Künstliche Intelligenz erledigt in wenigen Sekunden die Arbeit von mehreren Stunden. Gerade bei aufwändigeren Aufgaben wie Bild- oder sogar Videobearbeitung klappt das aber nicht lokal. Mediendaten oder Textanweisungen werden mangels lokal verfügbarer Rechenleistung von Smartphones und Notebooks in die Cloud geschickt, dort auf Servern verarbeitet und anschließend zurück auf die Geräte übertragen. Der Energiebedarf dafür? Riesig.
Der Energieverbrauch von künstlicher Intelligenz
Das Internet hat diversen Studien zufolge bereits im vergangenen Jahrzehnt den globalen Flugverkehr überholt, was CO2-Emissionen angeht. Und das hat die Menschheit noch ohne flächendeckende künstliche Intelligenz geschafft. Ohne KI-Modelle, die die Daten in der Cloud verarbeiten, und die vor dem allerersten Ergebnis mit gigantischem Rechen- und Energieaufwand trainiert werden müssen. Und klar: Jede einzelne Ausführung der KI-Modelle bedeutet ebenfalls noch einmal Rechenaufwand.
Zur Einordnung: Eine Google-Suche entspricht etwa 0,2 g CO2-Emissionen, eine einzelne Nachricht an ChatGPT entspricht der Rechnung von Piktochart nach im laufenden Betrieb bereits 4,32 g CO2 – also bereits das rund 20-fache. Ein einzelnes, mit Stable Diffusion erzeugtes Bild erzeugt ebenfalls 1,6 g CO2 – wobei in der dazugehörigen Studie leider die Rahmenbedingungen wie Auflösung nicht genannt werden.
Auch das initiale Training der KI-Modelle selbst bedeutet enormen Aufwand. Einer Stanford-Studie (PDF) zufolge beträgt das CO2-Äquivalent für das Training von ChatGPT 3 mit 175 Billionen Parametern rund 300.000 kg, bei aufwändigeren Modellen liegt der Verbrauch natürlich entsprechend höher.
Was hier als CO2-Äquivalent angegeben stark auf den ökologischen Fußabdruck zielt, hat natürlich auch eine wirtschaftliche Komponente. Rein auf die Stromkosten umgelegt entsprechen die 300.000 kg CO2 des ChatGPT-3-Trainings einem Energieverbrauch von 1.287 MWh. Bei einem Strompreis von 30 Cent wären das 386.100 Euro – oder ausreichend Energie, um mit einem Tesla Model 3 etwa 200 Mal die Erde zu umrunden, auf dem Boden wohlgemerkt. Und wer bezahlt's?
Künstliche Intelligenz und Privatsphäre
Wenn der Service umsonst ist, bist Du das Produkt. Google, Facebook & Co. sind deswegen kostenlos, weil die Betreiber Alphabet und Meta an den Nutzern verdienen. Basierend auf Suchanfragen und Likes werden Profile angelegt und zielgerichtete Werbeplätze verkauft.
Aber was passiert mit all den Daten, die wir an ChatGPT & Co. schicken? Was passiert mit den Fotos, die wir für ein Bearbeiten in die Cloud und damit kreuz und quer durch die Welt senden? Oder mit all den Daten, die wir via Smart-Home-Speaker, Smartwatch oder smartem Ring mit der kommenden Generation noch mächtigerer Sprachassistenten teilen?
Eine Studie der Universität von Washington verheißt hier nichts Gutes. Demzufolge werden beispielsweise Daten, die wir mit Amazons Sprachassistent Alexa teilen, für Werbezwecke auch – Stand 2022 – an ganze 41 Drittanbieter weitergegeben. Auch ChatGPT nutzt die Konversationen der Anwender, um sein KI-Modell weiter zu verbessern. Erinnert Euch: Beim initialen Anmelden bei ChatGPT habt Ihr mindestens Eure Handynummer hinterlegt. Die Privacy Policy von Open AI besagt außerdem, dass die Firma Eure persönlichen Daten ohne nähere Benachrichtigung an Dritte weitergeben darf.
Google – auf dessen KI-Modelle auch Samsung bei der Galaxy AI setzt – schreibt in seiner Datenschutzerklärung unter anderem:
Wir nutzen Ihre Interaktionen mit KI-Modellen und ‑Technologien wie Bard, um diese Modelle zu entwickeln, zu trainieren, zu optimieren und zu verbessern, damit sie besser auf Ihre Anfragen reagieren. Wie verwenden sie auch, um Klassifikatoren und Filter zu aktualisieren und dadurch z. B. die Sicherheit, das Sprachverständnis und die Genauigkeit zu verbessern.
Deutlicher werden dann die Nutzungsbedingungen (englisch) von Google AI for Developers:
Um die Qualität zu verbessern und unsere Produkte zu optimieren, können menschliche Prüfer Ihre API-Eingaben und -Ausgaben lesen, kommentieren und verarbeiten. Google ergreift Maßnahmen, um Ihre Privatsphäre im Rahmen dieses Prozesses zu schützen. Dazu gehört, dass diese Daten von Ihrem Google-Konto und API-Schlüssel getrennt werden, bevor sie von Prüfern eingesehen oder kommentiert werden. Übermitteln Sie keine sensiblen, vertraulichen oder persönlichen Informationen an die Services.
Diese Vorsicht kommt nicht von ungefähr. In den vergangenen Monaten gab es mehrfach Berichte darüber, dass Trainingsdaten aus den KI-Modellen wieder extrahiert werden konnten. Durch die Aufforderung, das immergleiche Wort unendlich zu wiederholen, konnte beispielsweise ChatGPT dazu gebracht werden, schlussendlich Trainingsdaten zu "leaken" – pikanterweise war ausgerechnet Googles DeepMind an einer entsprechenden Studie beteiligt.
Ob vom Anbieter beabsichtigt oder nicht: Wenn wir KI-Dienste nutzen, bezahlen wir am Ende dafür – womöglich sogar teuer. Dann hoffe ich als Alternative auf Abomodelle oder Pay-per-Use-Modelle, in denen ich für KI-basierte Produkte bezahle. Hauptsache, ich bekomme dafür eindeutige Nutzungsbedingungen und eine rigide Privacy Policy, die eine Weitergabe meiner Daten explizit ausschließt.
Klar: Gleichzeitig besteht natürlich auch das "Risiko", dass Anbieter Geld für ihre Dienste verlangen und dann am Ende trotzdem mit unseren Daten schludern oder diese absichtlich weiterverkaufen. In jedem Fall: Wenn Angebote kostenpflichtig sind, dann sieht man eine Spur genauer hin.
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