Lust auf ein kleines Spiel? Dann lasst uns doch einmal Logos raten. Ein simpler Zeitvertreib, ganz ohne Frage, und es gibt wohl kaum jemanden, der die bekannten Firmenschriftzüge oder -symbole nicht auf Anhieb erkennt. Es gibt sogar Apps, mit denen wir uns in dieses Wissen weiter einarbeiten können.
Vom angebissenen Apfel, bis hin zur kacheligen Windows-Fahne erkennen wir sie alle und wissen sofort, mit welchem Gerät oder Betriebsystem wir es gerade zu tun haben. Und ich weiß noch, wie begeistert ich als Kind immer gewesen bin, wenn ich den knuddeligen Pinguin (klar, Linux) erkannt habe. Firmenlogos sind quasi das Klingelschild der Unternehmen und sollen uns einladen, sie doch einmal zu besuchen. Oder zumindest unser Geld bei ihnen abzugeben. Und damit wir das auch ja machen, haben viele Firmen im Laufe der Jahre Ihre Logos kreativ verändert und den modernen Zeiten angepasst. Für alle gilt das allerdings nicht. Zumindest kann man die neuen Logos von OnePlus und der PS5 kaum besonders innovativ nennen. Sind sie aber deswegen schlechter als alle anderen? Nein, wenn Ihr mich fragt.
Die Machete im Logo-Urwald: Neu ist nicht immer besser
Firmenlogos haben zwei wichtige Funktionen: Über sie sollen wir das Unternehmen schnell wiedererkennen. Daneben stehen sie als bildhafter Repräsentant für das Firmenimage. Ein gutes Beispiel bietet McDonalds: Das Unternehmen tauschte 2009 seinen roten Hintergrund gegen einen grünen aus. So sollte der Vebraucher schon auf einem Blick erkennen "Wir sind ökologisch. Wir bieten gesundes Essen an." Weg vom reinen "Fast Food" und hin zur "gesunden" Apfeltasche und das alles – neben der Erweiterung der Angebotspalette – aufgezeigt durch einen einfachen Farbwechsel. Ein Image-Wechsel wie er im Buche stehen könnte.
Was bei dem Einen gut funktioniert, kann beim Nächsten aber auch ganz schnell in die Hose gehen. Vor allem, wenn man nicht einfach nur eine Farbe im Logo austauscht, sondern gleich "Wie die Axt im Walde" das komplette Logo ändert. Damit setzte sich VW erst letztes Jahr ziemlich in die Nesseln. Von dem 3D-Look, das immerhin von 2012 bis 2019 "In" war, ist kaum noch etwas geblieben. Um genau zu sein gar nichts. Ein Image-Wandel nach dem Abgasskandal ist schon logisch, aber ganz zurück zu den guten alten Zeiten war dann wohl doch nicht jedem VW-Fahrer recht.
Da warte ich die ganze Zeit auf das neue #VW #Logo und dann zeigen die nur das von 1967 🤦♂️ pic.twitter.com/LOajtyV3ch
— ePionier⚡️sᴉɹɥɔ (@ePionier) September 9, 2019
Was sich die Designer dachten, war ein klarer, prägnanter Look. Dies gaben sie zumindest damals gegenüber dem Stern an. Und ja, die neue abgespecktere Variante ist prägnant und klar – klar den Berg hinunter. Denn von dem einst starken Auftreten kann man beim neu präsentierten Symbol-Image gar nichts mehr sehen. Vielleicht wollte man sich in Zurückhaltung üben oder sich an die alte Größe zurückerinnern – gut möglich. An kam es jedenfalls nicht. Was beim Kunden hängenblieb, war anscheinend, dass VW versucht, seine alten "Heldentaten" zu kopieren. Und von Rückschritten halten bekanntlich die meisten Nutzer nichts.
So oder so auch nicht: Die abgeschwächte Version lässt das Logo jedenfalls schnell entmutigt wirken. Von der ursprünglichen Kraft bleibt nichts zurück. Und mutlos will wohl sicher kein Konzern wirken. Zumindest hab ich noch von keiner Firma gehört, die damit ihre Kunden wiedergewonnen hat.
Es kommt nicht auf das Wieviel sondern auf das Wie an
Wir sind ja nicht blöde: Logodesigns kosten Geld, das ist uns allen klar. Und es wird wohl keine Firma geben, die einfach so ein neues Logo in Auftrag gibt, ohne sich davor genügend Gedanken über das neue Layout gemacht zu haben. Umso ärgerlicher ist es dann also, wie am Beispiel VW gesehen, wenn es nicht den erwünschten Erfolg hat – oder eben die falsche Message ankommt. Wichtig ist daher, was beim Nutzer letztendlich ankommt, und somit ist es nicht wirklich wichtig, dass man viel am Logo ändert, sondern genau die richtigen Punkte. Apple hat diesen Sprung meines Erachtens perfekt gemeistert.
Das erste Logo des amerikanischen Unternehmens zeigte beispielsweise noch ein altertümlich wirkendes Bild von Isaac Newton. Nicht besonders modern für ein Unternehmen, das heutzutage beliebte iPads und iPhones herstellt, oder? Steve Jobs schien ebenso wenig angetan von dem Logo zu sein, denn immerhin ziert seit 1977 der uns all bekannte große Apfel die Apple-Produkt-Reihen. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich das Logo lediglich in seiner Farbgebung. Die beliebte Frucht blieb hingegen die gleiche. Und selbst die Entscheidung vom regenbogenfarbenen Apfel hin zu einem gesetzten Grauton ergibt für mich unglaublich viel Sinn. Denn sind wir mal ehrlich – ein rosafarbener, zwinkernder Apfel würde selten dämlich auf den Produkten aussehen und der Marke sicher keine Ernsthaftigkeit attestieren.
Geschadet hat es Apple wahrlich nicht, denn der zeitlose Apfel kombiniert das Beste aus beiden Welten: Newtons Findigkeit, über bekannte Gesetzmäßigkeiten hinwegzusehen, und die Moderne mittels einfacher Gestaltung des Apfels. Sicher, dies ist nur meine Logo-Deutung, aber wir können uns doch sicher sein, dass Apple nur zu gerne die innovative und kreative Firma von heute und der Zukunft darstellen will.
Never touch a running system, oder?
So heißt es auf Englisch und viele Firmen wären gut darin beraten, es auch zu beherzigen. Denn ja, auch über Firmenlogos entscheiden wir, ob uns eine Marke zusagt oder nicht. Und vor allem, wie wir ihr eigenes Selbstbild wahrnehmen. VW hat gezeigt, dass zu große Veränderungen dem Nutzer schnell suggerieren können, dass ein Unternehmen stillsteht. Und sicher – Apple wandelte sein Newtonbild zum ikonischen Apfel um. Seit diesem Punkt blieb sich das Unternehmen aber treu und das aus gutem Grund. Modern blieb das Unternehmen – Logo-technisch – durch die Farbanpassung. Daneben deutet der Apfel aber auch darauf hin, dass sich Apple selbst treu geblieben ist. Es suggeriert, dass es zu dem, was es tut, steht und strahlt Vertrauen aus. Ein Vertrauen, auf das Nutzer schon seit vielen Jahren bauen – wieso das also ändern?
Und jetzt haben wir also OnePlus und Sony mit seiner PS5, die genau das gleiche tun wie Apple bereits 1977. Sie greifen nicht in ein System ein, das bereits gut läuft. Stattdessen passen sie es mit kleinen "Erweiterungen" der Moderne an. Gleichzeitig sagen sie uns mit Ihrer Logo-Wahl: "Der Kunde bekommt genau die gleiche hochwertige Qualität wie bisher auch. Es ändert sich nichts, außer, dass wir moderner geworden sind". Ein Versprechen, dass, wie ich finde, Vertrauen schafft. Denn wer die Play-Station-Konsolen schon vorher geliebt hat, dem wird hier nichts weiter gesagt als: "Du verlierst nichts von dem guten Produkt. Es wird nur besser, neuer."
Am Ende zeichnen sich kleine Veränderungen meist sehr viel mehr aus als die wirklich großen. Weil wir als Kunden immer noch die Firma hinter der Marke erkennen. Immerhin eine Firma, mit der wir in einigen Fällen schon seit Jahren viele gute und schlechte Zeiten überwunden haben. Anstelle wirklich bahnbrechenden neuen Designs, wünsche ich mir auch bei anderen Logos das Rückgrat, sich seiner eigenen Stärke bewusst zu sein. Und die dann eben in ihren Logos auch beizubehalten!
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