch wenn wir hier Euro und Dollar mischen, ergäbe das folgende Beispielrechnung:

  • iPhone 11 Pro Max
    • Einführungspreis: 1249 Euro
    • Wert nach neun Monaten: 847 Euro
    • Effektive Kosten: 402 Euro
  • Samsung Galaxy S20 Ultra
    • Einführungspreis: 1349 Euro
    • Wert nach neun Monaten: 476 Euro
    • Effektive Kosten: 873 Euro

Natürlich ist das nur ein Beispiel, und je nach Zeitpunkt des Wiederverkaufs mag dieser Vergleich mehr in die eine oder andere Richtung kippen. Außerdem sind Android-Smartphones als Neuanschaffung weniger preisstabil als iPhones, sodass Ihr mit etwas Geduld sparen könnt. Dazu ein kleines Beispiel mit Preisen vom 21.09.2021, jeweils per Preisvergleich bei seriösen Online-Shops für die günstigste Speicherversion ermittelt:

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  • iPhone 12 Pro Max
    • Einführungspreis: 1249 Euro
    • Preisvergleich 09/2021: 1145 Euro
    • Ersparnis: 104 Euro
  • Samsung Galaxy Note 20 Ultra
    • Einführungspreis: 1266 Euro
    • Preisvergleich 09/2021: 1031 Euro
    • Ersparnis: 235 Euro

Wer wartet, kann hier wie dort Geld sparen. Allerdings macht der schnellere Neupreisverfall bei Androiden lange nicht den absackenden Wiederverkaufswert wett. Vergleicht man die effektiven Kosten des Spitzen-iPhone mit dem gesamten Android-Lineup, dann landet man hier nicht in der S-Ultra-Klasse, sondern eher in der gehobenen Mittelklasse im Bereich um rund 600 Euro Neupreis.

Wichtig: Diese Grafik zeigt den Preisverfall ausgehend vom frühesten Gebrauchtpreis. Je günstiger die Android-Smartphones sind, desto schneller bricht der Gebrauchtpreis ein. / © BankMyCell

Am schlechtesten aus dem iPhone-Lineup schneidet BankMyCell zufolge übrigens das iPhone SE (2020) ab. Es verlor innerhalb von acht Monaten nach dem Launch 38,32 Prozent an Wert. Der Kollege Antoine hat sich übrigens ausführlich damit beschäftigt, wie und wo Ihr Euer altes iPhone am besten verschnalzt: 

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Preisvergleich, die zweite

Ben hatte mich mit einem Gedankenexperiment noch auf eine alternative Betrachtungsweise gebracht. Was ist denn, wenn ich mein Smartphone gar nicht verkaufen oder ausmustern möchte, sondern bis zu Ende nutze? Ich könnte ein iPhone 13 für 900 Euro kaufen und voraussichtlich dieses sechs Jahre lang mit Betriebssystem-Updates nutzen.

Oder ich kaufe mir im gleichen Zeitraum drei Android-Smartphones für jeweils 300 Euro. Da gäbe es derzeit beispielsweise bei Mediamarkt das Redmi Note 10 Pro, das schon wirklich sehr ordentlich ausgestattet ist – und bereits heute mehr Megapixel, Ladewatt oder Kameras als das iPhone 13 hat, geschweige denn in zwei oder vier Jahren. Aber: Apple bringt mit den iOS-Updates vergleichsweise lang noch neue Features auf alte iPhones. 

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Und nicht zu vergessen: Im gleichen Zeitraum "verbraucht" Ihr drei Handys, habt also dreimal die Kosten für Herstellung, Verpackung und Transport auf Euerm CO2-Konto angesammelt. Aber zum Thema Nachhaltigkeit kommen wir gleich auch noch einmal.

Natürlich klingt ein deutlich vierstelliger Preis krass. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, das iPhone zu finanzieren – oder über einen Provider mit Vertrag zu kaufen. Wie viel Ihr bei o2, Vodafone, Deutsche Telekom & Co. einmalig beziehungsweise monatlich für welches iPhone 13 hinblättern müsst, erfahrt Ihr im folgenden Artikel.

  • iPhone 13 mit Vertrag: Das sind die Angebote bei o2, Vodafone & Co.

Wodurch wird ein günstiger Preis erkauft?

Selbst wenn am Ende die effektiven Kosten insgesamt niedriger sind, stellt sich immer noch die Frage, wodurch der günstigere Preis erkauft wird – außer natürlich durch weniger oder schlechtere Funktionen. Das könnten beispielsweise Werbung im Betriebssystem sein, mangelnde Datensicherheit oder der Weiterverkauf von Daten. Aber auch soziale oder ökologische Effekte spielen eine Rolle.

Wer sein Smartphone immer brav ins Case packt, tut etwas für den Wiederverkaufswert. / © Apple / Screenshot: NextPit

Privatsphäre & Datensicherheit

„Wie sicher sind meine Daten?“ ist eine berechtigte Frage im Lichte immer neuer Datenpannen und Spionageskandale. Ob hier nun iOS oder Android besser ist, vermögen auch die Sicherheitsexperten von Norton nicht eindeutig zu beantworten – zumal auch das Nutzerverhalten selbst eine wichtige Rolle spielt. Fest steht aber, das Hersteller wie Apple (insbesondere seit iOS 14.5) und Samsung (mit Knox) mehr für die Datensicherheit tun als andere.

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Werbung im Interface

Ein weiterer Trend der vergangenen Jahre ist die Querfinanzierung der Hardware durch Einblenden von Werbung im User-Interface oder in den eigenen Apps. Wer ein günstiges Smartphone kauft, muss das also womöglich in Kauf nehmen. Immerhin rudern hier einige Hersteller inzwischen zurück, Tricks, die Werbung zu entfernen – etwa bei Xiaomi-Smartphones.

Arbeitsbedingungen

Keine Frage: Apple lässt in Fernost produzieren, und es gab in der Vergangenheit horrende Berichte über die Arbeitsbedingungen bei Foxconn, Pegatron und Konsorten. Man muss Apple jedoch zu Gute halten, sich zumindest für das Thema zu engagieren. Apple veröffentlicht dazu jährlich einen Fortschrittsbericht (2021, PDF) bezüglich der Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern. Natürlich steckt hier auch viel PR drin, keine Frage. Aber immerhin gibt es ein Engagement.

Umweltschutz

Apple hat 2019 bekanntgegeben, klimaneutral zu sein. Allerdings betrifft das nur Apple selbst, nicht aber die Lieferketten, die für rund drei Viertel des CO2-Fußabdrucks eines iPhones verantwortlich sind. Apple hat jedoch versprochen, bis 2030 auch diesen Part zu kompensieren, beispielsweise durch Aufforstung. Ob das letztendlich gelingt, wird dieses Jahrzehnt zeigen. Aber auch hier gilt: Es gibt immerhin einen Plan.

Fazit: iPhone besser als Android?

Zum Schluss also das ganz große Fass. Aber versteht mich nicht falsch: Natürlich betreffen all diese Punkte nicht alle Android-Hersteller. Apple ist keinesfalls ein Heiliger, und es gibt mit Sicherheit Android-Hersteller, die in einem oder mehreren der obengenannten Punkte besser dastehen. Aber meistens ist es nunmal so: Ist das Produkt zu billig, dann zahlt man auf andere Weise – oder jemand anderes bezahlt. 

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Ob das iPhone nun das bessere Smartphone ist, das könnt nur Ihr selbst für Euch beantworten – und seid natürlich herzlich willkommen, in den Kommentaren darüber zu diskutieren. Die teuersten Smartphones sind sie jedenfalls nicht, die iPhones. 

Und wenn Ihr jetzt ganz wuschig geworden seid: Hier findet Ihr die tagesaktuellen Preise der neuen iPhone-Serie.

 

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