Meta Quest Pro im Test: Für 600 Euro weniger gleich viel besser!
Die Meta Quest Pro ist aktuell die fortschrittlichste Standalone-VR-Brille auf dem Markt. Zumindest so lang, bis Apple endlich die "Apple Reality One"- oder "Apple Reality Pro"-Mixed-Reality-Headsets zum offiziellen Pflichtgerät für jeden Haushalt kürt. Bis dahin bleibt das All-in-One-Headset von Mark Zuckerberg das Maß aller Dinge, welches nun auch in der NextPit-Redaktion angekommen ist und alle Kollegen bereits in die virtuelle Realität mitgenommen hat. Hier kommt unser ausführlicher Test des VR-All-in-One-Heatset von Meta.
Pro
- Sehr gute Bildqualität durch Pancake-Linsen
- Schnellster Prozessor am Markt
- Face- und Eye-Tracking
- Hoher Tragekomfort
- Gute Speicherkonfiguration
- Selbsttrackende Controller
Contra
- RGB-Passthrough nur semi-geil
- Dockingstation zwingend notwendig
- Lange Akku-Ladezeit
- Nur 72/90 Hz Bildwiederholrate
Meta Quest Pro: Preis und Verfügbarkeit
Mit der Oculus Quest und Quest 2 (später in Meta Quest 2 umbenannt) gab uns der ehemalige Facebook-Konzern das Gefühl, dass die virtuelle Realität auch mit All-in-One-Headsets bezahlbar bleibt. Doch bereits die als deutlich leichter angekündigte Meta Quest Pro sollte diese Seifenblase platzen lassen. Seit dem 9. Dezember kann man die "professionelle" Meta Quest für 1.799,99 Euro (12/256 GB) weltweit kaufen. Aber stopp, was ist das? Mark Zuckerberg reduziert den Preis der Meta Quest Pro am 15. März 2023 um satte 600 Euro!
Eine echte Stellungnahme, warum der Preis derart heftig auf 1.199,99 Euro reduziert wurde, haben wir nicht. Es heißt lediglich, man wolle die "branchenführende Meta-Reality-Technologie und den optischen Stack von dem "Infinite Display" für noch mehr Unternehmen und Fachleute auf der ganzen Welt verfügbar machen", also Markenting-Blabla.
Vielmehr ist anzunehmen, dass Meta den Launch der 1.399 Euro teuren HTC Vive XR Elite sehr wohl registriert hat. Die VR/XR-Brille ist nach meinem Test der Meta Quest Pro in der Anwendung die bessere Wahl, auch wenn sie 200 Euro teurer ist.
Die Meta Quest Pro bietet vom Prinzip den identischen Leistungsumfang wie die von uns getestete Meta Quest 2. Es sind also alle VR-Anwendungen und -Spiele der Quest 2 spielbar. Es gibt aber auch einige Anwendungen, welche auf das Hand-, Augen- und Gesichts-Tracking der Meta Quest Pro optimiert wurden. Und hier trennt sich zusätzlich zu dem deutlich schlanker gebauten Headset die Spreu vom Weizen.
Denn Meta sieht die primäre Kundschaft für das Pro-Modell eher bei Unternehmen und der Medizin als beim gemeinen VR-Gamer. Dafür stellt der Konzern im Herbst dann die Meta Quest 3 vor. Unter dem Aspekt ist die 1.200 Euro teure Standalone-VR-Brille dann auch etwas anders zu betrachten.
Design und Display
Ja – die Meta Quest Pro ist im Vergleich zur Quest 2 bedeutend schlanker und ergonomischer gebaut. Sie erinnert optisch ein wenig an eine Skibrille und ist weniger ein Kasten auf der Nase, wie es die Quest 2 darstellt. Die Waage zeigt jedoch gegenüber den 503 g der Quest 2 stolze 722 g an. Sind wohl Muskeln, oder? Nein, es ist das rückseitige "Headstrap", in welchem der Akku verbaut ist und für einen deutlich besseren Tragekomfort sorgt. Gleiche Haltefunktion hatte ich für die Quest 2 nachträglich erworben. Dann kommt die "preiswertere" Standalone-VR-Brille auch auf ihre 670 g.
Vorteile der Meta Quest Pro
- Deutlich filigraner als die Meta Quest 2
- Pancake-Linsen
- RGB-Passthrough
- Seitliche Lichtblocker
Nachteile der Meta Quest Pro
- Fehlendes Headstrap
- Auch nicht so leicht
- Lange Spielsessions gehen auf die Stirn
- Nur 70 oder 90 Hz Bildwiederholrate
- Keine Dioptrienkorrektur
Eine durchschnittliche Spielsession zeigt einen deutlich besseren Tragekomfort der 265 x 127 x 196 mm großen Pro, als er mit der Quest 2 realisiert wird. Allerdings ist längeres Spielen mit der neuen VR-Brille auch nicht zwingend komfortabel. Dennoch scheint mir die Halterung an der Stirn ein wenig zu schmal gestaltet, beziehungsweise zu wenig gepolstert zu sein. Das Stirnpolster drückt doch im Laufe der Zeit spürbar und lässt die Frage im Raum stehen, warum es nicht zur zusätzlichen Stabilisierung ein Band auf dem Kopf gibt?
Dafür gefallen die magnetisch arretierten seitlichen Lichtblocker sehr, die Einflüsse aus dem realen Leben sehr gut isolieren. In den seitlichen Bügeln sind die Stereo-Lautsprecher, die Lautstärke- und Power-Taste untergebracht. Während der Sound gerade mal als ausreichend zu bewerten ist – mehr geht per Kopfhörer via Klinkenbuchse – sind die Tasten recht dezent und benötigen ein wenig Übung und guten Tastsinn, um sie "blind" zu orten.
Auf der Rückseite ist ein Stellrad verbaut, mit dem das Headset festgezogen oder eben gelöst werden kann. Der vordere Bereich samt Pancake-Linsen und Kameras kann nicht hochgeklappt werden, sodass Brillenträger aufpassen müssen – eine Dioptrienkorrektur wie bei der Vive Elite gibt's hier nicht.
Das Display
Meta verbaut zwei Pancake-Linsen, welche je mit einer Auflösung von 1.920 x 1.800 px bei 72 oder 90 Hz Bildwiederholrate pro Auge daher kommen. Korrekt, das ist geringfügig weniger als die Meta Quest 2 (zum Test) und ordentlich weniger als die Pico 4 von ByteDance (2.160 x 2.160) bieten. Aber die Linsen bieten ein gleich scharfes Bild ohne einen Sweetspot über das gesamte Sichtfeld von 106 Grad in der Horizontalen (96° vertikal) zu projizieren.
Wüsste ich es nicht besser, würde ich aufgrund der guten Kontraste, Farben und Schwarzwerte von einem OLED-Panel ausgehen. Es sind aber eben wie bei der Konkurrenz nur zwei LCDs.
Meta Quest Pro im Einsatz
Die Meta Quest Pro sollte samt den beiden Controllern vor Ihrem ersten Einsatz einmal grundlegend aufgeladen werden. Dann beginnt auch bereits die Ersteinrichtung. Wer schon Besitzer einer Meta Quest 1 oder 2 ist, hat es jetzt leicht, da nur die vorhandenen Daten eingegeben werden müssen. Alle anderen werden nun gebeten, sich ein Meta-Konto einzurichten. Korrekt, das Problem zum Zwang eines Facebook-Kontos besteht nicht mehr. Somit ist das auch relativ schnell erledigt.
Vorteile der Meta Quest Pro
- Identisches Spielangebot wie die Meta Quest 2
- Kein Facebook-Konto mehr nötig
- Face- und Eye Tracking
- Gute Tiefenwiedergabe
Nachteile der Meta Quest Pro
- Zu wenig Mehrwert für zu viel Geld
Gerne sieht es Meta noch, wenn Ihr Euch die kostenlose Meta Quest App aus dem Apple App oder Google Play Store auf dem Smartphone installiert und Euch mit dem VR-Headset via WLAN und Bluetooth verbindet. Darüber lassen sich nicht nur die Apps und Freunde verwalten, sondern Ihr könnt auch via Stream die Inhalte beobachten und sogar aufzeichnen.
Jetzt noch rasch den Spielbereich eingerichtet, wovon es praktisch zwei gibt: einen stationären und den sogenannten "Roomscale". Letzterer sollte mindestens 2 × 2 Meter bieten. Hindernisse sollten vorher entfernt werden. Ihr gebt dann mit dem Controller die Bodenhöhe an und zeichnet Eure Spielfläche ein.
Verwundert war ich, dass es keine spezielle Kalibrierung für das zusätzliche Eye- und Face-Tracking gibt. Sie können lediglich ein- oder ausgeschaltet werden. Vermutlich um zusätzliche Akku-Kapazität zu sparen, denn das Tracken des Gesichts kommt hauptsächlich bei Social-Anwendungen wie Horizon Workrooms, Immersed oder Arkio zum Einsatz, bei dem auch ein Avatar verwendet wird. Es wird also schlichtweg nicht rund um die Uhr benötigt.
Funktioniert das Face- und Eye-Tracking? Kurze Antwort: Ja. Aber es erfordert schon deutliche Gesichtsverrenkungen, damit Euer Gegenüber etwas von Eurer Mimik erkennt. Führt Ihr ein ganz normales Gespräch, wird man nur einfache Lippenzuckungen erkennen. Aber hey, wir sind noch ganz am Anfang. Das Hand-Tracking hingegen hat schon deutlich mehr überzeugt, welches in seiner Entwicklung bereits deutlich weiter erscheint als bei der Quest 2. Das liegt hauptsächlich an den neuen Controllern, die im übrigen auch für die Meta Quest 2 verwendet werden können.
Auch die Meta Quest Pro besitzt einen sogenannten RGB-Passthrough-Modus, der sich automatisch einschaltet, sobald Ihr den eingezeichneten Roomscale verlasst. Das zweimalige Klopfen an das Brillengehäuse schaltet den Passthrough ebenfalls ein und aus, sofern es in den Einstellungen so gewählt wurde. Das bedeutet, die verbaute Kamera projiziert Euch das reale Umfeld auf das Display. Auch hier muss sich die Meta Quest Pro einem Vergleich mit der HTC Vive XR-Elite stellen, bei dem die Quest Pro leider schlechter da steht.
Das Bild ist durchaus zufriedenstellend. Auch die Tiefen-Darstellung ist okay. Wo es mangelt, ist die Darstellung eines Displays vom Monitor, Laptop oder Smartphone. Hier liegt die HTC-Brille meilenweit vorn.
Meta Quest Pro: Performance
Meta verbaut in der Quest Pro als einziger Hersteller einen Snapdragon XR2+ Gen 1. Das Witzige daran ist, niemand will sich so richtig in die Karten schauen lassen, wozu der in einer 7 nm Strukturbreite gefertigte Octa-Core-Prozessor in der Lage ist.
Vorteile der Meta Quest Pro
- Schneller Prozessor
- Ausreichend Speicher
Nachteile der Meta Quest Pro
- -
Von Qualcomm-Seite ist lediglich zu hören, dass der Snapdragon XR2+ Gen 1 hochmoderne Interaktionen mit 50 Prozent höherer Dauerleistung im Vergleich zur vorherigen Generation leistet. Vermutet wird von Fachleuten ein von 2,84 GHz auf 3,2 GHz hoch getakteter Prime-Core. Fabian Nappenbach (HTC) behauptet hingegen, es wäre lediglich eine bessere Kühlung. Wie auch immer: Die Adreno 650 GPU (Graphics Processing Unit) bleibt in beiden Fällen gleich.
Einen echten Unterschied bietet die Meta Quest Pro jedoch auf der Speicherseite. Hier startet der ehemalige Facebook-Konzern mit stattlichen 256 GB internen Programmspeicher und 12 GB LPDDR5 Arbeitsspeicher. Inwieweit dieser unter Umständen über den zweiten USB-Type-C-Port (Oculus Link) erweitert werden kann, muss noch geklärt werden.
Tracking-Kameras & Sensoren
Der Vorteil einer Standalone-VR-Brille ist, dass sie kein Kabel zu einem Computer oder einer NextGen-Konsole benötigt, wie es bei der jüngst präsentierten PlayStation VR2 der Fall ist. Auch sogenannte Basisstationen müssen nicht montiert werden. Die gesamte Technik steckt in der Brille und den beiden Hand-Controllern. In unserem Fall sind es vier 6DoF-Inside-out-Tracking-Cameras und eine RGB-Passthrough-Kamera.
Vorteile der Meta Quest Pro
- RGB-Passthrough-Kamera
- Controller mit eigenem Prozessor und Kameras
Nachteile der Meta Quest Pro
- RGB-Passthrough-Kamera könnte besser sein
Die Meta Quest Pro kommt mit zwei neuen "Pro-Controllern" welche optisch aufgrund des fehlenden Trackingring auffallen. Sie haben jetzt je Controller drei 6DoF-Tracking-Cameras und einen eigenen Snapdragon 662. Ihr eigenes Tracking ermöglicht ihnen nun praktisch eine 360-Grad-Nutzung – also auch mehr oder weniger hinter Eurem Rücken. Das bedeutet ein deutlich präziseres Tracking, welches gerade bei schnellen Spielen seine Stärken ausspielen kann.
Meta Quest Pro: Akku
Das Thema Stromversorgung gehört bei den One-in-All-Headsets zu einem wahren Dreh- und Angelpunkt. Denn schließlich macht ja die autarke Nutzung ein All-in-One-Headset aus. Da enttäuscht es fast schon ein wenig, dass nach ersten Aussagen die Laufzeit des unbekannt großen und fest verbauten Akkus auch nur mit zwei Stunden angegeben wird. Gleiches gilt für eine volle Aufladung in der Ladestation.
Vorteile der Meta Quest Pro
- Zwei bis drei Stunden Spielzeit sind möglich
- Lade-Dock im Lieferumfang
Nachteile der Meta Quest Pro
- Akku lässt sich bei der Brille nicht tauschen
- Akkus lassen sich bei den Controllern nicht tauschen
- Beim Laden wird es eng
Hier ist wiederum die HTC Vive XR-Elite klar im Vorteil, dessen Akku sich im Betrieb (Hotswap) wechseln lässt. Natürlich kann die Meta Quest Pro über den USB-Type-C-Port mit einem externen Akku versorgt werden, was die Laufzeit rein theoretisch verlängern würde.
Ein wenig enttäuscht waren wir dennoch, als wir erfahren haben, dass die Akkus der Controller nicht wechselbar sind. Vermutlich sagt man sich, bei einer Laufzeit von durchschnittlichen 8 Stunden, werden diese ohnehin automatisch häufiger durch die Zwangsladungen der VR-Brille mehr als ausreichend Strom speichern.
Das stimmt auch so weit, insofern man die neuen 164 g Controller in der Zwischenzeit nicht anderweitig einsetzt. Denn diese funktionieren auch für die Quest 2 und könnten im "Beat Saber"-Gefecht durchaus Vorteile bieten.
Meta Quest Pro: Technische Daten
Technische Daten | |
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Name des Geräts | |
Abbildung | |
Display und Optik |
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Maße |
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Gewicht | 722 g (inkl. Akku) |
SoC |
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Speicher |
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Erweiterbarer Speicher | unbekannt |
Kamera / Tracking |
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Akku / Laufzeit |
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Konnektivität |
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Sound |
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Sonstiges |
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Controller | Angaben pro Controller:
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Betriebssystem | Android |
Verkaufsstart und Preis |
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Abschließendes Urteil
Die Meta Quest Pro kostet in Deutschland anstelle der einstigen 1.800 Euro nur noch 1.200 Euro. Das bedeutet schon einmal: Meta hat eingesehen, dass sich die Pro so nicht verkaufen lässt. Dennoch ist es auch jetzt kein Schnapper gegenüber einer Meta Quest 2 oder schlimmer, der Pico 4. Insofern scheint mir die Meta Quest Pro tatsächlich eher für den Einsatz in Unternehmen geeignet zu sein, wo auch das Eye- und Face-Tracking zum Einsatz kommen kann. Nachvollziehbar, dass Meta die Quest Pro als reines B2B-Device einstuft und die Consumer lieber mit der Meta Quest 3 abholen will. Wenngleich sich das Blatt mit dem Release einer Apple Reality One oder Reality Pro komplett drehen kann.
Die VR-Brille macht viele Dinge besser als ihr Vorgänger, wenngleich ich doch gerade beim Thema RGB-Passthrough mehr erwartet habe. Die Quest Pro hat das wuchtige Design der Quest 2 abgelegt. Die Pancake-Linsen bieten eine deutlich bessere Optik, auch für Brillenträger. Der Stereo-Sound konnte überzeugen und wenn nicht, können optional Stereo-Kopfhörer mit entsprechendem Klinkenstecker angeschlossen werden.
Die neuen überarbeiteten Controller sind spürbar besser als beim Vorgänger und auch die Augen- und Gesichtsverfolgung scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Insofern bleibt es eine kleine Überraschung, was uns Meta mit der Quest 3 im Herbst 2023 zu bieten hat. Somit ist die Meta Quest Pro etwas für die Zielgruppe, welche unbedingt in VR und MR zocken will – und wo Geld eher eine untergeordnete Rolle spielt, dafür aber Wert auf die neueste Technik gelegt wird. Unternehmer werden mit dem All-in-One-Headset angesprochen. Das nächste internationale Meeting schön in der virtuellen Realität? Kein Problem. Alle anderen, die eher auf das Zocken aus sind, finden in unserem Standalone-VR-Brillen Vergleich bessere Optionen.
Toller Test, würde aber wohl auch zu HTC greifen.