Nach dem Hype: Ist Animal Crossing: New Horizons wirklich so gut?

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Während der Coronavirus-Pandemie war es in aller Munde: Jeder spielte das neue Animal Crossing oder wusste zumindest davon – die Rede ist von "New Horizons". Der Hype und zum Glück auch die Pandemie sind längst vorbei, und ich habe beschlossen, mir das Spiel noch einmal anzusehen. Ob Animal Crossing: New Horizons wirklich so toll, lest Ihr im Langzeit-Test.
Manchmal schaffen es Spiele, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um ein Blockbuster zu werden und sich in der Hall of Fame der großen Spiele zu etablieren. Eines dieser Spiele ist Animal Crossing: New Horizons, das am 20. März 2020 erschien, genau zu Beginn der Coronavirus-Pandemie. Das Spiel wurde schnell sehr beliebt und ist bis heute eines der meistverkauften Spiele für die Nintendo Switch. Für viele da draußen, mich eingeschlossen, war das Spiel der Hauptgrund, warum ich mir die Switch überhaupt zugelegt habe. Aber ist das Spiel wirklich so gut, wie wir es in Erinnerung haben, oder hat es nur von dem Hype um seine Veröffentlichung gelebt?
Das beste Animal Crossing aller Zeiten?
Ich bin ein leidenschaftlicher Gamer, seit ich ein Kind war. Im Grunde habe ich jeden einzelnen Animal-Crossing-Titel ausgiebig gespielt, seit Wild World auf dem Nintendo DS erschienen ist. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich sagen, dass New Horizons definitiv das beste Animal Crossing aller Zeiten ist. Das Spiel hat den einzigartigen Animal-Crossing-Charakter bewahrt und sogar noch verbessert.
Vor allem für Leute wie mich, die lieber alleine spielen, bietet das Spiel viel mehr Inhalt als seine Vorgänger. Es macht Spaß, seine eigene Insel zu dekorieren, und wenn ich sehe, was manche Leute, zu denen ich (noch) nicht gehöre, hier erreicht haben, bin ich immer wieder beeindruckt. Allerdings endet hier auch mein uneingeschränktes Lob, denn so sehr ich das Spiel auch mag, es hat seine Schwächen.

Lebensqualität, äh, -quantität
Das Spielen von Animal Crossing: New Horizons kann über einen längeren Zeitraum hinweg anstrengend sein. Das liegt daran, dass die Entwickler absichtlich auf zahlreiche Quality-of-Life-Features verzichtet haben. Das Ziel ist, dass die Spieler mehr Zeit im Spiel verbringen. Wenn Ihr Euch zum Beispiel schon einmal darüber geärgert habt, einen Gegenstand nach dem anderen an der Werkbank herzustellen, wisst ihr jetzt, warum. Denn wenn ihr einfach mehrere Gegenstände auf einmal herstellen könntet, würde alles viel schneller gehen und ihr würdet das Spiel schneller zur Seite legen.
Insgesamt dauert alles in New Horizons länger oder ist komplexer, als es sein müsste. Trägt es wirklich zum Spielspaß bei, dass die Angelrute immer im unpassendsten Moment den Geist aufgibt? Nein, aber es sorgt dafür, dass Ihr mehr und mehr Fische fangt, in der Hoffnung, eines Tages die goldene Angelrute freischalten zu können. Außerdem verlängert sich dadurch die tägliche Spielzeit, was Euch noch mehr an das Spiel bindet.

Trotzdem glaube ich nicht, dass das DIY-System grundsätzlich fehlerhaft ist. Aber es ist einfach so: Wenn Ihr nicht jedes Mal alle Materialien aus dem Lager holen müsstet, wenn Ihr etwas bauen wollt, würde es wahrscheinlich viel mehr Spaß machen.
Der Multiplayer-Zwang
Animal Crossing: New Horizons macht am meisten Spaß, wenn man mit Freunden spielt. Nicht nur, dass man zahlreiche Gegenstände und Funktionen nicht alleine freischalten kann. Dazu gehören z. B. die vielen Obstsorten, die Ihr anbauen könnt. Wenn man keine Freunde hat, mit denen man spielen kann, muss man sich mit drei Obstsorten zufrieden geben. Mehr könnt Ihr ohne die Hilfe von anderen nicht freischalten. An dieser Stelle ist es auch wichtig zu erwähnen, dass Nintendo praktischerweise eine monatliche Gebühr für den Zugang zu den Online-Funktionen verlangt.
Das ist schade, denn dadurch werden viele Gegenstände immer schwieriger zu bekommen. Zum Zeitpunkt der maximalen Popularität des Spiels war es einfach, Leute online zu finden und ihre Inseln zu besuchen. In den vergangenen Monaten ist das aber immer schwieriger geworden und könnte in ein paar Jahren sogar unmöglich werden, wenn Nintendo die Online-Server der Switch einmal abschalten sollte.

Animal Crossing: New Horizons Fazit
Insgesamt hat Animal Crossing: New Horizons zwar seine Schwächen, aber es ist trotzdem ein sehr gutes Spiel. Das Grundprinzip von Animal Crossing macht immer noch Spaß, egal wie oft ich damit in verschiedenen Varianten konfrontiert werde. New Horizons hat die Spielserie immens vorangebracht und ist zu Recht eines der meistverkauften Spiele auf der Konsole. Die Veröffentlichung zum richtigen Zeitpunkt hat das Spiel beliebter denn je gemacht, aber es ist nicht allein für seinen Erfolg verantwortlich.
Mit der bevorstehenden Veröffentlichung der Switch 2 ist die nächste Version von Animal Crossing kein Wunschtraum mehr. Meine Hoffnung für das Spiel ist, dass die Entwickler sich das Feedback der Community zu Herzen nehmen und verstehen, dass das Spiel nicht unter den Quality-of-Life-Features leidet. Im Gegenteil, ein großer Teil der Community würde wahrscheinlich sogar noch mehr Zeit mit dem Spiel verbringen, wenn viele Dinge doch nur ein bisschen weniger langweilig wären.
Ok, bei der Überschrift dachte ich: Das ist jetzt fies, ein 5 Jahre altes Spiel zu bewerten.
Stimme aber voll zu, wir haben das selbst viele Stunden gespielt, viele Inseln besucht (die ohne "echte" Bewohner), an Events teilgenommen, Geister gejagt, Sternschnuppen gesammelt, Gulliver (nicht) oft genug geholfen, vergeblich versucht alle Gemälde zu bekommen, Listen zum Sammen von Fischen, Insekten & Meeresgetier erstellt, unzählige Muscheln gesammelt um genervt (ja, wirklich, das Erstellen mehrerer Gegenstände ist ätzend, wie im Artikel beschrieben) haufenweise Fischfutter herzustellen, jede Menge Schnemils gebaut, die Insel "modelliert" und dekoriert, Wohngegenden erstellt, unerwünschte Bewohner zum Umzug getrieben und unzählige gemütliche Stunden auf der Insel verbracht.
Einen Schub gab es nochmal mit dem Happy Home Designer, den es sogar zur Online-Mitgliedschaft oben drauf gibt. Damit wurde das Spiel ein gutes Stück gestreckt und man konnte noch ganz nett einige "städtische Bauten" einrichten...und es gab eine Art "Ende".
Eine Zeit lang gab es - ob das aktuell noch genutzt wird, weiß ich nicht - im Netz Seiten, auf denen man posten konnte, wenn man die Insel öffnet. Das hat hin und wieder super funktioniert, man kam so auch an alles Obst, das man noch brauchte. "Trauminseln" für Inspiration konnte man auch nutzen, aber das war leider zumeist langweilig, wie wir fanden.
Nach allen ACs, war New Horizons wirklich das umfangreichste und beste der Reihe. Aber wie alle ACs ist auch dieser Teil irgendwann in "Arbeit" ausgeufert, ab dem Zeitpunkt war die Motivation dann eher nur noch "meh". Dennoch, wenn man die Art Spiele mag und darauf verzichten kann, dass man online viele Leute findet, ist ACNH für mich immer noch empfehlenswert. Aber ist die Luft einmal raus, kommt sie nicht wieder.