"Amazon Prime Video wird teurer". Diese Nachricht hat vor wenigen Wochen nicht gerade für Begeisterungsströme gesorgt und Kunden des Online-Versandhauses verärgert. Das neue Abo-Modell, bei dem Ihr Euch durch Werbeunterbrechungen quälen dürft, ist auch bei Netflix oder WoW (ehemals Sky Ticket) mittlerweile üblich. Schlimmer wird das Ganze jedoch dadurch, dass mittlerweile auch die Qualität der Streams darunter leidet.
Die Preisschraube von Netflix, Amazon & Co.
Film- und Serienproduktionen verschlingen Geld. Richtig viel Geld. Es gibt Serien, wie etwa Dark aus 2017, die mit Produktionskosten von insgesamt 17 Millionen US-Dollar auskommen, allerdings bildet das eher die Ausnahme von solchen Eigenproduktionen. Bereits 2016 kostete eine Folge von Stranger Things rund 30 Millionen US-Dollar.
Die beliebte Netflix-Produktion ist hier jedoch in keiner schlechten Gesellschaft. So zahlt Marvel pro Folge von Loki, Hawkeye oder WandaVision satte 25 Millionen US-Dollar. An der Spitze steht jedoch keine Disney- oder Netflix-Serie. Die teuerste Show aller Zeiten kommt von Amazon. Die Rede ist natürlich vom Herr der Ringe Spin-Off "Die Ringe der Macht". Hier kostete eine einzige Folge bereits 58 Millionen US-Dollar.
Bei Statista findet Ihr eine genaue Auflistung einer Studie von MovieWeb. Doch was hat das nun mit der Kostenentwicklung von Netflix & Co. zu tun? Als Grund für die steigenden Abonnement-Gebühren und neuen Abo-Modelle nennen diese immer wieder die steigenden Produktsionskosten der Serien. Wie Ihr jedoch seht, sind auch ältere Serien durchaus kostspielig. Woran liegt das also, dass die Kosten steigen?
Das aktuelle Problem mit Netflix, Disney+ & Co.
Wir als Kunden verlangen immer nach etwas Neuem und unterhaltsamen. Allerdings ist es meiner Meinung nach Unsinn, Serien zu veröffentlichen, deren Produktionskosten das Bruttoinlandsprodukt kleinerer Inselstaaten sprengen. Vor allem dann nicht, wenn die Serie mit einem "war eigentlich okay" abgetan wird, so wie es etwa bei den Ringen der Macht der Fall ist. Dennoch wälzen die Streaming-Anbieter diese Kosten auf die Kunden um.
Es gibt sicherlich auch perfekte Gegenbeispiele. Das bereits erwähnte Stranger Things zählt laut IMDB mit einer Wertung von 8,6 zu einer der besten Serien überhaupt. Dennoch scheint hier die Gier der Streaming-Anbieter zu überwiegen. Denn immer häufiger sind schlechte Produktionen an der Tagesordnung und man versucht mit Trends zu gehen, die dann einfach nicht die gewünschten Einspielergebnisse liefern.
Die schiere Gier und gleichzeitig die Zahlungsbereitschaft der Kunden führt dazu, dass die Streaming-Dienste munter Ihre Kosten erhöhen. Bevor Ihr Euch jedoch wundert, warum ich hier nur über Netflix herziehe, erkläre ich Euch besser den Grund. Netflix ist ein Paradebeispiel dafür, was gerade auf dem Streaming-Markt schiefläuft. Auch andere Anbieter, wie Disney+ oder Sky, haben die selbe Problematik.
Der Markt für Video-On-Demand-Dienste boomt. Nicht zuletzt deswegen, weil Menschen, zu denen ich natürlich selbst auch zähle, einfach faul sind. Wir mögen es, einfach bestimmte Inhalte auszuwählen und die Gemütlichkeit solcher Dienste auszunutzen. Das wissen die Unternehmen allerdings auch und bringen immer wieder Änderungen ein, die nicht unbedingt kundenorientiert sind.
Netflix dreht kräftig an der Preisschraube – und verliert vor Gericht
So erhöht Netflix seit Jahren immer wieder die Kosten für die verschiedenen Abonnements oder ändert Richtlinien, wie das Verbot zur Teilung von Accounts. Diese werden in der Regel auch groß angekündigt und Kunden müssen diesen Änderungen der AGB erst zustimmen. Allerdings kommt es immer wieder zu Klagen von Verbraucherschützen gegen den Streaming-Riesen. So kam es 2020 zu einem Fall vor dem Berliner Kammergericht, in denen Netflix den Kürzeren zog.
Das Unternehmen hatte vor, Preisanpassungen nach eigenem Ermessen durchzuführen und die Kunden lediglich durch eine Klausel zu informieren. Das fanden Verbraucherschützer (zurecht) weniger gut und verklagten den Streaming-Anbieter daraufhin. Glücklicherweise wurde hier zugunsten des Verbraucherschutzes entschieden. Allerdings ist dies nur eines von vielen Beispielen, was sich die Anbieter herausnehmen.
Video-on-Demand-Streaming im Jahr 2024
Kommen wir jedoch zu den Jahren 2023 und 2024. Hier beginnt auch bei mir, der jahrelang treuer Kunde dieser Anbieter ist (war), der Unmut in Wut überzuschwappen. Das Problem sind die neuen Abonnement-Modelle der Anbieter. Möchtet Ihr wie gewohnt die verschiedenen Angebote ohne Werbung nutzen, werdet Ihr über "Premium"-Modelle zur Kasse gebeten. Möchtet Ihr nicht unnötig mehr ausgeben, müsst Ihr mit Werbeunterbrechungen klarkommen.
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Was bei Netflix und WoW bisher funktioniert, wollte sich nun auch Amazon aneignen. Allerdings ist die Sache hier noch einmal etwas anders. Zum einen bietet Amazon mit "Freevee" bereits einen Gratis-Channel an, bei dem Ihr mit Werbung zugeschüttet werdet. Zum anderen haben Prime-Video-Kunden häufig auch ein normales Prime-Konto. Dementsprechend zahlt Ihr hier auch für den eigentlichen Service von Amazon plötzlich mehr.
Entscheidet Ihr Euch dennoch gegen das Premium-Modell, dürft Ihr nicht nur die unnötige Werbung genießen, sondern zusätzlich noch mit einer schlechteren Qualität auskommen. Denn Amazon bietet für die Standard-Variante schlechtere Bild- und Tonqualität, da Ihr keinen Zugriff auf Inhalte mit Dolby Atmos oder Dolby Vision erhaltet. Zusätzlich informiert Amazon die Kunden darüber nicht einmal explizit.
DAZN und die Fußball-Lizenz
Ein weiterer wichtiger Faktor für Streaming-Anbieter sind TV-Lizenzen. Nehmen wir uns das Beispiel Fußball einmal vor. Möchtet Ihr alle Spiele der 1. und 2. Bundesliga sehen, braucht Ihr sowohl ein DAZN- als auch ein Sky-Abonnement. Zusammen macht das im günstigsten Monats-Abo-Modell rund 80 Euro (44,99 Euro für DAZN und noch einmal 35,50 Euro für Sky Bundesliga). Aufgrund der verwirrenden Lizenzvergabe der DFL haben hier mehrere Anbieter das Recht, bestimmte Spiele auszutragen und Leidtragende sind auch in diesem Fall die Fans.
Mir persönlich ist das einfach zu teuer. Für 80 Euro kann ich wenigstens einmal im Monat problemlos von meinem Wohnort zu meinem Lieblingsverein nach Kaiserslautern fahren und mir mit Freunden ein Live-Spiel anschauen; eventuell sogar häufiger als einmal monatlich, wenn ich mich gegen das teure Stadionbier entscheide.
Glücklicherweise scheint sich hier jedoch etwas zu tun. Die TV-Rechte für die kommende Saison 2024/2025 soll im April mit einer Auktion stattfinden, da laut einer Entscheidung des Bundeskartellamtes, nun mehr Bewegung auf dem Markt herrscht und eine solche Auktion nun legitim sei. Bedeutet für den Endverbraucher, dass dieser Übertragungs-Irsinn möglicherweise bald ein Ende findet.
Welche Alternativen gibt es?
Alternativen gibt es keine. So, ich habe es gesagt. Wobei das auch nicht ganz stimmt. Denn Ihr habt natürlich die Möglichkeit auf verschiedene Ausweichangebote zurückzugreifen. So steht Euch allen voran ein TV-on-Demand-Service der verschiedenen Mobilfunkanbieter zur Verfügung. Gerade mit dem Wegfall des Nebenkostenprivilegs rühren hier alle ordentlich die Werbetrommel und bieten Euch teilweise bis zu 9 Monate kostenloses TV.
Allerdings handelt es sich auch hier um Abonnement-Modelle. Möchtet Ihr beispielsweise Netflix integrieren, wird es auch hier wieder teurer. Es lohnt sich jedoch auf verschiedene Aktionen zu warten. So gibt's bei waipu.tv gerade zum Beispiel ein Perfect-Plus-Abonnement in Verbindung mit dem WoW Filme & Serien-Abo für gerade einmal 5 Euro monatlich. Solche Deals sind allerdings recht selten.
Ihr habt zudem die Möglichkeit über ausländische Seiten Abonnements abzuschließen. An dieser Stelle möchte ich jedoch nur das Schlagwort VPN in den Raum werfen, ohne zu erklären, wie das Ganze funktioniert. Informationen dazu findet Ihr überall im Netz. Doch genug von Deal-Dustin und zurück zu Debatten-Dustin.
Denn die letzte Variante die Euch bleibt, werde ich Euch nicht empfehlen, erfreut sich allerdings größter Beliebtheit. Die Rede ist hier natürlich von Torrent-Seiten. Diese Seiten bieten Filme und Serien kostenlos an. Allerdings befinden wir uns hier nicht mehr in einer rechtlichen Grauzone, sondern im dunkelsten Schwarz, das Ihr Euch vorstellen könnt. Streamt Ihr etwas über diese Seiten, macht Ihr Euch der Urheberrechtsverletzung schuldig und laut eines EUGH-Urteils von 2017 reicht hierfür bereits das bloße Anschauen solcher Inhalte.
Wenn Ihr solche Seiten nutzt, solltet Ihr Euch immer darüber im Klaren sein, dass Ihr Euch strafbar macht.
Fazit
Streaming-Anbieter treiben mit Ihren Taten immer mehr Kunden dazu, sich für kostspieligere Abo-Modelle zu entscheiden oder diese sogar zu kündigen. Dadurch entschieden sich vermehrt Menschen dazu, wieder über Kabel-TV fern zu schauen. Zumindest sollte das so sein. Aktuelle Studien, die Ihr etwas weiter oben im Artikel seht, zeigen allerdings, dass Kunden in Deutschland die Preiserhöhungen einfach hinnehmen.
Nun hat Netflix auch noch angekündigt erneut an der Preisschraube zu drehen. In Deutschland liegt die letzte echte Kostenerhöhung nun schon etwas zurück, allerdings will das Magazin Variety erste Hinweise auf eine solche gefunden haben. So gehen Experten davon aus, dass die Kosten für ein Abonnement beim Streaming-Dienst auf bis zu 19,90 Euro steigen könnte.
Was bleibt mir also noch zu sagen? Video-Streaming ist und bleibt für mich ein geduldetes Übel. Ich selbst werde auch bei weiterhin steigenden Kosten meinen Unmut kundtun, aber dennoch die Inhalte konsumieren. Denn wir Menschen und dazu zähle auch ich, sind vor allem eins – richtig faul.
Mich würde Eure Meinung zu der ganzen Thematik brennend interessieren. Wie sieht es bei Euch aus? Was haltet Ihr von den Preiserhöhungen? Nutzt Ihr Streaming-Angebote? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
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